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Nördlich von Tartu, am See Saadjärve, im Örtchen Äksi ist ein ungemein interessantes Museum angesiedelt. Es befasst sich mit der Entwicklung unserer Erde bis in die Zukunft, den Erdzeitaltern und der Eiszeit, als die Erde fast bis zum Äquator mit Eis bedeckt war. Die Estnische Landschaft im Laufe der Zeit spielt natürlich auch eine Rolle.
Jääja Keskus – Anfahrt
Das Museum liegt im Dörfchen Äksi am Saasjärv, etwa 16 km nördlich von Tartu. Ausgebaute Radwege laden zu einem Ausflug mit dem Fahrrad von Tartu ein. Öffentliche Busse verbinden die Stadt ebenfalls mit dem Museum. Wir sind mit dem Wohnmobil angereist, über die Straße 39 und fahren in Lähte mit der braunen Beschilderung Jääaja Keskus nach Äksi im Tartu vald und in die Saadjärve 27/22. Die GPS Koordinaten: N 58.52598° E 26.67675° oder 58°31’33.5″ N 26°40’36.3″ E.
Vor dem Eingang des Museums begrüßt uns eine bekannte Figur. Der Film Ice Age hat dem breiten Publikum die Eiszeit bekannt gemacht. Der Kampf der Tiere ums Überleben wird in den Filmen sehr spaßig dargestellt. Letztendlich sind die damals lebenden Tieren aber ausgestorben.
Sid aus Ice Age begrüßt die Besucher vor dem Museum
Da Museum ist in drei Ebenen aufgebaut. Im Erdgeschoss geht es um die Entstehung der Erde und die Entwicklung der Kontinente. Im ersten Geschoss wird die Eiszeit behandelt. Und im zweiten Stock um die Zukunft der Erde. Wie wir Menschen in die Erdentwicklung eingreifen und was wir mit dem Klimawandel zu tun haben.
Entstehung der Erde und Kontinente
Das Gebäude ist um ein zentrales Atrium gebaut, in der eine ausgestorbene Spezies im Mittelpunkt und andere am Rand stehen.
Die Mammutkuh mit Kälbchen begrüßt die Besucher in der EiszeitenweltDer Hirsch hat ein ungeheuer ausladendes Geweih und der Säbelzahntiger schaut recht grimmig. Kein Wunder, weiß er doch, dass er bald aussterben wird
Das Museum ist verständlich aufgebaut und sehr kindgerecht. Immer wieder wirst Du aufgefordert in Interaktion zu treten. An anderen Stellen ist eine Veranschaulichung des Erklärten in Filmen in einem ruhigeren Rückzugsbereich möglich. In Estnisch, Englisch und Russisch werden die Exponate erklärt. Beginnend mit der Entstehung der Erde, der Entwicklung zu der Erde, die wir heute kennen. Einst ein Hitzeball, über viele Jahrmillionen die Abkühlung, wesentlich später die Entstehung von Wasser und einer Landmasse. Auf allen Karten ist der Ort Äksi, wo das Museum beheimatet ist, deutlich eingezeichnet, aber auch New York und Sidney.
Eine Erdkugel mit der Lage der Kontinente vor 250 Mio Jahren in estnischer Schreibweise.
Die Landmasse der Erde verschiebt sich nach wie vor. Die Kontinente haben derzeit die uns bekannte Lage gefunden und wir Menschen unterscheiden in fünf Kontinente. Aber diese Wanderung, die Bewegung der Kontinente ist noch lange nicht abgeschlossen, wie ein Blick in die Zukunft zeigt.
Eine Erdkugel mit der Lage der Kontinente, wie sie in 250 Mio Jahren wahrscheinlich sein wird…
Als Resultat der heutigen wissenschaftliche Erkenntnisse der Kontinentenwanderung ist dieses Bild zu verstehen. Afrika wird Europa berühren, Australien wird sich mit Asien vereinigen. Der Atlantische Ozean wird nicht mehr sein und Amerika wächst mit Afrika zusammen. In den nächsten etwa 250 Mio Jahren wird sich ein neuer Superkontinent, Pangea Ultima, bilden.
Weiter geht es mit der Entwicklung der Menschen zu den Wesen, wie wir heute sind. Der als Urmensch in Ostafrika gefundene „Homo habilis“ ist nach einem Entwicklungsprozess der Hominiden über 15 Mio Jahre erst vor circa 2 Mio Jahren entstanden. Erst in den letzten etwa 100.000 Jahren hat der Mensch angefangen, sich die „Erde untertan zu machen“. Im Museum kann man in nachgebauten Höhlen das Schutzbedürfnis der Menschen vor Wetter, Tieren und feindlichen Artgenossen nachspüren. Aber auch, das diese Menschen kreativ waren. In der Herstellung von Gerätschaften und Waffen und in der Kunst.
Im Fernsehen in der „Höhle“ kann der Besucher ein Höhlenleben anschauen, wie es vermutlich früher stattgefunden hatte In der Höhle sind sogar Zeichnungen von Tieren zu sehen
In einem nächsten „Bild“ sind Tiere zu sehen, die sich auch in Höhlen zurückziehen. Heutzutage wissen wir, das Tiere für Gefahr eine stärkere Empfindung haben, viel eher wissen, wenn etwas nicht stimmt und sie bedroht, vor dem sie fliehen müssen.
Ob sich die Wildtiere zu Beginn der Eiszeit versuchten, in Höhlen zurück zu ziehen?
Die Eiszeit und Estland
Die Geologie Estlands wurde bereits im Erdgeschoss behandelt. Im ersten Stock wird auf die Landschaftsformung eingegangen. Die Vergletscherung durch die verschiedenen Eiszeiten – es gab sogar mal eine Eiszeit, bei der das Eisschild der Erde fast bis zum Äquator ging – hat die Oberflächen der Kontinente mit geformt. Die letzte Eiszeit mit ihren riesigen Eispanzern und Gletschern hat Felsen gesprengt und vor sich hergeschoben auf ihrem „Fluss“. Auch beim Schmelzen der Gletscher hat diese Entwicklung angehalten. So wird erklärt, wie Gletscherrillen heute noch in der Landschaft zu erkennen sind, warum es an manchen Stellen so viele Seen gibt und Hebungen und Senken. Nahezu am Ende des ersten Stockes wird auf die estnische Heimat eingegangen. Estland liegt bereits im sogenannten Tundragürtel. Viele der Tiere, die wir sonst nur in Skandinavien und Russland vermuten, sind auch hier beheimatet. Die Winter in Estland können bis zu minus 40° kalt werden und viel Schnee haben. Allerdings war in den letzten beiden Wintern die Temperatur selten unter Null und es hat überwiegend geregnet. Der Klimawandel macht sich auch hier bemerkbar.
Eine Tundralandschaft mit schmelzendem Schnee und die heute darin vorkommenden Tieren. Rentier, Schneehuhn, Schneehase, Schneeeule und Schneefuchs
Wieder begegnen wir nur einem ausgestopften Elch in einer Vitrine und nicht in der estnischen Natur
Aber unsere in Deutschland bekannten Waldtiere sind hier natürlich auch beheimatet. Ein Fuchs ist vor uns bei der Anfahrt zum Parkplatz mit wehender Rute über die Straße gerannt. Die hier ausgestellten Tiere sind leider nicht mehr so lebendig. Ganz charmant finde ich eine Vitrine, in der Vögel ausgestellt sind. Wenn Du auf das Knöpfchen an der Scheibe drückst, dann lässt der Vogel seinen Gesang hören. So lassen sich Stimme und dazu passender Vogel wunderbar lernen.
In der Vitrine kann man die Größenverhältnisse von Biber, Fuchs und Marder erkennen
Zukunft der Erde
Welchen Anteil wir Menschen am derzeitigen Zustand der Erde haben, wird im zweiten Stock erläutert. Unsere Ausbeutung der Erde, Abbau von Bodenschätzen, Zerstörung der Wälder und der ursprünglichen Landschaft und ihres Bewuchses, Verschmutzung der Luft und das Zerstören des Schutzschilds der Erde. Wie wir in den natürlichen Wandel eingreifen und somit Dinge beschleunigen oder anders ablaufen lassen. Und natürlich, was wir tun können, um dem Einhalt zu gebieten oder zumindest, den Klimawandel zu verlangsamen.
Am Beispiel Estlands, mit etwa 1,3 Mio Einwohnern wird der Klimakiller Verkehr erläutert. Hier gibt es etwa 450.000 zugelassene Fahrzeuge, von denen nur rund 140.000 viel genutzt werden. Trotzdem fahren die Esten jährlich so viel Auto, dass die Strecke 120.000 mal um den Äquator reicht. Wie kann da ein Wandel, ein Bewusstseinswandel einsetzen? Nebenan ist ein Supermarktregal mit viel Plastikverpackung aufgebaut und es wird darauf hingewiesen, wie wir dem entgegenwirken können. Auch diese Abteilung ist kindgerecht aufgebaut, wobei ich es persönlich wichtiger finde, dass wir Erwachsenen endlich umdenken und durch unser Kaufverhalten die Abläufe ändern. Meiner Meinung nach ist aber hauptsächlich die Politik gefordert (die Volksvertreter), die den Lobbyisten, den Machthungrigen und Großgeldverdienern Einhalt gebieten, konstruktive Lösungen aufzeigen und die Umsetzung steuern müssen.
