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Ich war seit zwei Jahren viel Bergsteigen. Und meine Tochter Lotti lag mir in den Ohren, endlich mal eine Bergtour mit ihr zu machen. Das war nur in den Sommerferien möglich und wir fanden zehn Tage gemeinsame Zeit. Ich hatte das Tauferer Ahrntal als Ziel gewählt und eine Anreise mit dem Zug. Eine Nachtzugfahrt im Liegewagen ist bereits das erste Mutter-Tochter-Erlebnis einer Bergtour.
Leider war die Nacht war sehr unruhig. Einige Mitschläfer standen ständig auf und die Schiebetür ging auf und zu. Und in München stiegen die ersten Mitreisenden unseres Abteils bereits wieder aus. Eine Erholung war das nicht. Nach Innsbruck sind wir auch aufgestanden und schauten während der Fahrt über den Brenner aus dem Fenster. In Franzensfeste stiegen wir sehr müde aus und versuchten, mit einem Frühstück im Bahnhofsbistro unsere Lebensgeister anzukurbeln.
So richtig fit sind wir nach der Nacht im Liegewagen nicht
Tauferer Ahrntal
Ein weiterer Zug brachte uns nach Bruneck und ein Bus nach
Lappach. Von dort wollte ich mit Lotti zur Nevesjochhütte aufsteigen zur ersten
Hüttenübernachtung. An der Bushaltestelle zogen wir die Wanderschuhe an und ich
übernahm aus Lottis Rucksack noch Gepäck. Nun ging es immer bergauf Richtung Nevesstausee.
Die Luft roch sehr würzig, die Sonne schien warm und die Landschaft präsentierte
sich unglaublich schön mit wunderbarer Blütenvielfalt und schneebedeckten
Berggipfeln. Nur, wir waren beide müde und schlapp. Nach kurzer Zeit erreichten
wir ein kleines Gipfelkreuz.
Müde an einem kleinen Gipfel oberhalb Lappachs
Wir rasteten und ich studierte die Landkarte. Allem Augenschein nach hatte ich eine viel zu anspruchsvolle Tour für unser Mutter-Kind-Team ausgesucht. Lotti war konditionell nicht sehr stark, der Rucksack zu ungewohnt und sie zu ungeübt. Ich hatte bei der Planung wohl übersehen, dass sie gerade erst 10 Jahre alt geworden war. Nach der unruhigen Nacht waren auch von mir keine Hochleistungen zu erwarten. Ich besprach meine Gedanken mit Lotti. Ich schlug vor umzukehren und den Urlaub anders zu verbringen. Während meines Vorschlags ging in dem Kindergesicht die Sonne auf, der erschöpfte Blick wurde fröhlich.
Ja, die ganze Stimmung, auch bei mir, kippte sofort ins Positive. Beschwingt marschierten wir zur Bushaltestelle zurück. Wir nahmen nun den Bus nach Sand in Taufers. In der Touristinformation wollten wir für unseren Aufenthalt nun eine Ferienwohnung buchen und von dort aus Wanderungen machen.
Die freundliche Dame konnte uns helfen obwohl alle Appartements besetzt waren. Eine Freundin von ihr vermietete nur noch an langjährige Stammgäste und war nicht mehr in der offiziellen Vermietung gemeldet. Ein kurzer Anruf der Tourist-Dame; die Wohnung wäre derzeit frei. Wir könnten für acht Tage kommen. Wir kauften einige Lebensmittel ein und bestiegen den Bus nach Ahornach. Dem Heimatdorf Hans Kammerlanders, freute ich mich.
Ahornach
Die Gastgeber waren eine junge Familie mit drei Kindern, davon einer Tochter in Lottis Alter. Sie bewirtschafteten einen Bauernhof mit Milchvieh und Almwirtschaft. Die Wohnung lag im ersten Stock mit einer atemraubenden Aussicht zur Riesenfernergruppe. Herzlich wurden wir aufgenommen und Lotti wurde gleich von ihrer neuen Freundin mit in den Kuhstall genommen. Außerdem erhielten wir eine Einladung zum Abendessen.
