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Nördlich von Ventspils liegt der Būšnieku See, der ein Naherholungsgebiet für die Bewohner von Ventspils ist. Die Fahrradtour um den See ist nur 9 km lang und somit auch als Wanderung machbar. Der Wald steht im Sommer und Herbst voll Heidelbeeren, Preiselbeeren und Pfifferlingen, Bade- und Picknickplätze laden zum Verweilen ein.
Naherholungsgebiet Būšnieku See
Der Būšnieku See liegt nördlich von Ventspils und ist von der Ostsee durch eine Düne getrennt. In der Nähe befindet sich das Fischerdorf Staldzene, mit Fischerhäusern aus dem 19. Jahrhundert. Wir fahren auf den Parkplatz beim Badeplatz. Wir sind an diesem Sonntag noch vor der Mittagszeit dort, bevor der Parkplatz zu voll ist. Direkt unterhalb ist eine schöner Badeplatz.
Links führt ein Bohlenweg vom Parkplatz zum Badeplatz am See mit Umkleidemöglichkeit, Dixi-Toilette, Steg, Picknickplätzen und Sandstrand
Während ich fotografiere und die Helme aus dem Schrank hole, hat Bernhard die Fahrräder vom Wohnmobilgepäckträger geholt.
Aufzeichnung der Fahrradtour auf Komoot
Die Fahrradtour habe ich auf Komoot aufgezeichnet, so kannst Du sie einfach nachwandern.
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Der Radweg um den Būšnieku See
Wir starten im Uhrzeigersinn um den See. Der Radweg ist vom Parkplatz weg asphaltiert und führt, durch einen Grünstreifen getrennt, an der Landstraße entlang. Kurz vor dem „Hirschgarten“ geht der Fahrradweg nach rechts in den Wald. Ich bin aber neugierig, was sich hinter dem braunen touristischen Hinweisschild in wenigen Metern verbirgt, dass nach links führt. Ein Parkplatz mit einem Wildgehege und einer deutschen Hinweistafel!
Diese Hinweistafel auf Deutsch hängt beim Hirschgarten
In einem circa 35 ha großen Gehege leben Edelhirsche und benachbart, auf 1,5 ha, Wildschweine. Besucher können die Tiere von einem 6,5 m hohen Aussichtsturm beobachten, Wie immer steht eine Toilette und Picknickmöglichkeiten am Parkplatz zur Verfügung.
Nun folgen wir dem Radweg im Wald. Uns fallen alle circa 400 m bis 500 m große Tafeln auf. Darauf sind Fitnessübungen gedruckt, die international gut zu verstehen sind. Viele Übungen kenne ich vom Gesundheitswandern. Ich bin vom lettischen Angebot an die Bevölkerung, die Gesundheit durch Fitness und Wohlbefinden zu erhalten, wieder mal begeistert!
Auf einer Seeseite sind Fitnessübungen erklärt, die während der Wanderung oder Radtour zusätzlich absolviert werden können
Wir radeln auf dem ausgesprochen angenehmen Waldweg weiter. Der Wald erinnert mich mal wieder an Ronja Räubertochter. Manchmal Felsen, Birken, Nadelbäume, Kiefern, das Unterholz aus Farn oder Heidesträuchern, soo schön.
Der Radweg durch den Wald ist in einem perfekten Zustand
Wir passieren den nächsten Parkplatz – prompt ist der Radweg (die Straße) wieder in erbärmlichem Zustand. In der Nähe ist ein Bootsverleih und eine Toilette.
In der Nähe des Bootsverleihs ist der Parkplatz mit Toilettenhäuschen und einer Hinweistafel zum SeeAn diesem Haus werden die Ruderboote verliehen, um z.B. auf dem See zu angelnAn jedem Parkplatz findet man eine Toilette, die hier am Busnieku-See ist sehr nett gestaltet
Kaum ist der Waldweg mit Pfosten für Autos gesperrt, ist er wieder ein wunderbar zu fahrender Radweg. Auch an diesem See wird eine Aussichtsplattform über einen Bohlenweg erreicht. Topp instandgehalten, der Zuweg ist gepflegt, Mülleimer überall in der Nähe. Ich bemerke nun immer öfter, wie sehr die Letten auf Sauberkeit im öffentlichen Raum achten.
Wieder ein perfekter Bohlensteg zur Aussichtsplattform am SeeDie Infotafeln sind auf Lettisch und Englisch Blick über den See von der Aussichtsplattform, der Badeplatz ist etwa gegenüber
Vermutlich könnten wir von hier auch zum Badeplatz schwimmen, der See sieht so sauber und klar aus. Wir radeln lieber weiter. Wir umrunden die Nordspitze und kommen an einer Ferienhaussiedlung vorbei. Kleine Wiesenwege gehen immer wieder nach rechts zum See. Ein schöner Ort, um das Wochenende zu verbringen. Etwas später finde ich einen ungeheuer interessanten Pilz im Wald, kurz danach einen weiteren.
Ein sehr großer Fliegenpilz im WaldEin Steinpilz aus der Gattung Holzpilz
Bernhard ist schon weitergefahren und ich überhole einen etwa 8-jährigen Jungen, der unglücklich sein Fahrrad eher als Laufrad benutzt. Ich fahre langsamer und verstehe sein Problem. Anscheinend ist er gestürzt und sein Lenker hat sich verdreht. Ihm ist nichts passiert, aber er weiß nicht, wie er geradeaus fahren soll. Ich richte seinen Lenker, kann aber die Schraube nicht festziehen, da Bernhard am Fahrrad die Werkzeugtasche hat. Da bräuchte man mal einen Opa…. Aber da kommt er schon zurück geradelt, gleichzeitig mit dem Papa des Buben. Bernhard hat mich vermisst und der Papa seinen Sohn. Werkzeug hat der Papa keines – aber Bernhard kann den Lenker richten. Mit glücklichem Grinsen fährt der Junge davon. Wir verweilen an der Stelle, denn neben den Heidelbeeren sind auch die Preiselbeeren bereits am Reifen.
Die Heidelbeeren hängen in großen Mengen im Wald. An den sich bereits rötlich färbenden Blättern ist zu erkennen, dass der Heidelbeerherbst nicht mehr weit istDie Preiselbeeren sind an sonnigen Stellen Anfang August schon beinahe reif
Wir passieren noch eine Frau, die Pfifferlinge sammelt. Große Stofftaschen hängen bereits voller Pilze an ihrem Lenker. Die Ware wird sie auf irgendeinem Markt verkaufen. Ja, um ein Zubrot zu verdienen ist jetzt die richtige Zeit. Der Wald bietet die Voraussetzungen dazu. Als wir am Parkplatz ankommen, ist der bereits überfüllt. Es ist Sonntag, nach 14 Uhr. Da kommen die Letten raus aus der Stadt, an den Strand, an die Badeseen und zu den interessanten Spots. Wir machen Platz für die Einheimischen, die mit ihren Kindern den Badesee genießen wollen. Er ist ja ideal für Kinder. Das Ufer geht allmählich in den See über und hat einen Sandstrand. Der See ist insgesamt sehr lange sehr flach und das Wasser hat wieder Trinkwasserqualität.
Sicherlich könnten wir auf diesem Parkplatz auch Übernachten. Nur, der Sonntag eignet sich nicht gut dafür, denn die Wochenenderholenden sind bis spät am Abend am Badeplatz, grillen, machen Picknick und genießen selbst den Abend. Ich möchte noch den Ventspils-Blogbeitrag schreiben, so machen wir und uns auf den Weg nach Norden. In Miķeļtornis wollen wir unser Quartier für die Nacht auf dem Campingplatz nehmen.
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Die Steilküste der Ostsee bei Jūrkalne soll ein besonderer Ort in Lettland sein. Bei unserem Aufenthalt lernen wir sie gut kennen und können das bestätigen. In den zwei Tagen auf dem Campingplatz Zaki bietet das Wetter so ziemlich alle Jahreszeiten und eine große Abendshow.
Fahrt an die Steilküste
Wir flüchten am Morgen nach einer fast schlaflosen Nacht aus Kuldiga. Die nächste Nacht wollen wir an einem ruhigen Ort verbringen. Da ich auch Wäsche waschen muss, wählen wir den Campingplatz „Kemping Zaki“ als Ziel.
Wir fahren über die P 119, eine Asphaltstraße. Wir haben von unserem Weinbauern in Aizpute erfahren, dass die Gegend um Alsunga eine besondere Geschichte hat. Daher wollen wir dort einen Stopp machen. 1372 wurde die Burg Alswangen oder Alschwangen vom Deutschen Orden angelegt. 1623 trat der Gutsherr Graf Johann Ulrich von Schwering wegen seiner Hochzeit mit einer Polin zum Katholizismus über, in einer ansonsten reformierten Gegend. Seine Untertanen mussten nach damalig geltendem Recht ebenfalls konvertieren. Die katholischen Gläubigen sonderten sich von den umliegenden reformierten Gemeinden ab und bildeten die Suiti genannte Volksgruppe. Heute gehören nur noch knapp 3.000 Einwohner dieser Minderheit an. Die alten Frauen bewahren die Sitten, Bräuche und Trachten, die sie auch heute noch tragen. In einem Zentrum sollen die Trachten ausgestellt sein. Dort wird in einem Café das traditionelle Essen der Bewohner, darunter auch „richtiges“ Brot, verkauft. Wir hoffen, dort frühstücken zu können. Leider sind wir zu früh, das Café öffnet erst um 11 Uhr und wir fahren unverrichteter Dinge in Richtung Ortsausgang.
Wir fahren kurz danach an der Frau vorbei, die fröhlich winkt. Sie trägt eine Suiti-Tracht
Nach diesem schönen Erlebnis biegen wir an der Kreuzung in Jūrkalne auf die P 111 nach Norden ab und folgen dem Schild „Kemping Zaki“ kurz danach nach links in den Wald. Nach einigen Sanddurchfahrten erreichen wir unser Ziel. Wir dürfen den Platz selbst wählen, nur, vorne an der Aussicht, sollten wir uns nicht hinstellen. Da der Sturm bläst suchen wir einen windgeschützten Platz, den wir direkt neben dem Spielplatz, sogar von Natur aus eben, finden.
Unser Platz auf „Kemping Zaki“ ist windgeschützt mit Blick aufs Meer
Ich kann sogar Wäsche waschen, obwohl die Waschmaschine in den Privaträumen der Campingplatzbetreuerin steht. Üblicherweise wäscht sie dort die Wäsche, die in den Vermietungshütten anfällt. Sie bietet mir auch den Trockner an. Da ab und zu Regentropfen fallen, nehme ich das Angebot für einige Wäschestücke an.
Ich habe große Wäsche, die im Wind schnell trocknet
Kaum ist die Wäsche trocken, legt sich der Wind. Die Ostsee liegt so zahm da, als wüsste sie gar nicht, wie Wellen machen geht.
Der Blick nach Norden vom Aussichtsbänkchen des CampingplatzesDer Blick nach Süden vom Aussichtsbänkchen des Campingplatzes, die Skelette von Bäumen sind deutlich zu erkennenDie Ostsee ist heute ausgesprochen ruhig, wir genießen ein langes Bad mit sanften Wellen
Wir spazieren mit unseren Badesachen an der Küste entlang nach Norden. Ab und zu nehmen wir ein erfrischendes Bad. Immer wieder treffen wir auf Kunstwerke.
Ein unbekannte Künstlerin oder Künstler hat diese Strandkunst geschaffen
Zurück am Wohnmobil kochen wir. Nach dem Essen widme ich mich meinem Blog, sitze draußen unter der Markise am Laptop. Ein Familie kommt mit Fahrrädern am Campingplatz an. Die Erwachsenen haben Packtaschen am Fahrrad. Ein Anhänger hängt an einem Fahrrad, aus dem ein Mädchen aussteigt. Die größere Tochter, die ich auf etwa acht schätze, fährt mit eigenem Fahrrad und hat ebenfalls Packtaschen am Gepäckträger eingehängt. Ganz kurze Zeit später sind alle in Badekleidung und gehen hinunter zur Ostsee.
Am Spätnachmittag gehen wir auch wieder hinunter zum Baden, die Ostsee ist heute ein Traum. Am Wohnmobil angekommen sehen wir über dem Wald im Osten dunkle aufgetürmte Wolken. Na, dann ist ja der Sommertag wieder vorbei, denke ich. Kurz danach höre ich Donner in der Ferne. Okay, Gewitter. Und mein Hirn schaltet sofort an meine Schwedentour mit meiner Tochter um, bei der wir eine Gewitternacht Mutterseelenallein im Zelt am See Lelång verbracht haben. Ich spaziere auf dem Weg zur Toilette zu der Familie, die mittlerweile mit Zeltaufbau fertig ist und gerade das Abendbrot verstaut. Ich biete ihnen an, falls es zu heftig wird mit dem Gewitter, es bei uns im Wohnmobil auszusitzen. Gerne, antworten sie, und das Bernhard sie eben bereits auch eingeladen hat. Er kommt gerade vom Aussichtsbänkchen zurück und sagt, dass ich mir die Gewitterstimmung unbedingt anschauen müsste.
Das Gewitter kommt über die Steilküste schnell näher, der Sonnenuntergang fällt ins Wasser
Mit den ersten Regentropfen klopft es an der Wohnmobiltür und die Erfurter Familie betritt, nach eigener Aussage, zum ersten Mal, ein Wohnmobil. Ich finde Filzstifte und Papier für die Mädchen, denen so nicht langweilig wird. Wir servieren den Eltern aus der Pfalz Wein vom Weingut Sohn und selbstgemachten Holundersirup als Schorle für die Mädchen. Wir erfahren, dass sie schon viele Jahre mit dem Rad reisen und bereits früher in Lettland waren. Die große, achtjährige Tochter fährt seit zwei Jahren selbst. Die jüngere Tochter, mit ihren beinahe vier Jahren fährt im Anhänger mit. Die Tagesstrecken liegen höchstens bei 40 Kilometern. Sie lieben die Nächte gemeinsam im Zelt und freuen sich, dass sie autark unterwegs sein können, mit eigener Muskelkraft. Das Gewitter mit Regenprasseln spielt die Hintergrundmusik zu unseren Gesprächen. Erst sehr spät verabschieden wir uns von einem sehr unterhaltsamen, schönen Abend.
Noch im Regen nimmt Bernhard doch noch den Sonnenuntergang auf
Kleine Radtour nach Jūrkalne
Die ganze Nacht gab es immer wieder Regenschauer und am Morgen hat wieder der Wind eingesetzt. Wir fahren am späten Vormittag mit dem Rad in den Ort Jūrkalne. Die Erfurter Familie ist bereits früher aufgebrochen.
Aufzeichnung der Fahrradtour auf Komoot
Die Fahrradtour habe ich auf Komoot aufgezeichnet, so kannst Du sie einfach nachfahren.
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Wir fahren über die Zufahrtsstraße zur Hauptstraße und folgen ihr wenige hundert Meter. Dann geht links der Straße ein schöner Waldweg bis zum Ort. Wir wollen ihn erkunden und machen so einige Schlenker und Kringel. Auch wollen wir einige Lebensmittel kaufen, aber erst vor der Rückfahrt. Wir biegen an einer Kreuzung nach rechts ab und werden freundlich begrüßt.
Diese Figur heißt und in Jūrkalne willkommen
Bei einem Zebrastreifen ist ein Schild mit einem Pfeil nach rechts zu einem Restaurant. Da wir heute nicht kochen wollen, prüfen wir, ob es geöffnet hat und zu welcher Zeit gekocht wird. Von 12 bis 22 Uhr gibt es Essen, so werden wir nach unserer Erkundungstour und dem Einkauf hier einkehren.
Im Restaurant Pilsberġu krogs haben wir ein wohlschmeckendes Essen in einem schönen Ambiente genossen
Wir radeln Richtung Steilküste und entdecken ein Freizeitgelände und an dessen Ende einen Parkplatz.
Auf einem großen Freizeitgelände steht dieses interessante GebäudeDieser rustikale Aussichtsturm mit einem lauschigen Sitzplatz im „Erdgeschoss“ steht ebenfalls auf dem FreizeitgeländeNach dem Parkplatz geht es über einen Waldweg bis zum Rand der Steilküste. Über die hölzerne Treppe geht es hinunter zum Strand
Vom Parkplatz hinauf zum Ort fahren wir am Friedhof entlang und erreichen den Laden. Von Bettwäsche über Windeln, täglichem Nahrungsbedarf über Dekorationsgegenstände führt der Laden alles.
Wir kaufen im einzigen Laden von Jūrkalne ein
Hinter dem Haus ist ein weiteres Freizeitgelände für Erwachsene und Kinder
Hinter dem Einkaufsladen sind auf einer Wiese die Fitnessgeräte für Erwachsene aufgestellt
In allen lettischen Gemeinden, die wir näher kennen gelernt haben, gibt es immer gepflegte Freizeiteinrichtungen. Die Parkanlagen sind mit vielen Blumen bepflanzt und ebenfalls sehr sauber und gepflegt. Nach einem guten Essen im Restaurant radeln wir zurück zum Campingplatz.
Steilküstenschwund
Am Nachmittag spazieren wir ein wenig am Strand entlang nach Süden. Die Füße werden vom Wind ziemlich sandgestrahlt und die Wellen donnern an den Strand. Überall am Strand liegen Gerippe von den Bäumen, die bereits die Steilküste hinabgefallen sind.
Heute bläst der Wind wieder kräftig und die Ostsee ist rau
Im Gegensatz zu Portugal ist an der Ostsee nicht Muschelsammeln, sondern Steinesammeln ein Volkssport. Ich beschränke mich aufs Betrachten und Fotografieren, denn wir haben im Wohnmobil ein zulässiges Gesamtgewicht, dass wir nicht überschreiten wollen…
Einer der schönen Steine mit vielen Einschlüssen, den ich am Strand lasse (ein Foto wiegt weniger!)
Wenig später finde ich ein Stillleben, dass ich sowieso nur als Foto mitnehmen kann.
Diese Künstlerin war die Natur
An einer Stelle, als der Wind wieder zunimmt, betrachte ich den Sand, der von der Steilküste abgetragen wird. Er wird beim runterrieseln einfach nach oben weg geweht.
Ein Regenschauer, der über die Ostsee auf uns zukommt, treibt uns zurück zum Wohnmobil und wir verbringen den stürmischen, immer kälter werden Abend darin. Wir haben die Ostsee hier so zahm erlebt und doch auch gesehen, wie die Steilküste von den Winden stark zerzaust wird. Wer nach Lettland kommt, sollte einen Besuch an der Steilküste bei Jūrkalne nicht versäumen.
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Die Stadt Liepāja liegt im Südwesten Lettlands. Sie ist die Stadt der Linden, des Meeres und der Winde. Die Stadt des Bernsteins und die lettische Hauptstadt der Musik. Eine alte Kurstadt mit vielen neuen Parkanlagen, um Bewohnern und Besuchern ein lebenswertes Umfeld zu schaffen.
Liepāja am Sonntagnachmittag
Wir kommen am Sonntag Nachmittag in Liepāja an. Wir haben einen sonnigen Tag am leeren Strand irgendwo zwischen Pape und Liepāja verbracht. Als sich am frühen Nachmittag der Strand mit Einheimischen füllte, sind wir aufgebrochen. Wir nehmen auf dem auf dem Stadtplan verzeichneten Wohnmobilstellplatz Quartier. Der ist absolut nicht empfehlenswert. Er liegt zwar in Strandnähe, aber für 15 € Übernachtungspreis für zwei Personen und Wohnmobil erwarte ich mehr. Das weiche Sandwiesengelände fordert ein schwereres Fahrzeug sehr heraus. Die Aussicht auf eine Bauruine ist sehr unschön. Die eine Dusche hat sehr brackiges Wasser, das stinkend aus der Leitung kommt und es steht nur eine Toilette zur Verfügung. Wir benötigen weder Dusche noch WC, aber wir sollen für diese Dinge zahlen, auch wenn sie nicht nutzbar sind, das finde ich nicht in Ordnung.
Der Ausblick am Stellplatz ist nicht berauschend, einige Türen im Flachbau links, führen einmal zur Dusche und einmal zur Toilette, die anderen Türen sind abgeschlossen
Zu Fuß spazieren wir zuerst an den Strand. Liepāja ist berühmt für seinen feinen weißen Sandstrand, der sich kilometerweit hinzieht. Die Russen haben den Sand aus Liepāja in einer Sanduhrenfabrik ohne weitere Behandlung benutzt, so fein ist er. Aber heute ist das anders. Durch die Stürme der letzten Tage sind abgestorbene Algen an den Strand gespült worden. Bagger stehen herum, die wohl am Samstag angefangen haben, die stinkenden braunen Haufen zu beseitigen. Wir passieren Fahrradständer am Eingang zum Strand, die wir in der gesamten Stadt immer wieder treffen.
Eine witzige Idee für Fahrradständer. In Liepāja sind alle Fahrradständer so gestaltet
Wir spazieren nur ein wenig den Strand in südliche Richtung und biegen dann zum Denkmal für die verunglückten Seefahrer und Fischer ab.
Die weibliche Figur schaut auf das Meer hinaus. Das Denkmal für verunglückte Seefahrer und Fischer steht im nördlichen Teil des Parks, am Übergang zum Strand
Nun sind wir bereits in einem Teil des Parks, der die Stadt südlich des Tirdniecības kanāls von der Ostsee trennt. Der Kanal ist der Abfluss des Liepāja Sees, den wir morgen besuchen wollen. Die Parkanlage zieht sich 3 km nach Süden und ist unterschiedlichen Themen gewidmet. Wir gehen nach Osten, Richtung Stadt. Gemächlich, die wunderschönen Rabatten betrachtend spazieren wir weiter bis zu den ersten Häusern..
Der Park zieht sich über 3 km am Strand entlang und ist sehr ansprechend angelegt und äußerst gepflegt
Wir spazieren das Kūrmājas Prospekt hinunter. Auf der rechten Straßenseite treffen wir auf einige Bronzeskulpturen, die die Stadthymne von Liepāja verdeutlichen sollen. Das Grundmotiv der Hymne handelt von der Stadt, in der der Wind geboren wird. Die Liedzeilen sind auf den folgenden Skulpturen immer in irgendeiner Form mit abgebildet.
Die Skulptur klettert scheinbar auf einen Strommast
Die Skulptur steht für einen solch sonnigen Spätnachmittag im kühlen Baumschatten
Selbst in der stilisierten Linde haben sich die Zeilen der Stadthymne verfangen
Auch diese Bank mit dem Zimmermann oder Holzfäller hat wohl eine Bedeutung in der Stadtgeschichte
Wir biegen nach rechts ab und gehen die Graudu iela entlang Richtung Tourist-Info. Liepāja war eine aufstrebende Industriestadt, nachdem 1876 eine Bahnlinie von der Stadt bis in die heutige Ukraine, nach Romny eröffnet wurde. Ende des 19. Jahrhunderts war Liepāja ein Zentrum des Jugendstilbaus in Lettland. Heute noch gibt es über 70 Jugendstielhäuser, Steinhäuser sowie reich geschnitzte und verzierte Holzhäuser. Leider manche in einem sehr schlechten Zustand, da in der Sowjetzeit, die in Liepāja nur die Militärstadt sah, keinen Wert auf die Erhaltung dieser Bauwerke gelegt wurde.
Ein Detail eines Jugendstilhauses, das auch schon bessere, renoviertere Zeiten gesehen hat
Die Stadt ist wie ausgestorben, nur wenige Leute begegnen uns am späten Sonntagnachmittag. Kein Wunder, denke ich, sie sind ja nun alle am Strand und in der Umgebung in der Natur unterwegs. Zu recht, an diesem endlich mal warmen, freundlichen Sommertag. Ein Haus, dass bereits viele Jahrhunderte auf dem Buckel hat, steht in einem Nebensträßchen. Ich bin völlig von der Holzblockbauweise angetan.
In der Nähe der Tourist-Info steht dieses wunderschöne Holzblockhaus
Nachdem wir nun wissen, ab wann wir uns am Montagmorgen mit Informationsmaterial über die Weiterreise eindecken können, wenden wir uns zur Promenade am Hafen. Dem weiteren Namen der Stadt, den als Bernsteinmetropole, begegnen wir in der Konzerthalle. Wie ein großer runder Bernstein liegt sie in der Nähe des Hafens. Leider ist sie nur von Gruppen zu besichtigen und ein Konzert findet leider auch nicht statt.