Zum Abschluss ein Bild von Tieren, die es wohl ziemlich bald nicht mehr geben wird, wenn wir nicht endlich richtig aktiv für eine Verlangsamen oder den Stopp des Klimawandels werden.
Zwei, die sich nie begegnen werden. Der Pinguin vom Südpol und der Eisbär vom Nordpol
Der Besuch war lohnend und hoch interessant. In den estnischen Sommerferien werden vom Museum Exkursionen in die Landschaft, zu eiszeitlichen Landschaftsmerkmalen angeboten. Dann kann man im ans Gebäude grenzenden Saadjärv (Saadsee) auch schwimmen und den nahen Grill- und Picknickplatz nutzen.
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Eine Landschaft zu erleben, bedeutet für mich, mit der Haut in der Landschaft zu sein. Auf langsame Art geht das mit Wandern. Der Fortbewegung, mit der das Auge und Gehirn am besten klarkommt, weil in der Evolution am längsten geübt. Heute entscheiden wir uns für die etwas schnellere Art, für das Fahrradfahren.
Fahrradtour Peenemünde-Krummin-Zinnowitz
Wir fahren von unserem Stellplatz auf der Halbinsel Peenemünde mit den Rädern los. Wir haben auf Komoot diese Fahrradtour geplant, die wir – so in etwa – nachfahren wollen.
Aufzeichnung der Radtour auf Komoot
Die Radtour habe ich auf Komoot aufgezeichnet, so kannst Du sie einfach nachfahren.
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von www.komoot.de zu laden.
Oder Du folgst mir und dieser Radtour auf meinem Komoot-Account.
Die Halbinsel Peenemünde
Wir radeln um das Historisch Technische Museum herum und dann auf die Naturerbefläche des Mündungsbereichs des Peenestroms. Eine Tafel erklärt die Besonderheit dieser Küstenlandschaft. Fragmente von Verteidigungsanlagen, die auf anderen Hinweistafeln erklärt werden, stehen in der Landschaft herum. Trotz der militärischen Nutzung im 2. Weltkrieg, konnte sich dieser besondere Naturbereich behaupten. Die Küstendynamik der Ostsee, geprägt durch Winde, Wellen, Strömungen, schiebt Küstensand von Ost nach West und lässt Sandwälle und Nehrungen entstehen.
Blick am Anfang der Radtour zurück zur Halbinsel PeenemündeGlückliche Rindviecher auf der Weide. Der viele Regen hat das Lila abgewaschen 😊Reste von Verteidigungsanlagen aus dem 2. Weltkrieg
Der ausgeschilderte Radlweg führt uns über holperige Plattenwege, Wege mit dickem Schotter, manchmal geteerte Fahrradwege und schmale Straßen. Felder und Weiden, offene Flächen und Mischwälder wechseln sich ab. Ebene Flächen aber auch einige Steigungen machen diese Tour sehr interessant. Attraktionen für Familien sind unterwegs ausgeschildert, wir passieren sogar „Dinoland“.
Krummin
Wir erreichen unser erstes Ziel, das Dörfchen Krummin am Krumminer Wiek. Wir steuern die Gaststätte mit Laden „Zur Pferdetränke“ an. Verkauft werden regionale Produkte, gebacken und gekocht wird selbst. Wir kaufen Brot, Käse und sogar Straußensalami, die aus Ahlbeck, südlich des Stettiner Haffs, von einer Straußenfarm kommt. Mit einer Sanddornfassbrause verweilen wir im schönen Garten, der mit vielen Dekoartikeln verziert ist. Sogar ein kleiner Streichelzoo und Minispielplatz für Kinder ist im hinteren Gartenteil. Der ehemalige Stall hinter dem Verkaufsraum ist mit großen Fenstern versehen, ein schöner Wintergarten geworden, der Gäste bei unfreundlichem Wetter beherbergt.
Liebevoll gestalteter Hinweis zum Fahrrad-Parkplatz beim Eingang in den Garten des Gasthauses und Verkaufsladens Zur PferdetränkeDer Eingang lässt noch erahnen, dass das Gebäude früher ein Stall warMit Liebe zum Detail sind die einzelnen Sitznischen dekoriertMit schönen Pflanzen ist der Garten unterteilt und lädt zum Verweilen ein, links geht es zum Streichelzoo
Über die gepflasterte Dorfstraße fahren wir an der Kirche vorbei ans Dorfende und stellen fest, das der Weg zum Hafen vor der Kirche abgezweigt wäre. So rattern wir wieder die Straße hinab. Das Dörfchen Krummin ist wirklich nicht sehr groß. Die Kirche dagegen ist imposant. Die Erklärung dafür ist recht einfach. Die Kirche wurde bereits 1230 urkundlich erwähnt, als ein Teil eines Zisterzienserinnenklosters. Der Ort Krummin lag an einer mittelalterlichen Handelsstraße und das Kloster war sehr bedeutend. Die Kirche ist der einzig übrig gebliebene Klosterbau auf Usedom.
In der Kirche in Krummin finden im Sommer viele Konzerte statt
Uns fällt ein Haus auf, dass einen ganz besonderen Hausschmuck hat.
Aufgefädelte Steine verzieren ein Haus in Krummin
Wir radeln über die gepflasterte Straße zum Naturhafen von Krummin. Jede Menge Boote liegen am Steg. Sogar mehrere Hausboote, die ein- oder zweistöckig als Feriendomiziel vermietet werden. Leider sind sie fest vertäut und ohne Motor, so das sie immer an der gleichen Stelle liegen bleiben. Eine Hafenkneipe mit schönem Blick auf die Boote und den See lädt ein, wir aber haben eine andere kulinarische Einkehr vor.
Im Naturhafen von Krummin können auch Hausboote als Ferienwohnungen gemietet werden
Direkt an der Kreuzung zur Kirche liegt das Café „Zur Naschkatze“. Auch hier wird täglich selbst gebacken und gekocht. Der Garten ist in vielen verwinkelten Nischen angelegt, Rosen, Kletterpflanzen und viele Blühpflanzen machen sich in ihrer Schönheit Konkurrenz. Die unterschiedlichste Bestuhlung ist in den Nischen verteilt, so dass jeder Gast einen Lieblingsplatz finden kann.
An dieser Theke versorgen sich die Gäste mit Speisen und GetränkenEin Innenraum lädt bei schlechtem oder kühlem Wetter zum Verweilen einIm üppigem Grün des Gartens finden die Gäste Plätze zum VerweilenDie Nischen im Garten sind mit unterschiedlichen Sitzmöbeln ausgestattetIm hinteren Gartenteil ist ein Spielplatz für Kleinkinder eingerichtetDer Spruch hat mich darin bestärkt, vermehrt Urlaub auf unseren Reisen zu machen…
B Krummin Cafe Zur Naschkatze Selbstbedienungstresen
Nach so vielen schönen Pausen radeln wir weiter. Auf einem betonierten Plattenweg mit Blick auf das Krumminer Wiek an Feldern vorbei. Später erst in Mischwald, dann in Kiefernwald eintauchend, erreichen wir Zinnowitz.
Seebad Zinnowitz
Wir fahren bis zur Seebrücke des Seebades. Trotz Corona ist Usedom von überwiegend deutschen Touristen überlaufen, uns ist es insgesamt zu voll hier. Bei einem Stand im Städtchen kaufen wir Kirschen, die wir mit zum Strand nehmen. Die Fahrräder schließen wir vor der Seebrücke ab. Unter der Seebrücke am Strand sitzend essen wir die Kirschen und schauen dem regen Treiben zu. Der Strand geht anscheinend recht flach ins Wasser über, denn die Menschen gehen weit hinaus, bevor sie schwimmen können.
Eisverkäufer, weißer Sandstrand, Meer und Strandkörbe, der Strand von Zinnowitz bietet Urlaub
Die Seebrücke von Zinnowitz war ursprünglich 350 m lang. Die heutige, die 1993 gebaut wurde, ragt 315 m ins Meer. Wir wandeln über der Ostsee bis ans Ende. Dort ist seit 2006 eine Tauchgondel, die erste ihrer Art, installiert worden. An einem zentralen Pfeiler fährt die als Druckkammer ausgelegte Gondel in die Tiefe. Ist das Wasser zu trüb durch den Plankton, werden 3D-Filme gezeigt.
Mit der Tauchgondel kann man trocken in die Ostsee eintauchen und unter Wasser Beobachtungen machenVon der Seebrücke geht der Blick auf das Seebad Zinnowitz
Wir schließen unsere Räder wieder ab und machen an der öffentlichen Toilette noch Halt. An der Promenade entlang ist ein Streifen für Fahrradfahrer gekennzeichnet, dem wir weiter folgen.