Dort erfuhren wir, dass die Familie am nächsten Tag eine der steilen Wiesen an einem Hang mähen wollte. Spontan schlossen wir uns an. So hatten wir an unserem ersten Tag viel Spaß, denn die Kinder tollten herum und ich lernte den Umgang mit der Sense wieder. Es ist schon eine unglaubliche Anstrengung, die die Bergbauern im Alpengebiet zur Pflege der Kulturlandschaft unternehmen. Auch an diesem Abend waren wir zum Essen eingeladen. Wir sprachen über unsere Wanderpläne und bekamen einige Tipps für Tageswanderungen, die mit einem Kind geeignet sind. Aber wenn ich auch auf den Großen Moosstock wollte, den Hausberg Ahornachs, dann sollte ich doch mal frühmorgens starten, dann könnte ich am späten Vormittag wieder zurück sein. Lotti dürfte nach dem Aufwachen gerne zum Frühstück und Spielen nach unten kommen. So ein tolles Angebot konnte ich nicht ausschlagen. Direkt nach unserer Rückkehr würde ich meinen Expeditionsrucksack packen und mit meinem Bergkamerad Klaus zum Elbrus fliegen. Hier im Tauferer Ahrntal, mit 80 Berggipfeln über 3.000 n Höhe, wollte ich mit der Akklimatisation schon beginnen.
Großer Moosstock
Gleich am nächsten Morgen ging ich um halb fünf, mit der ersten Dämmerung, los. Ich hatte damals eine super Kondition und rannte förmlich den Berg hinauf, der oben noch große Schneefelder hatte. Außerdem hatte ich die respektlose Angewohnheit, die Gipfelkreuze gleich mit zu ersteigen. Respektlos deshalb, weil die freiwilligen Menschen, die diese Gipfelkreuze dort errichteten, viel Arbeit mit dem Fundament, dem Aufstellen und der Pflege haben. Und wenn Jede und Jeder auch noch das Kreuz erklettern würde, wäre der Pflegeaufwand sicherlich höher. Noch aber war mir das nicht klar und so war ich schlussendlich auf 3.062 Höhenmetern, drei Meter über der eigentlichen Gipfelhöhe und genoss die Rundumaussicht.
Gipfel Großer Moosstock mit 3.059 mDer Ausblick vom Großen Moosstock in Richtung Hohe Tauern
Bergab bin ich im Gebirge sehr schnell. Die Familie war sehr erstaunt, dass ich um halb zehn bereits wieder zurück war. Aber Lotti und ich wollten heute auch eine gemeinsame Wanderung machen. Mit einer Vesper im Rucksack stiegen wir über den Wanderweg 10B bis zur Kreuzung Schlafhaus hinauf. Dort folgten wir der Markierung 10C nach Osten, immer leicht bergauf und bergab. Lotti freute sich an den Pflanzen und war begeistert von der Wollgraswiese. Das erinnert sie an unseren Schweden-Motorrad-Urlaub. Auch später das Heidelbeerfeld. Wir pflückten Unmengen in unsere Berghaferl und Vesperdosen. Abends schenkte uns die Bäuerin Gelierzucker und Gläser und ich kochte Heidelbeermarmelade. Die wunderbar schmackhaftes Andenken an den Urlaub nahmen wir irgendwie in den Rucksack gestopft mit nach Hause.
Lotti freut sich über die Wollgraswiese, die sie an unsere Schwedentour erinnertHeidelbeeren, welche Wonne, sammeln für zuhause
Speikboden
Eine Empfehlung unserer Wirtsleute war eine Wanderung am Speikboden. Hinauffahren mit der Gondelbahn, absteigen nach Weißenbach und mit dem Bus wieder zurück. Diese Rundtour beinhaltete zwei Gipfel. Der Aufstieg von der Gondel zum Speikbodengipfel war recht steil und landschaftlich uninteressant. Ein Skigebiet sieht im Sommer einfach nicht schön aus. Lotti hatte keinen rechten Spaß und schaute recht mürrisch unter dem Gipfelkreuz. Von dort ging es aber mit toller Aussicht meist bergab und Lottis Laune hatte sich bis zum Gipfel des Seewassernock wesentlich gebessert.