Die Konzerthalle in Liepāja wird „Großer Bernstein“ genannt – zu recht!
Gleich nebenan steht ein Geschenk der Bürger an die Stadt Liepāja. 50 Liter Bernstein wurden von sammelfreudigen Bürgern gespendet, um eine Bernsteinuhr zu gestalten.
Die Bernsteinuhr rieselt leider nicht wie eine Sanduhr
Wir wollen nun noch gerne irgendwo zum Abendessen einkehren und spazieren die Promenade entlang. Im Stadtplan, den wir bereits in der Touristinfo in Rucava, im Süden Lettlands, nach der Einreise, mitgenommen haben, sind die Lokale mit violetten Zahlen eingezeichnet. Leider sind zwei davon an der Promenade nicht mehr existent. Wir biegen ab in die Friča Brīvzemnieka iela. Dort ist gleich links ein altes Holzgebäude, das uns mit Karibikmusik in den Innenraum lockt. Wir gehen durch das Gebäude durch, in den Garten oder Hinterhof, den verschiedene Speiseanbieter nutzen. Hier essen wir in einem interessanten Ambiente zu Abend, bevor wir zurück zu unserem Wohnmobil gehen.
Die bunten Stühle im Vordergrund gehören zu einer anderen Gastronomie, als die HängemattenEin Truhensofa – eine geniale Idee
Fahrradtour durch Liepāja
Wir machen unser Wohnmobil abreisefertig, können es aber bis zum Mittag noch stehen lassen. Wir wollen die Stadt noch mit dem Rad erkunden und auch zum Liepāja See fahren. Außerdem wollen wir, bevor wir weiterfahren, auf dem Markt einkaufen. So wird die Tour ein wenig von Hin- und Her geprägt.
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Fahrt durch den Stadtpark zum See
Vom Stellplatz aus erreichen wir bald den Fahrradweg, der durch den Stadtpakr führt und mal auf andere Weise markiert ist.
Die Fahrradwegmarkierung ist nicht aufgemalt, sondern aus Metall
Der Park ist weitläufig, führt an Sportstätten vorbei und immer wieder gibt es Bohlenwege nach rechts, die über die Dünen an den Strand führen. Die Rastbänke sind wohl bei einem Designwettbewerb entstanden, nachfolgend zwei Beispiele.
Bernhard probiert die Bequemlichkeit der interessant geformten Rastbank ausLiegen oder Sitzen, das ist hier die Frage
Irgendwann biegen wir nach links ab, denn nun müssen wir einfach nur nach Osten, um zum See zu kommen. Wir fahren durch beschauliche Wohngebiete, mit vielen Einfamilienhäusern in Holzbauweise. An den See müssen wir uns durch einige Hochhausbauten vorbeischlängeln und sehen dann den Beobachtungsturm aus dem See ragen. Am Beginn des Bohlenweg schließen wir die Räder an den witzigen Fahrradständern an.
Wir parken die Räder, denn den Weg zum Turm müssen wir zu Fuß gehen
Auf der Karte sehen wir, dass wir zum stadtnahsten Aussichtsturm geradelt sind
Der Blick geht weit über den Liepāja See, der auch einige Inselchen hatDie Hochhaussiedlung liegt direkt am Liepājas Ezers, am Liepāja-See
Mit einigen Schlenkern fahren wir zurück in die Stadt und versuchen, uns nach Nordwesten zu halten. Dabei passieren wir ein Gebäude mit einem Graffiti.
Ein hochinteressantes Graffiti – in Liepāja werden die lettischen Musiker nicht nur durch Graffiti, sondern auch durch eine Ruhmesallee verehrt
Mit weiteren Orientierungsschlenkern radeln wir zur Tourist-Information. Dort erfahren wir, dass alle interessanten Gebäude am heutigen Montag geschlossen sind. Auch die Dreifaltigkeitskathedrale mit der größten Orgel der Welt. Wie schade! Denn die Kirche hat noch mehr Besonderheiten zu bieten, wie Bleiglasfenster, die nach Zeichnungen von Albrecht-Dürer gestaltet wurden und sie verfügt über den größten Altar in Lettland.
Im neueren Flachdachgebäude ist im Erdgeschoss die Tourist-Info, im wunderschönen Backsteingebäude daneben ein Hotel
In der Nähe der Tourist-Info ist der Rosenplatz, der auch Treffpunkt für die täglich stattfindenden Stadtführungen ist. In Liepāja hat sich in den letzten hundert Jahren immer wieder die Geschichte gewendet. Beständig ist aber den Liepājaern der Rosenplatz geblieben.
Über alle Epochen war der Rosenplatz immer der Rosenplatz und ein Treffpunkt der Bewohner
Gleich gegenüber ist die Universität, vor deren Hauptgebäude ein beeindruckendes Blumenarangement steht. Überhaupt ist die Stadt an allen Stellen mit vielen Blumen geschmückt.
Dieser Blumenschmetterling steht vor der Universität in Liepāja
Abschließend wollen wir noch im Markt einkaufen. Liepāja hat eine der schönsten Markthallen Europas, steht im Prospekt der Stadt. Im Jahr 1910 wurde das Jugendstilgebäude eröffnet. Der Architekt Ludwig William Meville musste diese Markthalle zwischen drei Kirchen bauen und hatte somit keine leichte Aufgabe. Das Dach wurde – damals eine sehr innovative Idee – in einem nach innen versetzten Teil angehoben. Hohe Fenster, die Licht in das Innere lassen, wurden in das höhere Dach des Gebäudes eingefügt.
Über die Marktstände hinweg ist das Gebäude der Peter-Markthalle zu erkennenFrüchte über Früchte – da können wir nicht vorbei gehenDie Peter-Markthalle im Abendlicht am Sonntagabend. 1910 wurde sie eröffnetInnenansicht der Peter-Markthalle
Ich finde das Gebäude zwar auch schön, in seiner klaren Gliederung und mit seinen Kuppelchen über den Eingängen. Allerdings kommt diese Markthalle auf meiner europäischen Markthallenskala nicht unter die ersten 10.
Wir radeln zurück zum Wohnmobil und machen uns auf den Weg ins Landesinnere. Die nächsten Stationen sind Aizpute und Kuldiga.
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Gleich im Süden Lettlands an der Ostsee ist der Naturpark Pape. Ein kleiner Campingplatz direkt hinter einer Düne, viel Ostsee, wenig Menschen und ein schöner Strand laden zum Verweilen ein. Im Naturpark soll es um den Moorsee einen Fahrradweg geben. Diese Informationen erhalten wir in der Tourist-Info in Rucava.
Einreise nach Lettland
Wir fahren von Klaipėda in Litauen nach Norden. Gerne wollen wir noch die litauischen Küstenstädtchen erkunden. In Palanga herrscht reges Touristenaufkommen. In Scharen schieben sich die Urlauber die Straßen hinunter. Wir wollen uns auch im Baltikum, das von Corona nur wenig heimgesucht ist, weiterhin von Menschenmassen fernhalten. Als es auch noch zu regnen anfängt, entscheiden wir, weiter nach Lettland zu fahren. Dort ist das Wetter zwar auch nicht besser. Aber im Naturpark Pape sind weniger Menschen unterwegs, weil der Naturpark keine touristischen Attraktionen bietet. Der Regen wird immer stärker und so wird mein „Grenzbild“ ein verregnetes.
Bei strömendem Regen passieren wir die Grenze zu Lettland
Wir fahren nach der Grenze erst rechts ins Städtchen Rucave ab, da dort eine gut sortierte Tourist-Information ist, die außerdem von 9 bis 18 Uhr geöffnet hat. Wir finden mithilfe der Mitarbeiterin viel nützliches Material zu Lettland, meist auf Englisch, einiges aber auch in Deutsch. So können wir nun den heutigen Regennachmittag mit weiteren Ideensuchereien für unseren Lettlandaufenthalt nutzen. Wir fahren zur Straße A 11 zurück, überqueren sie und landen nach etwa 100 m Asphalt auf einer katastrophalen Schotterstraße oder Gravelroad. Hier war schon lange kein Instandsetzungsfahrzeug mehr unterwegs. Unsere Wohnmobileinrichtung ächzt mit dem Klappern der Schrankinhalte um die Wette. Wir haben an unserem Karmann Ontario 580 weder eine Luftfederung noch eine Einzelradaufhängung. Wir haben hinten eine starre Achse mit Stoßdämpfern, fertig. Fährt das eine Rad durch ein Loch, hebts das Rad auf der anderen Seite in die Höhe, das knallt dann wieder auf die Straße oder eben in ein eigenes Loch, usw. Bernhard fährt ganz langsam. Wir wissen beide, dass wir eine Wellblechpiste am besten mit 60 km/h fahren sollten, dann sind die Wellen am wenigsten zu spüren. Aber als Bernhard das probiert, hört es sich in unserem Wohnraum an, als würde er auseinandergebaut. Da wir noch lange mit unserem Mobil unterwegs sein wollen, fährt Bernhard langsam und der Autoaufbau jammert weniger.
Bei Regen staubt die Straße nicht, leider kommen die Wellen der Sandpiste auf dem Bild nicht richtig zur Geltung
Der Campingplatz Pũķarags ist ziemlich leer und wir suchen uns einen windgeschützten Platz. An einem Zaun, hinter dem Bäume stehen, direkt bei der Ostseedüne, werden wir fündig. In einer Regenpause fährt Bernhard schnell das Wohnmobil auf die Keile und steckt den Strom an und schon kommt der nächste Schutt.
Durch die regennasse Scheibe kann ich die Düne, das Umkleidehäuschen und sogar einen Spaziergänger mit Schirm erkennen
Fahrradtour im Naturpark Pape
Am nächsten Morgen strahlt die Sonne hervor, kaum ein Wölkchen ist am Himmel. So wollen wir nach dem Frühstück eine Radtour rund um den Pape Ezers, den Moorsee im Naturpark, machen. In der Beschreibung steht, dass der Weg ca. 36 km lang und mit dem Fahrrad möglich ist. Wir sind schlechte Wege mit dem Rad ja mittlerweile gewöhnt und freuen uns, den sonnigen Tag auf dem Fahrrad zu verbringen.
Aufzeichnung der Fahrradtour auf Komoot
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Weiße Pferde und Ur-Rinder
Wir fahren am Campingplatz nach links, also auf der Schotterstraße, auf der wir zum Campingplatz gefahren sind, weiter. Wenig später öffnet sich rechts die Landschaft, der Wald tritt zurück und mit Büschen bestandenes Weideland ist zu sehen. Schmale Pfade gehen immer wieder zu einem Holzzaun, der etwas weiter weg, parallel zur Straße verläuft. Hier sollen wilde Pferde und Ur-Rinder weiden. Wir schauen angestrengt, können aber weder die eine noch die andere Spezies erkennen. Rund um den See gab es früher nie Wald, denn es weidete dort immer schon Großwild. Als alle Tiere vertrieben bzw. erschossen waren, breitete sich der Wald aus. Mit dem heutigen Beweidungsprojekt soll die Landschaft mit der Zeit in ihren ursprünglichen Zustand versetzt werden. Da wir keine Tiere sehen, erfreuen wir uns an der ausgezeichneten, kunstvoll gearbeiteten Beschilderung.
Die Wegweiser im Naturpark Pape sind meist aus Holz geschnitzt
Wenig später halten wir uns an einer Gabelung rechts und dann nochmal rechts und folgen einem kurvigen Bohlenweg zum Aussichtsturm über den See. Ich bekomme schon die erste Kurve nicht und kippe nach links vom Bohlenweg. Ich falle weich in Moos und Pflanzen und bleibe sogar trocken, da der Untergrund noch nicht sumpfig ist. Ich schließe zu Bernhard auf, der bereits am Aussichtsturm ist und gerade ein Gefecht mit durstigen Bremsen und Moskitos führt. Oje, in der Beschreibung stand ausdrücklich, dass man sich gegen Stechinsekten schützen soll. Wir haben zwar beide lange Hosen an und ziehen nun die Jacken, trotz der Wärme, über. Aber das Insektenspray, dass mit seinem für Insekten unattraktiven Geruch die Insekten von uns fernhalten soll, liegt im Wohnmobil. Wie blöd! So steigen wir schnell auf den Turm und sind von der Aussicht etwas enttäuscht. Kein See zu sehen, aber viele Baumwipfel. Ist ja auch mal schön! Selbst der Bohlenweg ist fast nicht zu erkennen.
Außer Baumwipfeln und Wolken ist nicht zu sehenÜber den versteckten Bohlenweg gelangt man zum AussichtsturmDer Aussichtsturm ist komplett aus Holz gebaut
Ich bewundere beim Hinuntergehen die Holzkonstruktion des Turms und fahre – diesmal ohne Sturz – die Kurven bis zum sandigen Waldweg zurück. Wir müssen uns mit der Komoot-Landkarte orientieren und fahren nach rechts weiter. Der Weg ist ganz okay, wenn auch der Sand recht weich ist. Ein Schild, das Autos die Durchfahrt verbietet, steht an der nächsten Kreuzung an unserem Weg. Da sich die Autofahrer nicht daran halten, wird das Weiterkommen für uns zum ersten mal schwierig. Der Sand ist über knöchelhoch tiefgründig und sehr fein und weich. Eher wie Staub. Wir schieben eine Weile, dann geht es wieder ganz gut zu fahren und wir steigen auf. Es hupt und zwei SUV fahren mit hoher Geschwindigkeit den Weg entlang. Eingestaubt und mit wieder zerfahrenem Weg bleiben wir zurück. Also schieben wir weiter bis zu einer Lichtung. Dort ist Moos auf dem Sand und wir können bis zum Seezugang wieder radeln.
Das ist der einzige Seezugang, den wir passieren
Nun geht der Weg ziemlich weit wieder sandig weiter, wieder von Autos kaputt gefahren, die laut Beschilderung dort gar nicht fahren dürften. Endlich wird der Weg fester und wir können wieder ein Stück fahren. Eine Erklärungstafel lässt mich bald wieder anhalten.
Die Tafel erklärt die Regeration von Nadelwäldern nach Waldbränden
Das nächste Waldstück wird im Unterholz von Weißmoos dominiert, das mag ich persönlich sehr. Fast wie beschneit sieht der Boden aus.
Weißmoos bedeckt den Waldboden an vielen Stellen
Wir machen wieder einen Schlenker und der Weg wird endgültig besser. Bernhard freut sich und meint, er wills ja nicht beschreien, aber wenn der Weg so bleiben würde….
Einer der schönen Streckenabschnitte mit fahrbarem Weg
Aus dem Wald herauskommend passieren wir einen Rastplatz auf einer großen Lichtung. Da uns bei jedem Stopp blutsaugende Insekten umschwirren, nehmen wir Abstand von einer Pause.
Den Rastplatz passieren wir zweimal – Bernhard verschwindet gerade rechts im dichten Wald
Während ich noch fotografiere, verschwindet Bernhard schon wieder im Wald. Der Weg ist nun nicht mehr sandig, sondern ein dichter Wiesenweg, auf dem es sich gut fahren lässt. Aber auch nur kurz, dann flucht es vor mir. Ein dünnerer überwachsener Baum liegt quer, unsichtbar und Bernhards Vorderrad ist einfach daran weggerutscht. Beim abstützen ist er in ein Sumpfloch getreten. Okay, also langsam und vorsichtig fahren und gut schauen. Der nächste Baum ist unübersehbar.
Der Wiesenweg sieht gut fahrbar aus. Es verbergen sich Sumpflöcher darin und eine umgestürzte Fichte zwingt Bernhard zum Absteigen
Als wir beinahe alle 10 m einen anderen Baum als Hindernis haben, manchmal kommen wir drumherum, manchmal heben wir die Fahrräder drüber, einmal müssen wir selbst mehr klettern als drübersteigen, halten wir kurz zum Verschnaufen und Beratschlagen an.
Das war der letzte von unzähligen Bäumen, über den wir die Fahrräder heben mussten
Sofort steht wieder eine Wolke Blutsauger um uns. Wir entscheiden uns für geordneten Rückzug. Mittlerweile kennen wir die Hindernisse und sind bald am Rastplatz zurück. Hier halten wir uns nun rechts. Im Komoot erkenne ich dort Wege, die nach Westen, zur Strandstraße führen und hoffe, das die fahrbarer sind, als die Wege bis zum Rastplatz. Wir radeln noch über einen Hügel und biegen später, schon mit Meeresrauschen von rechts im Ohr, wieder nach links zum Campingplatz ab. Bei einer späteren Begegnung mit anderen Reisenden wurde uns berichtet, dass der Weg vor fünf Jahren tatsächlich noch von Tourenrädern umfahren werden konnte und keine Bäume quer über den Weg lagen.
Sonniger, leerer Strand
Da der Tag so sonnig ist, habe ich mir als Alternativprogramm zum Fahrradfahren Wäschewaschen vorgenommen. Gleich an der Rezeption halte ich an und erfrage, wo die Waschmaschine steht und ob ich Coins oder Münzen benötige. Bezahlen müsste ich bei der Rezeption und würde einen Schlüssel ausgehändigt bekommen für den Waschraum. Der Preis pro Maschine sei 15 €, mir würde sie aber nur 10 € berechnen. Ich bin perplex, denn ich wollte die Waschmaschine ja nicht kaufen. So blase ich meinen Wäschetag ab und teile ihr mit, dass mir das zu teuer sei. Bisher hat es, egal in welchem Land, nie mehr als 4 € pro Maschine gekostet.
Unser Stellplatz vom Strandweg aus gesehen, am Ende des Campingplatzes
Alternativ machen wir einen Spaziergang am Strand. Wir haben ihn beinahe ganz für uns. Einige Camper trotzen dem Wind am Strand hinter Windabweisern und Strandmuscheln. Noch ist es stürmisch, die Wellen schäumen an den Strand, wirbeln Steine umeinander. Wir bücken uns immer wieder, weil wir meinen, einen Bernstein zu entdecken. Statt dessen finden wir viele farblich interessante Steine, die wir allerdings nicht mitnehmen. Wir spazieren bis zum Leuchtturm und verweilen uns kurz an einem eventuell „alten Steg“.
Der Leuchtturm von Papes mit dem beinahe menschenleeren StrandDas war wohl ein alter Steg?Das Meer und der Sand haben die Holzstümpfe des Stegs geschliffen
Der Weg zurück zum Campingplatz, den Strand hinauf nach Norden, folgen wir dem beschilderten Baltic Coast Way, der bis Estland meist am Strand entlang führt. Wir werden unterwegs auf unserer Weiterreise immer wieder auf ihn treffen.
Am Abend gehen wir mit unseren Stühlen und einem guten Wein, vom Weingut Sohn in Frankweiler in der Pfalz, wieder an den Strand. Heute können wir endlich mal wieder einen Sonnenuntergang genießen. Keine drohenden Wolken, kein bedeckter Himmel, kein Regen – einfach ein schöner Abend.
Ich halte Bernhards Glas, während er fotografiertSo ein wahnsinnig schöner Abend mit so unterschiedlichen FarbspielenEin unglaubliches Farbspektakel bevor es ganz dunkel wird
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Klaipėda, die Kurische Nehrung und das Kurische Haff gehören bei einem Besuch zusammen. In der Touristinfo in der Turgaus g. 7 werden wir über unsere Möglichkeiten für eine Fahrradtour auf der Kurischen Nehrung gut beraten. Die unmittelbare Altstadt Klaipėdas, die in Rechtecken angelegt wurde, entdecken wir zu Fuß.
Radtour in die Stadt
Nach unserer Beratung in der Touristinfo, in der Turgaus g. 7 in Klaipėda, spazieren wir noch über einen kleinen Markt, in dessen Nähe wir unser Wohnmobil geparkt haben. Pfifferlinge und Heidelbeeren kaufen wir von den Marktleuten. Als Übernachtungsplatz wurde uns ein Campingplatz nördlich von Klaipėda empfohlen. Natürlich könnten wir einfach auf einem öffentlichen Parkplatz übernachten. Aber bei zwei Übernachtungen und einem Tag Abwesenheit ziehen wir einen Campingplatz vor. Der Campingplatz liegt in Giruliai, mitten im Wald. Deswegen ist er aber nicht ruhig, denn er liegt an einer Bahnlinie. „Na, die kleinen Bahnbusse fahren so leise, die Bahnstrecke nehmen wir nachts sicherlich nicht wahr!“ Zerstreue ich Bernhards Bedenken, als so ein Schienenbus leise vorbeifährt. Gegen Abend allerdings beginnen Güterzüge zu fahren – und die fahren die ganze Nacht.
Unser Stellplatz in Klaipeda, im Hintergrund ist das Gebäude mit Rezeption und Sanitäranlagen
Wir hatten heute einen Regentag, mit immer wieder starken Schauern. Morgen, an unserem Tag auf der Kurischen Nehrung, soll es noch schlimmer sein, mit einer Regenwahrscheinlichkeit von 90%. So wollen wir bis zum Morgen abwarten und dann entscheiden, ob wir die Tour per Bus und Schiff machen oder per Fahrrad und Schiff.
Aufzeichnung der Radtour auf Komoot
Die Radtour habe ich auf Komoot aufgezeichnet, so kannst Du sie einfach nachfahren.
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Der Morgen beginnt mit einem grandiosen Regenschutt als ich im Aufenthaltsraum sitze. Ich habe dort freies WiFi und stelle einen Beitrag auf meinem Blog online. Oje! Dann doch wohl Bus? Nach dem Schutt gehe ich zum Frühstücken ins Wohnmobil, blauer Himmel mit leichten weißen Wolken über mir. Wo kam der Regen gerade her? Wir entscheiden, auf jeden Fall bis Klaipėda mit dem Fahrrad zu fahren und dort neu zu entscheiden. Wir haben in einer Gepäcktasche die Regensachen, in der anderen die Badesachen. Diese Tasche würden wir lieber auspacken. Die Radtour nach Klaipėda führt uns vom Campingplatz erst ein kleines Stück nach Norden, zum Bahnhof von Giruliai und dort über die Gleise auf die andere Seite der Bahnlinie. Dort beginnt ein wunderschön angelegter Fahrradweg durch den Wald. Parallel dazu ein Fußweg, der von Nordic-Walkern, Läufern und Spaziergängern genutzt wird. Der Weg schlängelt sich in vielen Kurven, immer wieder unterbrochen von Rastplätzen, Spielplätzen und Sportmöglichkeiten für Erwachsene. Der Weg allein ist schon ein tolles Erlebnis. Uns fällt in Litauen immer wieder auf, dass im Umkreis der größeren Städte viele neue Radwege entstehen. Weiter Tipps zu Litauen findest Du hier.
Der Fahrradweg vom Campingplatz Girulaiai nach Klaipeda ist sehr gut ausgebaut
Nach einem Stadion kommen wir an eine Straße und folgen dem Radweg nach Süden. Einzig an einer Tankstelle fehlt ein Hinweis, denn rechts an dieser vorbei geht der Radweg links an der Straße weiter bis zur Brücke über den Danė. Hier müssten wir nun nach rechts zum Hafen, zur Anlegestelle der Benas. Auf Empfehlung der Dame von der Tourist-Info habe ich die Schiffskarten am Vorabend per Internet gebucht, Zwei Personen und zwei Fahrräder. Alles auf Litauisch , aber problemlos zu verstehen, auch ohne Sprachkenntnisse.
Das Schiff fährt erst um halb elf, so haben wir noch Zeit für einen Linksschwenk zum Binnenhafen. Dort liegt ein Segelschiff, ein Dreimastgaffelsegler, vor Anker. Seit unserem Ausflug auf der Atalanta, muss ich mir jedes Segelschiff einfach anschauen. Außerdem sind an dieser Stelle einige Skulpturen verteilt. (Einen Stadtführer über Denkmäler und Skulpturen für Klaipėda haben wir ebenfalls in der Touristinfo in Deutsche Sprache erhalten, den solltest Du Dir unbedingt aushändigen lassen!).