Diese Holzskulpturen sind ein Teil der Promenade in Zinnowitz
Weiße Sandstrände
Nach dem Ort nutzen wir den ausgeschilderten Radweg weiter nach Nordwesten. Immer wieder gehen im Kiefernwald Wege zum Strand ab. Die einzelnen Abschnitte sind mit Buchstaben und Zahlen gekennzeichnet. Wenige Strände sind für FKK oder für Hunde vorgesehen. In Trassenheide halten wir für einen Eiskaffee und schieben dann einige hundert Meter unsere Räder über einen Wanderweg durch tiefgründigen Sand. Der Radweg hätte uns um den Ort geführt, wir wollten aber nahe der Küste bleiben. So entdecken wir große Heidelbeerfelder, an denen wir uns gütlich tun.
Soo viele Heidelbeeren an den Sträuchern – so haben wir es überall an der Ostsee gesehen!
Wir passieren Karlshagen, mit tollen Ferienwohnungen, Hotels und Campingplätzen und fahren auf dem Seitenstreifen der Straße weiter Richtung Peenemünde. Mittlerweile hat die Sonne die Wolken zur Seite gedrängt und wir schließen gegenüber eines Parkplatzes die Räder an einen Baum. Mit unseren Packtaschen, in denen die Badsachen verstaut sind, marschieren wir zum Strand. Uns fallen als erstes die Mülltonnen auf, die in Abständen von ca. 50 m regelmäßig den Strand entlang stehen. Und trotzdem liegt noch Müll herum, hauptsächlich Zigarettenkippen! Wir suchen uns ein Plätzchen und ziehen uns um. Na, mit schnell rein ins Wasser zum Schwimmen, ist nicht. Das Wasser ist familienfreundlich sehr seicht über eine weite Strecke. Als wir bis Mitte Oberschenkel im Wasser sind, laufen wir sogar bergauf und die Knie schauen wieder heraus! Dann aber geht es fix, schnell stehen wir bis über die Gürtellinie in der Ostsee und Schwimmen ist möglich. Aber das Wasser ist doch recht frisch und natürlich verdeckt genau jetzt eine Wolke die Sonne! Das Wolken-verdecken-die-Sonne-Spiel geht immer einher mit frischen Windböen. Unter Wasser bleiben und schwimmen oder zurückwaten? Ich entscheide mich für ersteres und so gewöhnt sich mein Körper an die Wassertemperatur. Ich schwimme zurück und die Sonne kommt wieder hervor. Ich schwimme so lange, bis die Knie beim Schwimmen anstupsen. Herrlich!
Der Sand am Strand von Karlshagen ist ungemein fein und weich
Einfach daliegen und die Sonne genießen, so stellen wir uns das an manchen unserer Reisetage vor.
Doch noch Regen
Aber noch ist dieser Juli wettertechnisch ein April und dicke Wolken türmen sich vor die Sonne. Da wir den Tag bisher regenfrei verbracht haben, packen wir zusammen und radeln an der Straße entlang zurück zum Wohnmobil. Räder auf den Gepäckträger, Markise rein, Tisch und Stühle verstaut… Kaum ist alles erledigt, kommt ein wenig Niesel gefolgt von einem starken Regenguss. Glück gehabt.
Die Radtour war nicht sehr anstrengend. Unsere vielen Pausen konnten wir alle an interessanten Orten machen. Das war ein toller, ein wunderschöner Tag.
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Die Hansestadt Greifswald und die Insel Usedom, ganz im Nordosten Deutschlands, standen auf unserem Reiseplan, bevor wir nach Polen weiterreisen wollen. Trotz Aprilwetter im Juli haben wir einen trockenen Tag für eine Radtour erwischt. Museumsbesuche wechselten sich mit Genuss ab, denn Usedom hat viel zu bieten.
Hansestadt Greifswald
Wir richten uns auf dem Stellplatz in Greifswald am Museumshafen ein. Obwohl drohende Regenwolken über uns hängen, spazieren wir Richtung Stadt. Es ist Sonntag und nicht viel los. Uns begeistern die Häuser um den Marktplatz sehr und der naheliegende Dom St. Nicolai.
Blick hinauf zum Kirchturm des Doms St. Nicolai
Um den Marktplatz in Greifswald stehen historische Bürgerhäuser. An manchen sind Tafeln zur Geschichte des Gebäudes angebrachtGegenüber der ältesten Häuser steht am Marktplatz dieses Ensemble
Das Bürgerhaus, das wohl im 15. Jahrhundert erbaut wurde, beherbergt heute ein Café
Dieses Giebelhaus ist das älteste in Greifswald. Aber auch der älteste Giebel eines bürgerlichen Hauses im südlichen Ostseeraum
Mit den ersten Regentropfen, die sich schnell zu einem Schutt ausarten, kommen wir wieder am Wohnmobil an. Am späten Nachmittag reißt der Himmel endlich auf. Ich beende die Tipperei für meinen Blog und wir gehen zum Alten Hafen, Schiffe gucken. Auf der anderen Seite des Kais sind Liegestühle aufgebaut und wir gönnen uns ein Bier, während wir die Sonne genießen.
Ein wunderschöner Abend im alten Hafen in Greifswald und endlich mal SonnenscheinEndlich können wir mal wieder die Sonne am Horizont untergehen sehen, statt hinter Wolken
Kloster Eldena und das Dorf Wieck
Direkt östlich von Greifswald ist die Klosterruine eines Franziskanerklosters, die hauptsächlich durch einen Maler berühmt wurde. Caspar David Friedrich, der in Greifswald aufgewachsen ist, hat viele Zeit in den damals von Gras und Gebüsch überwucherten Ruinenresten verbracht. Seine Bilder sind bekannt und hängen in Ausstellungen weltweit.
Auf den Aufstellern, die Erklärungen über das Kloster abgeben, sind schematisch einige seiner Bilder genannt und dargestellt. Im Jahr 1199 gegründet, wurde die Klostergründung 1204 von Papst Innocent III. bestätigt. Erst 1248 wird ein Flecken, Oppidum Gripheswald, erwähnt, aus dem sich später Greifswald entwickelte. Das Kloster diente über mehrere Jahrhunderte als Grablege für pommersche Herzöge und Herzoginnen, Weltliche von Rang und Stand und für Ordensbrüder. Einzig der Wirtschaftshof und die Klosterscheune wurden über alle Jahrhunderte hinweg landwirtschaftlich genutzt. Heute finden in der Scheune Veranstaltungen statt. Ich persönlich finde die Baureste ungemein spannend, denn sie lassen die Baukunst vergangener Jahrhunderte erahnen.
Die äußere Begrenzung des Ostflügels ist noch in den Außenmauern erhalten
Die Säulen gehörten zum Ostflügel des Franziskanerklosters EldenaVon der Kirche zum Ostflügel stehen noch Reste des Klosters
Ein Tor zum Baum?
Backstein und Rosetten – kunstvoll gefertigte Fenster
Über den „Studentenweg“ spazieren wir nach Wieck, einen kleinen Ort am „Dänischen Wiek“. Das Dörfchen begrüßt seine Gäste mit einer besonderen Brücke.
Die Holzklappbrücke in Wieck ist zwar ein technisches Denkmal, wird aber heute noch genutztBlick von der Mitte der Holzklappbrücke in den Hafen
Wir spazieren über die Brücke und am Kai entlang zum Sperrwerk, dass die Ostsee bei den Herbst- und Winterstürmen vom Dorf fernhält. Einige Holzskulpturen sind an der Promenade errichtet.
Ein Fischer als HolzskulpturDie Skulpturen machen alles richtig: Abstand halten, Masken tragen, einen tollen Platz im Freien suchen mit stimmungsvoller Beleuchtung der Ostsee durch die Sonne
Sonne, dicke, dunkle Wolken und wieder Sonne, wir haben weiterhin Aprilwetter. Beim Spaziergang durch den historischen Ortskern entdecken wir viele Kleinode, zwei Beispiele im Bild.
Das Fahrrad wurde aus der Ostsee gefischt – und dient nun als DekorationSo stelle ich mir ein typisch norddeutsches Haus vor – und manchmal finde ich diese Exemplare wirklich
Wir sitzen kaum im Wohnmobil, schon prasselt wieder ein Regenschauer herunter. So fahren wir gemütlich nach Wolgast und über die Brücke auf die Insel Usedom. Wir wollen ganz in den Norden, hinauf nach Peenemünde.
Peenemünde
Wir folgen dem Hinweisschild mit dem Stellplatzzeichen für Wohnmobile und fahren auf den großen Wiesen- Wohnmobilplatz. Wir wählen lange aus, um einen für uns passenden Platz zu finden. Der Wind ist sehr böig und dem wollen wir ein wenig aus dem Weg gehen. So stellen wir uns letztendlich hinter eine Hecke und erfreuen uns an der Sonne, die nun wieder scheint. Zum Mittagessen fahren wir sogar die Markise aus, da die Sonne kurzzeitig richtig brennt.