Lotti am Gipfelkreuz Speikboden auf 2.517 m HöheLotti steht am zweiten Gipfelkreuz des Tages, dem Seewassernock mit 2.342 m Höhe
Naturbadeteich als Öffentliches Schwimmbad in Sand in Taufers
Die Busverbindungen im Tauferer Ahrntal sind sehr gut getaktet und aufeinander abgestimmt, so waren wir am späten Nachmittag wieder am Bauernhof und Lotti spielte mit ihrer Freundin im Kuhstall und bei den Hühnern. Zur Abwechslung gingen wir am nächsten Vormittag bergab nach Sand in Taufers, denn heute war Schwimmbadtag angesagt. Das Freibad von Sand in Taufers ist als Naturbadeteich angelegt und somit ohne Chlorwasser. Schwimmen, plantschen, mit der Mama und wieder neuen Kindern spielen, das Leben kann so einfach und schön sein.
Lotti springt über die Begrenzungssteine des Naturbadeteichs
Lenkjöchlhütte
Eine weitere Empfehlung der Wirtsleute, war die Wanderung von Kasern zur Lenkjöchlhütte. So könnten wir eine Berghüttenübernachtung machen und am nächsten Morgen wieder absteigen. Im Windtal weideten viele Ziegen und wir kamen nur langsam voran, weil wir sie beobachteten und sie sich mit uns anfreundeten und die kleinen Zicklein vor unseren Füßen herumsprangen. Die Hüttenwirte der Lenkjöchlhütte hatten auch eine Tochter in Lottis Alter und so war sie am Nachmittag mit ihr draußen unterwegs. Ich kam mit einer Einzelwanderin ins Gespräch. Sie wollte morgen sehr früh auf die Rötspitze steigen. Wie ich sie beneidete!
Beim Abendessen entwickelte sich folgendes Gespräch von ihr mit der Hüttenwirtin: „Kann ich morgen Vormittag spät frühstücken, ich will erst hinauf zur Rötspitze?“ „Das ist kein Problem, aber allein hinauf finde ich nicht ratsam!“ „Ich bin aber allein.“ Die Hüttenwirtin schaute mich an. „Wolltest du nicht auch hinauf?“ „Das geht mit meiner Tochter nicht!“ „Eh klar! Aber die kann doch hierbleiben und mit unserer Tochter spielen, während ihr die Tour gemeinsam macht!“ Lotti hatte das Gespräch aufmerksam verfolgt und nickte. „Ist okay, Mama. Du bist ja schnell wieder da!“
Rötspitze
Wir packten unsere Sachen am Abend und waren bereits wieder
um halb fünf unterwegs. Der Aufstieg auf der Nordseite ist weglos, aber alte
Spuren waren deutlich zu sehen. Wir stiegen nördlich des Rötkees auf und kamen
bald in den Schnee. Nach einigen leichten Kletterpassagen waren wir schnell auf
dem Grat und bald beim Gipfelkreuz auf 3.495 m.
Das war für drei Gipfelkreuze meine Masche – hinaufklettern. Nach einigem Nachdenken: undenkbar – aus Respekt den Erbauern des Gipfelkreuzes gegenüber. Hier am Gipfelkreuz der Rötspitze
Auch hier wieder ein unglaubliches Panorama. Rund um das
Tauferer Ahrntal stehen über 80 Dreitausender. Da bietet die Aussicht ungeheuer
viel. Hinab war ich wieder schnell unterwegs, teilweise zu schnell und die
Bergfreundin drückte im richtigen Moment auf den Auslöser.
