Dieser Blogbeitrag kann unbezahlte Werbung enthalten. Auf meinen Bildern und Videos trage ich Kleidung und Ausrüstung, deren Brands sichtbar sein können. Ich beschreibe Destinationen namentlich, sonst kann ich nicht über sie berichten. Wer mir Werbung bezahlt, entnimm bitte unter Zusammenarbeit.
Anfang 1987 überlegte ich mit Karen unser Urlaubsziel. Ich machte nach der Trennung von Karens Papa eine Fortbildung und würde im Juni wieder in meinen Beruf Vollzeit einsteigen können. Aber davor wollten wir mindestens drei Wochen Urlaub machen.
Karen entschied sich fürs „große Meer und die hohen Berge“. Ich wollte gerne mal wieder unterwegs sein, aber wir hatten nicht viel Geld. So kam ich auf die Idee, eine Interrailtour zu machen, da ich noch unter 26 Jahren alt war und Karen erst drei Jahre. Das Interrailticket galt damals europaweit, auch auf Fähren und „Sonderbahnen“ und war doch recht günstig. Für Karen kostete die Beförderung noch gar nichts. Da sie mit in meinem Bett schlief, war sie bei den meisten Unterkünften auch kostenlos. Innerhalb Europas waren alle Bahnfahrten mit dem Ticket bezahlt. Aber im ticketausstellenden Inland mussten 50% des regulären Fahrpreises gezahlt werden. Wir wohnten in Darmstadt, von dort ist das naheliegendste Ausland Frankreich.
Reiseplanung vor dem Internetzeitalter
Für junge Leserinnen und Leser: Das war im Zeitalter vor Internet und Mobiltelefon für normale Menschen! So schaffte ich mir das dicke Kursbuch Europa an und den Interrail-Reiseführer „Billig-Unterwegs“ und machte mich an die Planung.

Ich besaß einen damals topmodernen Rucksack. Am Aluaußengestell waren drei unterschiedlich große Taschen befestigt, an denen auf den Taschenseiten wiederum kleine Taschen angenäht waren. Es gab eine Deckelklappe und die Möglichkeit, außen noch einiges anzubinden. Dort waren alle Kleidung, Waschzeug und Handtücher, die Strandmatte und Schwimmflügel untergebracht. In einer Umhängetasche trug ich unser Proviant. An meinem Gürtel hatte ich eine kleine Tasche der Bundeswehr befestigt, in der ich Papiere, Tagebuch, Kursbuch, Reiseführer und das wenige Geld hatte. Karen trug meinen alten Kinderrucksack mit Büchern, Autos und Strandspielsachen auf dem Rücken und ihre Trinkflasche um den Hals.
Paris
Wir starteten an Karfreitag früh am Morgen. Erstes Ziel: Paris. In Paris kamen wir mittags an, brachten unser Gepäck in die Absteige und entdeckten die Stadt und die Spielplätze der Stadt.


Ein Trick zum billig unterwegs sein besteht darin, möglichst nachts in der Bahn zu reisen, um Hotelkosten zu sparen. Damals gab es noch die alten Kurswagen, wo man gegenübeliegende Sitze zueinander ziehen konnte und so eine Liegefläche erhielt. Ostersamstag am Abend nahmen wir den Nachtzug nach Marseille und weiter nach Monaco, wo wir den Ostersonntag verbrachten. Ja, sogar dort war der Osterhase herumgehoppelt und hatte Eier versteckt!

Rom
Mit dem Nachtzug reisen wir weiter nach Rom, und kamen am Ostermontag um 5.30 Uhr morgens an. Leider verlies ich den Bahnhof auf der falschen Seite und schlug die falsche Richtung zur Herberge ein, entfernte uns immer mehr davon. Bei unserem sehr frühen Stadtrundgang hatten wir allerdings die Stadt für uns, am Ponte di Trevi waren wir völlig allein! Beide waren wir zunehmend ungeduldig, denn wir hatten Hunger. So gönnten wir uns ein italienisches Frühstück und erkundigten uns nach dem Weg. Ohne Gepäck durchstreiften wir später Rom und blieben bis Dienstagabend.