Hinweisschild mit dem Angebot der „Halbinsel Peenemünde“
Wir spazieren zur Hafenbar „zum Dürren Hering“ wo wir von einem interessanten Spruch empfangen werden.
Man lernt doch nie aus! Spruch am Eingang zum Hafenrestaurant
Die Sonne genießen wir in einem Strandkorb, zusammen mit Kaffee und Kuchen. Auf der Halbinsel Peenemünde werden nicht nur Stellplätze für Wohnmobile vermietet, sondern auch Kojen in einem Schiff. Hotelzimmer, Appartements und sogar Ferienhäuser sind außerdem im Angebot des weitläufigen Geländes.
Wanderer und Radtouristen können die Kojen im Schiff zur Übernachtung nutzen
Ich mache später noch einen Spaziergang, um eine schöne Stelle für mein Sonnenuntergangsfoto zu finden. Lange sitze ich auf einer Bank und beobachte einige Kormorane am Wasser.
Die Peene fließt zum Schluss in das Spandower-Hagener-Wieck, bevor sie in die Ostsee mündetDer Kormoran übt für eine Statistenrolle als Pleitegeier
Auf dem Rückweg entdecke ich einige der Blockhäuser, die mir nicht nur als Feriendomizil gut gefallen würden.
Mehrere dieser Blockhäuser werden als Ferienhaus vermietet
Leider wird es mit meinem Sonnenuntergangsfoto wieder nichts, die Wolken überwiegen. Allerdings bekomme ich ein anderes Wetterereignis vor die Linse.
Kein Regen aber ein Regenbogen
Peenemünde Museen
Nachdem wir den trockenen Tag für eine Radltour genutzt haben, wollen wir uns vor der Abreise noch einige historische Dinge in Peenemünde anschauen. Unser erster Weg führt auf die gegenüberliegende Seite des Hafens.
U-Boot Peenemünde
Dort liegt ein U-Boot der sowjetischen Armee. Die Juliett U461. Das U-Boot wurde ab Oktober 1961 gebaut und lief im Dezember 1962 vom Stapel. In Einsatz ging das Boot erst 1965 bei der 58. U-Boot-Brigade der Baltischen Rotbannerflotte. 1994 wurde das U-Boot als schwimmendes Museum nach Kopenhagen verkauft und von dort 1998 nach Peenemünde.
Das U-Boot rostet still vor sich hin… – gut so, denn so kann es keinen Krieg mehr führen!
Das U-Boot kann besichtigt werden, was wir uns nicht nehmen lassen. Durch einen Eingang geht es über einen Steg und eine steile Leiter hinunter in das Innnere des U-Boots. Ich habe keine Probleme mit Enge oder in geschlossenen Räumen, aber hier wird mir mulmig. Kabel, Rohre, Enge, schlechte Luft, wenig Platz und Vorwärtskommen nur durch kleine runde Luken in den nächsten Abschnitt, das beklemmt mich. Die ganze Atmosphäre wirkt auf mich bedrohlich. Panzer und U-Boote sind Dinge in der Kriegsführung, die ich für die Soldaten am unmenschlichsten empfinde. Unabhängig davon, dass ich militärische Einrichtungen sowieso unmenschlich und völlig unnötig empfinde. Im Frieden miteinander leben, jeden so sein lassen, wie er ist und niemand etwas neiden, ist der erste Schritt zur Entmilitarisierung. Aber solange es immer wieder Menschen gibt, die sich selbst oder ihr Volk auf einen Sockel stellen müssen, ist weltweiter Frieden wohl nicht zu erreichen.
Die Bedingungen für die Besatzung unter Bord waren totale Enge und kaum Privatsphäre. Bis zu 90 Tage konnte das Boot autonom fahren und maximal 800 Stunden tauchen. Richtig sauber halten konnten die Männer sich nicht. Es gab zwar zwei Waschbecken und eine Dusche, aber meist kamen die Männer stinkend und ölverschmiert aus den Luken an Land.
Für 78 bis 82 Mann Besatzung gab es zwei Toiletten im U-Boot und eine auf der Brücke.
Einige der Mannschaftskojen – die umschichtig, je nach Dienst benutzt wurdenDie Küche war sehr klein, es wurde laufend gekocht, da die Matrosen verschiedene Dienstzeiten und somit Essensbedürfnisse hattenVon oben kann man die Größe des U-Bootes erahnen
Ich bin froh, wieder aus dem Ausgang an die frische Luft zu kommen. Ich empfand den Aufenthalt sehr bedrückend und beklemmend. Gibt es Menschen, die sich freiwillig auf so ein U-Boot melden?
Historisch Technisches Museum Peenemünde
An unserem Abreisetag sind wir kurz nach der Öffnung um 10 Uhr am Historisch-Technisches Museum. Hier wurde die die V4, die „Wunderwaffe“ der Nazis im 2. Weltkrieg entwickelt und bis zur Zerstörung der Produktionsanlagen durch die Engländer 1943 auch gebaut.
Auch an diesem Platz fühle ich mich nicht wohl. Die Umwege, die Technikerfindungen so oft über militärische Nutzung gehen müssen, finde ich so unnötig. Die finanziellen Mittel in die technische Entwicklung ausschließlich für zivile Zwecke zu stecken, wäre doch wesentlich kostengünstiger. Technische Entwicklung im Einklang mit der Natur – der Traum könnte wahr werden, wenn die Ressourcen und finanziellen Mittel zivil und nachhaltig eingesetzt würden.
Wir lesen viel während der Besichtigung. Über die politische Entwicklung hin zu Hitlers Machtergreifung und die Jahre bis zur Befreiung vom Faschismus. Über die Träume von Technikern und Schriftstellern, mit Raketen den Mond zu erreichen. In einem Raum sind Spinde eingebaut, die Namen tragen. Öffnet man die Spindtür, befindet sich dahinter die Geschichte der Person. Ob Techniker, Pilot, Zwangsarbeiter, KZ-Häftling, Soldat – über jeden erfährt man ein wenig. Es ist mal wieder unbegreiflich, wie viele Menschen so unnötig und menschenverachtend für das „3. Reich“ unterjocht, ausgebeutet und ermordet wurden. Ich kann den Besuch in diesem Museum nur empfehlen, er ist für alle Altersgruppen interessant.
Vom Sauerstoffwerk, auf das ich mit dem Aufzug hinauffahre, kann ich auf einige der historisch technischen Gebilde hinabschauen
Das ist die Originalzeichnung auf der Rakete
Makabre Schachfiguren
Als wir um die Mittagszeit aus dem Museum gehen, steht eine lange Menschenlange am Eingang an. Wie überall in der Coronazeit, dürfen auch auf dieses Gelände nur eine bestimmte Anzahl an Personen.
Umfahrung Stettiner Haff
Zurück am Wohnmobil fahren wir noch zur Entsorgung und machen uns auf den Weg nach Süden. Wir wären gerne noch in das Museum der Illusionen gegangen, aber auch da stehen, mittlerweile wieder im Regenwetter, die Menschen Schlange. So fahren wir über Usedom und mit Umfahrung Anklam weiter nach Ueckermünde und südlich des Stettiner Haffs. Wir wollen nach Ahlbeck, östlich von Eggesin zur Straußenfarm. Wir schaffen es gerade noch, zur Öffnungszeit des Ladens einzukaufen. Straußensteaks kennen wir bereits von anderen Käufen, Straußen-Bratwürste werden neu auf unserem Speiseplan stehen. Wir schauen noch einige Zeit den Straußen und Emus auf ihren Weiden zu, bevor wir weiterfahren nach Rieth, zu einem sehr idyllischen Stellplatz.
Rieth
Mittlerweile ist es wieder trocken und wir stellen unser Wohnmobil auf dem privaten Stellplatz ab. Die Sonne scheint, es lohnt sich Tisch und Stühle auszupacken. Wir genießen draußen die Straußensteaks mit Couscous und Salat und einem Rotwein aus der Weinregion La Conca de Barberà in Spanien, die wir im März besucht haben. Es ist so schön, einen Abend mit Würfeln im Trockenen draußen zu verbringen.
Zwar ist es kühl, doch ich genieße die Abendsonne am Neuwarper SeeEine wunderbare Abendstimmung
Morgens lacht die Sonne, so stelle ich mir Sommertage vor. Im Nachbarmobil wird ein kleiner Junge geweckt und nach draußen an den Frühstückstisch getragen. Lautes Gejammer begleitet die Aktion. Der Vater klärt uns auf, dass der Sohnemann noch ein wenig Sonne genießen soll, denn die soll nur bis 10 Uhr scheinen, danach wird es wohl zwei Tage regnen.
Wir frühstücken noch in der Sonne, bevor für drei Tage Dauerregen einsetzt
Das er recht behalten wird, merken wir, nachdem wir startklar sind und die ersten Tropfen einsetzen. Erst nur wenige und wir machen im Örtchen Rieth eine Rundfahrt. Am Naturhafen ist sogar ein Wohnmobilstellplatz und ein Hafencamping.