Das Segelschiff Meridianas am Fluss Dane in Klaipeda ist heute ein Restaurant- und Museumsschiff
Die Säule mit dem Ritter erinnert an die 1000-Jährige Bezeichnung Litauen
Der Schornsteinfeger wünscht der Stadt Klaipeda Glück
Radtour per Schiff
Wir radeln zum Hafen, noch sind keine Mitarbeiter des Schiffes da, wir sind immer noch zu früh. So schauen wir uns die Personen- und Fahrradfähre an, mit der wir von Smiltynė am Abend zurückkommen werden. Direkt nebenan steht noch eine hübsche Skulptur.
In der Nähe der Personenfähre steht das Mädchen und „küsst“ einen Jungen, der mit seinem Hund am anderen Ufer des Flusses Dane steht
Da mittlerweile die Sonne von einem mit weißen Tuffwölkchen versehenen Himmel scheint, werden wir unseren Ausflug heute, wie vorgesehen, mit den Rädern machen. Als wir zum Schiff Benas kommen, sind bereits die ersten Fahrräder verladen. Wir sind erstaunt, dass die auf dem Dach des, ja ich würde sagen „Alsterdampfers“, verstaut werden (Bernhards österreichischer Originalton lautet „Schinakel“). Auf dem Schiffsdach sind Fahrradträger, so wie beim Autodachträger, montiert. Die Fahrräder werden vom Kai zum Schiff hinübergehoben. Der Mitarbeiter erfragt das Ausstiegsziel und sortiert die Räder von vornherein nach Juodkrantė und Nida.
Die Fahrräder werden auf dem Dach des Schiffes transportiert
Beim Einsteigen fühlen wir uns wie beim Betreten eines Flugzeuges. Die Sitzreihen sind fast genauso angelegt, nur die Gepäckklappen rechts und links des Ganges über den Sitzen fehlen. Wir wählen einen Platz rechts aus. Auf der Fahrt nach Süden liegt die Kurische Nehrung dann in Sichtrichtung und ist zusätzlich auch der Sonne abgewandt, denn die scheint mittlerweile recht warm.
Im Schiff sieht es ähnlich aus, wie in einem Flieger
Automatisch will ich mich anschnallen, wie vom Flugzeug gewohnt. Allerdings fehlen die Gurte.
Die Bestuhlung des Schiffs sind ehemalige Flugzeugsitze, mit originaler Aufschrift
Das Schiff legt fast vollbesetzt ab und wir fahren aus dem Hafen. Auch diese Tour kannst du mit Komoot nacherleben.
Die Höhenmeter bei der Schiffsfahrt sind wohl dem Wellengang zu verdanken???
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Links am Außenkai liegt noch ein Dreimaster mit deutscher Flagge, auf den ich durchs Fenster ein Foto schießen kann. Ob man mit der Rostock ebenso wie mit der Atalanta als Gast mitfahren kann?
Der Dreimaster Rostock ist in Klaipeda zu Besuch
Die Dame in der Touristinfo wusste nichts von einem Wohnmobilstellplatz im Yachthafen von Smiltynė. Die Campingplätze auf der Nehrung wären auch teuer und im Moment zu voll, daher hat sie uns den Campingplatz in Giruliai empfohlen. Dass wir doch mit dem Wohnmobil hätten übersetzen können, sehen wir beim Vorbeifahren, denn am Yachthafen stehen nur zwei Mobile.
Der Wohnmobilstellplatz auf der Kurischen Nehrung beim Yachthafen von Smiltyne
Trotzdem das Schiff so flach, aber recht breit ist, fährt es ruhig dahin. Wir hatten mehr Schaukelei erwartet. Gerade heute, denn es ist wieder sehr windig. Nach knapp einer Stunde erreichen wir Juodkrantė. Ich erkenne am Kai einige Sandskulpturen, aber keine Einzelheiten. Einige Fahrgäste steigen aus um sich die Füße zu vertreten und brauchen mehr als eine Aufforderung, um wieder einzusteigen. So starten wir verspätet in Richtung Nida.
Vom Schiffsfenster aus sehen wir den Ort Juodkrante, den wir später auf dem Fahrrad nicht passieren
Wir fahren an einige hohen Sanddünen vorbei, eine davon muss die „Tote Düne“ sein. Die Wanderdünen der Halbinsel haben den Bewohnern in den letzten Jahrhunderten sehr oft zu schaffen gemacht. Aber davon später mehr.
Nachdem wir noch ein vorstehendes Horn weiträumig umfahren haben, kommen die südlichsten litauischen Orte der Kurischen Nehrung in Sicht. Südlich der weißen Dünen von Nida beginnt Russland. Der nach wie vor von den Russen besetzte Teil mit Kaliningrad, früher Königsberg. Die Grenze ist schwer bewacht, zu Land, zu Wasser und in der Luft. Wer als Segler, Kitesurfer, Schwimmer oder sonst wie im Wasser die Grenze unbewusst passiert, wird sofort verhaftet. Und hat mit einer mindestens halbjährigen Gefängnisstrafe zu rechnen. Dieser Gefahr werden wir uns nicht aussetzen.
Die weißen Dünen von Nida, rechts davon Nida, Preila und Pervalka, die südlichen litauischen Orte auf der Kurischen Nehrung
Aufzeichnung der Radtour auf Komoot
Die Radtour habe ich auf Komoot aufgezeichnet, so kannst Du sie einfach nachfahren.
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Es ist bereits kurz vor ein Uhr, als wir in Nida anlegen. Unsere Radtour ab Nida ist mindestens 55 km lang, so wollen wir gleich nach Norden aufbrechen und uns die Dünen südlich von Nida nicht anschauen. Direkt am Hafen ist auch eine Touristinfo, die nach der Mittagspause um 13 Uhr wieder öffnet. Wir bekommen viele Informationen über die kurische Nehrung auf Deutsch. Leider haben wir nur einen Nachmittag Zeit. Ich kann nur jedem empfehlen, mit dem Wohnmobil auf die Nehrung zu fahren und sich mehr als einen Tag Zeit zu nehmen. Obwohl die Fahrt mit dem Schiff Benas auch schön war. Wir haben später auch viele Parkplätze am Strand, hinter den Dünen entdeckt, die für Übernachtung mit dem Wohnmobil nicht gesperrt sind.
Direkt beim Hafen von Nida ist die Tourist-Info für die Kurische Nehrung, mit Infobroschüren auch auf Deutsch
Direkt bei der Tourist-Info wird Räucherfisch verkauft, sogar Räucher-Flundern. Nida ist eine sehr interessante Ortschaft, die aus vier Einzeldörfern zusammengewachsen ist. Die Familie von Thomas Mann besaß hier in den 1930er Jahren ein Sommerhaus. Heute ist das Gebäude ein Museum und ein Kulturzentrum, in dem in nicht Corona Zeiten, über den Sommer Lesungen stattfinden. Wir können uns leider keine Zeit nehmen, das Örtchen zu erkunden und wollen erst in einem der nächsten Ortschaften zu Mittag einkehren.
Direkt neben der Touristinfo werden Räucherfische verkauft
Kurisches Haff
Der Weg aus Nida führt immer direkt am Kurischen Haff entlang. So wird die Ostsee zwischen der Kurischen Halbinsel und dem Festland genannt. Das Volk der Kuren hatte bereits vor der ersten Jahrtausendwende das ganze Gebiet, bis hinauf ins heutige Lettland besiedelt. Im 13. Jahrhundert nahm der Deutsche Ritterorden weite Gebiete in Besitz, baute Burgen und erhob Steuern, von der weiterhin überwiegend kurischen Bevölkerung. Die kurische Nehrung wurde ausschließlich an der Haffseite besiedelt, denn die Ostsee war viel zu stürmisch und zu rau. Die Bevölkerung lebte hauptsächlich vom Fischfang. Heute sind noch einige der historischen Bauten vorhanden, es überwiegt jedoch Ferienhausbebauung.
So ein Holzhaus mit Stockrosen davor, beides geheime Träume von mir – ich würde gerne in dieses einziehen
Wir radeln auf dem gut ausgebauten Fahrradweg hinunter zum Wasser und entdecken am Ende des Örtchens eine Bucht, in der unglaublich viele Windfahnen stehen. Seit 1844 musste jedes Fischerboot eine Kennzeichnung haben, die der Administration die Fischereikontrolle im Haff erleichterte. Zuerst waren die Tafeln aus Blech, schwarz-weiß lackiert und mussten an der Mastspitze befestigt sein. Später jedoch haben die Fischer selbst diese Windfahnen „erfunden“, die am Ende des Bootes aufgestellt waren. Die Tafeln waren kunstvoll geschnitzt und symbolisierten das Wohnumfeld der Fischer oder Himmelskörper oder Werkzeuge. Außerdem konnte man erkennen, aus welchem Dorf der Fischer stammt.
Jeder Fischer und jede Gemeinde hat eigene Wetterfahnen. Die Unterschiede sind in den Schnitzereien und Farben für Eingeweihte zu erkennenHier ein Detailbeispiel für eine Wetterfahne
Nun folgt noch ein Tretbootverleih, und ein Café mit einem besonderen Kunstwerk an einer Hauswand, bevor wir in den Wald eintauchen.
Im Norden Nidas kann man diese Treetboote ausleihen – ebenso in Klaipeda auf dem Fluss Dane
Das Gesicht ist aus Schilfstücken gearbeitet
Wir fühlen uns gleich wie in einem Urwald, denn an dieser Stelle ist der Wald sehr grün, feucht und verschlungen. Sogar einen kleinen Teich entdecke ich rechts.
Kaum sind wir im Wald nach Nida, ist ein Entengrützenteich auf der rechten Seite
Auf dem Radweg sind viele Menschen unterwegs, Familien mit Kindern, schwer bepackte Radreisende und geführte Radtouren. Die höchsten Dünen, die heute bewachsen sind, befinden sich nordwestlich von Nida. Die erste menschgemachte Katastrophe suchte die Menschen nach dem siebenjährigen Krieg heim, der im 16. Jahrhundert stattfand. Die dichten Fichten und Lindenwälder wurden, um Schiffe herzustellen, abgeholzt. Aufgrund der Windverhältnisse an der Ostsee fingen die Dünen an zu wandern. Schnell waren einige Ortschaften unter dem Sand begraben. Die Bewohner bauten neue Ortschaften, die aber bereits nach einigen Jahrzehnten wieder vom Sand bedroht wurden. Erst Anfang des 19. Jahrhunderts fingen einige Bewohner mit der Anpflanzung von Bäume an. Die Kiefernsetzlinge wurden aus Dänemark importiert, später dann selbst vermehrt.
Immer wieder gehen auch Wege zur Ostsee hin ab, mit Bergen und Dünen
Im ersten Örtchen, in Preila, lädt uns ein bestuhlter Garten und ein Holzschild zur Einkehr ein. Wir bekommen einen Patz direkt am Wasser und genießen die Sonne und das Essen.
Der Garten der Gaststätte ist schön angelegt, wir finden einen Platz mit Blick zum Kurischen Haff
Die geschnitzte Figur begrüßt die Gäste in der Vila Kuršmariᶙ
Gestärkt radeln wir weiter. Kurz danach lachen wir wieder über uns selbst, denn das Fernglas liegt mal wieder im Wohnmobil, obwohl wir es während der Tour gut gebrauchen könnten.
Zwischen Preila und Pervalka steht direkt am Radweg dieser Vogelbeobachtungsturm
Wir fahren weiter in den Ort Pervilka, der heute überwiegend eine Feriensiedlung ist. Das ist der zuletzt gegründete Ort auf der Nehrung. Er entstand, als der Ort „Neu-Nagliai“, der bereits Nachfolgeort von Nagliai war, vom Sand überweht wurde. Die Bewohner ließen sich 1843 an dieser Stelle am Haff nieder. Eine Erklärung für den Ortsnamen ist das litauische Wort für Hinüberschleppen „pervilkti“, denn die Bewohner bauten die Häuser im alten Dorf ab und schleppten die zerlegten Gebäudeteile zur neuen Siedlungsstelle. Wir folgen dem Radweg zurück bis zur Kreuzung und biegen nach rechts ab, vom Haff weg durch den Wald in Richtung Ostsee. An einer Stelle geht es geradeaus zum Ostseestrand, wir biegen wieder rechts ab, nach Norden.
Die Beschilderung des Radweges und Erklärungen zu den umliegenden Hügeln, wir biegen hier rechts ab
Tote Düne
Wenig später nähern wir uns der Straße und kommen am Parkplatz der „Toten Düne“ aus dem Wald. Wir schließen unsere Fahrräder an. Jetzt verstehen wir die vielen Radfahrer auf der Strecke, Sie sind wegen der Düne hierher unterwegs.
Der Fahrradparkplatz am Eingang zur „Toten Düne“
Der Eintritt in den Naturpark kostet 5 € pro Person. Nach einem kurzen Schotterweg folgt ein Bohlenpfad über den mit Pflanzen durchsetzten Sand. Ein Rastplatz mit Bänken und einigen Erklärungstafeln zum Aufbau der Düne unterbrechen den Pfad.
Der Aufbau der Düne wird schematisch erklärt
Die Düne hat sich im Laufe der letzten Jahrhunderte stark verändert und etwa 14 Dörfer unter sich begraben. Ob sie daher „Tote Düne“ heißt? Mit modernen Messungen wurde herausgefunden, dass die Küstenlinie des Haffs vor ca. 3.500 Jahren westlich der Düne verlief, also schon immer einer ständigen Veränderung unterworfen war. Die starken Ostwinde tragen den Sand immer weiter Richtung Westen, heute noch mit ca. einem halben bis 15 m im Jahr. Die Landschaft ist ungeheuer empfindlich. Die Bohlenwege und später der Pfad durch den Sand, hinauf auf die Düne, ist mit Schildern abgesperrt.
Der Weg zur Toten Düne ist klar eingezäunt. Verbotsschilder sollen die Menschen davon abhalten, die restliche Düne zu betreten
Teilweise wird versucht, den Sand von der Abwanderung zurück zu halten, denn die Düne hat in den letzten 12 Jahren etwa 5,5 bis 8 m an Höhe verloren und sich deutlich Richtung Haff verschoben.
Die Äste dienen wohl dazu, den Sand dort zurückzuhalten
Viele Pflanzen siedeln an und auf der Düne. Diese tragen ebenfalls dazu bei, dass sich die Düne hoffentlich verfestigt. Manche Pflanzen sind nur Vorpioniere. Wenn sie den Sand etwas verfestigt haben, werden sie von längersiedelnden Pionierpflanzen verdrängt.
Golden leuchtender Strandhafer vor blauem Himmel
Als wir schon recht hoch auf der Düne sind, kommen wir uns vor wie in Namibia. Dorthin wollen wir auch noch reisen. Wir kennen es bisher nur von Bildern von Freunden. Einer von Bernhards südafrikanischen Freunden war in unserem letzten Winter für acht Wochen dort unterwegs und hatte uns auch Wüstenbilder geschickt.
Wir haben das Foto an südafrikanische Freunde geschickt und behauptet, wir wären in Namibia… Im Hintergrund die Ostsee
Er ist ganz überrascht per WhatsApp von unserem „Namibia-Aufenthalt“ zu erfahren – wird aber über die Lage der Düne „at Baltic Sea in Lithuania“ schnell aufgeklärt. Nach dem Ausflug auf die Düne radeln wir endgültig auf die Ostseeseite der Nehrung. Der Fahrradweg hat sich ab der „Toten Düne“ merklich verändert. Er ist nach wie vor asphaltiert, aber mit vielen Schlaglöchern versehen und teils geht er ausgefranst in den Wald über. Wir haben aber Glück, dass der Wind den ganzen Tag bereits aus Südwesten kommt, wir also quasi Rückenwind haben. Im Wald spüren wir den Wind nicht so sehr, aber als wir in Höhe von Juodkrantė direkt an die Ostsee kommen. Kurz darauf erreichen wir die erste Treppe, die über die Dünen zur Ostsee führt.
Kurisches Haff Ostsee
An der Ostsee gibt es immer wieder Übergänge über die Dünen
Wir entscheiden uns gegen ein Bad in der Ostsee, denn sie ist wieder ziemlich aufgewühlt. Auch fehlt uns dafür die Zeit, was ich sehr schade finde. An diesem Übergang sind alte Kiefernäste gegen den Sand an der Düne unten gestapelt. Gegen den Sturm?
Die Düne ist am Fuß mit alten Kiefernästen gegen den Sturm geschützt
Auf manchen Dünenkämmen wachsen diese wunderschönen Strandrosen. Manche in Weiß, andere in Pink.
Eine weiße Rose in der Düne am Ostseestrand
Nun biegen wir wieder ab in den Wald, durch den sich der Radweg bergauf und bergab und in Kurven schlängelt. Manchmal über Lichtungen, dann wieder durch dichten Wald. Die rechts liegenden Dünen steigen bis auf über 40 m an, wir erhaschen manchmal einen Blick hinauf. Nach 12 km bergaufbergabkurverei möchten wir eine Pause machen. Wir hoffen auf ein Café auf der Strecke, finden aber nur eine „Snackbude“ unterhalb eines Dünenübergangs.
Hier konnten wir einen sehr heißen und leckeren Kaffee und ein Eis genießen
An dieser Stelle geht ein toller Holzverbau über die Düne.
Die Holztreppen schützen die Düne und deren Bewuchs
Nun häufen sich die Übergänge an den Ostseestrand, wir merken, dass wir uns Smiltynė nähern. Hier kommen die Klaipeder mit der Fähre schnell auf die Nehrung und zu den Stränden. Ein Schild finde ich sehr beeindruckend.
Sogar mehrere Frauenstrände gibt es an der Ostsee der Kurischen Nehrung
Wir biegen vom Ostseestrand ab nach Osten, wieder durch schönen, dichten Kiefernwald.
Weißmoos bedeckt den Wald an vielen Stellen
In Smiltynė halten wir uns an der Fähre links, denn ich möchte noch bis zur Spitze der Nehrung fahren. Der Radweg ist bis zum Delphinarium okay, danach wird es ein übler Sandpflasterpfad.
Kurz vor der Spitze der Kurischen Nehrung ist ein Delphinarium, das sogar Delphintherapie anbietet
An der Spitze bläst ein ordentlicher Wind, die Füße fühlen sich sehr schnell gesandstrahlt an. Mein Fahrrad wird umgeblasen und die Lenkertasche ist nach wenigen Minuten halb mit Sand gefüllt. Ich staune immer wieder, welche Kraft der Wind hat, aber auch, wie fein der Sand hier an der Ostsee ist.
Die Spitze der Kurischen Nehrung wird mit Betonklötzen geschützt. Rechts das Kurische Haff, links die Ostsee
Gemütlich radeln wir zurück zum Fähranleger, jetzt haben wir Zeit, denn erst um 19.30 Uhr wollen wir die Fähre nehmen. Ein Gebäude auf der Klaipėda-Seite finde ich sehr faszinierend. Erst recht, als wir es wenig später aus einer anderen Perspektive sehen.
Aus dieser Perspektive sieht das Gebäude aus, als wäre es nur ein wenig auseinander gerutschtDiese Perspektive zeigt, dass die Gebäude weit auseinander stehen
Wir machen noch einen kurzen Schlenker durch die Stadt, nehmen einen Absacker, bevor wir uns auf den Heimweg zum Campingplatz machen.
Die witzige Gaube ist im Künstlerhof zu bestaunen
Der Tag war anstrengend und wunderschön. KEIN Regen, trotz der Wettervorhersage, sondern einfach nur Sonne, einige Wolken und Wind. Mehr Zeit zum Entdecken hätte ich mir gewünscht, aber bei der kombinierten Schiffs-Fahrradtour, mit Übernachtung in Giruliai haben wir das Beste aus der uns zur Verfügung stehenden Zeit gemacht.
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Ein herrlicher Sommertag in Litauen. Wir sind am Dusia-See, im Regionalpark Meteliai. Wir packen die Badesachen in die Fahrrad-Packtaschen und radeln zum Informationszentrum des Regionalparks. Leider werden Fahrradkarten angepriesen, aber nicht vorhanden und wir planen unsere eigene Tour.
Fahrt zum Informationszentrum Regionalpark Meteliᶙ
Die Badesachen sind in der Ortlieb-Packtasche und wir fahren entlang der Straße Richtung Meteliai, in Litauisch Meteliᶙ geschrieben. Die Straße ist nur so breit, dass ein Auto und ein Fahrrad auf dem Teer fahren können. Die Banketten sind sandig mit grobem Schotter und sehr breit. Entgegenkommende Fahrzeuge weichen zum Aneinander vorbeifahren auf die Bankette aus. Einige Autofahrer, entgegenkommende und in unsere Fahrtrichtung, weichen auch beim Überholen oder passieren von uns, auf die Bankette aus, und wir fahren in Staubwolken weiter. Steine fliegen uns außerdem um die Ohren, denn die Geschwindigkeit wird beim Passieren nicht verringert. Zum Glück sind wenige Autos unterwegs, so ist das Radfahren eigentlich recht entspannt ist.
Im Örtchen Meteliai entdecken wir ein – wohl in der Sowjetzeit errichtetes – Gebäude, dass wie ein Rathaus aussieht. Bei näherem hineinschauen entpuppt sich das Erdgeschoss als kleiner Supermarkt, Paduotivo genannt. Tipps zu Litauen im Wohnmobil findest Du hier. Gut zu wissen! Gegenüber ist ein Stand aufgebaut, in dem geräucherte Fische angeboten werden. Wir radeln weiter, erst mal am Aussichtsturm vorbei, zum Informationszentrum.
Aufzeichnung der Fahrradtour auf Komoot
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Das Informationszentrum Regionalpark Meteliᶙ
Gestern, bei der Anreise mit dem Wohnmobil, haben wir das Informationszentrum verpasst. Das Hinweisschild ist längs zur Straße unter Bäumen angebracht, so dass es beim Autofahren nicht sichtbar ist, wie schade. Die Einheimischen und litauischen Touristen kennen den Platz, denn der Parkplatz füllt sich gerade mit Badegästen. Am Infozentrum können Kajaks und Standupbretter ausgeliehen werden. Im ersten Stock ist ein Museum zur Ökologie des Sees untergebracht, Eintritt 1 €. Wir besuchen es nicht. Der Ranger, der das Informationszentrum betreut, kann uns nur eine litauische Übersichtskarte geben, die künstlerisch sehr schön gestaltet ist.
Das Besucherzentrum des Nationalparks hat im oberen Stockwerk ein Museum
Diese geschnitzte Figur steht vor dem Informationszentrum
Wir wissen nun, dass es unterwegs keine Einkehr gibt und wir eine große Stecke an der Hauptverkehrsstraße fahren müssen, die jedoch wenig befahren ist. Wir entschließen uns, ein Picknick zu richten. Wir fahren zurück zum Supermarkt und kaufen einige fehlende Lebensmittel. Am Campingplatz richten wir uns ein Picknick.
Fahrradtour um den Dusia-See
Nachdem das Picknick in Kühltaschen verstaut ist, starten wir richtig zu unserer Fahrradtour.
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Wir fahren an vielen Einfahrten zum See vorbei, die mit Schnüren oder Schranken abgesperrt und mit einem Schild „Privatu“ versehen sind, dass wir als „Privat“ übersetzen. Meist sind die Grundstücke einfache Wiesengrundstücke, oft stehen darauf Wohnwägen oder Zelte. Links von uns sind meist die Seegrundstücke und rechts landwirtschaftlich genutzte Flächen. Die Bauernhöfe dazu stehen ziemlich verstreut und wirken manchmal unbewohnt. Als wir einen direkt zwischen See und Straße eingeklemmten privaten Badeplatz passieren, fällt uns ein Stillleben ins Auge.
Ein Stillleben mit altem BootRosarote Seerosen – wie schön!
Wir halten an jeder Kreuzung um uns zu orientieren und die Karte mit der Komoot-Landkarte zu vergleichen. Die wenig vorhandene Beschilderung ist für uns manchmal nicht aussagekräftig. Den Ort Spernia, den wir laut Tourikarte aus dem Informationszentrum arte passieren, nehmen wir gar nicht wahr. Scheinbar liegt er nicht an der Straße am See, sondern mehr ins Landesinnere?
Prähistorische Höhenburg
Nach zwei mal Abbiegen sehen wir einen grasbewachsener Hügel vor uns, mit Parkplätzen und Infotafel. An dieser Stelle werden wir unsere Mittagspause machen.