Der Nachtzug brachte uns nach Brindisi. Wir spazierten zum Hafen und bezogen in der Fähre nach Patras ein 8 m³ „großes“, fensterloses Kabuff. Wir fühlten uns beide äußerst unwohl und verbrachten viel Zeit an Deck. Erst als wir völlig müde waren, gingen wir in unsere „Kabine“ und schliefen gleich ein.
In Patras bestiegen wir froh den Zug. Endlich wieder Licht und „Fluchtmöglichkeit“ im Ernstfall. Schon im Zug nach Athen wurden Flugblätter der billigsten „Youth-Hostels“ verteilt. In einem davon stiegen wir ab und erkundeten die Altstadt von Athen. Wir entschieden, am nächsten Tag mit der Fähre nach Milos, einer Kykladen Insel, zu fahren. Ein öffentlicher Bus brachte uns zum Hafen von Piräus. Nach einigem Hin und Her bestiegen wir die Fähre. In Milos erwarteten die Zimmeranbieter die Gäste bereits am Fähranleger. Wir entschieden uns für ein kleines Hotel in Hafennähe.
Piräus


Milos
Nun war für eine Woche „Urlaub“ angesagt. An einem Ort bleiben, Wandern, Sehenswürdigkeiten besichtigen und am Strand Sandburgen über Sandburgen bauen. Zum Schwimmen war das Meer leider zu kalt. Abends gingen wir zum Abendessen in ein kleines Lokal und lernten dort andere Reisende kennen. Eine Dänin, einen Spanier und einen Australier. Wir schlossen uns zusammen und verbrachten einige Tage gemeinsam. Alle bemühten sich, mit Karen Unterhaltungen in Deutsch zu führen, bzw. Karen versuchte sich in den jeweiligen Sprachen und konnte schon bald einige Worte Dänisch, Spanisch und Englisch.


Wir entdeckten auf unseren Spaziergängen eine Fischersiedlung, in der ein deutschen Straßenschild hing und schauten uns eine Tanzvorführung von Karen im alten Amphitheater an.



Ein Kälteeinbruch zum 1. Mai forderte uns kleidungsmäßig heraus. Um warm zu bleiben trugen wir alle Kleidung übereinander, angefangen mit dem Schlafanzug als lange Unterwäsche.

Der Australier, David, lud uns zu sich nach Hause ein. So wurde die Idee für die nächste große Reise geboren, die Ende September 1989 startete. Nach einer Woche fuhren wir zurück nach Athen. David zeigte uns noch einige Sehenswürdigkeiten und wir besichtigten das griechische Nationalmuseum. Leider sind die Fotos, die wir nach Milos aufgenommen hatten, im Zuge meiner verschiedenen Wohnungsumzüge verloren gegangen.
Athen-Venedig in zwei Tagen
Mit der Zugverbindung Athen-Venedig reisten wir zwei Tage durch ganz Jugoslawien. Teilweise in Fußgängergeschwindigkeit. In Venecia-Mestre stiegen wir innerhalb von 4 Minuten in den Zug nach Milano um und dort in den nächsten nach Tirano. Ich hatte herausgefunden, das wir ab Tirano mit der Räthischen Eisenbahn weiterfahren konnten. Die Fahrt über den Bernina war atemberaubend, immer in Kreisen schraubt sich die Bahnstrecke den Berg hoch, bis in den ewigen Schnee. Unsere teuerste Übernachtung hatten wir in Sankt Moritz. Ich rief von dort einen Bekannten in der Nähe von Zürich an, den wir besuchen wollten. Er holte uns in Siebenen am Bahnhof ab und wir verbrachten noch fünf Tage in seinem Haus in Innerthal, bevor wir über Basel die Heimreise nach Darmstadt antraten.
Die Reise, die sich in Kurzform sehr stressig anhört, war aber eine Bereicherung für uns beide. Ich hatte die Route grob geplant und mich unterwegs immer wieder neu über die Weiterreise zum nächsten Ziel entschieden. Ich hatte durch die Bahnreisen viel Zeit, mit Karen zu spielen. In dem Alter sind die Kids sowieso sehr wissbegierig und interessiert an Allem. Karen war auch kein scheues Kind. Sie freundete sich immer schnell an, ob Hotelier, Katze, toter Maikäfer oder Schalterbeamte. Sie war immer fröhlich und gesprächig. Wenn Sie müde war, fanden wir immer irgendwo ein stilles Örtchen, wo sie ihr Mittagsschläfchen machen konnte. Während der Bahnfahrten war das sowieso kein Problem.
Ihre Wünsche hatten sich erfüllt, denn die Hohen Berge hatte sie gesehen. Einen sogar mit der Gondelbahn und mit einer Rundwanderung erklommen. Das große Meer hatte sie auch gesehen und sogar mit sehr großen Schiffen befahren.
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