Paddler, Fahrradtouristen und Camper können den Platz am Naturhafen nutzenÖffentliche Toiletten am Naturhafen in RiethSogar ein Wohnmobilstellplatz für 4 Mobile mit Stromanschluss gibt es in Rieth
Sogar ein Schloss wurde in Rieth erbaut. Überhaupt ist Pommern ein sehr schlossreicher Landstrich gewesen. Oder sollte man sagen, dass jeder kleine Herrscher seine Behausung früher „Schloss“ nannte. Und die Behausung eines Herrschers unterschied sich allein durch seine Größe von der Behausung der Bevölkerung. Aber ein Schloss bot auch immer Unterkunft und Arbeitsplätze für Viele und musste von daher schon größer sein. Und zum Glück gab es auch immer Herrscher, die auf äußere Schönheit ihrer Schlösser Wert gelegt haben und Nachfahren, die diese Schönheit erhalten. So haben wir heutigen Reisenden und Besucher immer wieder historische Zeugnisse früherer Baukunst, die wir bestaunen können. Wir passieren das Café in Rieth und einige Angebote für Ferienwohnungen und Pensionszimmer. Wer fernab von Hektik, in absoluter Stille, Urlaub machen möchte, ist in Rieth sehr gut aufgehoben.
Das Café in Rieth hat Mittwoch bis Sonntag geöffnet
Wir fahren Richtung Löcknitz um in einem Supermarkt noch unser Pfandflaschen zurückzugeben. Dann wollen wir weiter nach Polen und in die Baltischen Staaten. Stettin ist unser heutiges Ziel. Ein Schild in Rothenklempenow lässt uns bremsen und nach rechts auf einen Parkplatz abbiegen.
Höfegemeinschaft Pommern
Beim Aussteigen sticht mir als erstes ein Schild ins Auge mit der Aufschrift „Weltacker“. Das Gelände dahinter sieht etwas verwahrlost aus, aber es steht schon auf dem Bearbeitungsplan für nächste Woche, bekommen wir im Shop mitgeteilt.
Für mich war dieses Schild ein „Aha“-Erlebnis
Die Höfegemeinschaft Pommern besteht aus drei Betrieben. Der ehemaligen LPG Rothenklempenow und den Höfen Landgut Seegrund und Haffwiesenhof. Das Tierwohl steht bei der Höfegemeinschaft im Vordergrund. Im Flyer der Höfegemeinschaft wird der Betriebsleiter Tobias Keye wie folgt zitiert: „Unser Ziel war und ist eine vielseitige ökologische Landwirtschaft. Dabei binden wir die Menschen der Region ein und verstehen Tier und Natur als Teil einer ausgewogenen Kulturlandschaft.“ Im Hofladen, als Biokiste und Deutschlandweit werden die Produkte vertrieben. Wir kaufen im eigentlich geschlossenen Laden ein, aber da heute Biokisten gepackt und ausgefahren werden, können wir die Gelegenheit nutzen. Brot, Eier und Roastbeef gehen über den Ladentisch. „Unsere Kühe stehen über den Sommer auf dem Riether Werder, einer kleinen Insel. Sie werden mit der Fähre hinübergefahren und haben dort totale Freiheit. Wir schlachten nur Färsen, die dick und glücklich von der Insel zurückkommen“, erklärt uns der Herr, der uns bedient. Gestern Straußenfleisch, heute Rindfleisch aus ökologischem Landbau. Wir sind froh, dass wir es tiefgefroren kaufen und in unser kleines Eisfach geben können. Alle paar Tage mal Fleisch, am besten aus solchen Einkäufen, das finde ich vertretbar. Toll, das Schild entdeckt zu haben, so ganz am „Ende“ von Deutschland, in einer wunderschönen und ruhigen Gegend.
Das Schild verlockte uns zum Anhalten und zum Einkaufen von fair produzierten, regionalen Lebensmitteln
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Unsere Ostsee-Reise bis in die Baltischen Staaten soll uns möglichst an der Ostseeküste entlang führen. Wir wollen den Wechsel der Küstenlandschaft Richtung Norden erleben. Wandern, Radfahren, Baden und Orte und Menschen kennen lernen. Unser Ostseeerlebnis beginnen wir auf der Ostsee. Bei einem Segeltörn auf dem Traditionssegler Atalantis.
Besuch in Wismar
Bei dem Besuch von lieben Bekannten nördlich von Schwerin, haben wir einen Ausflug nach Wismar gemacht. Die alte Hansestadt bietet u.a. viel Backsteinromantik, einen Kirchhof, der als Filmkulisse für die Soko-Wismar dient und einen Verein, der sich der traditionellen Seefahrt verschrieben hat. Wir entdecken die Atalantis beim Spaziergang im Hafen. Vor dem Zweimaster steht ein Aufsteller, dass Gäste bei einer Ausfahrt mitfahren können. Auf einem richtigen Segelschiff mitfahren, das wollte ich schon immer.
Die Atalanta am Kai in Wismar. Eine leichte Brise und das schöne Wetter verleiten uns, Bordkarten für den nächsten Tag zu kaufen
Nun muss ich wohl definieren, was ich für ein „richtiges“ Segelschiff halte. Ich meine damit die alten, traditionellen Holzschiffe, die früher eine Aufgabe z.B. als Handelsschiffe hatten. Segel aus Wolle oder Leinwand, Taue aus Hanf, wenig Komfort und viel Handarbeit. Wahrscheinlich sehe ich das sehr romantisch, denn die Arbeit an Bord war hart und es waren selten lustige Sommertörns. Nun, hier lag so ein Schiff und wir buchten eine Ausfahrt für den nächsten Tag. Zum anheuern bekamen wir eine schöne Bordkarte.
Unsere Bordkarte für die Segeltour. Ob wir so unter vollen Segeln auf der Ostsee sein werden?
Die Atalanta
Wir waren am Segeltag früh in Wismar, denn ich wollte einiges über den Verein und die Menschen, mit denen wir unterwegs sein würden, erfahren. Mit einem Spaziergang um den Alten Hafen näherten wir uns dem Schiff.
Seitenansicht der Atalanta an unserem Segeltag vom gegenüberliegenden Kai
Die Atalanta wurde 1901 als Elblotsenschoner N° 1 „Cuxhaven“ in Wevelsfleth an der Stör vom Schiffbaumeister Jürgen Peters vom Stapel gelassen. Bis 1929 tat sie ihren Dienst und leitete die großen Handelssegelschiffe von der Nordsee durch die Fahrrinne der Elbe in den Hamburger Hafen. Die aus Hamburg stammenden Mannschaften der Großsegler, die auf den Weltmeeren unterwegs waren, sahen als letztes und auch wieder als erstes heimisches Schiff die Lotsenschoner.
Nach dem ersten Weltkrieg wurden die Großsegler und Lotsensegler schnell von maschinengetriebenen Schiffen abgelöst. Die Elblotsenschoner hatte eine außerordentliche Wendigkeit, sehr gute Segeleigenschaften und eine hohe Seetüchtigkeit. Sie waren bei Käufern beliebt, die sie als Segelyachten oder Segelschulschiffe nutzten. Die Elbe N° 5 liegt noch beinahe im Originalzustand in Hamburg.
Die Elbe N° 1, die „Cuxhaven“, wurde von Arthur Otto, einem Berliner Unternehmer gekauft. Nebenbei war er Vorsitzender der Segler-Vereinigung (SV 03) in Berlin. Er lies das Schiff auf der Schlichting-Werft in Travemünde zur Kreuzeryacht „Atalanta“ umbauen. Das bedeutete den Umbau der Räume unter Deck, in Eigner- und Damenkammer, Toiletten und Bad, Salon und Küche. Schlafplätze für die angestellte, sechsköpfige Besatzung (Kapitän, zwei Matrosen, ein Maschinist, ein Koch, einen Jungen). Auch eine Maschine als Hilfsantrieb wurde eingebaut. An Deck wurde ein Deckshaus und eine Radsteuerung installiert. Die Masten wurden fast gerade gestellt und damit wurden weitere Segel notwendig. Die Namen und Funktionen sagen mir als Landratte nichts, wenn Du Dich tiefer mit dem Schiff befassen möchtest, kannst Du hier auf der Seite der Atalanta weiterlesen.
Wir haben bei unserem Spaziergang nun das Ende des Hafens nahe dem Wassertor in Wismar erreicht und laufen den Kai zur Atalanta hinauf. In der Bordkarte wurde zu Recht auf wetterfeste Kleidung hingewiesen. Wir haben für heute Aprilwetter, mit allem außer Schnee, im Wetterbericht des MDR angesagt bekommen.
Der Pirat hat die Atalanta fest im Visier. Zum Glück ist sein Schiff eine Fischimbissbude und fest an der Mole vertäut
Wir gehen über die Gangway aufs Schiff, suchen uns ein Plätzchen und orientieren uns. Coronabedingt gilt unter Deck ein Einbahn-System und auch, dass nur die Hälfte der sonst üblichen Gäste mitfahren kann. Ich kaufe die Broschüre über die Atalanta, die mir, ebenso wie die Website als Quelle über die Informationen über die Atalanta hier in diesem Artikel dient.