Die prähistorische Stelle Piliakalniai oder Piliakalnis, in der der Stamm der Yotvinigian eine Höhenburg hatteDort wo sich die Yotvinigian wohlfühlten, fühlen wir uns zur Mittagsrast mit Vesper auch wohlDas Wasser ist so klar, dass Du die Steine am Uferrand im Wasser genau erkennen kannstSogenannte “steinerne Frauen” bewachen den Eingang zur Höhenburg. Rechts die Figur mit Trinkhorn für die Gastfreundschaft, links die Figur mit dem Schwert, die das ihre Verteidigen wird
Wir unterhalten und mit einem Familienvater, der mit seinem kleinen Sohn mit einer Angel im flachen Wasser steht. Von ihm erfahren wir, dass der See 12 km lang und 4 km breit ist und an seiner tiefsten Stelle 15 m tief ist. Entstanden sind die Seen während der Eiszeit durch eine Gletscherzunge. Hier, am Westufer des Sees, sinkt das Ufer auch schneller in den See, als am Ostufer.
Kapelle Maria zum Rosenkranz
Wir radeln auf einer schönen geteerten schmalen Straße weiter und haben auf den nächsten 5 km nur zwei Autobegegnungen. Es geht immer wellig voran, im leichten Gefälle kann ich Anlauf nehmen für die nächste Steigung. Fast am Südufer des Sees angekommen, passieren wir eine Kirche. Dank Google Übersetzung bekomme ich später in etwa heraus, was es mit dieser Kirche auf sich hat.
Die im Jahr 2000 neu erbaute Kirche Kryziu sventove ersetzt die hölzerne Vorgängerkirche aus dem Jahr 1816 Auf der Wiese bei der Kirche stehen 12 Figuren, die wahrscheinlich den Kreuzweg Jesu nachstellen
Die „Heilige Kapelle der Kreuze und der Königin Maria vom Rosenkranz“ steht am südwestlichen Ufer des Dusia-Sees zwischen den Dörfern Sutre und Staigūnai. Die Geschichte der Kirche ist auf den „Großen nordischen Krieg“ zurückzuführen. Er wurde von 1700 bis 1721 um die Vorherrschaft im Ostseeraum geführt. Eine Allianz aus Russischem Zarenreich, Sachsen-Polen und Dänemark-Norwegen griff im März 1700 das Schwedische Königreich an. Im Jahr 1702 war die litauische Armee zwischen den Seen Dusia und Metelis stationiert. Sie stand unter der Führung von Hauptmann Mykolas Servantietis Višnioveckis, und sollte verhindern, dass die schwedische Armee nach Grodno marschierte. Während des Wartens auf den Feind, errichteten die Litauer drei Kreuze. An eines der Kreuze lies der Hauptmann eine Kopie eines Marienbildnisses von Barūnai, einen Zinkstich, hängen, an dessen helfende Kraft er fest glaubte. Am Feiertag der Apostel Peter und Paul hielt der Armeekaplan die heilige Messe, kurz danach griffen die Schweden an und gewannen die Schlacht und das Gebiet. Die Bevölkerung versteckte nach der Niederlage die Kreuze und den Zinkstich vor den protestantischen Schweden.
Ein blinder Veteran kehrte einige Jahre später zum Schlachtfeld zurück und erlangte sein Augenlicht wieder. Das Wunder sprach sich schnell herum und die Menschen pilgerten an diese Stelle, die drei Kreuze wurden wieder aufgestellt. Unter der Herrschaft der Preußen wurden die Kreuze in die Kirche in Meteliai gebracht, aber die Menschen pilgerten weiterhin an die ehemalige Stelle. So wurde 1816 eine hölzerne Kapelle an der heiligen Stelle errichtet. Sie wurde 1948 von den Russen geschlossen und 1963 abgerissen, die Kreuze und das Bildnis der Muttergotten waren wieder versteckt worden.
1992, kurz nach der Litauischen Unabhängigkeit von der UdSSR, wurde der Grundstein für die heutige Kirche gelegt. Die finanziellen Mittel kamen hauptsächlich von Exil-Litauern aus aller Welt. Der Dekan Vytautas Prajara weihte die Kirche im Jahr 2000 ein. Eine Messe wird jeden Sonntag angeboten. De Hauptfeiertage, an denen viele Gläubige zur Kirche pilgern, sind Pfingsten und der Namenstag der Apostel Peter und Paul. (Falls Du eine bessere Information zur Kirche hast, oder Fehler korrigieren möchtest, nutze bitte mein Kontaktformular, vielen Dank).
Bei der Kirche ist auch ein Brunnen, der für diese Gegend in Litauen wohl üblich ist.
Diese Brunnen sieht man noch an vielen Häusern auf dem Land in Litauen
Um das Südende des Sees fahren wir wieder auf der stärker befahrenen Straße. Es ist Freitagnachmittag, die Litauer reisen für das Wochenende an den See. Beim passieren eines privaten Seegrundstücks, fällt mir die Schranke auf.
Links ein Fisch, daneben der Zwerg und der Riese mit Schild, die die Schranke des Privatgrundstücks bewachen
Wir fahren nun am Infozentrum vorbei und halten am Aussichtsturm an.
Die Konstruktion des Aussichtsturms ist beeindruckend
Detailansicht des Aussichtsturms
Detailansicht des Aussichtsturms
Der Blick zum benachbarten Metelys See vom Aussichtsturm
Kurz danach kommen wir in den Ort zurück, dessen Ortsschild mir gut gefällt.
Das inoffizielle Ortschild von Meteliai weißt darauf hin, dass der Ort schon immer ein Fischerort war
Kurz vor dem Abzweig zum Campingplatz sind einige Kurven, in denen uns Fahrzeuge in hoher Geschwindigkeit entgegenkommen, die auf die Bankette ausweichen. Hinter uns kommen allerdings auch Fahrzeuge, ebenfalls sehr schnell, die mit quietschenden Reifen abbremsen. Eingestaubt biegen wir zum Campingplatz ab, zum Glück gibt’s den See zum entstauben!
Die Einfahrt zum Campingplatz Vitruna
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Von Kolberg kommend ist unser nächstes Ziel der Naturpark Slowinski, Słowińslo Park Narodowy auf Polnisch. Wir wollen auf den Campingplatz nach Łeba. Dort in der Nähe gibt es die größten Wanderdünen Polens. Wir wollen dort Radtouren machen um uns den Park und die Dünen anzuschauen.
Fahrt zum Nationalpark
Wir fahren aus Kolberg (Koszalin) raus und nehmen die Straße Nummer 6. In Słupsk biegen wir auf die kleiner Straße 213 ab, die uns in den Nationalpark führt. An manchen Bushaltestellen sitzen Menschen mit Einmachgläsern vor sich. Als ich das endlich in meinem Gehirn verarbeitet habe, bleiben wir an einem Stand stehen und kaufen Heidelbeeren und Pfifferlinge, die die Frau und ihre Tochter in den umliegenden Wäldern gesammelt haben. Das Wetter ist noch immer sehr unbeständig, kalt und äußerst windig. Das Wohnmobil schüttelt es im Wind ordentlich durch, Bernhard muss das Lenkrad manchmal mit Kraft festhalten, um geradeaus zu fahren. Unterwegs schmökere ich noch im Reiseführer und stelle fest, dass auch Łeba im Sommer eher überlaufen ist, gerade wegen der Nähe zu den Wanderdünen. Als wir an einer Kreuzung ein Holzschild sehen, auf dem ein Leuchtturm abgebildet ist, bremst Bernhard und wir orientieren uns auf der Landkarte und im Internet. Es muss sich um einen Leuchtturm im Nationalpark handeln. Ein Campinkplatz ist ganz in der Nähe, so biegen wir links ab. Der Campingplatz in Smołdzinski Las liegt direkt an der wenig befahrenen Straße. Wir biegen ein und halten an. Ein Mann eilt zur Rezeption, die in einem neu errichteten Häuschen untergebracht ist. Ja, wir können bleiben, Duschen und Strom ist im Preis inbegriffen, Entsorgung gibt es keine.
Wir sitzen mit unserem Essen im Windschatten des Wohnmobils, aber richtig schön empfinden wir es nicht
So suchen wir uns einen Platz und parken rückwärts ein, dass unser Wohnmobil uns Windschutz geben kann. Wir haben eine polnische Karte des Nationalparks erhalten und stellen fest, dass die Dimensionen weiter sind, als gedacht. Wir wollen nun mit den Rädern zum Strand, zum Leuchtturm und zu den Dünen, die in der Nähe des Leuchtturms sind, fahren. Die Strecken könnten mit den Rädern befahrbar sein. Wir überlegen, am nächsten Tag mit den Rädern nach Kluki zu fahren, dort gibt es ein Schiffchen über den Jezioro-See nach Łeba und in die Nähe der großen Wanderdünen. Wir werden aufgeklärt, dass das Schiffchen in diesem Jahr nicht fährt – schade…
Fahrradtour im Slowinski Naturpark
Wir fahren die geteerte Straße hinunter und weiter auf einem sandigen Waldweg. Noch ist dieser Weg für Autos freigegeben und ziemlich zerfahren. Nachdem wir den letzten Parkplatz passiert haben, sind gelochte Betonplatten in den Boden eingelassen, über die wir weiter bis zu einer ehemaligen Funkerstelle holpern. Mittlerweile ist ein kleines Bistro darin untergebracht.
Aufzeichnung der Fahrradtour auf Komoot
Die Fahrradtour habe ich auf Komoot aufgezeichnet, so kannst Du sie einfach nachradeln.
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Wir schließen die Räder ab und spazieren an den Strand. Ein lausig kalter Wind bläst und der feine Sand sandstrahlt unsere Füße beinahe. Lust zum Schwimmen bekomme ich bei diesen Witterungsverhältnissen nicht.
Der Wind ist arktisch kalt und alle Menschen dick eingemummeltStrandgutkunst am StrandZwar scheint die Sonne und macht ein schönes Licht, aber der Wind ist so kalt und heftigDie Dünen erobern sich den Wald zurück, der allerdings auch bis zur Ostsee reicht
Wir gehen zurück zu den Rädern und folgen der Landkarte erst zurück und dann nach links, Richtung Leuchtturm. Ein gelbes Schild weißt auf irgendwas hin, dass wir allerdings nicht verstehen. Wieder auf Betonholperplatten radeln wir durch einen wunderschönen lichten Kiefernwald, von Moos und Heide überwuchert. Teilweise stehen die Heidelbeeren sehr dicht mit vielen Beeren dran. Aber im Kühlschrank liegen noch die gekauften von der Bushaltestelle, daher pflücken wir keine mehr. Nach einer Rechtskurve geht es steil hinauf.
Bernhards E-Bike musste nach der Donauradtour, nach der 8. Etappe, als wir über das grausig grobe Pflaster von Passau gehoppelt sind, in die Werkstatt. Die Elektrik funktionierte nicht mehr, immer wieder war die Elektrounterstützung weg. Nach der ersten Nachfrage in der Werkstatt nach zwei Wochen, hatte noch niemand nach dem Rad geschaut. Da wir eine Woche später abreisen wollten, bat Bernhard um zügige Reparatur. Zwei Tage vor der Abreise bekam Bernhard Bescheid, dass das eine größere Reparatur würde, da der Fehler erst gesucht werden müsste. Das würde dauern. Nun war guter Rat teuer. Wir entschieden uns, mein E-Bike für Bernhard mitzunehmen, denn mit der Rahmengröße kommt er klar. Mein „altes“ Trekkingbike (ohne E) werden wir für mich auf die Reise mitnehmen. An solchen Aufstiegen, wie nun im Slowinski Naturpark, merke ich, wie sehr ich mich an die elektrische Unterstützung Bergauf bereits gewöhnt habe. Kurz bevor ich oben ankommen, bereits den Leuchtturm im Blick, dreht Bernhard um und ruft: „Hier ist Schluss.“ Als er mich erreicht, erklärt er, dass dort ein Zaun wäre und militärisches Sperrgebiet. Aha, das also hat das gelbe Schild bedeutet.
Hätten wir die Schilder an Beginn der Straße lesen können, dann wären wir nicht steil aufwärts geradelt
Wir rumpeln also wieder hinunter, biegen an der Straße links ab und erst die nächste Einfahrt wieder links. Nochmal links und bis zur Treppe, die zum Leuchtturm hinaufführt.
Der Weg hinauf zum Leuchtturm geht über ziemlich verfallene Stufen
Wir steigen hinauf und besteigen auch den Leuchtturm. Beinahe oben angekommen müssen wir 4 Zloty Eintritt zahlen und steigen die letzte schmale Treppe hinauf in den Sturm. Oben werden wir nur nicht vom Turm gepustet, weil er ein hohes und stabiles Geländer hat. Wir genießen kurz den Rundblick und den Blick hinüber zu den Dünen.
Rundblick vom Leuchtturm – eventuell ist der Sturm sehr laut…
Mittlerweile sind wir ziemlich verfroren und beschließen, nicht mehr zu den Dünen zu fahren, denn wir müssten nach 2 km Sandradeln noch etwa 1,5 Kilometer auf sehr sandigen Wegen bis zu den Dünen laufen. Ich genieße noch die letzten Blicke in den Wald, bevor wir zum Wohnmobil zurück kehren.
Blick in den Naturpark Smoldzino
Zum Aufwärmen machen wir uns Semmelknödel mit Pfifferlingen, hmmm, wie lecker. Wir werden morgen von der Ostsee ins Landesinnere fahren, um endlich aus dem Wind zu kommen.
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Leider meint Petrus es nicht gut mit uns. Bei der Fahrt hinein nach Polen, in die alte Hansestadt Stettin, hängen dunkle Regenwolken über uns. Wir wollen ein bis zwei Tage in Stettin bleiben, hinauf nach Swinemünde und an der Ostseeküste weiter nach Osten reisen, nach Kolberg.
Stettin
Nach unserem erfreulichen Einkaufserlebnis bei der Höfegemeinschaft Pommern fahren wir endlich wirklich nach Polen. Mein letzter Polenbesuch ist 20 Jahre her. Meine Mutter stammt mit ihrer Familie aus Breslau. Sie hatte immer den Wunsch, Breslau noch einmal zu sehen. Aber ihre frühe Krebserkrankung und ihr Tod mit nur 60 Jahren lies das leider nicht zu. Meine Tante, ihre ältere Schwester, lud die Interessierten aus der Familie zu ihrem 70. Geburtstag, im September 2000 nach Breslau und ins Riesengebirge ein. An dieser Fahrt habe ich teilgenommen. Meine Tante konnte uns damals vieles zeigen. Die Gegend, in der die Familie gewohnt hat und die Schulen, in die die Kinder gingen. Das Schwimmstadion, in dem alle Polomskikinder schwimmen lernten und meine Großtante schlesische Schwimmmeisterin geworden ist und Bademeisterin war. Das moderne Breslau hat das Stadtbild völlig gewandelt, nicht anders, als bei Städten in Deutschland. Im Riesengebirge machten wir eine Wanderung und waren auf der Schneekoppe. Üblicherweise war die Familie im Sommer dort zum Wandern, Beeren und Pilze sammeln und im Winter zum Skifahren…. Aber leider war für die Familie im Januar 1945 Schluss in Schlesien. Mit sehr viel Glück schaffte meine hochschwangere Großmutter mit ihren drei Mädchen die Flucht in den Westen per Bahn. Der älteste Sohn war bereits seit 1941 vermisst…
Wir, heute, im Juli 2020, freuen uns nun auf neue Erfahrungen in unserem direkten Nachbarland Polen. Bitte verzeihe, wenn ich meistens die deutschen Namen der Städte verwende, soweit sie geläufig sind. Die polnischen Wörter (und Ortsnamen) sind mit so viel Konsonanten versehen, dass ich mich zu oft vertippe.
Wir haben uns vor der Anreise einen Parkplatz in Stettin in der Nähe des Schlosses ausgesucht, da dort auch eine Tourist-I ist. Beim ersten Anlauf verpassen wir die Einfahrt und müssen auf der Schnellstraße erst über die Oder und dann die Zufahrt nochmal probieren. Da wir nun wissen, wo unser Abbiegefehler liegt, gelingt uns der zweite Anlauf und wir parken unser Wohnmobil. Da es bereits seit unserem Grenzübertritt regnet, gehen wir von vornherein in Regenjacke und jeder mit einem Knirps bewaffnet los.
In der Tourist-I im Schloss erhalten wir einen sehr ansprechend und gut gestalteten Stadtplan mit englischen und deutschen Erklärungen. Wer den roten Strichen auf dem Asphalt oder Pflaster folgt, kann eine Stadtbesichtigung auf eigene Faust machen und erhält dennoch die Eckdaten der markanten Gebäude und der Geschichte der Stadt.
Stadtrundgang Stettin
Wir wenden uns aus dem Schloss heraustretend nach links, denn es ist Mittagszeit und wir haben Hunger. Im alten Rathaus soll es im Keller eine Gaststätte geben. Da mich das sehr an unseren Besuch im Breslauer Rathauskeller erinnert, möchte ich dort gerne einkehren. So gehen wir „gegen die Richtung“ des Touristenstadtplanes. Das erste Haus, außer dem Schloss, dass wir passieren ist das Loitzenhaus. Die Fassade ist wirklich beeindruckend.
Das Loitzenhaus wurde von der adligen Banker- und Kaufmannsfamilie Loitz 1547 unterhalb des Schlossen von Stettin erbaut
Gleich nebenan ist die interessante Stufenfgiebelfassade des Altstädtischen Rathauses. Diese Schmuckstufengiebel finde es seit meiner Kindheit sehr beeindruckend. Natürlich hängt in meinem Elternhaus ein Bild des Breslauer Rathauses und das hat ja ebenfalls einen imponierenden Stufengiebel. Dieser hier ist durch – ich möchte sagen Fenster – sehr offen gestaltet. Die abwechselnd grün glasierten Backsteine heben die Bauart und die Schönheit hervor.
Der Stufengiebel des Altstädtischen Rathauses in Stettin
Mittlerweile regnet es stärker und wir sind froh, in den Rathauskeller einkehren zu können, der außerdem eine Brauerei ist. Ich liebe Brauereien!
Glasierte Backsteine sind die einzige Gestaltungsvariante im Backstein – und machen so viel her
Das Gewölbe des Kellers haut mich um. Ich bin so fasziniert am Schauen, dass ich Bernhard suchen muss. Er hat mittlerweile einen Tisch für uns zugewiesen bekommen (Corona wegen). So unglaublich, wie diese Statiker vor vielen Jahrhunderten die Gewölbebögen anlegten. Denn darauf musste ja nun ein ganzes Rathaus aufgebaut werden und danach nicht zusammenbrechen!
Mich faszinieren diese alten Gewölbekeller. Sie beeindrucken mich nicht nur wegen der Statik, sondern wegen ihrer schlichten Schönheit
Der Keller ist unglaublich schön. Die Braukessel stehen direkt hinter der Theke
Gebraut wird direkt hier im Keller. Das Bier wird auch direkt aus dem Fass dem Gast serviert. Ich habe mich schon seit der Abreise auf Piroggen gefreut und bekomme hier meine ersten. Die spätere Übersetzung für Piroggi ist „Maultasche“ und ja, das kommt dem Gericht entgegen. Auch Ravioli würde passen. Piroggi gibt es in sämtlichen Geschmacksrichtungen, die Du Dir denken kannst. Süß und Sauer, Veggi und mit Fleisch, herzhaft und scharf…
Nach diesem guten Essen hoffen wir darauf, unseren Stadtspaziergang trocken fortsetzen zu können. Anfänglich scheint es so, aber bereits beim roten Rathaus fängt ein erneuter Schutt an.
Das rote Rathaus in Stettin – ein wuchtiges und schönes Gebäude
Wir gehen tapfer weiter, noch zu verschiedenen Kirchen und ehemaligen Hospitälern. Dann kehren wir in eine Einkaufszentrum ein, um uns ein wenig zu trockenen. Es gibt den Spruch: „Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung.“ Ich halte den für einfach nur blödsinnig. Ich habe schon die teuersten und besten Goretexjacken gehabt, ich schwitze darunter so sehr, es macht keinen Unterschied, ob ich im Regen ohne Jacke laufe oder eine solche Regenjacke trage – ich bin immer nass. Die Hose ist sowieso nicht geschützt und das Fotografieren macht keine Spaß! Es macht mir überhaupt keine Freude im strömenden Regen eine Stadtbesichtigung zu machen! Ja, ich behaupte: Es gibt schlechtes Wetter!!! So brechen wir unsere Stettinbesichtigung ab! Wir ziehen uns im Wohnmobil erst mal um und hängen die nassen Sachen zum Trocknen auf. Nach einem Blick in die Wetterkarte entscheiden wir, dass wir nicht zur Marina in Stettin zur Übernachtung fahren. Es soll die nächsten zwei Tage weiterhin regnen. Wir werden auch nicht nach Swinemünde und an der Küste entlang fahren. Unser nächstes Ziel wird Kolberg sein. Wir werden uns auf dem Camping Baltic einquartieren. Ich habe dann Zeit, meine Artikel für den Blog zu schreiben und Bilder zu bearbeiten…
Auf der Autobahn bekommen wir per WhatsApp mit, dass die Pfalz (unser Zuhause) unter Hitze und Trockenheit ächzt… wir träumen davon…
Bei Dauerregen fahren wir nach Kolberg über eine neugebaute Autobahn
Kolberg – Kolobrzeg
Wir quartieren uns auf dem Campingplatz Baltic ein. Ich nutze den Nachmittag und den nächsten Tag, meine Erlebnisse der letzten Tage online zu bringen. Am Abend prasselt kein Regen auf unser Wohnmobildach, so wagen wir einen Spaziergang zum Strand.
Kaum sind wir an der Waldenfels-Schanze vorbei an den Ostseestrand gekommen, drohen wieder schwarze Wolken
Wir marschieren schnell zurück zum Campingplatz und kommen mit den ersten schweren, dicken Tropfen noch trocken heim.
Kolberg – Stadtrundfahrt mit dem Rad
Am nächsten Morgen, bei nur leichtem Regen, macht Bernhard zu Fuß eine Erkundungstour zum Strand und in die Stadt. Ich ärgere mich mit dem lahmen WiFi des Campingplatzes herum, bevor ich meinen Hotspot auf dem Mobiltelefon aktiviere und mein eigenes Datenvolumen nutze. Mit Stadtplänen bestückt kommt Bernhard zurück und mit Obst von einem Straßenverkauf, wie lecker. Morgen soll es trockener sein, so werden wir eine Fahrradtour machen.
Aufzeichnung der Fahrradtour auf Komoot
Die Fahrradtour habe ich in zwei Komootaufzeichnungen, so kannst Du sie einfach nachfahren.
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Wir radeln den Weg zum Strand hinunter, die Radwege sind gut markiert. Mich begeistern die vielen öffentlichen, meist kostenlosen Toiletten, die an Hauptlaufwegen der Urlauber und den Promenaden aufgestellt sind. Vor der Waldenfelsschanze biegen wir nach links ab und folgen dem Radweg durch den Park – oder besser gesagt Kiefernwald – zur Seebrücke von Kolberg. Hier nun wird uns das Ausmaß dieses Touristenspots erst richtig bewusst. Bereits auf dem Weg zur Waldenfelsschanze haben wir einige „Neppläden“ gesehen, Stände, die überhaupt nur wegen des Tourismus existieren. Hüte, Sandgedöns für Kinder, Nepp und Plunder werden angeboten. Dinge – meist aus Plastik – die keiner wirklich braucht, die nur aus einer Urlaubslaune heraus gekauft werden. Aber was auf der Promenade von Kolberg abgeht, schockiert uns ziemlich. Es ist ähnlich, wie in deutschen Touristikhotspots – Menschenmengen und Nepp und schreckliche Imbissstände. Wir gehen auf die von wenigen Menschen besuchte Seebrücke hinaus, denn die Ostsee ist heute wirklich rau.
Der Wind bläst stark und ist auch ziemlich kühl. Die Seebrücke in Kolberg hat am Ende ein gastronomisches Angebot
Am Strand sind, trotz des stürmischen Wetters, einige Badelustige und Sonnenanbeter unterwegs. Die Volleyballfelder dagegen sind verwaist.
