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Leider meint Petrus es nicht gut mit uns. Bei der Fahrt hinein nach Polen, in die alte Hansestadt Stettin, hängen dunkle Regenwolken über uns. Wir wollen ein bis zwei Tage in Stettin bleiben, hinauf nach Swinemünde und an der Ostseeküste weiter nach Osten reisen, nach Kolberg.
Stettin
Nach unserem erfreulichen Einkaufserlebnis bei der Höfegemeinschaft Pommern fahren wir endlich wirklich nach Polen. Mein letzter Polenbesuch ist 20 Jahre her. Meine Mutter stammt mit ihrer Familie aus Breslau. Sie hatte immer den Wunsch, Breslau noch einmal zu sehen. Aber ihre frühe Krebserkrankung und ihr Tod mit nur 60 Jahren lies das leider nicht zu. Meine Tante, ihre ältere Schwester, lud die Interessierten aus der Familie zu ihrem 70. Geburtstag, im September 2000 nach Breslau und ins Riesengebirge ein. An dieser Fahrt habe ich teilgenommen. Meine Tante konnte uns damals vieles zeigen. Die Gegend, in der die Familie gewohnt hat und die Schulen, in die die Kinder gingen. Das Schwimmstadion, in dem alle Polomskikinder schwimmen lernten und meine Großtante schlesische Schwimmmeisterin geworden ist und Bademeisterin war. Das moderne Breslau hat das Stadtbild völlig gewandelt, nicht anders, als bei Städten in Deutschland. Im Riesengebirge machten wir eine Wanderung und waren auf der Schneekoppe. Üblicherweise war die Familie im Sommer dort zum Wandern, Beeren und Pilze sammeln und im Winter zum Skifahren…. Aber leider war für die Familie im Januar 1945 Schluss in Schlesien. Mit sehr viel Glück schaffte meine hochschwangere Großmutter mit ihren drei Mädchen die Flucht in den Westen per Bahn. Der älteste Sohn war bereits seit 1941 vermisst…
Wir, heute, im Juli 2020, freuen uns nun auf neue Erfahrungen in unserem direkten Nachbarland Polen. Bitte verzeihe, wenn ich meistens die deutschen Namen der Städte verwende, soweit sie geläufig sind. Die polnischen Wörter (und Ortsnamen) sind mit so viel Konsonanten versehen, dass ich mich zu oft vertippe.
Wir haben uns vor der Anreise einen Parkplatz in Stettin in der Nähe des Schlosses ausgesucht, da dort auch eine Tourist-I ist. Beim ersten Anlauf verpassen wir die Einfahrt und müssen auf der Schnellstraße erst über die Oder und dann die Zufahrt nochmal probieren. Da wir nun wissen, wo unser Abbiegefehler liegt, gelingt uns der zweite Anlauf und wir parken unser Wohnmobil. Da es bereits seit unserem Grenzübertritt regnet, gehen wir von vornherein in Regenjacke und jeder mit einem Knirps bewaffnet los.
In der Tourist-I im Schloss erhalten wir einen sehr ansprechend und gut gestalteten Stadtplan mit englischen und deutschen Erklärungen. Wer den roten Strichen auf dem Asphalt oder Pflaster folgt, kann eine Stadtbesichtigung auf eigene Faust machen und erhält dennoch die Eckdaten der markanten Gebäude und der Geschichte der Stadt.
Stadtrundgang Stettin
Wir wenden uns aus dem Schloss heraustretend nach links, denn es ist Mittagszeit und wir haben Hunger. Im alten Rathaus soll es im Keller eine Gaststätte geben. Da mich das sehr an unseren Besuch im Breslauer Rathauskeller erinnert, möchte ich dort gerne einkehren. So gehen wir „gegen die Richtung“ des Touristenstadtplanes. Das erste Haus, außer dem Schloss, dass wir passieren ist das Loitzenhaus. Die Fassade ist wirklich beeindruckend.

Gleich nebenan ist die interessante Stufenfgiebelfassade des Altstädtischen Rathauses. Diese Schmuckstufengiebel finde es seit meiner Kindheit sehr beeindruckend. Natürlich hängt in meinem Elternhaus ein Bild des Breslauer Rathauses und das hat ja ebenfalls einen imponierenden Stufengiebel. Dieser hier ist durch – ich möchte sagen Fenster – sehr offen gestaltet. Die abwechselnd grün glasierten Backsteine heben die Bauart und die Schönheit hervor.