Bergab im Schnee gelingt nicht immer – bringt den Umstehenden und der Gefallenen aber viel Spaß
Wir waren bereits um neun Uhr zurück, Lotti schlief noch und ich weckte sie zum Frühstück. „Mama, du wolltest doch bergsteigen“, war ihre erste Reaktion bei meinem Guten-Morgen-Kuss.
Wir spazierten über das Röttal zurück und ich kühlte mich in einem kleinen See unterhalb des Rötkees ab. Es dauerte allerdings, bis Lotti den Auslöser fand und mir wurde kalt. Aber für ein besonderes Bild leide ich gerne mal.
Eisbad im kleinen See des Rötkees – Erfrischung pur
Den letzten Tag verbrachten wir nach dem Abschied von unserer netten Bauersfamilie im Naturbadeteich, sprich Schwimmbad. Am späten Nachmittag nahmen wir den Bus nach Bruneck und schlenderten noch durch das schöne Städtchen. Ab Franzentsfeste stiegen wir wieder in einen Liegewagen und waren am frühen Morgen, diesmal besser ausgeschlafen, zurück in Frankfurt.
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Anfang 1987 überlegte ich mit Karen unser Urlaubsziel. Ich machte nach der Trennung von Karens Papa eine Fortbildung und würde im Juni wieder in meinen Beruf Vollzeit einsteigen können. Aber davor wollten wir mindestens drei Wochen Urlaub machen.
Karen entschied sich fürs „große Meer und die hohen Berge“. Ich wollte gerne mal wieder unterwegs sein, aber wir hatten nicht viel Geld. So kam ich auf die Idee, eine Interrailtour zu machen, da ich noch unter 26 Jahren alt war und Karen erst drei Jahre. Das Interrailticket galt damals europaweit, auch auf Fähren und „Sonderbahnen“ und war doch recht günstig. Für Karen kostete die Beförderung noch gar nichts. Da sie mit in meinem Bett schlief, war sie bei den meisten Unterkünften auch kostenlos. Innerhalb Europas waren alle Bahnfahrten mit dem Ticket bezahlt. Aber im ticketausstellenden Inland mussten 50% des regulären Fahrpreises gezahlt werden. Wir wohnten in Darmstadt, von dort ist das naheliegendste Ausland Frankreich.
Reiseplanung vor dem Internetzeitalter
Für junge Leserinnen und Leser: Das war im Zeitalter vor Internet und Mobiltelefon für normale Menschen! So schaffte ich mir das dicke Kursbuch Europa an und den Interrail-Reiseführer „Billig-Unterwegs“ und machte mich an die Planung.
Unser Zug fährt ein, das Abenteuer geht los
Ich besaß einen damals topmodernen Rucksack. Am Aluaußengestell waren drei unterschiedlich große Taschen befestigt, an denen auf den Taschenseiten wiederum kleine Taschen angenäht waren. Es gab eine Deckelklappe und die Möglichkeit, außen noch einiges anzubinden. Dort waren alle Kleidung, Waschzeug und Handtücher, die Strandmatte und Schwimmflügel untergebracht. In einer Umhängetasche trug ich unser Proviant. An meinem Gürtel hatte ich eine kleine Tasche der Bundeswehr befestigt, in der ich Papiere, Tagebuch, Kursbuch, Reiseführer und das wenige Geld hatte. Karen trug meinen alten Kinderrucksack mit Büchern, Autos und Strandspielsachen auf dem Rücken und ihre Trinkflasche um den Hals.
Paris
Wir starteten an Karfreitag früh am Morgen. Erstes Ziel: Paris. In Paris kamen wir mittags an, brachten unser Gepäck in die Absteige und entdeckten die Stadt und die Spielplätze der Stadt.
Karen steht an der Kaimauer der Seine, im Hintergrund Notre DameAuf dem Spielplatz in Paris darf Karen Lokführerin sein
Ein Trick zum billig unterwegs sein besteht darin, möglichst nachts in der Bahn zu reisen, um Hotelkosten zu sparen. Damals gab es noch die alten Kurswagen, wo man gegenübeliegende Sitze zueinander ziehen konnte und so eine Liegefläche erhielt. Ostersamstag am Abend nahmen wir den Nachtzug nach Marseille und weiter nach Monaco, wo wir den Ostersonntag verbrachten. Ja, sogar dort war der Osterhase herumgehoppelt und hatte Eier versteckt!