Blick von der Seebrücke über die windgepeitschte Ostsee zum LeuchtturmDen starken Wind versuchen die Strandgäste mit Windabsperrungen von ihrem Platz fern zu haltenLinks der Seebrücke von Kolberg sind diese Beachvolleyballfelder
Wir schieben unsere Räder auf der Promenade bis zum Leuchtturm. Kleine und große Mädchen sitzen brav auf Stühlen und lassen sich in stürmischem Wind bunte oder glitzernde Fäden ins lange Haar flechten. Am Leuchtturm machen wir kurz Halt für ein Foto. Wir werfen auch einen Blick hinunter zum Strand und hinauf in den Himmel, wo ein Drache so gut im Wind steht.
Erst 1945 wurde dieser 26 m hohe Leuchtturm auf den Ruinen der alten Verteidigungsanlagen erbautDurch den Wind steigen die Drachen schnell hoch hinaus
Kolberg – vom Leuchtturm zum Campingplatz
Wir wollen raus aus dem Trubel, aber wir müssen erst noch am Kai mit den Touristenschiffen vorbei. Unglaublich, mit was Touristen zu locken sind. Ich befürchte beinahe, dass Urlauber irgendwie einen Schalter umlegen, wenn sie in solchen Destinationen sind. Von normal denkenden und handelnden Menschen zu „ich will Spaß Wesen“ mutieren. Und zu Spaß gehört anscheinend, auch das Hirn auszuschalten und auf jede noch so schlechte Werbung und Ware hereinzufallen. Die Schiffe sind reine Motorschiffe, die Segel sind alle nur dekorative Stofflappen – ja, einfach nur Deko. Vielleicht urteile ich hart, aber das ist mein Empfinden.
Das “Möchtegern-Piratenschiff” hat nur Ziersegel. Die Tour auf die Ostsee dauert ein bis zwei StundenWer möchte, kann auch mit einem Wikingerschiff unterwegs sein
Wir radeln an einem Park vorbei und erleben ein schönes Open-Air-Konzert. Es tut so gut, Künstler ihrem Beruf nachgehen zu sehen! Ich hoffe, dass diese „Park-Konzerte“ auch in Deutschland im Kommen sind!
In Kolberg wird Interessierten Kultur im Park gebotenTrotz Corona ein Konzert – draußen im Park ist es möglich
Wir radeln über die Brücke des Parseta und biegen in einen Yachthafen ab. Der ist ebenso eine ehemalige Stadtverteidigung gewesen.
Die heutige Redouta Bagienna (Schillschanze) am Yachthafen, diente bis 1770 zum Sperren der Durchfahrt im Kriegsfall
Wir fahren mit dem Rad noch bis zu einem weiteren Strand – ein Teil davon ist allerdings militärisch gesperrt. Aber auch dort sind nur Nepp und Imbissbuden, Wind und hohe Wellen. Außerdem kommen bereits wieder schwarze Wolken rein. Wir schauen noch eine kurze Weile den Kitesurfern zu, dann machen wir uns auf den Rückweg in die Stadt.
Auch am Strand in der Nähe des Parks südwestlich von Kolberg schützen sich die Badegäste vor dem WindDie Wellen und der Wind kommen den Kitesurfer gelegen
Kolberg Stadtmitte
Bernhard hatte bereits die Stadtmitte erkundet bei seinem Spaziergang. Ich hingegen bin ziemlich enttäuscht. Da gab es nach dem 2. Weltkrieg wohl keinen richtigen Stadtplaner. Jeder hat gerade so gebaut, wie ihm das passte. Wir stellen unsere Räder beim Dom ab.
Das Denkmal vor dem Dom wurde zur 1000-Jahr Feier der Erzdiözese Gniezno im Jahr 2000 gestiftet
Bei dem Denkmal ist links der im Jahr 2000 aktive Papst Johannes Paul II. zu sehen. Er war zuvor als polnischer Kardinal zuständig für den Dom in Kolberg. Sein Nachfolger, Benedikt XVI., ist links zu sehen. Die mittleren Figuren stellen Kaiser Otto III., der mit einer Reise aus Rom, kurz vor der ersten Jahrtausendwende, die Erhebung zur Erzdiözese erst ermöglichte und der damalige polnische Herrscher Boleslaw Chrobry. Er wurde später von Otto III. zum ersten polnischen König gekrönt. Ein Bogen mit einer Taube schwebt über den Figuren.
Wir spazieren in die wenig attraktive Innenstadt. Das Rathaus wurde wohl als einziges im Umkreis in der alten Bauweise wieder restauriert.
Das Rathaus in Kolberg, eines der wenigen „alten“ Gebäude in der Innenstadt
Eine Statue an der Rückseite des Rathauses, an der Kreuzung zur Straße zum Dom, finde ich total schön. Ein Kunstwerk, dass in die Neuzeit versetzt ist.
Na, dass nenne ich mal hochmoderne Statue – auf der Rathausrückseite von Kolberg
Wir sind kaum zurück am Wohnmobil und haben die Fahrräder wieder auf dem Gepäckträger, da prasselt ein richtiger dicker Regenschutt herab. Aber er währt nicht lange und kurze Zeit später scheint wieder die Sonne. Die dunklen Wolken verziehen sich und nur kleine weiße Wölkchen am Himmel bleiben übrig.
Kolberg Wellness und Sundowner
Bernhard hat in einem naheliegenden Hotel zwei Massagen für uns gebucht. So eine Wohltat. Geölt und tiefenentspannt spazieren wir zur Waldenfelsschanze hinunter. Wir wollen einen Sundowner nehmen. Die alten Schanzen in Kolberg wurden bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert als Gaststätten umfunktioniert. Kolberg mit seinen Heilquellen und Solewassern wurde zu dem Zeitpunkt als Kurbad sehr beliebt. Urlauber und Gäste kamen in immer größerer Anzahl und die nötige gastronomische Infrastruktur wurde in die alten Verteidigungsanlagen direkt an der Ostsee eingebaut. Diese bekamen Glasfenster, Wintergärten ähnlich, mit Bestuhlung. Die Verteidigungsmauern wurden etwas abgetragen und zu Terrassen umfunktioniert. Nach dem zweiten Weltkrieg war alles kaputt. Auf den Grundmauern wurden neue Gebäude errichtet.
Wir ergattern auf der oberen Terrasse der Waldenfelsschanze einen Tisch und bestellen einen Mojito und einen Caipirinha. Nach einiger Zeit kommen die Getränke, die allerdings sehr chemisch grün aussehen und eher nach Waldmeistersirup schmecken. Die Sonne senkt sich nur langsam dem Horizont zu. Manchmal versteckt sie sich kurz hinter Wolken. Der Wind ist weiterhin sehr stark und ziemlich kalt. Bernhard geht zurück zum Wohnmobil und holt uns die Daunenjacken (!). Zum Essen bestelle ich mir Piroggi mit Sauerrahmfüllung und Bernhard Tintenfischringe. Dazu passt ein Weißwein. Wir entdecken auf der Karte einen Georgischen Wein, den wir probieren.
Diesen Wein haben wir uns zum Sonnenuntergang bestellt
Auf Englisch und in georgischer Schrift wird der Wein erklärt
Sonnenuntergang in Kolberg
Wir schauen dem Himmelsschauspiel lange zu bevor wir bezahlen und zum Strand hinuntergehen. So ein wunderschöner Abend. Immer tiefer sinkt die Sonne, das Meer sieht immer schwärzer aus.
So ein stimmungsvoller Sonnenuntergang – der erste seit zwei Wochen….
Aus dem Hafen kommt nochmal das Touristenpiratenschiff auf die Ostsee hinausgefahren. Nun bin ich gespannt, ob ich das Schiff vor der untergehenden Sonne fotografieren kann, denn die Sonne sinkt nun schnell. Eigentlich nicht schneller als vorher, aber je näher sie dem Horizont kommt, um so schneller kommt mir das vor. Aber das Schiff hat eine gute Geschwindigkeit und das Foto gelingt.
Das Piratenschiff ist im Sonnenuntergang unterwegs
Ziemlich erfroren kommen wir wieder am Wohnmobil an. Ein warmer, lauer Sommerabend würde uns mal richtig guttun. Im Moment fühlen wir uns von den Temperaturen eher wie im April oder Oktober, nicht im Juli. Der nächste Tag soll zumindest Regenfrei sein, wenn auch weiterhin sehr stürmisch. Wir werden weiter fahren zum Slowinski Naturpark, nach Leba. Im Naturpark sind Wanderdünen zu besichtigen.
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Eine Landschaft zu erleben, bedeutet für mich, mit der Haut in der Landschaft zu sein. Auf langsame Art geht das mit Wandern. Der Fortbewegung, mit der das Auge und Gehirn am besten klarkommt, weil in der Evolution am längsten geübt. Heute entscheiden wir uns für die etwas schnellere Art, für das Fahrradfahren.
Fahrradtour Peenemünde-Krummin-Zinnowitz
Wir fahren von unserem Stellplatz auf der Halbinsel Peenemünde mit den Rädern los. Wir haben auf Komoot diese Fahrradtour geplant, die wir – so in etwa – nachfahren wollen.
Aufzeichnung der Radtour auf Komoot
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Die Halbinsel Peenemünde
Wir radeln um das Historisch Technische Museum herum und dann auf die Naturerbefläche des Mündungsbereichs des Peenestroms. Eine Tafel erklärt die Besonderheit dieser Küstenlandschaft. Fragmente von Verteidigungsanlagen, die auf anderen Hinweistafeln erklärt werden, stehen in der Landschaft herum. Trotz der militärischen Nutzung im 2. Weltkrieg, konnte sich dieser besondere Naturbereich behaupten. Die Küstendynamik der Ostsee, geprägt durch Winde, Wellen, Strömungen, schiebt Küstensand von Ost nach West und lässt Sandwälle und Nehrungen entstehen.
Blick am Anfang der Radtour zurück zur Halbinsel PeenemündeGlückliche Rindviecher auf der Weide. Der viele Regen hat das Lila abgewaschen 😊Reste von Verteidigungsanlagen aus dem 2. Weltkrieg
Der ausgeschilderte Radlweg führt uns über holperige Plattenwege, Wege mit dickem Schotter, manchmal geteerte Fahrradwege und schmale Straßen. Felder und Weiden, offene Flächen und Mischwälder wechseln sich ab. Ebene Flächen aber auch einige Steigungen machen diese Tour sehr interessant. Attraktionen für Familien sind unterwegs ausgeschildert, wir passieren sogar „Dinoland“.
Krummin
Wir erreichen unser erstes Ziel, das Dörfchen Krummin am Krumminer Wiek. Wir steuern die Gaststätte mit Laden „Zur Pferdetränke“ an. Verkauft werden regionale Produkte, gebacken und gekocht wird selbst. Wir kaufen Brot, Käse und sogar Straußensalami, die aus Ahlbeck, südlich des Stettiner Haffs, von einer Straußenfarm kommt. Mit einer Sanddornfassbrause verweilen wir im schönen Garten, der mit vielen Dekoartikeln verziert ist. Sogar ein kleiner Streichelzoo und Minispielplatz für Kinder ist im hinteren Gartenteil. Der ehemalige Stall hinter dem Verkaufsraum ist mit großen Fenstern versehen, ein schöner Wintergarten geworden, der Gäste bei unfreundlichem Wetter beherbergt.
Liebevoll gestalteter Hinweis zum Fahrrad-Parkplatz beim Eingang in den Garten des Gasthauses und Verkaufsladens Zur PferdetränkeDer Eingang lässt noch erahnen, dass das Gebäude früher ein Stall warMit Liebe zum Detail sind die einzelnen Sitznischen dekoriertMit schönen Pflanzen ist der Garten unterteilt und lädt zum Verweilen ein, links geht es zum Streichelzoo
Über die gepflasterte Dorfstraße fahren wir an der Kirche vorbei ans Dorfende und stellen fest, das der Weg zum Hafen vor der Kirche abgezweigt wäre. So rattern wir wieder die Straße hinab. Das Dörfchen Krummin ist wirklich nicht sehr groß. Die Kirche dagegen ist imposant. Die Erklärung dafür ist recht einfach. Die Kirche wurde bereits 1230 urkundlich erwähnt, als ein Teil eines Zisterzienserinnenklosters. Der Ort Krummin lag an einer mittelalterlichen Handelsstraße und das Kloster war sehr bedeutend. Die Kirche ist der einzig übrig gebliebene Klosterbau auf Usedom.
In der Kirche in Krummin finden im Sommer viele Konzerte statt
Uns fällt ein Haus auf, dass einen ganz besonderen Hausschmuck hat.
Aufgefädelte Steine verzieren ein Haus in Krummin
Wir radeln über die gepflasterte Straße zum Naturhafen von Krummin. Jede Menge Boote liegen am Steg. Sogar mehrere Hausboote, die ein- oder zweistöckig als Feriendomiziel vermietet werden. Leider sind sie fest vertäut und ohne Motor, so das sie immer an der gleichen Stelle liegen bleiben. Eine Hafenkneipe mit schönem Blick auf die Boote und den See lädt ein, wir aber haben eine andere kulinarische Einkehr vor.
Im Naturhafen von Krummin können auch Hausboote als Ferienwohnungen gemietet werden
Direkt an der Kreuzung zur Kirche liegt das Café „Zur Naschkatze“. Auch hier wird täglich selbst gebacken und gekocht. Der Garten ist in vielen verwinkelten Nischen angelegt, Rosen, Kletterpflanzen und viele Blühpflanzen machen sich in ihrer Schönheit Konkurrenz. Die unterschiedlichste Bestuhlung ist in den Nischen verteilt, so dass jeder Gast einen Lieblingsplatz finden kann.
An dieser Theke versorgen sich die Gäste mit Speisen und GetränkenEin Innenraum lädt bei schlechtem oder kühlem Wetter zum Verweilen einIm üppigem Grün des Gartens finden die Gäste Plätze zum VerweilenDie Nischen im Garten sind mit unterschiedlichen Sitzmöbeln ausgestattetIm hinteren Gartenteil ist ein Spielplatz für Kleinkinder eingerichtetDer Spruch hat mich darin bestärkt, vermehrt Urlaub auf unseren Reisen zu machen…
B Krummin Cafe Zur Naschkatze Selbstbedienungstresen
Nach so vielen schönen Pausen radeln wir weiter. Auf einem betonierten Plattenweg mit Blick auf das Krumminer Wiek an Feldern vorbei. Später erst in Mischwald, dann in Kiefernwald eintauchend, erreichen wir Zinnowitz.
Seebad Zinnowitz
Wir fahren bis zur Seebrücke des Seebades. Trotz Corona ist Usedom von überwiegend deutschen Touristen überlaufen, uns ist es insgesamt zu voll hier. Bei einem Stand im Städtchen kaufen wir Kirschen, die wir mit zum Strand nehmen. Die Fahrräder schließen wir vor der Seebrücke ab. Unter der Seebrücke am Strand sitzend essen wir die Kirschen und schauen dem regen Treiben zu. Der Strand geht anscheinend recht flach ins Wasser über, denn die Menschen gehen weit hinaus, bevor sie schwimmen können.
Eisverkäufer, weißer Sandstrand, Meer und Strandkörbe, der Strand von Zinnowitz bietet Urlaub
Die Seebrücke von Zinnowitz war ursprünglich 350 m lang. Die heutige, die 1993 gebaut wurde, ragt 315 m ins Meer. Wir wandeln über der Ostsee bis ans Ende. Dort ist seit 2006 eine Tauchgondel, die erste ihrer Art, installiert worden. An einem zentralen Pfeiler fährt die als Druckkammer ausgelegte Gondel in die Tiefe. Ist das Wasser zu trüb durch den Plankton, werden 3D-Filme gezeigt.
Mit der Tauchgondel kann man trocken in die Ostsee eintauchen und unter Wasser Beobachtungen machenVon der Seebrücke geht der Blick auf das Seebad Zinnowitz
Wir schließen unsere Räder wieder ab und machen an der öffentlichen Toilette noch Halt. An der Promenade entlang ist ein Streifen für Fahrradfahrer gekennzeichnet, dem wir weiter folgen.
Diese Holzskulpturen sind ein Teil der Promenade in Zinnowitz
Weiße Sandstrände
Nach dem Ort nutzen wir den ausgeschilderten Radweg weiter nach Nordwesten. Immer wieder gehen im Kiefernwald Wege zum Strand ab. Die einzelnen Abschnitte sind mit Buchstaben und Zahlen gekennzeichnet. Wenige Strände sind für FKK oder für Hunde vorgesehen. In Trassenheide halten wir für einen Eiskaffee und schieben dann einige hundert Meter unsere Räder über einen Wanderweg durch tiefgründigen Sand. Der Radweg hätte uns um den Ort geführt, wir wollten aber nahe der Küste bleiben. So entdecken wir große Heidelbeerfelder, an denen wir uns gütlich tun.
Soo viele Heidelbeeren an den Sträuchern – so haben wir es überall an der Ostsee gesehen!
Wir passieren Karlshagen, mit tollen Ferienwohnungen, Hotels und Campingplätzen und fahren auf dem Seitenstreifen der Straße weiter Richtung Peenemünde. Mittlerweile hat die Sonne die Wolken zur Seite gedrängt und wir schließen gegenüber eines Parkplatzes die Räder an einen Baum. Mit unseren Packtaschen, in denen die Badsachen verstaut sind, marschieren wir zum Strand. Uns fallen als erstes die Mülltonnen auf, die in Abständen von ca. 50 m regelmäßig den Strand entlang stehen. Und trotzdem liegt noch Müll herum, hauptsächlich Zigarettenkippen! Wir suchen uns ein Plätzchen und ziehen uns um. Na, mit schnell rein ins Wasser zum Schwimmen, ist nicht. Das Wasser ist familienfreundlich sehr seicht über eine weite Strecke. Als wir bis Mitte Oberschenkel im Wasser sind, laufen wir sogar bergauf und die Knie schauen wieder heraus! Dann aber geht es fix, schnell stehen wir bis über die Gürtellinie in der Ostsee und Schwimmen ist möglich. Aber das Wasser ist doch recht frisch und natürlich verdeckt genau jetzt eine Wolke die Sonne! Das Wolken-verdecken-die-Sonne-Spiel geht immer einher mit frischen Windböen. Unter Wasser bleiben und schwimmen oder zurückwaten? Ich entscheide mich für ersteres und so gewöhnt sich mein Körper an die Wassertemperatur. Ich schwimme zurück und die Sonne kommt wieder hervor. Ich schwimme so lange, bis die Knie beim Schwimmen anstupsen. Herrlich!
Der Sand am Strand von Karlshagen ist ungemein fein und weich
Einfach daliegen und die Sonne genießen, so stellen wir uns das an manchen unserer Reisetage vor.
Doch noch Regen
Aber noch ist dieser Juli wettertechnisch ein April und dicke Wolken türmen sich vor die Sonne. Da wir den Tag bisher regenfrei verbracht haben, packen wir zusammen und radeln an der Straße entlang zurück zum Wohnmobil. Räder auf den Gepäckträger, Markise rein, Tisch und Stühle verstaut… Kaum ist alles erledigt, kommt ein wenig Niesel gefolgt von einem starken Regenguss. Glück gehabt.
Die Radtour war nicht sehr anstrengend. Unsere vielen Pausen konnten wir alle an interessanten Orten machen. Das war ein toller, ein wunderschöner Tag.
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Die achte und letzte Etappe unserer Donauradtour starte ich allein in Metten, einem Ort kurz vor Deggendorf. Bernhard treffe ich in Vilshofen, da er unser Wohnmobil zuerst zum Ziel bringt. Die letzten deutschen Donaukilometer wollen wir gemeinsam in die Drei-Flüsse-Stadt Passau radeln.
8. Etappe von Metten nach Passau
Bernhard bringt mich mit dem Wohnmobil an den Ortseingang Metten. Dort ist ein Verkehrskreisel mit anschließendem Parkplatz gleich neben dem Donauradweg. Wir machen schnell, schnell, denn er fährt unser Wohnmobil nach Passau. Dort muss er selbst sein Fahrrad vom Gepäckträger holen, das Gas für den Kühlschrank anstellen und zum Bahnhof radeln. Er will den Zug um kurz vor 9 nach Vilshofen noch erwischen, dass wird recht sportlich.
Touraufzeichnung in Komoot
Die Etappe von Ingolstadt nach Regensburg habe ich wieder in komoot aufgezeichnet.
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Mich führt der Radweg etwas unterhalb der Straße mit schönem Blick auf die Sandbänke der Donau.
Die Sandbänke laden Schwimmer zum Verweilen auf, denn das Ufer geht flach in die Donau über
Vor der Autobahnbrücke durchfahre ich den Donaupark, der sehr schön angelegt ist. Da ich noch am Campingplatz vorbeifahre, halte ich mich danach an die Radwegeschilder Zentrum.
Der Spielplatz im Donaupark ist für Abenteurer angelegt, die öffentliche Toilette befindet sich die Treppe runter im Parkhaus
Im Zentrum mache ich eine Rundfahrt über den Luitpoldplatz und Oberen Stadtplatz und finde es schade, dass noch nicht Mittagessenzeit ist. Auf unserer Tour in den Bayerischen Wald – irgendwann nach Corona – werden wir Deggendorf nochmal ausführlich (über die Mittagszeit) besuchen.
Auf dem Luitpoldplatz in Deggendorf ist ein Riesenrad aufgebautLeider habe ich direkt nach dem Frühstück das Gasthaus auf dem Stadtplatz in Deggendorf nicht ausprobiert, obwohl der Name schon gelockt hat
Der Donauradweg führt nicht an der Isar-Mündung vorbei, das finde ich schade. Die Zuflüsse machen doch einen Fluss erst zu dem, was er ist. Und erst recht, wenn diese Zuflüsse selbst bekannte Flüsse sind. So entscheide ich mich mal wieder für eine eigene Variante, die mich an die Isarmündung bringt.
Hinter der Kiesbank kommt die Isar in die Donau (im Vordergrund). Ob diese den Kies aufgeschwemmt hat?
Ich fahre auf unebenem Weg weiter an der Donau entlang. Einige Wohnmobilisten haben hier die Nacht verbracht, Angler, Schwimmer und Sonnenanbeter nutzen diesen Feldweg ebenso mit ihren Autos. Die Autobahn A3 läuft etwa parallel, aber die Natur entschädigt für den Lärm. Als sich mein Radweg von der Autobahn entfernt, stößt der Donauradweg dazu. Kurz danach radele ich zwischen Donau und einem Weiher, Wasser überall, einfach nur schön. Vor Niederalteich ist der Radweg zum Teil Baustelle bis in den Ort hinein. Die Kirche des Ortes soll eine Besonderheit sein.
Die Kirchtürme der Klosterkirche der Benediktinerabtei von Niederalteich, leider derzeit geschlossen
Umleitung für Radler
An der Personen-Fähranlegestelle in Niederalteich, von der eine eingezeichnete Variante im Radführer ausgeht, stehen viele Radler, auch einige Familien. Der Radwegweiser in Richtung Passau ist von Klebebändern zugeklebt, also gesperrt. Eine Alternativroute über die Autostraße ist ausgeschildert, bedeutet aber einen großen Umweg und Fahren auf einer Landstraße. Das Gros der Radler entscheidet sich, mit der Personenfähre überzusetzen und die Variante des Radführer zu befahren. Einige Radeler nehmen die ausgeschilderte Umleitungs-Route und ich, mit wenigen anderen, fahre auf dem laut Schild gesperrten, aber wunderbar neu asphaltierten Donauradweg weiter. Kurze Zeit später frage ich eine Dame, die ihren Hund ausführt, ob man auf dem Radweg bis Winzer durchkommt. Sie antwortet mir, dass der Weg bereits seit zwei Wochen wieder freigegeben ist. Warum dann das Fahrradschild noch abgeklebt ist, sinniere ich laut. Oh, der Fährmann hat so mehr zu tun, antwortet sie mir mit einem Grinsen. Aha, hatte ich also den richtigen Riecher und es war gut, gegen ein „Verbot“ zu handeln. Mein kurzer Ärger verfliegt recht schnell, denn die Landschaft entschädigt für alle Unbilden.