Mittlerweile regnet es stärker und wir sind froh, in den Rathauskeller einkehren zu können, der außerdem eine Brauerei ist. Ich liebe Brauereien!

Das Gewölbe des Kellers haut mich um. Ich bin so fasziniert am Schauen, dass ich Bernhard suchen muss. Er hat mittlerweile einen Tisch für uns zugewiesen bekommen (Corona wegen). So unglaublich, wie diese Statiker vor vielen Jahrhunderten die Gewölbebögen anlegten. Denn darauf musste ja nun ein ganzes Rathaus aufgebaut werden und danach nicht zusammenbrechen!


Gebraut wird direkt hier im Keller. Das Bier wird auch direkt aus dem Fass dem Gast serviert. Ich habe mich schon seit der Abreise auf Piroggen gefreut und bekomme hier meine ersten. Die spätere Übersetzung für Piroggi ist „Maultasche“ und ja, das kommt dem Gericht entgegen. Auch Ravioli würde passen. Piroggi gibt es in sämtlichen Geschmacksrichtungen, die Du Dir denken kannst. Süß und Sauer, Veggi und mit Fleisch, herzhaft und scharf…
Nach diesem guten Essen hoffen wir darauf, unseren Stadtspaziergang trocken fortsetzen zu können. Anfänglich scheint es so, aber bereits beim roten Rathaus fängt ein erneuter Schutt an.

Wir gehen tapfer weiter, noch zu verschiedenen Kirchen und ehemaligen Hospitälern. Dann kehren wir in eine Einkaufszentrum ein, um uns ein wenig zu trockenen. Es gibt den Spruch: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.“ Ich halte den für einfach nur blödsinnig. Ich habe schon die teuersten und besten Goretexjacken gehabt, ich schwitze darunter so sehr, es macht keinen Unterschied, ob ich im Regen ohne Jacke laufe oder eine solche Regenjacke trage – ich bin immer nass. Die Hose ist sowieso nicht geschützt und das Fotografieren macht keine Spaß! Es macht mir überhaupt keine Freude im strömenden Regen eine Stadtbesichtigung zu machen! Ja, ich behaupte: Es gibt schlechtes Wetter!!! So brechen wir unsere Stettinbesichtigung ab! Wir ziehen uns im Wohnmobil erst mal um und hängen die nassen Sachen zum Trocknen auf. Nach einem Blick in die Wetterkarte entscheiden wir, dass wir nicht zur Marina in Stettin zur Übernachtung fahren. Es soll die nächsten zwei Tage weiterhin regnen. Wir werden auch nicht nach Swinemünde und an der Küste entlang fahren. Unser nächstes Ziel wird Kolberg sein. Wir werden uns auf dem Camping Baltic einquartieren. Ich habe dann Zeit, meine Artikel für den Blog zu schreiben und Bilder zu bearbeiten…
Auf der Autobahn bekommen wir per WhatsApp mit, dass die Pfalz (unser Zuhause) unter Hitze und Trockenheit ächzt… wir träumen davon…

Kolberg – Kolobrzeg
Wir quartieren uns auf dem Campingplatz Baltic ein. Ich nutze den Nachmittag und den nächsten Tag, meine Erlebnisse der letzten Tage online zu bringen. Am Abend prasselt kein Regen auf unser Wohnmobildach, so wagen wir einen Spaziergang zum Strand.