Nach der Ostereiersuche und einem ausgiebigen Spielplatzbesuch sitzt Karen am Ostersonntag erschöpft am Springbrunnenrand
Rom
Mit dem Nachtzug reisen wir weiter nach Rom, und kamen am Ostermontag um 5.30 Uhr morgens an. Leider verlies ich den Bahnhof auf der falschen Seite und schlug die falsche Richtung zur Herberge ein, entfernte uns immer mehr davon. Bei unserem sehr frühen Stadtrundgang hatten wir allerdings die Stadt für uns, am Ponte di Trevi waren wir völlig allein! Beide waren wir zunehmend ungeduldig, denn wir hatten Hunger. So gönnten wir uns ein italienisches Frühstück und erkundigten uns nach dem Weg. Ohne Gepäck durchstreiften wir später Rom und blieben bis Dienstagabend.
Am Ostermontag ist vor der Markuskirche nicht mehr viel losKaren hat den Löwen an einem Brunnen in Rom erklettert und ruht ausKaren hat mich vor dem Trevibrunnen in Rom fotografiert
Der Nachtzug brachte uns nach Brindisi. Wir spazierten zum Hafen und bezogen in der Fähre nach Patras ein 8 m³ „großes“, fensterloses Kabuff. Wir fühlten uns beide äußerst unwohl und verbrachten viel Zeit an Deck. Erst als wir völlig müde waren, gingen wir in unsere „Kabine“ und schliefen gleich ein.
In Patras bestiegen wir froh den Zug. Endlich wieder Licht und „Fluchtmöglichkeit“ im Ernstfall. Schon im Zug nach Athen wurden Flugblätter der billigsten „Youth-Hostels“ verteilt. In einem davon stiegen wir ab und erkundeten die Altstadt von Athen. Wir entschieden, am nächsten Tag mit der Fähre nach Milos, einer Kykladen Insel, zu fahren. Ein öffentlicher Bus brachte uns zum Hafen von Piräus. Nach einigem Hin und Her bestiegen wir die Fähre. In Milos erwarteten die Zimmeranbieter die Gäste bereits am Fähranleger. Wir entschieden uns für ein kleines Hotel in Hafennähe.
Piräus
Die Fähre legt im Hafen von Piräus ab auf dem Weg nach MilosKaren genießt die Fahrt auf der Fähre nach Milos
Milos
Nun war für eine Woche „Urlaub“ angesagt. An einem Ort bleiben, Wandern, Sehenswürdigkeiten besichtigen und am Strand Sandburgen über Sandburgen bauen. Zum Schwimmen war das Meer leider zu kalt. Abends gingen wir zum Abendessen in ein kleines Lokal und lernten dort andere Reisende kennen. Eine Dänin, einen Spanier und einen Australier. Wir schlossen uns zusammen und verbrachten einige Tage gemeinsam. Alle bemühten sich, mit Karen Unterhaltungen in Deutsch zu führen, bzw. Karen versuchte sich in den jeweiligen Sprachen und konnte schon bald einige Worte Dänisch, Spanisch und Englisch.
Da das Meer zu kalt zum Baden ist, machen wir Spaziergänge auf MilosSpaziergänge machen mit vielen Betreuern noch mehr Spaß
Wir entdeckten auf unseren Spaziergängen eine Fischersiedlung, in der ein deutschen Straßenschild hing und schauten uns eine Tanzvorführung von Karen im alten Amphitheater an.
Eine Bilderbuchhafensiedlung auf der Insel MilosDiese Fischer wohnte wohl einige Zeit in Deutschland in der ElisabethstraßeDie Reste des Amphitheaters in Milos in schlechter Bildqualität
Ein Kälteeinbruch zum 1. Mai forderte uns kleidungsmäßig heraus. Um warm zu bleiben trugen wir alle Kleidung übereinander, angefangen mit dem Schlafanzug als lange Unterwäsche.