Mich verwirrt allein der Blick nach oben zu den Mastspitzen. Das die Seeleute wissen, welches Tau für was benötigt wird, bewundere ich
Als kletternde Bergsteigerin interessieren mich Seile und Taue und alles was mit Schnüren zu tun hat. Und auf so einem Schiff sind jede Menge Seile vonnöten.
Die dicken Taue aus Hanf sind erst gedreht und dann mit einer speziellen Methode geflochten
Früher waren alle Taue aus Hanf, heute sind sie aus vielen verschiedenen Materialien, die miteinander verbunden werden. Ich kann mich daran gar nicht satt sehen.
Die Fockschot ist für mich ein Schnur-Kunstwerk, das den auf sie wirkenden Kräften standhalten muss
Ein Stoffteil in der Nähe des vorderen Masts interessiert mich besonders. Mir erschließt sich nicht, was dieser runde Stoffsack, der untern spitz zuläuft, für eine Bedeutung hat. Am oberen Ende ist der Stoffumschlag mit einem eingearbeiteten Taustück verstärkt und viele Schnüre sind daran befestigt. Jürgen von der Mannschaft, den ich frage, erklärt, dass wäre der Sack, um Regenwasser als Trinkwasser für die Mannschaft aufzufangen. ,Haha‘, denke ich. „Seefahrergarn“, sage ich laut. „Das ist eher ein Harry-Potter-Zauberhut, damit ihr die Gäste, ähnlich wie in Hogwarts in verschiedene Gruppen einteilen könnt?“ – „Auch eine gute Erklärung“, erwidert Jürgen und gibt dann die richtige Bedeutung wieder.
In den Unterlagen zur Segelprüfung heißt er „schwarzer Kegel aus Stoff“, ich nenne ihn Zauberhut. Er muss aufgezogen werden, wenn der Schoner unter Segel und Motorhilfe fährt. Ansonsten haben große Segler immer Vorrang vor Motorschiffen.
Erst 1930, nach dem erneuten Stapellauf als Hochseejacht wurde das Schiff auf den Namen einer griechischen Göttin getauft. Atalanta war der Sage nach eine schnelle Läuferin. Den ersten Törn mit der damals größten Privatjacht Deutschlands, unternahm der Eigner im Sommer 1930 nach Dänemark. Nach der Machtergreifung der Nazis musste er das Schiff verkaufen. Käufer war der Deutschen Hochseesportverband (DHH) in Glücksburg, der als Ziel die Ausbildung in Segeln und Seefahrt und die Pflege des Hochseesegelns hat. Die bis dahin zum Verband gehörenden Schiffe waren Ausbildungsschiffe und nicht für Segeltörns mit Bequemlichkeit geeignet. Die aber waren der Wunsch vieler Vereinsmitglieder und wichtig, um neue, zahlungskräftige Mitglieder zu gewinnen.
Das ist auch der Grund, warum die Atalanta heute noch ausläuft, aber dazu später. Jetzt wollen wir gleich auslaufen und die Crew findet sich zusammen.
Lagebesprechung der Crew vor dem Ablegen. Die Windverhältnisse und Einteilung der Positionen werden besprochen
Ablegen der Atalanta
Alle Gäste sind an Bord. Wir bekommen eine kurze Einweisung, wie wir uns auf dem Schiff verhalten sollen und können und müssen. Nun kann abgelegt werden. Wir starten mit dem Hilfsmotor, denn die Hafenfahrrinne ist sehr eng. Eine Seglerin am Kai, die zufällig da ist, löst das letzte Docktau.
Das Docktau muss auf Deck ordentlich hingelegt werden, damit es beim Anlegen wieder gut abläuft
Das Schiff legt ab und nimmt Fahrt auf. Wie das vor den Zeiten von Hilfsmotor war? Musste das erste Stück gerudert werden? Ich vergesse, diese Frage zu stellen, sie kommt mir erst, als ich den Artikel schreibe. Das Wasser liegt ganz ruhig da, seekrank kann heute keiner werden.
Ich spreche Uta, ein Crewmitglied, an, die ganz vorne sitzt, auf einem „Gummiball“, der am Hafen außer Bords ist, um das Schiff vor der Hafenmauer zu schützen. Sie kam zum Förderverein Schoner Atalanta e.V. durch einen Bekannten. Der nahm sie in einem Jahr mit zum abtakeln. Das ist im Herbst, wenn der Schoner klar für den Winter gemacht wird. Die Kameradschaft, die Stimmung und vor allem das Schiff haben es ihr seither angetan und sie wurde Mitglied. So verbringt sie einige ihrer Urlaubswochen nun in Wismar mit der Pflege des Schiffes und ist Crewmitglied bei den Ausfahrten. In den letzten Jahren hat sie über das Schiff und das Segeln viel gelernt und ist nun vollwertiges Crewmitglied. Andere Crewmitglieder sind erfahrene Seeleute, die einen Beruf auf einem Schiff ausgeübt haben. Maschinist, Steuermann, Kapitän und weitere Berufe. Viele können ihren erlernten Beruf, den sie mit Herzblut gewählt und gelebt haben, nicht mehr ausüben, weil deutsche Berufsseeleute „zu teuer“ sind. Sie sind von billigeren Arbeitskräften aus anderen Ländern verdrängt worden. Die meisten arbeiten nun in berufsverwandten Stellen an Land. Mit dem Ehrenamt auf der Atalanta können sie in einer Mannschaft wieder auf See gehen und sich um ein Schiff kümmern, also eine WinWin Situation für alle.
Als wir an der Halle vorbei gefahren sind, in der für eine Chinesische Reederei das größte Kreuzfahrtschiff der Welt für 9.500 Passagiere gebaut wird, kommen einige Crewmitglieder nach vorne und machen sich am Focksegel zu schaffen.
Das Focksegel wird gelöst, damit es aufgezogen werden kann
Als das Segel vom wenigen Wind ein wenig gebläht wird, macht sich Jürgen an dem Tau des „Zauberhuts“ zu schaffen.
Das wir unter Motor fahren und das Focksegel aufgezogen ist, muss auch der schwarze Kegel aufgezogen werden
Ich schaue zu den anderen Segeln und nach oben in die Masten. Das wird heute nichts, sagt Jürgen mit einem bedauernden Grinsen zu mir. So bleibt mir nur, das Bild der Atalanta unter vollen Segeln auf der Broschüre zu betrachten. Mit freundlicher Genehmigung des Vereins darf ich das nachfolgende Bild von der Broschüre und der Website zeigen.
Die Atalanta unter vollen Segeln – Bild: Website Förderverein Atalanta, mit freundlicher Genehmigung
Die Atalanta im zweiten Weltkrieg
Das Schiff wurde im zweiten Weltkrieg dienstverpflichtet! So kam der Segler an die Seefliegerschule nach Lobbe auf Rügen. Als Begleitfahrzeug für Flieger, die auch eine seemännische Ausbildung erhielten, unterstand sie anfänglich der Marine. Später der Luftwaffe und um den Wechsel dorthin gibt es Berichte, die auch Seemannsgarn sein könnten. Bei einem Manöver der Seeflieger soll Hermann Göring mit an Bord gewesen sein. Und die Matrosen sollen sich einen Spaß daraus gemacht haben, das Schiff mehr als nötig gewesen wäre, dem Seegang auszusetzen. Göring wurde ziemlich seekrank und in der Folge wurden die Seeflieger seinem Kommando unterstellt, als Oberbefehlshaber der Luftwaffe. Im Frühjahr 1945 flüchtete die Atalanta mit anderen Schiffen nach Westen, der genaue Weg ist unbekannt. Sie wurde von der Royal Air Force beschlagnahmt, an die Elbe verlegt und von britischen Offizieren als Freizeitschiff verwendet.
Wir werden aufgefordert unter Deck zu gehen, Kaffee ist gekocht und der Kuchen für die Gäste aufgeschnitten.
In der Kombüse werden Kaffee und Kuchen für die Segelgäste vorbereitet
Wir sitzen auf Deck und lassen uns den wenigen Wind um die Nase pusten. Segeln bei Flaute war früher ein sehr schwieriges Unterfangen, heute mit dem Hilfsmotor können wir wenigstens in der Wismarer Bucht umherfahren. Nur ein wenig Wind bläht das Focksegel. Während ich so die Masten hochschaue, fragt Jürgen, wie es uns geht. Ich antworte ihm, dass ich auf der einen Seite froh bin, dass wir so ruhiges Wasser haben, auf der anderen Seite hatte ich mir die Fahrt mit einem Zweimaster, eben mit aufgezogenen Segeln vorgestellt. Und gehofft, mithelfen zu dürfen. Jürgen meint, dass das wirklich schade sei, morgen wäre Windstärke 5 gemeldet, mit Böen bis 7. Ich weiß nicht, ob mir das lieber wäre? Und das Schiff sei nicht nur ein Zweimaster, sondern ein Zweimastgaffelschoner. Als ich fragend schaue, erklärt er, dass die Segel oben und unten an einem „Baum“ angebracht seien, d.h. an einem Holz, an dem das Segel befestigt ist. Andere Segelschiffe hätten den oberen „Baum“ nicht, der „Gaffel“ genannt würde. So habe ich schon wieder was dazugelernt. Später schaue ich mir die Abbildung „Atalanta“ – Das Rigg mit seinen Hauptbestandteilen“ an. Nun kann ich nachvollziehen, was Jürgen erklärt hat. Wirklich schade, dass wir das Schiff nicht in vollen Segeln sehen konnten.