Wir marschieren schnell zurück zum Campingplatz und kommen mit den ersten schweren, dicken Tropfen noch trocken heim.
Kolberg – Stadtrundfahrt mit dem Rad
Am nächsten Morgen, bei nur leichtem Regen, macht Bernhard zu Fuß eine Erkundungstour zum Strand und in die Stadt. Ich ärgere mich mit dem lahmen WiFi des Campingplatzes herum, bevor ich meinen Hotspot auf dem Mobiltelefon aktiviere und mein eigenes Datenvolumen nutze. Mit Stadtplänen bestückt kommt Bernhard zurück und mit Obst von einem Straßenverkauf, wie lecker. Morgen soll es trockener sein, so werden wir eine Fahrradtour machen.
Aufzeichnung der Fahrradtour auf Komoot
Die Fahrradtour habe ich in zwei Komootaufzeichnungen, so kannst Du sie einfach nachfahren.
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von www.komoot.de zu laden.
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Oder Du folgst mir und diesen zwei Fahrradtouren auf meinem Komoot-Account. Camping Baltic – Leuchtturm und Leuchtturm – Camping Baltic.
Kolberg – vom Campingplatz zum Leuchtturm
Wir radeln den Weg zum Strand hinunter, die Radwege sind gut markiert. Mich begeistern die vielen öffentlichen, meist kostenlosen Toiletten, die an Hauptlaufwegen der Urlauber und den Promenaden aufgestellt sind. Vor der Waldenfelsschanze biegen wir nach links ab und folgen dem Radweg durch den Park – oder besser gesagt Kiefernwald – zur Seebrücke von Kolberg. Hier nun wird uns das Ausmaß dieses Touristenspots erst richtig bewusst. Bereits auf dem Weg zur Waldenfelsschanze haben wir einige „Neppläden“ gesehen, Stände, die überhaupt nur wegen des Tourismus existieren. Hüte, Sandgedöns für Kinder, Nepp und Plunder werden angeboten. Dinge – meist aus Plastik – die keiner wirklich braucht, die nur aus einer Urlaubslaune heraus gekauft werden. Aber was auf der Promenade von Kolberg abgeht, schockiert uns ziemlich. Es ist ähnlich, wie in deutschen Touristikhotspots – Menschenmengen und Nepp und schreckliche Imbissstände. Wir gehen auf die von wenigen Menschen besuchte Seebrücke hinaus, denn die Ostsee ist heute wirklich rau.

Am Strand sind, trotz des stürmischen Wetters, einige Badelustige und Sonnenanbeter unterwegs. Die Volleyballfelder dagegen sind verwaist.



Wir schieben unsere Räder auf der Promenade bis zum Leuchtturm. Kleine und große Mädchen sitzen brav auf Stühlen und lassen sich in stürmischem Wind bunte oder glitzernde Fäden ins lange Haar flechten. Am Leuchtturm machen wir kurz Halt für ein Foto. Wir werfen auch einen Blick hinunter zum Strand und hinauf in den Himmel, wo ein Drache so gut im Wind steht.


Kolberg – vom Leuchtturm zum Campingplatz
Wir wollen raus aus dem Trubel, aber wir müssen erst noch am Kai mit den Touristenschiffen vorbei. Unglaublich, mit was Touristen zu locken sind. Ich befürchte beinahe, dass Urlauber irgendwie einen Schalter umlegen, wenn sie in solchen Destinationen sind. Von normal denkenden und handelnden Menschen zu „ich will Spaß Wesen“ mutieren. Und zu Spaß gehört anscheinend, auch das Hirn auszuschalten und auf jede noch so schlechte Werbung und Ware hereinzufallen. Die Schiffe sind reine Motorschiffe, die Segel sind alle nur dekorative Stofflappen – ja, einfach nur Deko. Vielleicht urteile ich hart, aber das ist mein Empfinden.


Wir radeln an einem Park vorbei und erleben ein schönes Open-Air-Konzert. Es tut so gut, Künstler ihrem Beruf nachgehen zu sehen! Ich hoffe, dass diese „Park-Konzerte“ auch in Deutschland im Kommen sind!

Wir radeln über die Brücke des Parseta und biegen in einen Yachthafen ab. Der ist ebenso eine ehemalige Stadtverteidigung gewesen.

Wir fahren mit dem Rad noch bis zu einem weiteren Strand – ein Teil davon ist allerdings militärisch gesperrt. Aber auch dort sind nur Nepp und Imbissbuden, Wind und hohe Wellen. Außerdem kommen bereits wieder schwarze Wolken rein. Wir schauen noch eine kurze Weile den Kitesurfern zu, dann machen wir uns auf den Rückweg in die Stadt.


Kolberg Stadtmitte
Bernhard hatte bereits die Stadtmitte erkundet bei seinem Spaziergang. Ich hingegen bin ziemlich enttäuscht. Da gab es nach dem 2. Weltkrieg wohl keinen richtigen Stadtplaner. Jeder hat gerade so gebaut, wie ihm das passte. Wir stellen unsere Räder beim Dom ab.