Wieder so ein beeindruckendes Mohnblumenfeld – diesmal nach Niederalteich
Während meiner Fotosession ruft mich Bernhard an. Er hat den Zug erwischt und ist in 25 Minuten in Vilshofen. Oh! Ich schaue auf der Karte nach und rechne. Ich habe noch 20 Kilometer, das schaffe ich nicht in einer halben Stunde. Also muss er einen Kaffee trinken gehen nach der Ankunft. Ich sauße auf dem wunderbaren Radweg weiter und mache vor Winzer den Fehler, dass ich dem Schild Passau nach rechts hinauf auf die Brücke folge. Eigentlich wollte ich ja links der Donau, auf dem Hauptweg, bleiben. Allerdings könnte ich so die Alternativroute rechts der Donau nutzen. Gesagt, getan und weiter geht’s. Anfänglich auf Schotter, dann immer mehr zu Wiesenwegen mutierend, komme nicht mehr so schnell voran. Da liegt auch daran, dass ich an der Donau bleiben möchte.
Ich wähle die Variante direkt an der Donau und gelange dabei auf einen schlechten Wiesenweg – bin aber an der Donau und nicht Kilometer davon entfernt
Kurz vor Pleinting habe ich den Radweg mit Beschilderung wieder, die aber nur an der ersten Kreuzung steht, an der zweiten nicht mehr. Ich überlege mit anderen Radfahrern, welchen der vielen Abzweige man wählen müsse und fahre prompt in die falsche Richtung. In der Komoot-Landkarten-Aufzeichnung sehe ich meinen Fehler recht schnell und fahre wieder zurück und in den Ort hinein, dessen komplette Hauptstraße Baustelle ist. Am Ortsende entdecke ich denn Wegweiser wieder und fahre rechts der Bahn auf dem Radweg bis Vilshofen. Bernhard wartet direkt hinter dem Stadttor in einem Café. Wir hatten uns mit der Zeit, die ich für die 42 km benötigen würde, völlig verrechnet. Wäre er ohne Eile eine Stunde später mit dem Zug gefahren, wäre es für uns beide weniger hektisch gewesen. Mein schnelles Fahren verbuche ich unter „sehr sportliche Aktivität“ und genieße meine Apfelschorle, die schon auf mich wartet.
Der Stadttorturm von Vilshofen hat eine beeindruckende Höhe
Der Stadtplatz von Vilshhofen mit der Stadtpfarrkirche St. Johannes
Gemeinsam zum Ende der Deutschen Donau
Trotzdem es uns komisch vorkommt, fahren wir mit dem Wegweiser durch eine Unterführung und an der Donau rechts. Gleich danach stellen wir fest: dies ist die Auffahrt zur Brücke und somit richtig. Wir wechseln wieder auf die linke Donauseite und haben beim Segelflugplatz einen guten Blick in Richtung Vilsmündung.
Nach Vilshofen mündet die Vils in die Donau, leider von einer Brücke überbaut
Gemeinsam gemütlicher als vorher allein radeln wir direkt an der Donau, in deren Mitte immer wieder Inselchen liegen. Ich würde, nachdem ich heute früh die vielen Sandbänke bei Deggendorf und die Schwimmer gesehen habe, auch gerne noch in der Donau schwimmen. Leider ist die Donau hier mit anderen Ufern versehen und wir entdecken keinen geeigneten Platz, wie schade.
An einem Seil wird die Personenfähre bei Besensandbach über die Donau gezogen
Wir bleiben auf der linken Donauseite, mittlerweile grummelt es aber in meinem Bauch und ich informiere Bernhard, dass ich mit dem Mittagessen nicht bis Passau warten möchte. In Gaishofen entdecken wir eine Gaststätte, die aber geschlossen ist. Kurz danach, an einer Stelle, an der der Donauradweg sehr schmal ist, ist das Donaustüberl angesiedelt. Es wirbt mit frischem Fisch, hat im Schatten noch einen Tisch für uns frei – mehr brauche ich im Moment nicht, um glücklich zu sein.
Im Donaustüberl in Gaishofen wird frischer Fisch serviert
Nach dieser wunderbaren Rast beginnen die letzten Kilometer an der Deutschen Donau. Die Gaißa-Mündung verpasse ich zu fotografieren. Sie fällt mir unter der Brücke, über die wir radeln gar nicht auf. Wir müssen noch hinauf nach Maierhof und dort hinunter zum Schleusenanlage und zum Wasserkraftwerk Kachlet. Eine spannende Industrieanlage.
Die Schleuse vor Passau rechts und das Wasserkraftwerk Kachlet links
Passau, die Dreiflüssestadt
Die letzten Kilometer an der Donau in Deutschland würde ich mir „romantischer“ wünschen. Aber in Passau sind rechts wie links der Donau Bundesstraßen und der Radweg führt rechts der Donau an einer entlang.
Links der Donau thront die Veste Oberhaus über Passau
Wir radeln nach der Luitpoldbrücke weiter, nun mit schönem Blick und verkehrsberuhigt bis zu einem Schild. Die Altstadtspitze, an der die Ilz von links und der Inn von rechts in die Donau fließen, ist nur zu Fuß erreichbar. So schieben wir die Räder bis zum östlichsten Punkt unserer Radeltour an der Donau.
Die Ilz mündet an der Veste Unterhaus unter einer Straßenbrücke in die DonauWir stehen an der Altstadtspitze, die in die Mündung des Inn (rechts) in die Donau (links) hineinragt
Von links fließt die dunkle Ilz an der Veste Unterhaus in die blaue Donau, etwas später, hier an der Spitze der Altstadt, fließt der grüne Inn in die Donau. Dem Betrachter erscheint es, als ob der Inn die Wasser der Donau beiseite drängt. Das Phänomen erklärt sich so, dass der Inn nur eine Tiefe von ca. 2 m hat und die Donau, die beinahe 7 m Tiefe hat, „überströmt“. Das Wasser des Inn ist grün, da es von den Schweizer Zentralalpen kommt, die Ilz kommt aus einem Moorgebiet und erscheint daher schwarz. An manchen Tagen ergibt das Luftbild eine strenge Teilung von schwarz, blau und grün der Donau kurz nach dem Zusammenfluss der Flüsse.
Bis hierher hat die Donau 647 km von Ihrer Ursprungsquelle, dem Flüsschen Breg zurückgelegt – auf meinem Tacho erscheinen 622 km. Wir verweilen einige Zeit an dieser Stelle und spazieren dann auf der südlichen Altstadtspitze weiter. Wir haben Glück und entdecken eine geöffnete Öffentliche Toilette an der Innpromenade.
Der Vorort Innstadt gehört zu Passau, rechts im Bild der SchaiblingsturmSo einfach kann es sein – eine behindertengerechte öffentliche Toilette, die sogar geöffnet hat!
Nun schieben und fahren wir noch ein wenig durch die Altstadt, nachfolgend einige Impressionen.
Der Dom hat drei Türme – der hintere davon mit Uhr in Großaufnahme
Der Dom zu Passau, davor ein Denkmal von König Ludwig I. von Bayern
Ich habe fest vor, irgendwann bis zum Schwarzen Meer mit dem Fahrrad zu fahren. Inwieweit wir das Wohnmobil als Übernachtungsbegleitung mitnehmen werden, müssen wir genau planen. Mein Traum ist es, mit dem Schiff auf der Donau zurück zu reisen. Allerdings muss dieser Traum warten, bis Corona vorbei ist.
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Die siebte Etappe unserer Donauradtour beginnt in Regensburg. Auf dem Weg liegt das Highlight Walhalla, errichtet in den 1840er Jahren. Bernhard wird „nur“ bis Straubing radeln, und mit der Bahn zurückfahren, um das Wohnmobil in Regensburg abzuholen. Geplant ist, uns in Deggendorf wieder zu treffen.
7. Etappe Regensburg nach Metten
Wir sind wieder früh unterwegs, denn auch heute habe ich wieder beinahe 100 km zu radeln. So haben wir es im bikeline-Radführer errechnet. Bis Straubing sind es nur knapp 50 km, also zur Mittagszeit wird Bernhard in den Zug steigen können. Nach Straubing wird die Bahnverbindung nach Regensburg zu kompliziert, mit zwei- bis dreimaligem Umsteigen, dass muss nicht sein. Wir wissen auch noch nicht, wo wir in Deggendorf, unserem Etappenziel, einen Wohnmobilstellplatz finden, bzw. wie voll es dort sein wird.
Die Etappe 7 als Komoot-Aufzeichnung
Ich habe die Etappe in Komoot aufgezeichnet.
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Wir starten in Regensburg am Europakanal, fahren links über die Brücke und an der nächsten Ampel rechts und überqueren den Regen. In der 6. Etappe habe ich beschrieben, was die Flüsse Altmühl, Naab und Regen in meinem Kopf machen. Es bildet sich sofort das Sätzchen: „Altmühl, Naab und Regen, fließen ihr entgegen“ – dass Du wahrscheinlich aus dem Erdkundeunterricht kennst.
Wir überqueren den Regen, der etwas weiter vorne, am dicken Busch rechts, in die Donau mündet
Wir biegen rechts ab und wieder rechts und kommen genau an der Regenmündung an die Donau. Nun geht es wieder, mit etwas Abstand und mit Bäumen am Ufer, an der Donau entlang. Einige Jogger sind unterwegs, einige Spaziergänger mit Hunden, sonst sind wir ziemlich allein auf dem kombinierten Fuß-Radweg. Wir unterqueren eine Schnellstraße und werden immer weiter weg von der Donau geleitet. Schon kurz nach Tegernheim haben wir den ersten Blick auf die Burg Stauf bei Donaustauf und die Walhalla, am Ostende von Donaustauf, oberhalb der Donau.
Links auf dem Hügel liegt Burg Stauf – ganz rechts ist schemenhaft die Walhalla zu erkennen
Wer zur Walhalla hinaufradeln und sie besichtigen möchte, muss dem Wegweiser VOR Donaustauf folgen. Es gibt zwar an den Schiffsanlegestellen nochmal die Möglichkeit, per Unterführung die Straße zu queren, dann ist die Anfahrt aber sehr steil. Es besteht natürlich die Möglichkeit, die Fahrräder abzuschließen und zu Fuß hinauf zu marschieren. Wir unterqueren eine Straßenbrücke und fahren jetzt wieder unmittelbar an der Donau weiter. Wir haben die Walhalla 2017 bei einer Recherchereise für einen Seniorenurlaub besucht, daher zieht es uns heute nicht hinauf.
Die Ehrenhalle für bedeutende Persönlichkeiten „teutscher Zunge“ wurde 1842 eröffnet und von König Ludwig I. von Bayern in Auftrag gegeben
Wir haben wieder einen herrlichen Tag erwischt. Viel Sonne (gegen die wir uns diesmal im Voraus eingecremt haben, nachdem wir das gestern vergessen hatten), kein Wind, ein „Blauer Tag“, wie ich diese einfach nur schönen Sommertage nenne. Selbst die Donau liegt ganz ruhig in ihrem Bett.
Der Ort Demling spiegelt sich in der glatten Donaufläche
Enten-, Blesshuhn und Schwangeschnatter, Froschgequake, Möwengeschrei, das sind die einzigen Geräusche außer dem Rollgeräusch unserer Reifen. So still und friedlich, ein Genuss.
Die Donau fließt ruhig ohne Wellen, der Kirchturm von Friesheim spiegelt sich im Wasser
Nun passieren wir eine spannende Stelle. Den Ort Bach an der Donau, in dem Wein angebaut wird. Für uns, in der Pfalz wohnende, sind die Rebzeilen nichts Ungewöhnliches. Aber für die Donau in Deutschland schon. Sogar ein Weinbaumuseum soll es im Ort geben.
Im Ort Bach an der Donau liegt Deutschlands kleinstes Weinanbaugebiet. Die Rebzeilen ziehen sich am Hügel eentlang,
Wir unterqueren kurze Zeit später die A3 und verlassen mal wieder die Donau, um über Land zu fahren in Richtung Wörth. Dazu fahren wir in wenig Entfernung zur Autobahn – wie laut der Verkehr doch ist!
Das Schloss Wörth erhebt sich auf einem Hügel westlich der Stadt
Mittlerweile wäre eine Kaffeepause recht und wir radeln nach Wörth hinein. Das einzige Café, dass wir entdecken, ist nur am Donnerstag, Samstag, Sonntag und Montag geöffnet. Heute ist Dienstag. Na, dann nicht!
Auf der Landkarte wird ersichtlich, wie die Donau vor der Begradigung durch die Landschaft mäandert ist.
Nach Wörth geht der Blick auf einen Donaualtarm, der eine weite Schleife in der Landschaft macht
Wir sind noch weit von der Donau entfernt und fahren direkt neben der A3 auf dem Radweg. Ein erschreckter Fasan fliegt in der ersten Gerstenzeile auf und landet in der vierten wieder – und ist nicht mehr zu sehen. Als wir endlich wegdürfen von der Autobahn, wieder hin zur Donau, lockt uns ein Schild zu einem Biergarten unter der Autobahn hindurch in den Ort Hofdorf. Statt des Biergartens entdecken wir zuerst die Bäckerei, in der wir prompt Kunden werden.
Wir weichen kurz vom Fahrradweg ab und fahren nach Hofdorf. Dort gibt es nicht nur einen Biergarten, sondern auch eine Bäckerei. Ein Kaffee und ein frischer Erdbeerkuchen sind uns am Vormittag auch lieber ist als ein Bier
Zurück auf dem Radweg werden wir in Sichtweite der Autobahn weiter geführt. Schade, denn die Streckenführung liese sich über den Ort Niederachdorf gut verlegen und wir könnten die Schleifen der Donau auskosten. Dafür haben wir einen ersten Blick auf den Bayerischen Wald mit seinen Gipfeln, die ein weiteres Reiseziel sind.
Der Bayerische Wald mit seinen Gipfeln taucht in der Ferne auf
Über Pondorf sind wir bald zurück an der Donau und genießen Tierwelt und relative Ruhe ohne Autobahn.
Alte Treibgutbäume, die sich im Untergrund der Donau verhakt haben, bieten Wasservögeln sichere Nistplätze
Als wir wieder von der Donau weggeführt werden, entscheiden wir uns, nach einem Blick auf die Landkarte und auf die vergrößerte Kartenansicht bei Komoot, an der Donau weiter zu fahren. So kommen wir nicht durch die Orte Pittrich und Kößnach, müssen nicht an befahrenen Autostraßen entlang fahren. Sondern wir radeln gemütlich immer am Deich entlang bis zur Staustufe Straubing. Auf der Brücke muss ich mehrmals anhalten, die Aussicht ist gar zu schön.
Die Nixe bewacht die Staustufe der Donau in StraubingDie Nixe auf der Staumauer blickt zur Kirche Reibersdorf und zum Bayerischen Wald
Wir essen gemeinsam in Straubing am Theresienplatz zu Mittag, in einem Restaurant mit Schatten und freier Außenbestuhlung,.
Der Theresienplatz in Straubing mit Brunnen und Dreifaltigkeitssäule
Bernhard fährt zum Bahnhof, ich über den Ludwigsplatz weiter. Dort ist noch Markt und ich kaufe mir Erdbeeren für eine Nachmittagsjause. Die stelle ich in meiner Packtasche auf die Regenklamotten, so dass sie es schön weich haben. Wieder fahre ich über eine Donauinsel und auf der linken Donauseite weiter.
Nach Straubing vereinen sich das Flussbett der alten und der neuen Donau wieder
Ich radele auf einer weiteren, eigenen Variante unter der B20 hindurch nach Reibersdorf, wo mich ein Kirchenfenster fasziniert.
Das Kirchenfenster in Reibersdorf ist interessant gestaltet
Nach Reibersdorf folge ich einem Radfahrer, der rechts des Deiches weiterfährt. Als er aber an der Donau ankommt, um Schwimmen zu gehen, erkenne ich, dass das eine Sackgasse war. Aber da alle Umwege ja immer einen Hintersinn haben, erfreue ich mich an der Blütenpracht auf dem Deich und mir gelingt ein schönes Foto.
Eine Biene ist im Anflug zu den leuchtenden Blüten am Donaudeich
Wieder zurück am Donauradweg, der geteert auch einfacher zu fahren ist, als der Schotter zuvor. Wo die „Alte Kinsach“ in die Donau fließt ist ein Schleusenhaus, was ich sehr eindrucksvoll finde. Ich setzte mich auf dem Deich auf eine Bank und nasche an den Erdbeeren. Die erste Lage ist okay, bei der zweiten Lagen tauchen viele verschimmeltte Erdbeeren auf. Das kann nicht vom Transport kommen, da bin ich einfach nur übers Ohr gehauen worden. Schade!
Für die Schleusenbedienung bei Hochwasser wurden Schleusenhäuser errichtet
Der Radweg leitet mich durch die Gemeinde Bogen, und dann am Radweg entlang der Hauptstraße weiter bis Pfelling.
Das Rathaus der Gemeinde Bogen hat einen wunderschönen Giebelaufbau
Nach dem Örtchen Pfelling geht es wieder an die Donau, allerdings links des Deichs, denn der ist nicht befahrbar. Wieder ist eine Schafherde auf dem Donaudeich unterwegs, die mich aber eher verwirrt. Ein Pickup fährt auf dem Radweg unterhalb des Deiches, die zwei Hütehunde laufen um das Auto rund herum. Die Schafe rennen unentwegt vorwärts, kaum dass sie mal ein Maulvoll Fressen rupfen können. Am Ende der Herde fährt ein Quad, das die Schafe vorantreibt, alles in Schafgaloppgeschwindigkeit. Einigen der Schafe hängt die Zunge weit aus dem Hals und sie blöken unaufhörlich. In meinen Augen werden die Tiere nicht richtig behandelt, aber ich unternehme nichts.
Nach Mariapoching sind wieder Schafe auf dem Donaudeich, die in ständiger Bewegung gehalten werden.
Ich passiere die Vogelfreistätte und Graureiherkolonie Kleinschwarzach und sehe schon von weitem die Brücke über die A3. Ich nähere mich ihr auf dem Donaudeich, der wieder befahrbar ist.
Die A3 führt über diese interessant gebaute Brücke vor Metten
Mein Handyakku und meine Powerbar sind nun bald leer. Ich habe auch noch nichts von Bernhard gehört, daher entschließe ich mich, nach Metten hineinzufahren, in der Hoffnung auf eine Eiscafé. Meine Hoffnung wird zuerst enttäuscht, denn das örtliche Eiscafé ist geschlossen. Aber am Marktplatz ist ein Gasthof geöffnet und einen Eiskaffee gibt es dort auch.
Bernhard meldet sich telefonisch. Er hat in Deggendorf keinen schönen Stellplatz für unser Wohnmobil gefunden und ist nach Fischerdorf auf einen Privaten Stellplatz ausgewichen. Er will mich abholen kommen, also ist meine Etappe hier in Metten zu Ende. Da es wieder 95 km waren, wehre ich mich nicht dagegen. Morgen lasse ich mich von Bernhard wieder in Metten absetzen. Deggendorf muss bis morgen warten.
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Die sechste Etappe unserer Donauradtour führt uns von Ingolstadt nach Regensburg. Das Wohnmobil steht bereits in Regensburg, so fahren wir mit der Bahn zum Ausgangspunkt. Unterwegs erwartet uns der Donaudurchbruch bei Weltenberg, denn wir mit einer Schifffahrt erleben wollen.
6. Etappe von Ingolstadt nach Regensburg
Das wird eine lange Etappe. Mit dem bikeline-Radführer haben wir errechnet, dass wir beinahe 100 km vor uns haben. Um die Strecke relativ gemütlich zu radeln, sitzen wir bereits kurz vor 8 Uhr in der Bahn, um gegen 9 Uhr in Ingolstadt zu starten.
Maskenpflicht in Öffentlichen Verkehrsmitteln – wir fahren an Pfingstmontag von Regensburg mit der Bahn nach Ingolstadt
Wir blättern heutige die Route in unserem Radwanderführer nochmal durch. Dabei kommt uns die Idee zu überprüfen, ob die Personenschifffahrt durch den Donaudurchbruch heute bereits möglich ist. Wir schauen im Internet nach. Der Rat auf der Website lautet: Online die Tickets reservieren. Das machen wir auch und müssen nun um 13 Uhr in Weltenberg am Schiffanleger eingestiegen sein. Kaum ist das erledigt, werden die Fahrkarten kontrolliert. Die Schaffnerin verlangt die Fahrradkarten. Wir schauen verständnislos? Sie erklärt, dass man in Bayern bei einer Fahrradmitnahme in der Bahn ein Fahrradticket haben muss. Wir haben keines! Bernhard erklärt, dass er unsere Tickets online, in der Bahn-App, gebucht hat. Er hat Fahrradmitnahme in der Bahn angeklickt, um nur die Züge mit Fahrradmitnahme angezeigt zu bekommen. Er hat weder einen Hinweis auf ein Fahrradticket bekommen, noch ist er beim Buchen unserer Tickets drauf hingewiesen worden. Er erzählt auch, dass er auf allen Strecken der Donauradtour in Baden-Württemberg kontrolliert worden ist, aber keine Fahrradkarte verlangt wurde.
Das sei eine Besonderheit in Bayern, erklärt uns die Schaffnerin. In Bayern kostet die Mitnahme von Fahrrädern im Zug. Sie allerdings, in der Privatbahn mit der wir fahren würden, dürfe keine Tickets verkaufen. Sie dürfe nicht kassieren, daher sollten wir bitte beim nächsten Mal am Fahrscheinautomat im Bahnhof Fahrradtickets kaufen. Leider gäbe es diese Tickets in der Bahn-App nicht.
Armes Bayern, denken wir uns, nachdem sie gegangen ist. Wie wollen wir in Deutschland eine Verkehrswende hinbekommen, wenn ausgerechnet im reichsten Bundesland Fahrradmitnahme im Zug etwas kostet? Bayern kann an vielen Stellen mit seiner Landschaft bei Touristen punkten. Aber ein umweltbewusster Mensch wird eher in den Schwarzwald fahren, in dem in der Kurtaxe am Urlaubsort ein Freifahrtschein im gesamten Schwarzwald mit Fahrradmitnahme im öffentlichen Personennahverkehr inbegriffen ist. Da wird für eine Verkehrswende zumindest im Urlaub stark geworben. Vermutlich ist es in anderen Regionen der Bundesrepublik genauso? Wir haben bereits viele Radtouren mit Zugbegleitung, Zuganreise oder Rückreise gemacht, aber ein Fahrradticket war bisher nicht dabei, höchstens eine Reservierung für das Fahrrad in Schnellzügen. Mit diesen Gedanken und einigen Blicken auf die Donau erreichen wir Ingolstadt.
Touraufzeichnung in Komoot
Die Etappe von Ingolstadt nach Regensburg habe ich wieder in komoot aufgezeichnet.
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Wir fahren gegenüber des Bahnhofs die Straße auf dem Radweg hinauf, dann rechts durch einen Park und links in ein Wohngebiet bis hinauf zur Donau. Wir wollen hinein in die Altstadt von Ingolstadt und folgen der Radwegbeschilderung Zentrum.
Eine interessant gebaute Brücke führt vom Bahnhof kommend über die Donau in die Innenstadt
Bayern hat erst vorgestern (Pfingstsamstag) den Corona-Lockdown ein wenig gelockert. Ausflüge sind wieder möglich, die Freizeiteinrichtungen, Übernachtungsbetriebe und Wohnmobilstellplätze sind wieder geöffnet. Aber so früh am Feiertag sind noch wenige Menschen unterwegs, so kann ich das „social distancing“ gut einhalten.
An Pfingstmontag habe ich den Rathausplatz für mich allein
Wir radeln langsam durch einen Teil der Altstadt und finden unsere Radwanderweg-Beschilderung „Deutsche Donau“, der wir weiter folgen wollen.
Die Sonne kündigt über dem Neuen Schloss in Ingolstadt von einem heißen Tag
Ab neuem Schloss fahren wir links der Donau, die sich teilweise hinter Bäumen versteckt. Wir fahren auf einer Straße, die eigentlich „nur“ für militärische Zwecke benutzt werden darf. Sie ist breit, schön geteert und die Räder rollen gut, das finden auch die Inliner, die die Straße benutzen. An manchen Stellen ist das Gelände zur Donau abgeflacht, hier werden wohl die Pioniere Brückenbau und anderes üben. Wir machen einen kleinen Schlenker, weil ich nicht glaube, dass es am Ende dieser Straße keinen Abzweig nach links auf den eigentlichen Radweg gibt – tja, verschätzt!