Blick über den Klüverbaum in die Wismarer Bucht. Das Wasser ist fast ohne Wellen
Die Atalanta als Privatjacht
1950 wurde die Atalanta vom Bankhaus Warburg, Brinckmann, Wirtz & Co. gekauft. Offizieller Besitzer bis dahin war der DHH, der nach dem Krieg kein Geld für die Instandhaltung seiner Schiffe hatte. Der eigentliche Käufer war Eric Warburg, dessen jüdische Familie 1938 durch die Nazis enteignet worden war. Als amerikanischer Offizier war er zum Ende des Krieges wieder nach Deutschland gekommen. Erst 1956 lies er sich „trotz allem“ wieder in Deutschland nieder und übernahm die Leitung des rückübereigneten Bankhauses, das 1798 gegründet wurde, in 5. Generation.
Die Atalanta wurde nach Kiel überführt, hatte eine festangestellte Besatzung und war regelmäßig auf der Kieler Förde unterwegs. Freunde und Geschäftspartner des Bankhauses, genauer gesagt von Eric Warburg, waren immer wieder dabei und segelten bis Skandinavien. Ein recht enger Freund Eric Warburgs und ebenfalls leidenschaftlicher Segler war Helmut Schmidt, der daher auch häufig an Bord war. In seiner Amtszeit als Bundeskanzler von 1974 bis 1982 wurde die Atalanta zum inoffiziellen Botschafter der BRD. Schmidt segelte z.B. nach Dänemark zum Besuch beim dänischen Ministerpräsidenten. An diesem Törn nahm auch der spätere kanadische Ministerpräsident und ebenfalls begeisterter Segler Trudeau teil. Sogar ein Besuch in Polen, dem ersten eines westdeutschen Regierungschefs, im August 1979, wurde mit der Atalanta ermöglicht.
Wir sind mittlerweile durch die Fahrrinne, die im Zickzack links der Insel Poel verläuft, aus der Wismarer Bucht herausgefahren. Rechts von uns sehen wir den Leuchtturm bei Timmendorf. Bei klarer Sicht könnten wir in der Ferne im Nordwesten die Schleswig-Holsteinische Küste sehen. Heute aber sehen wir nur grau in grau. Das Grau bestäubt uns nun sogar mit leichtem Nieselregen. Wir drehen um und fahren wieder zurück.
Der Förderverein Schoner Atalanta e.V.
Eric Warburg verstarb 1990 mit 90 Jahren. Ein Jahr später wurde das Schiff außer Dienst gestellt und noch ein Jahr später in der Königs-Werft in Rendsburg aufgelegt. Die Reparaturarbeiten, die nach vielen Jahren Segeln anstanden beliefen sich auf etwa 2,5 Millionen DM. So trennte sich das Bankhaus von der Atalanta und suchte einen neuen Eigner. Es war zwei Jahre nach der Wende. In Wismar sollte die maritime Tradition der alten Hansestadt durch ein Schiff repräsentiert werden. Die Verantwortliche der Stadt, waren auf der Suche nicht nur nach einem Schiff, sondern nach einem Objekt, in den das Arbeitsamt Wismar als Projekt Umschulungs- und Qualifizierungsmaßnahmen durchführen könnte. Die Atalanta war für beide Zwecke geeignet. So gründete sich 1994 der Förderverein Schoner „Atalanta“ und das Bankhaus Warburg übereignete für den symbolischen Preis von 1 € das Schiff. Eine Auflage beim Verkauf gab es; der Verein sollte das Schiff im Rahmen gemeinnütziger Jugendarbeit nutzen. Erster Vorsitzender des Vereins wurde Joachim Tesmer, der in den nächsten Jahren auch die Arbeiten zur Restaurierung und Wiederinstandsetzung plante und koordinierte. Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt wurde Ehrenmitglied des Vereins.
Die Ausbildungsberufe, die Langzeitarbeitslose und Umschüler erlernten, waren Bootsbauer, Segelmacher, Schiffszimmerer, Mechaniker für Bootstechnik und Schiffselektroniker. Das Schiff veränderte sich im Inneren komplett, so wie es heute noch beschaffen ist. An Deck verschwand das Deckhaus, dafür wurde ein Fahrstand installiert und weitere Dinge verändert. Die Rigg (alles oberhalb des Decks) und der Rumpf blieben so, wie ursprünglich als Lotsenschoner gebaut.
Wir sehen in der Ferne schon die Hafengebäude, so wird das Focksegel wieder eingeholt. Nachdem es mehr oder weniger „unten liegt“ muss es noch aufgenommen und verzurrt werden.
Das Focksegel wird wieder eingeholt und verzurrt
Inbetriebnahme Atalanta durch den Förderverein
Mittlerweile kann die Sonne ein wenig Licht machen und erzeugt eine besondere Stimmung auf dem Wasser. Die Wellen gleiten gleichmäßig vom Rumpf weg, ich schaue gebannt zu, wie rhythmisch die Bewegungen der Wellen sind.
1997 verlies die Atalanta die Reederei in Kirchdorf und fuhr auf eigenem Kiel nach Wismar. Dort wurden die Arbeiten fortgesetzt. Zum 100. Geburtstag des Schoners wurde er 2001 wieder in Dienst gestellt. Unter die politische Prominenz hatte sich auch Helmut Schmidt gemischt. Eine ehrenamtliche Crew pflegt und segelt das Schiff seither. Mit den Ausfahrten wird das Geld verdient, das zum Erhalt des Schiffes notwendig ist. In diesem Winter und während der Coronazeit wurden ca. 80.000 € ausgegeben, da z.B. das Unterschiff überholt werden musste, und viele Taue erneuert wurden. Ausfahrten mit interessierten Jugendlichen werden unternommen und Jugendaustausche mit anderen europäischen Ländern, meist Ostseeanrainerstaaten werden durchgeführt. Jugendgruppen können das Schiff – auch ohne jegliche Segelerfahrung – für Törns mieten. Sei es um Spaß miteinander zu haben, sei es, um danach Seemannsgarn spinnen zu können oder um Gruppen zu Teams zusammen zu bringen. Der Ansatz ist immer erlebnispädagogisch. Auch andere Gruppen können das Schiff für einige Tage mieten. Natürlich steht es jedem Menschen frei, auch Mitglied im Förderverein zu werden, nur zahlend oder auch aktiv. Die wesentliche Aufgabe des Vereins ist die Erhaltung des maritimen, kulturellen Erbes, das die Atalanta darstellt. Dazu gehört der Betrieb des Schiffes mit traditionellen Fertigkeiten des Segelns mit einem Gaffelsegler und der Navigation ebenso, wie der Schiffspflege.
Wir fahren langsam wieder in das Hafengelände von Wismar ein. Die alte Hansestadt grüßt mit ihren zwei Kirchtürmen über das Wasser. Die Kräne am Hafen zeugen davon, dass selbst im Moment Ware gelöscht, bzw. verladen wird.
Zwei Kirchtürme prägen die Stadt heute, die vielen Kräne gehören nur zum Tail zum Hafen
Erlebnisse der Atalanta
Für die Crew und das Schiff sind das Hafenfest in Hamburg, die Kieler Woche und die Teilnahme an anderen Segelregatten sicherlich jährliche Höhepunkte. Die ehrenamtlichen Crewmitglieder nehmen dafür Urlaub, um mit ihrem Schiff, ihrem Herzensanliegen unterwegs zu sein. Andere Crewmitglieder, die in und um Wismar wohnen oder schon im Ruhestand sind, kümmern sich täglich um das Schiff. Auch hier ist Teamgeist gefragt und wird das Miteinander in einer Kameradschaft gepflegt. Diesen Spirit, dieses Miteinander, haben die Gäste bei unserem Segeltörn, oder soll ich besser Flautentörn (?), deutlich gespürt.
Uns hat die Fahrt Freude bereitet. Wir wünschen der Atalanta, dem Gaffelsegelschoner, noch viele aktive Jahre auf See. Noch viele begeisterte Gäste an Bord und Vereinsmitglieder, die mit immer neuen Ideen das Schiff am Laufen halten.
Die Informationen für den Bericht habe ich zum größten Teil aus der Broschüre und von der Website über die Atalanta entnommen. Mit freundlicher Genehmigung des Fördervereins Lotsenschoner „Atalanta“ e.V.
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Unser Weg von der Rhön zur Ostsee führt durch Thüringen. So nutzen wir die Gelegenheit, die Wartburg in Eisenach zu besuchen. Die Wanderung beginnt aufgrund der schlechten Beschilderung holperig. Der schmale Pfad mit schönen Aussichten und einem überraschenden Burganblick entschädigt.