Bei dem Denkmal ist links der im Jahr 2000 aktive Papst Johannes Paul II. zu sehen. Er war zuvor als polnischer Kardinal zuständig für den Dom in Kolberg. Sein Nachfolger, Benedikt XVI., ist links zu sehen. Die mittleren Figuren stellen Kaiser Otto III., der mit einer Reise aus Rom, kurz vor der ersten Jahrtausendwende, die Erhebung zur Erzdiözese erst ermöglichte und der damalige polnische Herrscher Boleslaw Chrobry. Er wurde später von Otto III. zum ersten polnischen König gekrönt. Ein Bogen mit einer Taube schwebt über den Figuren.
Wir spazieren in die wenig attraktive Innenstadt. Das Rathaus wurde wohl als einziges im Umkreis in der alten Bauweise wieder restauriert.

Eine Statue an der Rückseite des Rathauses, an der Kreuzung zur Straße zum Dom, finde ich total schön. Ein Kunstwerk, dass in die Neuzeit versetzt ist.

Wir sind kaum zurück am Wohnmobil und haben die Fahrräder wieder auf dem Gepäckträger, da prasselt ein richtiger dicker Regenschutt herab. Aber er währt nicht lange und kurze Zeit später scheint wieder die Sonne. Die dunklen Wolken verziehen sich und nur kleine weiße Wölkchen am Himmel bleiben übrig.
Kolberg Wellness und Sundowner
Bernhard hat in einem naheliegenden Hotel zwei Massagen für uns gebucht. So eine Wohltat. Geölt und tiefenentspannt spazieren wir zur Waldenfelsschanze hinunter. Wir wollen einen Sundowner nehmen. Die alten Schanzen in Kolberg wurden bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert als Gaststätten umfunktioniert. Kolberg mit seinen Heilquellen und Solewassern wurde zu dem Zeitpunkt als Kurbad sehr beliebt. Urlauber und Gäste kamen in immer größerer Anzahl und die nötige gastronomische Infrastruktur wurde in die alten Verteidigungsanlagen direkt an der Ostsee eingebaut. Diese bekamen Glasfenster, Wintergärten ähnlich, mit Bestuhlung. Die Verteidigungsmauern wurden etwas abgetragen und zu Terrassen umfunktioniert. Nach dem zweiten Weltkrieg war alles kaputt. Auf den Grundmauern wurden neue Gebäude errichtet.
Wir ergattern auf der oberen Terrasse der Waldenfelsschanze einen Tisch und bestellen einen Mojito und einen Caipirinha. Nach einiger Zeit kommen die Getränke, die allerdings sehr chemisch grün aussehen und eher nach Waldmeistersirup schmecken. Die Sonne senkt sich nur langsam dem Horizont zu. Manchmal versteckt sie sich kurz hinter Wolken. Der Wind ist weiterhin sehr stark und ziemlich kalt. Bernhard geht zurück zum Wohnmobil und holt uns die Daunenjacken (!). Zum Essen bestelle ich mir Piroggi mit Sauerrahmfüllung und Bernhard Tintenfischringe. Dazu passt ein Weißwein. Wir entdecken auf der Karte einen Georgischen Wein, den wir probieren.
Diesen Wein haben wir uns zum Sonnenuntergang bestellt Auf Englisch und in georgischer Schrift wird der Wein erklärt
Sonnenuntergang in Kolberg
Wir schauen dem Himmelsschauspiel lange zu bevor wir bezahlen und zum Strand hinuntergehen. So ein wunderschöner Abend. Immer tiefer sinkt die Sonne, das Meer sieht immer schwärzer aus.

Aus dem Hafen kommt nochmal das Touristenpiratenschiff auf die Ostsee hinausgefahren. Nun bin ich gespannt, ob ich das Schiff vor der untergehenden Sonne fotografieren kann, denn die Sonne sinkt nun schnell. Eigentlich nicht schneller als vorher, aber je näher sie dem Horizont kommt, um so schneller kommt mir das vor. Aber das Schiff hat eine gute Geschwindigkeit und das Foto gelingt.

Ziemlich erfroren kommen wir wieder am Wohnmobil an. Ein warmer, lauer Sommerabend würde uns mal richtig guttun. Im Moment fühlen wir uns von den Temperaturen eher wie im April oder Oktober, nicht im Juli. Der nächste Tag soll zumindest Regenfrei sein, wenn auch weiterhin sehr stürmisch. Wir werden weiter fahren zum Slowinski Naturpark, nach Leba. Im Naturpark sind Wanderdünen zu besichtigen.
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