Nach einem Kraftwerk fahren wir nach links, an einem See entlang, queren die B16a und erreichen Kleinmehring, an dessen Ortsrand wir bis zur Donaubrücke vorfahren.
Links und Rechts der Donau
Wieder radeln wir auf die rechte Donauseite und durch einen Auenwald, immer wieder Altarme der Donau querend bis zum Donaudeich. Mit schönem Blick auf die gemächlich links von uns fließende Donau erreicht wir schnell Vohburg, eine alte Stadt mit einem Burgberg. Es wird Zeit für eine kurze Pause und einen Kaffee.
Der Burgberg von Vohburg ist von einer Mauer umgeben
Direkt an der Donaubrücke gibt es ein Café. Wir entscheiden uns jedoch, in die Stadt hineinzufahren und im Ort etwas weniger touristisches zu suchen.
Durch das Stadttor radeln wir hinauf zum Burgberg
Zuerst zieht es uns hinauf auf den Berg (ziehen wäre schön gewesen, treten war angesagt) allerdings befindet sich dort „nur“ die Kirche und der Friedhof. Und: eine geöffnete öffentliche Toilette, super!
Auf dem Burgberg in Vohburg ist der Friedhof angelegt
Wir entdecken am Marktplatz einen Italiener, der auch Außenbestuhlung hat. Kompliziert ist es nur, an den Kaffee zu kommen. Bernhard bestellt den Kaffee, während er fragt, ob er seinen Fahrradakku an die Steckdose stecken kann. (Der schafft 100 km nicht mehr – ähh, der Akku). Ich möchte meinen Handy-Akku auch noch aufladen und gehe nachfragen, ob das auch möglich ist. Leider nein, es gibt nur eine Steckdose – aber unseren Kaffee könnte ich mitnehmen. Ich schaue fragend? Serviert wird nicht, wegen Corona, erhalte ich als Antwort. Aha, denke ich und mache mich mit zwei lauwarmen, also trinkfähigen Kaffee auf den Weg über die Straße. Es ist schon erstaunlich, wie viele unterschiedliche Interpretationen es für die verschiedenen Tätigkeiten wegen Corona gibt! Kurz danach sausen wir bergab und beobachten auf der Donaubrücke die Wassersportler.
Unter der Donaubrücke in Vohburg steigen Paddler in ihre Boote
Nach der Brückenquerung ist die Donau erst mal wieder NICHT zu sehen. Wir fahren durch den Ort Dünzing und kurz vor Wackerstein wieder an die Donau. Danach an einer Straße entlang nach Pförring und wieder zur Donau, wo wir auf dem Deich, eigentlich einem Deich im Land, weiterradeln.
Schafe halten das Gras des Donaudeichs kurz und verhelfen uns Radlern zu einer unvorhergesehenen Rast
Wir hören uns einige Zeit das Gemalme der Schafe beim Grasrupfen und Kauen an. Vor Neustadt an der Donau queren wir die Donau wieder auf einer Brücke und befinden uns nun an der Deutschen Limesstraße. Wir wohnen in der Nähe von Neustadt an der Weinstraße, wo ich manchmal als Gästeführerin unterwegs bin, daher möchte ich gerne in die Stadt hineinfahren.
An der Rathausmauer in Neustadt Donau wird die Stadtgründung erwähnt
Neustadt an der Donau hat die Stadtrechte zwei Jahre vor Neustadt an der Weinstraße (ehemals Neustadt an der Haardt) erhalten, dafür ist das Städtchen insgesamt kleiner und hat noch etwas mehr Reste seiner mittelalterlichen Stadtbefestigung. Die Erbauer der damals neu gegründeten Stadt waren aber bei der Namensfindung ebenso fantasielos, wie die in Neustadt an der Weinstraße und weiteren 35 Neustadts im deutschsprachigen Gebiet.
Donauradweg – ohne Donau
Entlang der Straße, teils auf einem Radweg, fahren wir durch Bad Gögging und Sittling, mittlerweile müssen wir etwas aufs Tempo drücken, das Schiff wird nicht auf uns warten. Seit Vohburg haben wir in der Ferne immer wieder Felder mit langen Stangen darauf gesehen. Wir befinden uns mitten in einem Hopfenanbaugebiet und endlich führt unser Radweg genau an einem vorbei, Zeit für einen Fotostopp muss nochmal sein.
Nach Neuburg Donau radeln wir an vielen Hopfenfeldern entlang
Kurz geht es an dem Flüsschen Abens entlang, der bei Einig in die Donau mündet. Wir radeln wieder weg von der Donau und über den Ausläufer des Sandbergs, allerdings mit einem leuchtenden Feld als Ansporn bergauf.
Ein Mohn- und Kornblumenfeld leuchtet in rot und blau um die Wette
Bald geht es wieder hinab und nochmal hinauf und auf der Höhe weiter streng nach Norden durch ausgedehnte Felder.
Donaudurchbruch bei Weltenberg
Allmählich geht’s bergab nach Staubing mit Blick zur Donau und an ihr weiter nach Weltenburg.
Paddler begleiten uns auf der Donau kurz vor Weltenburg
Statt mit dem Schiff durch den Donaudurchbruch zu fahren, hätten wir auch mit der Personenfähre übersetzen und – wieder weitab der Donau – nach Kelheim fahren können. Ich finde es aber auch mal spannend, nicht nur an der Donau, sondern auch auf der Donau zu sein – und das außerdem an dieser besonderen Stelle.
Wer mit dem Fahrrad nach Kelheim fährt, muss mit der Personenfähre übersetzen und über den Hirschberg fahren
Je näher wir dem Schiffsanleger und dem Kloster kommen umso mehr Menschen sind unterwegs. Kind und Kegel, Alt und Jung, mit Kinderwagen, Leiterwagen, Rollator, Rollstuhl, E-Scooter, zu Fuß, auf dem Skateboard und mit dem Fahrrad. Ein Gewurle – wir sind diese Menschenmengen nicht mehr gewohnt. Distanz zu halten ist absolut unmöglich und wir sind froh, uns nicht in die lange Schlange an der Kasse des Schiffsanlegers stellen zu müssen. So ziehen wir unsere Mund-Nasen-Schutzmasken auf und können uns direkt an der Warteschlange der Einsteigenden einreihen. Gerade hat das Schiff angelegt und die Fahrgäste steigen von Bord. Es geht wirklich zivilisiert zu, alle bemühen sich um Abstand, allein die Masse der Menschen verhindert das. Ein Besuch des Klosters ist für uns aus Zeitgründen und aufgrund der Menschendichte leider ausgeschlossen.
Wir stehen in der Schlange der Wartenden vor dem Personenschiff durch den Donaudurchbruch
Da das Schiff nur einen Bruchteil der üblichen Passagiermenge befördern darf, ist für die Fahrräder unter Deck genügend Platz. Wir ergattern für uns noch zwei Plätzchen auf Deck und genießen die Fahrt. Die Donau ist an dieser Stelle sehr tief, das Tal eng, wir könnten beinahe zu beiden Seiten die Felsen berühren. Über uns gibt es Gipfelkreuze auf den Höhen und jede Menge Menschen, die auf den Zu- und Abwegen unterwegs sind.
Die Fahrt mit dem Schiff durch den Donaudurchbruch zwischen Weltenberg und Kelheim ist beeindruckend
Ein Crewmitglied erklärt die Beschaffenheit des Donaudurchbruchs, während Getränke auf der 20-minütigen Fahrt serviert werden. Wir hören Geschichten über die Felsen und Höhlen und werden auf die Befreiungshalle, die am Ende des Donaudurchbruchs oberhalb steht, hingewiesen.
Die Befreiungshalle wurde von König Ludwig I. von Bayern zur Erinnerung an die Kriege gegen Napoleon beauftragt
Leider fehlt uns am Anleger in Kelheim ein eindeutiger Fahrradwegweiser und wir irren mal wieder ein wenig herum. Wir fahren nicht zur Befreiungshalle, denn die Heerscharen der Menschen bewegen sich in diese Richtung. Wir hoffen, in der Stadt einen Mittagessensplatz zu bekommen und finden einen Griechen am Marktplatz. Erst später sehen wir die Brauerei, aber da sind wir schon satt. Dabei wäre ich gerne dorthin gegangen, denn das Brauhaus hat eine interessante Geschichte.
Vom Marktplatz in Kelheim sieht man durch alte Bürgerhäuser hindurch zur Befreiungshalle
In Kelheim mündet die Altmühl in die Donau. Sowie ich das Wort „Altmühl“ höre, läuft bei mir im Gehirn der Satz: „Altmühl, Naab und Regen, fließen links entgegen“ … wer kennt den nicht aus dem Erdkundeunterricht? Die Mündung der Altmühl ist auch von keiner Brücke überbaut und gut zu erkennen.
Ein Motorboot vor dem Zufluss der Altmühl in die Donau
Nun radeln wir ohne Zeitdruck an der Donau weiter, manchmal durch kleine Auwälder, öfter an landwirtschaftlich genutzten Flächen vorbei, Kiesseen, Campingplätzen und Sportboothäfen. Es wird beim Schauen also nicht langweilig. Aufmerksam muss man nur manchmal sein, wenn der Fahrradweg entlang einer Straße führt. In Poikam wechseln wir wieder die Donauseite und kommen an eine Straßenbauhistorisch interessante Stelle.
Der Donauradweg führt vor Bad Abbach entlang der heutigen Bundestraße. Die Straße wurde unter hartnäckigem Einsatz ab 1792 unterhalb des Teufelsfelsens errichtet. Die Löwen sind zu Ehren des Bauherrn Carl Theodor, Pfalzgraf bei Rhein, Herzog und Kurfürst von Bayern errichtet worden
Kurze Zeit später haben wir einen kurzen Blick auf Bad Abbach, tangieren die Stadt aber nur.
Die Kirche von Bad Abbach – der Schlossturm versteckt sich hinter Bäumen
Ich erfreue mich daran, dass der Radweg wirklich bis Regensburg immer entlang der Donau führt. Die Donau ist auf diesem Teilstück auch nicht (sehr) reguliert, sie fließt in ihrem kurvenreichen Bett. Das macht die Tour zwar länger, aber auch spannender, weil sich die Blickrichtung immer wieder ändert. – Außerdem – und das stellen wir erst am Abend fest – bekommen wir so überall Sonnenbrand. Die Sonne kann durch den ständigen Richtungswechsel alle Stellen der Arme und Beine erreichen. Wir hatten zwar unterwegs ans Eincremen mit Sonnenschutz gedacht, aber doch nicht gemacht. Wie blöd!
Wir tangieren nur einzelne kleine Ortschaften ansonsten nur Donau, Boote, Landschaft. Wie schön! Hinter der Ortschaft Pentling schaue ich angestrengt nach links, die Naab muss bald gegenüber in die Donau münden. (… Altmühl, Naab und Regen…) Bei unserem nächsten Regensburgbesuch werden wir mal eine Radtour an der Naab machen, nehme ich mir vor.
Links der Boote mündet die Naab in die Donau
Wir fahren unter der Autobahn durch und wenig später verdichten sich die Fußgänger und Radfahrer auf dem kombinierten Rad- und Fußweg, wir nähern uns Regensburg.
Über der Donau sind die ersten Kirchen von Regensburg zu erkennen
Recht langsam kommen wir nun voran und bleiben bis zur Steinernen Brücke auf dem Donauradweg.
Menschenmengen schieben sich über die Steinerne Brücke, der Dom überragt die Altstadt von Regensburg
Der Turm der alten Stadtmauer erinnert mich ein wenig an Rapunzel
An der Steinernen Brücke ist unser Abschluss der heutigen Tour. Anstrengend, weit und superschön war sie. Ein fantastisches Erlebnis an der regulierten, der „wilden“ und der gemütlichen Donau.
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Die fünfte Etappe unserer Donauradtour führt mich vom Hofgut Bäldleschwaige über Donauwörth nach Neuburg an der Donau. Dort treffe ich Bernhard, der unser Wohnmobil nach Ingolstadt gefahren hat. Mit dem Zug und dem Fahrrad kommt er zurück nach Neuburg, gemeinsam fahren wir nach der Mittagspause weiter nach Ingolstadt.
5. Etappe vom Hofgut Bäldleschwaige nach Ingolstadt
Die Kaltfront, die sich mit der Wolkenbildung gestern Abend schon angekündigt hat, ist da. Sicherheitshalber fülle ich meine Packtasche mit der Regenkleidung, obwohl der Wetterbericht den Regen weiter östlich und südlich meldet. Wieder habe ich meine Handschuhe an, denn die Kaltfront macht ihrem Namen alle Ehre, es ist nur um die 8° beim Losfahren. Ich genieße die sehr frische Morgenluft und die Wolkenbildung am Himmel.
Die Abfahrt von Bäldleschwaige wird von Wolkenspielereien der Kaltfront begleitet
5. Etappe in Komoot
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Der Donauradweg geht über die wenig befahrene Landstraße weiter, so wie er gestern aufhörte. Das ist soweit in Ordnung, nur in den Kurven muss ich höllisch aufpassen, da viel Kies auf der Straße liegt, der rutschig sein kann. Endliche nähere ich mich wieder der Donau, die hier einem See gleicht.
Die Donau wird vor dem Laufwasserkraftwerk Donauwörth gestaut
Der Donauradweg führt unter der Bundesstraße durch und eigentlich geradeaus in die Stadt. Allerdings kommen von der Bundesstraße sehr viele Autos, die den gleichen Weg auf der schmalen Straße mit Gegenverkehr haben. Ein Hinweisschild mit einem Fahrrad und der Schrift „Zentrum“ weist nach links. So folge ich lieber diesem Radweg, abseits von Autoverkehr, als dem offiziellen Donauradweg. Ich erreiche einen Kreisel, dessen Zierde mich sehr beeindruckt.
Ein Hubschrauber ist auf einem Kreisel auf dem Weg in die Stadt Donauwörth aufgebaut
Nun schickt mich der Radweg nach Nordosten unter den Bahnschienen hindurch, aus dem Stadtteil hinaus. Rechts von mir liegt die Altstadt, davor ein Steg, so wende ich mich nach Osten.
Ich radle mit dem Wegweiser Stadtmitte Donauwörth über die Holzbrücke über die Wörnitz, die in Donauwörth in die Donau mündet
Ich radle kurz am Mühlkanal entlang und biege rechts ab, hinauf in die Altstadt. Ich bin beeindruckt von der Anlage der Reichsstraße und der Gebäude, die daran liegen.
Links wacht ein Adler über den Brunnen an der Reichsstraße in Donauwörth
Auf Höhe der Touristinfo erreiche ich wieder den Donauradweg. Er führt mich rechts hinab, ich stoppe aber gleich wieder wegen eines Fotomotivs.
Ein geschmiedeter Doppeladler ist am Gebäude mit dem Trauzimmer angebracht
Regentropfen, die auf meinen Helm klopfen…
Der Himmel wird immer dunkler, als ich auf dem Radweg entlang der Bundesstraße weiterfahre. Auf Höhe Schweizerhof fängt es an zu regnen und ich halte unter hohen Bäumen, um mir die Regenkleidung anzuziehen. Ich habe eine Regenhose, die auf beiden Beinseiten Reißverschlüsse hat. Diese sind von unten nach oben zu öffnen und an Oberschenkel-, in Knie-, Waden und Knöchelhöhe sind außerdem Klettverschlüsse. Ich mag das sehr, denn so lasse ich den Reißverschluss ab dem oberen Oberschenkel offen und mache nur die Klettverschlüsse zu, so kann bei jedem Pedaltritt Luft zirkulieren und Schwitzfeuchtigkeit wegnehmen. Ich kann die Regenhose über die Schuhe ziehen, was auch praktisch ist, wenn es schnell gehen muss. Meine Unterarmzipps an der Regenjacke habe ich auch offen. Ich wäre ansonsten unter der Regenbekleidung ähnlich nass, als würde ich sie nicht anhaben. Mein Fahrradhelm passt perfekt über die Kapuze. Und weiter geht es. Nach Altisheim geht es bergauf, rechts im Tal ist die Donau versteckt und ich erreiche Leitheim.
Noch ist Coronabedingt kein Betrieb im Schlosshotel Leitheim
Die Radwegschilder sind in Leitheim in einem Gebüsch versteckt und so dauert es ein wenig hin- und herfahren, bis ich wieder auf dem Donauradweg bin, der nun steil hinab nach Graisbach führt und gleich wieder hinauf nach Lechsend und weiter bergauf nach Marxheim. Der Regen hat aufgehört, ich hänge meine Regenhose zum Trocknen an den Lenker, die Regenjacke packe ich mit den nassesten Stellen nach außen auf den Gepäckträger. Der Fahrtwind kann sie trocknen.
Nach einer Bergabfahrt zur Donau entdecke ich ein braunes Hinweisschild, das mich zum Fotostopp inspiriert.
Der Schriftzug “Romantische Straße“ ist auch in asiatischer Schrift – an meinem Lenker trocknet die Regenhose
Endlich biegt der Radweg wieder ab und führt an der Donau entlang.
Der Radweg führt über den Deich, immer mit Blick über bunte Wiesenblumen auf die Donau
Ich folge dem Radweg vor der Staustufe Bertoldsheim nicht nach links, sondern bleibe bis zur Staumauer auf dem Deich und biege dann erst ab zur Landstraße.
Vor der Staustufe Bertoldsheim erweitert sich die Donau wieder in einen See
Hätte ich besser in die Landkarte geschaut, wäre ich auf dem Radweg rechts der Straße weiter geradeaus gefahren. So aber entscheide ich mich, hinauf in den Ort zu fahren, durch den der Donauradweg führt. Im Ort werden Radfahrer sehr originell in einen Biergarten eingeladen.
Das Fahrrad lädt in den naheliegenden – am Vormittag noch geschlossenen – Biergarten ein
Mehr hat der Ort aber nicht zu bieten, außer dem steilen Hügel hinauf und hinab. Ich fahre am Schloss (Privat)vorbei und wieder hinab und auf ähnlich schmalen Landstraßen, wie am Morgen ab Bäldleschwaige, fahre ich weiter. Hinter Stepperg wird der Donauradweg anders geführt als im Radwanderführer eingezeichnet. So mache ich in fröhlichem Bergabsaußen eine Vollbremsung und biege wieder zur Donau ab und dort auf den Deich. Wie schön!
Der Donauradweg bei „Donau km 2.485,6“ von Kornblumen und Margeriten gesäumt. Die Kilometerangaben der Donau werden von der Quelle bis zur Mündung immer kleiner
Mein Mobiltelefon ist in einer Halterung am Lenker angebracht, so dass ich die Komootaufzeichnung überwachen kann und eine zusätzliche Orientierung habe. So kann ich mein Telefon außerdem bedienen, ohne anzuhalten. Bernhard meldet sich per Telefon. Er ist mittlerweile mit der Bahn in Neuburg angekommen. Da es Mittagszeit ist, sucht er uns ein Restaurant. Ich genieße noch Kleinigkeiten am Wegesrand, die mir vor die Fotolinse kommen.
Der Baum bildet eine natürliche Brücke zwischen den Inseln
Idyllisch an der Donau fahrend, mittlerweile wieder im Sonnenschein, erreiche ich die Brücke, die nach Neuburg hineinführt. Ich soll durch das Stadttor geradeaus bergauf fahren, habe ich mittlerweile mitgeteilt bekommen und gegenüber der Kirche anhalten.
Mittagspause
Bernhard erwartet mich zum Mittagessen in Neuburg an der Donau im Restaurant zur Laterne.
Eine vorzüglich Pizza mit frischem Salat belegt bringt neue Kräfte. Das Restaurant Laterne hat an diesem Mittwoch als einziges in Neuburg an der Donau in der Stadtmitte zur Mittagszeit geöffnet. Eine sehr gute Wahl, denn wir wurden zuvorkommend bedient und hatten ein sehr leckers Essen. (Ristorante Il Lampione / Zur Laterne, Amalien Straße A 53, 86633 Neuburg an der Donau, Tel. 08431-64 23 996)
Donauradweg – unsere Variante
Fröhlich und gesättigt fahren wir die gepflasterte Straße hinunter durch das Stadttor und biegen nach links zur Donau ab. Vor der Donau führt uns der Radweg rechts, durch den Englischen Garten, am Industriegebiet vorbei in einen Auenwald. Wir folgen ihm bis zur Staustufe Bergheim und entscheiden uns dann wieder für eine eigene Variante, immer entlang des Deichs, entlang der Donau. Der offizielle Radweg führt weg von der Donau, über das Jagdschloss Grünau und den Ort Weichering und kommt bei Ingolstadt erst an die Donau zurück. Ich hatte heute noch nicht genug Donau und so fahren wir auf dem Deich weiter. Das Wetter hat sich mittlerweile wieder umentschieden und bildet einen interessanten Himmel.
Manchmal ist der Himmel ein wahrer Künstler
Wir entdecken mehrere „Kindergärten“ von Wasservögeln und eine besonderes Nest, mitten auf dem Fluss.
Ob das Nest auch dem nächsten Regen und erhöhter Fliesgeschwindigkeit standhält?
Der Deichweg endet und ein Verbotsschild zur Weiterfahrt mit dem Fahrrad ist am weiterführenden Weg aufgestellt. So fahren wir wieder in Richtung Donauradweg und passieren dabei einen Altarm der ursprünglichen Donau.
Der ursprüngliche Lauf der Donau ist in ihren Altarmen noch zu erkennen. Ob Biber oder Sturm die Bäume gefällt hat?
In der Landkarte entdecke ich das Fort Rosenschwaig, das wir aber leider nicht finden und auch keinen ausgeschilderten Hinweis. Wir nähern uns Ingostadt. Zu erkennen ist das daran, dass immer mehr Radfahrer und Fußgänger jetzt am Nachmittag in der Nähe der Stadt unterwegs sind, da heißt es Rücksicht nehmen. Wir fahren nur bis zum Wohnmobil, das Bernhard am Stadtrand direkt am Radweg geparkt hat. Ingolstadt wollen wir uns erst beim Start der nächsten Etappe anschauen. Die 6. Etappe muss fünf Tage warten, denn der Werkstatttermin zum Austausch der Wohnmobilsitze im Fond und Familienbesuche in München und Regensburg unterbrechen unsere Radeltour.
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Die vierte Etappe unserer Donauradtour führt uns von Ulm zum Hofgut Bäldleschwaige. Die ersten 10 km sind in stadtnahem Verkehr, trotz Radwegen nicht sehr schön zu fahren. Später öffnet sich wieder die Landschaft und wir passieren weitflächige Felder, Wiesen und Donauauen.
4. Etappe von Ulm zum Hofgut Bäldleschwaige
Bernhard parkt morgens das Wohnmobil auf dem Wohnmobilstellplatz in Ulm so, dass die Sonne später prall auf unsere Solarkollektoren scheinen wird. So wollen wir prüfen, ob die Aufbaubatterien sich aufladen oder die Verbindung einen Wackler hat oder die Aufbaubatterien einfach altersschwach sind.
4. Etappe in Komoot
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Mit den Rädern starten wir durch den Freizeitpark Friedrichsaue und sind bald wieder auf dem Donauradweg unterwegs. Anfänglich noch im Grünen, aber bald an einer Schnellstraße entlang, mit dem normalen städtischen Morgenverkehr. Zwar auf Radwegen, aber laut und unattraktiv. Kurz vor Thalfingen passieren wir die Grenze zu Bayern.
Wir verlassen Baden-Württemberg und erreichen Bayern – mit anderen Corona-Maßnahmen als bisher
Für uns ist das Passieren der Grenze von daher wichtig, weil in Bayern andere Corona-Bestimmungen gelten als in Baden-Württemberg. Beispielsweise sind in Bayern noch Stellplätze, Campingplätze, Übernachtungsbetriebe und Freizeiteinrichtungen gesperrt. Daher ist uns noch nicht endgültig klar, wo wir am Abend sein werden. Vorläufig ist der Plan, bis Donauwörth zu radeln und von dort mit der Bahn, beiden Wohnmobilpassagieren und Fahrrädern zurück nach Ulm (Baden-Württemberg) zu fahren und noch mal auf dem Stellplatz am Stadion zu übernachten.