Dick in Kleidung eingepackt trotzen David und Karen der Kälte
Der Australier, David, lud uns zu sich nach Hause ein. So wurde die Idee für die nächste große Reise geboren, die Ende September 1989 startete. Nach einer Woche fuhren wir zurück nach Athen. David zeigte uns noch einige Sehenswürdigkeiten und wir besichtigten das griechische Nationalmuseum. Leider sind die Fotos, die wir nach Milos aufgenommen hatten, im Zuge meiner verschiedenen Wohnungsumzüge verloren gegangen.
Athen-Venedig in zwei Tagen
Mit der Zugverbindung Athen-Venedig reisten wir zwei Tage durch ganz Jugoslawien. Teilweise in Fußgängergeschwindigkeit. In Venecia-Mestre stiegen wir innerhalb von 4 Minuten in den Zug nach Milano um und dort in den nächsten nach Tirano. Ich hatte herausgefunden, das wir ab Tirano mit der Räthischen Eisenbahn weiterfahren konnten. Die Fahrt über den Bernina war atemberaubend, immer in Kreisen schraubt sich die Bahnstrecke den Berg hoch, bis in den ewigen Schnee. Unsere teuerste Übernachtung hatten wir in Sankt Moritz. Ich rief von dort einen Bekannten in der Nähe von Zürich an, den wir besuchen wollten. Er holte uns in Siebenen am Bahnhof ab und wir verbrachten noch fünf Tage in seinem Haus in Innerthal, bevor wir über Basel die Heimreise nach Darmstadt antraten.
Die Reise, die sich in Kurzform sehr stressig anhört, war aber eine Bereicherung für uns beide. Ich hatte die Route grob geplant und mich unterwegs immer wieder neu über die Weiterreise zum nächsten Ziel entschieden. Ich hatte durch die Bahnreisen viel Zeit, mit Karen zu spielen. In dem Alter sind die Kids sowieso sehr wissbegierig und interessiert an Allem. Karen war auch kein scheues Kind. Sie freundete sich immer schnell an, ob Hotelier, Katze, toter Maikäfer oder Schalterbeamte. Sie war immer fröhlich und gesprächig. Wenn Sie müde war, fanden wir immer irgendwo ein stilles Örtchen, wo sie ihr Mittagsschläfchen machen konnte. Während der Bahnfahrten war das sowieso kein Problem.
Ihre Wünsche hatten sich erfüllt, denn die Hohen Berge hatte sie gesehen. Einen sogar mit der Gondelbahn und mit einer Rundwanderung erklommen. Das große Meer hatte sie auch gesehen und sogar mit sehr großen Schiffen befahren.
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Als meine Tochter Karen in Mantua in Italien im Erasmus-Programm studierte, hatten wir uns Ende April, Anfang Mai am Gardasee zu ein paar Klettersteigtagen verabredet.
An einem frühen Morgen folgten wir dem Wanderweg aus Riva del Garda zur Ruine der Bastione. Auf einem schmalen Bergpfad stiegen wir bis zur Kapelle Santa Barbara, wo wir kurz innehielten.
Kleine Kapelle für die Heilige Barbara mit Blumen und „Gute Wünsche“ Buch
Nach weiteren Serpentinen erreichten wir das Refugio, hinter dem der Einstieg zum Klettersteig Via dell‘ Amicizia ist. Bis dahin waren wir allein unterwegs und nicht mal Wanderern begegnet.
In noch bewachsenen Fels kletterten wir über einige Steilstufen an der Seilversicherung hinauf. Und dann begann das Abenteuer. Ewig lange Leitern führen auf die immer nächste Geländestufe, auf der ein Quergang zur nächsten Leiter leitet.
Leitern sind Hauptbestandteil des Klettersteigs Dell‘ Amicizia
Schnell waren wir aus der Vegetation draußen und genossen die Aussicht auf Riva del Garda, Torbole, Nago, Malcesine und den Lago di Garda.
Ausstieg aus dem Fels zum nächsten Band
An jedem Leitereinstieg steht ein Hinweis, dass sich maximal drei Klettersteiggeher auf der Leiter aufhalten dürfen.
Nur drei Personen dürfen gleichzeitig auf der Leiter sein
An einer Stelle war plötzlich eine Frau über uns zu sehen, die sehr langsam die Leiter hinaufging. Einen Klettersteigkarabiner führte sie am links der Leiter gespannten Drahtseil mit, den anderen Karabiner klinkte sie mit umständlichen Bewegungen an jeder Sprosse ein.
Karen stieg ein, als die Frau etwas über der Mitte der Leiter war. Als sie wiederum die Mitte erreicht hatte, ging ich los.
Auf unserem Alpenvereinsgelände in Weinheim an der Bergstraße haben wir im Klettersteig auch Leitern. So sind wir Leitern im Klettersteig gewöhnt und ich war damals sehr schnell auf Leitern. So kam ich mit Karen fast zeitgleich am Ausstieg an, wo die Frau, die erst kurz vor uns von der Leiter geklettert war, uns argwöhnisch beäugte.
„War das sicher, was Sie da gemacht haben?“ fragte sie mich.
„Äh, warum?“, lautete meine Gegenfrage, während ich meine Karabiner aushängte und mich zu Karen auf den Weg stellte.
„Sie waren so schnell!“
„Ja, das war sicher. Ich bin Leitern gewöhnt. Wir haben auf unserem Übungsgelände auch Leitern im Klettersteig und ich bilde dort Klettersteiggehen aus.“
„Ja Leitern bin ich auch gewöhnt“, antwortete die Frau, immer noch mit kritischem Blick. „Aber ich finde diese hier in Italien so gewöhnungsbedürftig!“
„Oh, warum?“
„Hier sind viele der Leitern für Linkshänder ausgelegt!“
Karen und ich schauten fragend.
„Na, die Seile verlaufen oft links der Leitern. Dann sind das Linkshänderklettersteige. Und mit Links kann ich die Karabiner nicht bedienen und muss mit der rechten Hand immer so umständlich vor meinem Bauch nach links greifen.“
„Linkshänderklettersteig“ – das Sicherungsseil läuft links der Leiter
Während Karen anfing zu grinsen und sich zum Weg drehte um weiterzugehen, wendete ich ein: „Alle Kletterkarabiner sollte man mit der linken wie der rechten Hand gleichermaßen bedienen können. Das lernen unsere Sektionsmitglieder in der ersten Kletterstunde.“
Der Blick der Frau wandelte sich von kritisch in erbost und ihre Stimme klang höher als sie antwortete: „Ich bin hier in Urlaub. Ich habe es nicht nötig, mich von Ihnen belehren zu lassen.“
Ich drehte mich achselzuckend um und folgte Karen, die mit großen Schritten, von Lachen geschüttelt, der nächsten Leiter zueilte.
Wenig später erreichten wir den Gipfel des Cima SAT auf 1.246 m. Der Ausblick von dort auf den Gardasee mit über tausend Meter Tiefblick ist einfach atemberaubend und ein absoluter Genuss.
Noch mal die Karabiner umklinken kurz vor deem Ausstieg aus dem Klettersteig Dell‘ Amicizia oberhalb von Riva del Garda
Linkshänderklettersteig ist bei uns mittlerweile ein geflügeltes Wort, das wir immer dann benutzen, wenn beim Klettern oder Klettersteiggehen ein Karabiner mit der linken Hand geklinkt werden muss.
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Willkommen
Hallo von Anne-Bärbel
Ich bin eine Reisende -fern und nah-, Abenteurerin, Humanistin, Freigeist. Reisepunsch.de bietet die Vielfalt des Reisens in Geschichten, Tipps, Infos, Genuss, und Empfehlungen. Für Dich zum Teilhaben oder vielleicht zum Selbsterleben!?