Wir fahren auf der Bundesstraße durch den Ort Thalfingen und danach auf der anderen Seite der Bundestraße und Bahnstrecke weiter. Kurz vorm Autobahnkreuz Ulm-Elchingen, dass wir von vielen Anfahrten nach Österreich und in die Alpen mit dem Auto kennen, werden wir auf dem Radweg in die Landschaft geleitet. An Badeseen entlang und später durch schönen Auenwald fahren wir nach Leipheim. Unter einer Brücke dort ist eine Radlerpausenstelle mit Kiosk (Radlertankstelle), aber uns ist es für eine Pause noch zu früh.
Die Stadt Leipheim taucht aus dem Ufergrün der Donau auf
Wir lassen Leipheim rechts der Donau liegen und radeln auf der linken Donauseite weiter, immer noch im Schatten der Bäume. Wieder bin ich froh um meine Handschuhe und meine winddichte Jacke. Über den Radweg an der Brücke wechseln wir die Donauseite, um in Günzburg eine Rast zu machen. Das Legoland hat leider auch noch zu, sonst wäre auch das eine schöne Abwechslung zum Radeln gewesen und hätte sich sicherlich auch als Übernachtungsplatz angeboten. Auch in Günzburg ist wieder eine Marktstraße mit ungeheuer schönen alten Häusern, ich liebe das. Wir setzen uns in die Sonne, ich muss noch etwas auftauen.
Am Marktplatz in Günzburg trinken wir einen Cappuccino – der Sonnenschein trügt, erst hier ziehen ich die Handschuhe aus
Corona – Verständnisschwierigkeiten
Wir wählen ab Günzburg die Variante auf der rechten Donauseite zur Weiterfahrt. Wir fahren auf einen schönen Hügel hinauf, der auf höchster Stelle mit einem Aussichtsturm zu einer Rundumsicht lockt. Leider ist er aber wegen Corona gesperrt. Das ist eine Massnahme, die ich nicht verstehe. Wir fügen uns aber und gucken halt nicht über die Bäume hinweg nach Norden…
Leider war der Aussichtsturm oberhalb Offingens wegen Corona gesperrt
Im Abwärtsfahren kommen die Kühltürme von Grundremmingen in Sicht, die uns einige Zeit begleiten. Wir fahren in Offingen wieder über die Donau und folgen direkt an der Donau dem Donaudamm. Dass ist eine eigene Variante, denn der eigentliche Donauradweg ist ca. 2 km westlich der Donau ausgeschildert. So haben wir einen tollen Blick auf die Donau, wegen der wir ja radeln, auf Flora und Fauna. Gundelfingen taucht links von uns auf, wir bleiben aber direkt auf dem Damm. Die Donau breitet sich immer weiter aus und wir verlassen den Damm zum Ort Faimingen hin.
Die Donau weitet sich in ihrem Bett vor der Staustufe Faimingen
Geschichtsexkursion
Ein kleines Hinweisschild „Römertempel“ macht uns neugierig und wir entdecken eine schöne und gepflegte Anlage.
Am Beginn der Ausgrabungsstätte des Römertempels Faimingen ist ein LageplanDie Überreste des Römertempels
Sogar die öffentliche Toilette am Tempel ist geöffnet, was wollen wir mehr? Fast nahtlos geht der Ort in das Städtchen Lauingen über. Am Ortseingangsschild erhasche ich den Namen Albertus Magnus und denke spontan an meine Tochter, die in ein gleichnamiges Gymnasium gegangen ist. Wir radeln auf der Hauptverkehrsstraße in die Ortsmitte, die von einem schönen Kirchturm markiert wird.
Unten in viereckingen Stufen, später sechseckig – der Kirchturm von Lauingen
Auf dem Marktplatz entdecke ich ein Denkmal von Albertus Magnus, jetzt erschließt sich der anfängliche Hinweis.
Albertus Magnus, einer der größten Gelehrten des Mittelalters, ist um 1200 in Lauingen geboren
Wir radeln auf offiziellem Donauradweg aus Lauingen hinaus Richtung Ludwigsau und genießen die Fahrt durch den Wald bis Dillingen. Die Hauptstraße durch den Ort ist von riesigen, alten Gebäuden gesäumt.
Die Universität (rechts) in Dillingen wurde 1549 gegründet, links die Studienkirche
Wieder geht’s hinunter zur Donau, endlich sind wir am Fluss unserer Begierde zurück! Der Radweg ist wieder beschaulich, links der Wald, rechts die Donau, auf dem Damm bunte Blumen und im Wasser allerlei Brutgeschäft – wie schön! Das einzige was stört, ist das Grummeln des Magens. Nein, bis Donauwörth halten wir ohne Mittagessen nicht durch. Am Marktplatz in Höchstädt locken Sonnenschirme von Restaurant und Eiscafé die hungrigen Besucher. Wir entscheiden uns für das griechische Lokal Poseidon und essen vorzüglich. Ein Aperitif zu Beginn, eine Hauptspeise von der Tageskarte und ein inkludierter Nachtisch – eine sehr gelungene Pause.
Das Vogteihaus in Höchstädt hat eine beeindruckende Größe mit seinen beiden Eckerkern. Wir blicken von unserem Mittagstisch beim Restaurant Poseidon auf die schönen Bürgerhäuser
Donauradweg – ohne Donau
Wir folgen der neuen Donauradwegbeschilderung erst mal zum Schlößchen und eine Parallelstraße wieder zurück, komische Wegführung. Nördlich der Baggerseen führt der Radweg durch Sonderheim und Blindheim. Wir fahren auf Radwegen entlang von sehr wenig befahren Landstraßen, weitab der Donau und genießen die Aussichten auf die Dörfer, Wiesen und Felder. Nach Gremheim queren wir die Donau und radeln nun rechts, wieder weitab der Donau weiter. Links von uns liegen einzelne Gehöfte, die mit „Nachnamen“ „Schwaige“ heißen. Circa einen Kilometer vor Pfaffenhofen geht es direkt auf der Landstraße nach Norden. Wenige motorisierte Fahrzeuge begegnen uns, dafür viele Fahrradfahrer, die den sonnigen Tag draußen genießen. Wir freuen uns auf das Hofgut Bäldleschwaige, auf Kaffee und Kuchen. Mit einem anderen Schwung Radfahrer erreichen wir das Hofgut. Die Parkplätze für Radler und Autofahrer sind sehr großzügig angelegt, die Bewirtungsmöglichkeiten des Hofgutes ebenso. Das scheint in normalen Zeiten ein absoluter Ausflugsmagnet zu sein. Einige Familien mit Kleinkindern genießen Spielplatz und Streichelzoo, Eis, Kuchen und Softgetränke. Ich entdecke einen Flyer von „Landlust“, dem Handbuch für Wohnmobilisten, die gerne bei Landwirten, Manufakturen, Künstlern und Handwerker nächtigen. So keimt in uns die Idee auf, ob wir eventuell doch heute bereits in Bayern nächtigen können. Wir fragen nach, die Besitzerin sagt, der Wohnmobilstellplatz wäre zwar noch gesperrt, aber auf dem normalen Parkplatz könnten wir gerne stehen. So entscheiden wir, dass Bernhard noch bis Tapfheim zum Bahnhof radelt und nach Ulm zurückfährt, um das Wohnmobil nachzuholen. Ich bleibe am Hofgut, schneide bei einem erfrischenden Apfelmost meinen Film für meinen Instagram-Account, sortiere Fotos und genieße die Sonne und Rast.
Der Spielplatz vor dem Streichelzoo beim Hofgut Bäldleschwaige
Bernhard ist lange vor der Abfahrt seines Zuges am Bahnhof in Tapfheim und hat dort ein besonderes Erlebnis. Das Bahnhofsgebäude ist von Privatleuten gekauft, restauriert und renoviert worden. Ein Café und eine Schmuckmanufaktur sind eingezogen, es finden Workshops und Veranstaltungen statt. Die Einrichtung ist nostalgisch und nachhaltig, da überwiegend recycelte Möbel verwendet wurden. Aus einer Sektlaune im sommer 2015 heraus entstand der Gedanke, den alten, ungenutzten Bahnhof in eine Begegnungsstätte für Alte und Junge, für Einheimische und Gäste umzugestalten. Das Projektteam hat bis zur Eröffnung des Café Bruno im Frühjahr 2018 ganz Arbeit geleistet und ein wahres Schmuckstück gestaltet, mit viel Liebe zum Detail. Bernhard war von der Herzlichkeit, dem Ambiente und dem Kaffee, den er getrunken hat, völlig begeistert. (Öffnungszeiten: Mi + Do 8.30-18.00 Uhr, Fr+Sa 8.30-22 Uhr, So+Feiertag 9-18 Uhr, Mo+Di IMMER geschlossen – Reservierungen: 09070-9609720)
Das Bahnhofsgebäude in Tapfheim ist frisch renoviert und in ein Café und Schmuckmanufaktur umgewandelt wordenDer Außenbereich des Cafés am Gleis ist mit recycelten Sitzmöbeln gestaltet – das zeugt von nachhaltigem Handeln„Wie drapiert man Coronamasken, so dass sie schick aussehen?“ Würde ich als Sprechblase über das Bild der beiden Besitzerinnen im Café Bruno gerne schreibenMich begeistert die Jukebox im Speiseraum beim Fotogucken am meistenLinks des Bahnhofes lädt das Gartencafé unter alten Bäumen zum Verweilen ein
Um halb acht am Abend ist Bernhard erst wieder zurück im Hofgut Bäldleschwaige, das war ein langer Tag für ihn. Wir vespern noch im Hofgut, bevor wir den Sonnenuntergang draußen genießen.
Der Sonnenuntergang unterhalb der Kaltfrontbewölkung beim Hofgut Bäldleschwaige
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Die dritte Etappe unserer Donauradtour führt uns von Riedlingen nach Ulm. Anfänglich ist das Donautal noch sehr eng und hat oftmals keinen Platz für den Radweg. So strampeln wir hinauf auf die Höhen und werden mit den Aussichten auf die sich verändernde Landschaft für die Mühen entschädigt.
3. Etappe von Riedlingen nach Ulm
Am Morgen ist der Himmel blankgewischt, die Wolken verschwunden und die Sonne strahlt vom blauen Firmament. Aber es ist noch kühl als wir uns auf den Weg machen. Der Donauradweg liegt gleich hinter dem Parkplatz mit dem Wohnmobilstellplatz und wir genießen einen letzten Blick auf die Kulisse der Altstadt von Riedlingen.
Der Blick vom Parkplatz zur Riedlinger Kirche
3. Etappe in Komoot
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Wir unterfahren die Brücke der B 312 und kurz danach ist wieder nur Stille, Vogelgezwitscher und Froschquaken um uns herum. Immer wieder tauchen aus der Uferbewachsung Kirchtürme auf.
Anfänglich schlängelt sich die junge Donau durch viel Grün. Der Kirchturm von Daugendorf schaut heraus
Vor Daugendorf überqueren wir die Donau und fahren linksseitig durch die Felder. In Zell queren wir wieder die Donau und verweilen an der Brücke, um der Storchfamilie zuzuschauen.
Auf dem Herrschaftshaus ist ein Storchennest mit Jung- und Altstörchen
Hinauf und Hinunter – die Donau bleibt im Tal
Die Donauschleife bei Zell wird vom Radweg nicht ausgefahren und wir erreichen Zwiefaltendorf, das am Ortsende sogar ein kleines Schlösschen hat. In einer Mächtigen Tanne brütet in der Spitze auch ein Storch, allerdings so weit weg, dass uns nur der weiße Kot auf der Baumspitze über das Nest belehrt.
Zwiefaltendorf liegt malerisch zwischen Feldern
Nun geht es sehr steil bergauf und ich bin froh über meinen Elektromotor, den ich auf dem Steilstück zuschalten kann. Trotzdem komme ich außer Puste oben an und erfreue mich an der Pause, um die Werbetafel zu fotografieren.
Nach einem sehr steilen Bergauf steht diese Milchwerbung in Datthausen
Nach Datthausen halten wir Ausschau nach einem Wegweiser oder Hinweis, denn dort soll es eine Keltische viereckschanze geben. Leider ist am Radweg nichts zu finden und wir radeln bergab, immer steiler und erreichen den Ort Rechtenstein, in dem wir wieder auf die linke Donauseite wechseln.
Rechtenstein ist ein weiteres Kleinod an der Donau
Kaum aus dem Ort heraus öffnet sich der Blick zum Kloster Obermarchtal. Unser Radführer bietet eine Variante durch den Ort an, aber Coronabedingt ist noch keine Besichtigung möglich. So folgen wir der Hauptroute des Donauradwegs.
Der Donauradweg biegt nach links ab, im Hintergrund das Kloster Obermarchtal
Nach Untermarchtal geht es wieder steil bergauf. Auf der Höhe ist ein Rastplatz im Schatten von drei großen, stattlichen Linden mit Tischen und Bänken eingerichtet. Wir nutzen ihn zum Verschnaufen und um mittlerweile zu warme Kleidung auszuziehen.
Drei große Linden erinnern an den Friedenschuss nach dem 1871/1872 Krieg zwischen Frankreich und Deutschland
Wir bleiben erst mal auf der Höhe und genießen die Aussicht ins Land und über die Felder und Wiesen.
Die Farbenpracht der Wiesenblumen – hier lila und gelb
Wieder geht es ohne Muskelkraft allein durch die Steilheit des Radweges bergab nach Munderkingen. Der ursprüngliche Ort lag in einer engen Donauschleife, vermutlich recht gut geschützt vor feindlichen Angriffen.
Auch auf dem Rathaus von Munderkingen brütet ein StorchenpaarDer Giebel am Rathaus in Munderkingen ist sehr beeindruckend
Die folgende Strecke führt uns durchs Rottenacker Ried, an hinter Büschen versteckten Bade- oder Kiesseen recht flach bis Ehingen. Hier steigt Bernhard in den Zug nach Riedlingen. Wir werden uns in Ulm wiedersehen. Auf meinem Weg durch Ehingen freue ich mich, das heute Markttag ist.
Markttag
Ich lasse mich vom Markt inspirieren und kaufe Honig und Erdbeeren
Nach Ehingen geht es steil bergauf und durch einen Park mit vielen Rastbänken und toller Aussicht nach Süden und über die Donau. Dabei entdecke ich den Radfahrer, der vor Freude über die Aussicht das Radfahren völlig vergessen hat.
Ich bin froh, dass ich nicht so langsam bin auf dem Rad, dass mich das Efeu überwuchert
Wieder geht es sehr steil bergab und zurück an die Donau und rechts von ihr weiter, allerdings in einem weiten Bogen über Griesingen. Auf dem Weg nach Öpfingen begegnet mir ein andersfarbiges Blütenfeld.
Die Blütenfarben begeistern mich, Mohn, Kornblume und Raps
Links vom Radweg gibt es einige Altarme der Donau, das kann ich aber nur auf der Landkarte erkennen, denn die Uferränder sind sehr dicht und breit mit Büschen und Bäumen bestanden. Allerdings tönt Geschnatter und Gequake von dort, es sind wahrscheinlich viele Kinderstuben an den versteckten Stellen untergebracht.
Öpfingens Kirchturm grüßt aus dem Grün der Bäume an der Donau
Am Stauwehr hinter Ersingen setze ich mich mit Blick auf die einen der Stauseen zur Mittagspause und genieße auch die in Ehingen gekauften Erdbeeren. Während meiner Pause kommt ein kalter Wind auf, es bewölkt sich Zusehens und die Sonne wird immer öfter verdeckt. Ich ziehe wieder alle Kleidung an und radle weiter, um warm zu werden. Die weiteren Stauseen, die Anglern und Schwimmern ein Freizeitangebot machen, laden mich daher nicht nochmal zum Verweilen ein. Auf Höhe von Donaustetten steht ein breiter hölzerner Liegestuhl, aber auch der lockt mich nicht, es ist zu kalt.
Die wunderbare Rastbank steht mit dem Rücken zur Donau
Nach Göggingen führt der Fahrradweg an einem großen Industriegebiet entlang, in dem namhafte Firmen und Speditionen ihren Firmensitz haben. Ich muss höllisch aufpassen, denn die LKW-Fahrer, manche davon anscheinend ortsfremd, sind mit Adressen suchen beschäftigt. Nach einigen heiklen Situationen und weil die Sonne wieder vom Himmel brennt, entdecke ich ein Café der Firma Seeberger, mit Sitzgelegenheiten auf der Wiese. Ich mache dort eine Rast, trinke einen Kaffee und esse einen Rhabarber-Walnusskuchen, sehr lecker. Außerdem ziehe ich die warmen Sachen wieder aus. Bernhard meldet sich, er ist am Wohnmobilstellplatz in Ulm angekommen und hat unterwegs Kuchen gekauft. Okay, dann muss ich mal schnell radeln, um das zweite Kuchenstück zu verdienen!
Nach dem Industriegebiet führt der Radweg durch einen Park und dann auf einem engen Radweg, eingeklemmt zwischen steilem Donauufer und Eisenbahn in die Stadt. An einem Turm der alten Stadtmauer erhasche ich den ersten Blick aufs Ulmer Münster. Der Donauradweg führt direkt unterhalb der teils noch vorhandenen Stadtmauer entlang. Ein Kunstwerk animiert mich zu einem kleinen Stopp.
Stearway to Heaven – leider nicht begehbar ist diese Himmelsleiter direkt am Radweg oberhalb der Stadtmauer
Unser Übernachtungsplatz – das eigene Wohnmobil
Der Wohnmobilstellplatz ist direkt neben dem Stadion am Rande des Parks Friedrichsaue, etwas abseits des Donauradwegs. Nach einer erfrischenden Dusche im Wohnmobil und einem Stück Erdbeertorte spazieren wir zu Fuß in die Altstadt und machen einen kleinen Rundgang.
Die Gaube ist beinahe höher als das darunter liegende Haus
Der Himmel über den Ulmer Münster betont die gewaltige Höhe
Wir entdecken die Hausbrauerei Ulmer Barfüßer und genießen dort erst ein Bier und dann ein sehr leckeres Abendessen.
Ich liebe hausgebrautes Bier und genieße eine Bierprobe der Privatbrauerei Barfüßer
Zurück im Wohnmobil stellen wir fest, dass unsere Aufbaubatterien, die von der Lichtmaschine und den Solarpanelen geladen werden, mit der Aufladung meines Fahrradakkus wohl überfordert sind. Die Aufbaubatterien sind nun vier Jahre alt und kommen anscheinend an ihre Leistungsgrenze. Morgen soll es sehr sonnig sein, so werden wir das Wohnmobil in der Sonne parken um zu überprüfen, ob die Batterien von den Solarpanelen noch geladen werden.
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Die zweite Etappe unserer Donauradtour führt uns von Beuron nach Riedlingen. Wir radeln noch im oberen Donautal mit spektakulären Aussichten auf Kalkfelsen, Burgen und Klöster. Liebliche kleine Orte liegen am Wegesrand und wir meistern Passagen mit steilem Bergauf und Bergab.
2. Etappe von Beuron nach Riedlingen
2. Etappe in Komoot
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Wir radeln vom Wohnmobilstellplatz den Berg hinauf und folgen nach der Bahnbrücke dem Schild Donauradweg nach links, gleich wieder bergab. Es ist heute so kalt am Morgen, wie gestern auch und ich habe meine Handschuhe an. Der Fahrtwind und der Schatten des frühlingsgrünen Walds, in dem wir bergab sausen, verstärkt das Kältegefühl noch. Die Donau windet sich im engen Tal und so wechseln wir die Flussseite oftmals.
Eine schmale Holzbrücke führt über die Donau, ein Kreidefelsen erhebt sich hinter den Bäumen
Gleich nach der Brücke passieren wir einen Ableger des Klosters Beuron, dass idyllisch liegt, mit Aussicht auf Burg Wildenstein.
Die Kapelle Maurus im Felde gehört zu einer Dependance des Klosters Beuron
Bald geht es über die nächste Brücke und wieder direkt rechts der Donau. Auf den Felsen links taucht das Schloss Werenwag vor uns auf.
Die Höflinge auf Schloss Werenwag hatten immer eine besonders schöne Aussicht
In Hausen passieren wir den Campingplatz, der am Ufer gegenüber liegt. Zwei junge Frauen plantschen in der jungen Donau. Da die Sanitäranlagen auf dem Campingplatz Coronabedingt noch gesperrt sind, haben sie diese Lösung zur Körperpflege gefunden. Zapfig ist es, antworten sie auf meinen Zuruf. Das ist wieder der Vorteil vom Wohnmobil, wir haben unsere eigenen Sanitäranlagen an Bord. Der Radweg schlängelt sich meist ganz am Ufer entlang, ich kann mich gar nicht satt sehen an der Schönheit der Landschaft.
Malerisch liegen der Weiler und die Kirche St. Georg im Oberen Donautal
Da es in Inzigkofen keine Möglichkeit für einen Kaffeestopp gibt, radeln wir weiter nach Sigmaringen und folgen dem Donaurad-Alternativweg durch die Stadt. Das Schloss begrüßt uns schon von weither.
Das Schloss in Sigmaringen vom Donauradweg aus
Gemeinsam radeln wir noch bis Mengen. Dort steigt Bernhard in den „Naturpark Express“ und fährt zurück nach Beuron. Das hat erstens den Grund, dass er ohne Umsteigen zurück fahren kann und zweitens läuft unser Parkticket am Wohnmobilstellplatz in Beuron um 14:08 Uhr ab. Ich fahre mit dem Rad weiter bis Riedlingen, Bernhard kommt mit dem Wohnmobil dorthin. Nach Mengen öffnet sich die Landschaft und lässt wieder mehr Landwirtschaft zu. Ich erfreue mich nicht nur an den Getreidefeldern, sondern hauptsächlich an den Blütenwiesen.
Blütenreiche bunte Wiesen links und rechts im oberen Donautal, im Hintergrund der Ort Hundersingen
Ich hätte Zeit genug, mir das Freilichtmuseum Heuneburg oberhalb von Herbertingen anzuschauen. Es ist zwar seit einer Woche wieder offen, aber leider ist heute Montag und das Museum geschlossen. Da wir in der Pfalz ebenfalls viele Keltensiedlungen haben, hätte mich das sehr interessiert. Schade, aber ich genieße den Blick auf den Hügel und freue mich an der Landschaft.
Montags hat das Freilichtmuseum Heuneburg leider geschlossen
Gemächlich fahre ich weiter, meist direkt neben der Donau, mit schönen Blicken auf Kirchtürme hinter Bäumen und manchmal auch der Aussicht auf kleine Ortschaften. Ich beobachte die Vogelwelt, die emsig am Brüten, Grundeln, Schnattern und Küken beaufsichtigen ist. Der Himmel zieht sich immer mehr zu, aber es ist angenehm warm.
Die Donau vor Riedlingen hat Platz in ihrem Bett
Unser Übernachtungsplatz – das eigene Wohnmobil
Der Wohnmobilstellplatz in Riedlingen ist auf einem großen Parkplatz aufgewiesen. Nur drei Wohnmobile haben einen offiziellen Stellplatz direkt neben einer kompakten Entsorgungsstation.
Leider sind alle Plätze mit Stromanschluss belegt. Teils von Dauercampern, die mehrere Tage bleiben
Die drei Plätze sind besetzt und so setze ich mich auf eine Bank an der Donau und genieße die Aussicht auf die Altstadt. Und beobachte das Familienleben der Störche in ihren Nestern.
Auf zwei Dächern in der Altstadt von Riedlingen brüten Störche
Als Bernhard mit dem Wohnmobil ankommt stellen wir uns weiter hinten auf den Parkplatz und genießen die manchmal wieder hervorstechende Sonne auf einer Donaubank.
Morgens vor der Abfahrt vom Parkplatz in Riedlingen. Hinten rechts der Platz für drei Wohnmobile
Wir erkunden am Spätnachmittag das Städtchen und wollen eigentlich dort auch zu Abend essen. Coronabedingt und weil es Montag ist, sind die meisten Restaurants geschlossen und wir kehren bei einem Kebab-Pizza ein.
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