Parken bei der Wartburg
Wir erreichen die Wartburg über die B19 von Bad Salzungen. Rechts der Straße stehen einige Fahrzeuge und das Parken dort ist erlaubt. So lassen wir uns verleiten, stellen unser Wohnmobil unter die Bäume am Straßenrand. Der Tag ist sonnig, so wird sich der Innenraum nicht so sehr aufheizen. Ich hatte bei der Anfahrt die Burg bereits links über uns erspäht. Wir laufen die Straße entlang, auf der Suche nach einem Weg, der links hinauf führt. An der nächsten Querstraße finden wir einen Schotterweg nach links, rechts ein Aufsteller mit einer gemalten Wanderkarte. Aber kein Hinweis, wo unser Standort sein könnte. Ein Lieferwagen kommt den Weg heruntergerauscht und staubt uns ein, so versuchen wir unser Glück weiter nach links und spazieren eine gepflasterte Straße hinauf, Google Maps folgend. Ein Tor weist darauf hin, das der Weg über Privatgrund führt. Ich verstehe Google Maps nicht, dass es privat und öffentlich nicht unterscheidet. Frustriert schalte ich Google Maps aus. Wir gehen zurück zur Straße, passieren eine Bushaltestelle und folgen rechts der Straße einem kleinen Waldweg. So gelangen wir zum Parkplatz P3 mit Schild zurück zum Shuttlebus. Also wieder zurück, denn der soll immer um 5 oder 35 fahren. Wir warten bis 45 und entschließen uns dann, nochmal an dem Schotterweg unser Glück zu versuchen. Dort, wo vorhin der Lieferwagen stand, ist nun am Baum ein kleines Schild „Zur Wartburg“ zu erkennen. Na toll! Auf beiden Seiten am Weg ein Schild und eine Einzeichnung des Standortes in der Karte, wäre eine mächtige Verbesserung!
Aufzeichnung der Wanderung auf Komoot
Die Wanderung habe ich auf Komoot aufgezeichnet, so kannst Du sie einfach nachwandern.
Klicken Sie auf den unteren Button, um den Inhalt von www.komoot.de zu laden.
Nachdem wir nun endlich auf dem richtigen Weg sind, geht es am Ende des Schotterwegs, der an einigen Häusern vorbeiführt, auf einem kleinen Pfad recht steil bergauf, durch schönen Mischwald. Das Burgen immer so hoch auf den Bergen liegen müssen! Ich denke wieder daran, wie viele Generationen Untergebene mit schweren Lasten täglich diese Berge hinaufsteigen mussten. Wir machen die Wanderung in unserer Freizeit aus sportlichen und hier sogar aus kulturellen Gründen.
Nach dem ersten Steilstück ist eine wunderschone steinerne Rastbank
Nun steigt der Weg nur noch allmählich an und wir erfreuen uns an der Natur.
Am Weg steht dieser alte Baum, mit viel Pilzbewuchs
Sogar weißer Fingerhut blüht auf dem Wanderweg zur Wartburg
Die mächtigen Felsen stehen vor dem Taleinschnitt, an den sich der Wartburgfelsen anschließt
In einem abgestorbenen Baumstamm ist eine Holzskulptur eingeschnitzt
Wir marschieren nochmal steiler hinauf auf einen Felseinschnitt zu und bleiben sofort stehen.
Aus dem Wald hinaustretend, haben wir einen ersten Anblick der Wartburg von Süden, auf Palas und Bergfriedturm
Die Wartburg
Nun geht es noch rechts herum zur Burg und einigen Wanderwegtafeln.
Die Tafel erklärt den Lutherwanderweg von Eisenach nach Möhra, dem Lutherstammort
Holzskulpturen stehen unterhalb der Burg. Sie sind der Beginn des Pummpälzweges, der bis zur Burg Frankenstein bei Bad Salzungen führt
Laut einer Sage, die Ludwig Bechstein (1801-1860) aufgeschrieben hat, wurde die Wartburg folgendermaßen erbaut: Graf Ludwig (mit Beinamen Springer), ein mächtiger Herr in Thüringen war auf der Jagd. Er verfolgte einen Hirschen, erst am Flüsschen Hörsel, später schnitt er ihm vermeintlich den Weg ab und ritt einen Berg auf einen Felsen hinauf. Während er auf dem Felsen so wartete und die Gegend betrachtete, soll er gesagt haben: „Wart, Berg, Du sollst mir eine Burg werden.“ Allerdings gehörte der Felsen, sowie das Gebiet darum, den Herren von Frankenstein. So erdachte Ludwig eine List. Er holte mit den ihn begleitenden 12 Rittern in der Nacht mit Körben Erde von seinem eigenen Land und verteilte sie auf dem Felsen. Bald darauf kamen die Herren von Frankenstein um für ihr Eigentum zu kämpfen, gegen die sich Ludwig mit seinen Rittern verteidigte. So verklagten sie ihn bei Kaiser und Reich. Bei der Befragung erklärte Ludwig, er habe die Burg auf das Seine gebaut. Daraufhin musste er mit seinen 12 Rittern auf dem Felsen die Schwerter in den Lehm stecken. Sie schworen, bei ihren Leibschwertern, dass der Boden, in dem diese Schwerten stecken würden, schon seit Alters her zur Herrschaft von Thüringen gehören würden. Daraufhin durfte Ludwig den Berg behalten. Unter großen Opfern, des durch eine Hungersnot ohnehin notleidenden Volkes, musste das thüringische Volk die Burg erbauen.
Über eine Treppe erreichen wir das mächtige Burgtor. Coronabedingt sind Abstandhalten, Anstehen und nur wenige Menschen gleichzeitig bei der Besichtigung zugelassen. So bleibt Zeit, sich vom Platz in der Schlange umzusehen und die Burg mit Ihrer Geschichte auf sich wirken zu lassen.
Dieses Fachwerkensemble im Innenhof wirkt auf mich einfach anheimelnd
Der Brunnen steht im ersten Burghof, in der Nähe des Museumsshops
Auf dem Turm Bergfried symbolisiert das goldene Kreuz das Christentum im Allgemeinen und die Deutschlandfahne erinnert an die Bedeutung der Wartburg für die Demokratiebewegung zu Beginn des 19. Jahrhunderts
1817 fand auf der Wartburg im Gedenken an das 300. Reformationsjubiläum und den Sieg der Völkerschlacht bei Leipzig ein Fanal der Jenaer Burschenschaften statt. Diese erste freiheitlich-bürgerliche Nationalbewegung, die ein deutsches Reich forderte, nutzte bereits die Farben Schwarz-Rot-Gold. Zu dieser Zeit bestand Deutschland noch nicht als ein Reich oder Land, sondern noch aus 37 Kleinstaaten, die alle eigene Gesetzgebung hatten und meist keine Verfassung und keine Bürgerrechte für die Bevölkerung.
Endlich können wir unser Ticket lösen und werden im Einbahnstraßenverkehr in den zweiten Burghof geleitet. Dort steht die Schlange um die Zitadelle zum Palas an.
Das Modell der Wartburg von der Nordseite
Das Modell der Wartburg von der WestseiteDas Ritterbad wirkt auf mich eher wie ein Minischwimmbad
Ab 1838 wurde die Wartburg wieder in Schuss gebracht. Der Restaurator und Architekt Hugo von Ritgen (1811-1889) erhielt bestehende Gebäude. Die verloren gegangenen Burgteile, die historisch bekannt waren, wurden in historischen Formen neu erbaut. Nach den alten urkundlichen Erwähnungen war bekannt, dass eine Badestube auf der Wartburg existiert hatte. Und vermutlich in südlicher Anbindung an den Palas in der Nähe der Zisterne. Das Ritterbad im neoromanischen Stil wurde erst nach 1887, nach dem Bau einer Wasserleitung zur Wartburg, realisiert.
Der Südturm wurde schon von Goethe beschrieben. Heute sieht er noch genauso aus, wie August von Wille ihn 1869 mit Ölfarbe auf Leinwand gemalt hat. Sein Gemälde hängt im Palas
Aus hygienischen Gründen werden keine Audioguides verliehen. Stattdessen laden die Besucher das zu Hörende auf das eigene Smartphone herunter. Je nach Station hören sich die Besucher die Beschreibungen am eigenen Gerät an. Das will ich nun nicht vertiefen, denn auch Du kannst Dir die Stationen im Palas und zur Burg dort anhören und bei einem 360° Rundgang anschauen.
1999 wurde die Wartburg wegen ihrer herausragenden kulturgeschichtlichen Bedeutung von der UNESCO zum „Welterbe der Menschheit“ erklärt. Nachfolgend einige Bilder aus dem Inneren.
Diese Tür führt in die Kapelle
Der Festsaal der Wartburg – allein der Saal selbst ist bereits ein Kulturerlebnis
Der Saal ist von Hugo von Ritgen so gestaltet worden, wie man sich im 19. Jahrhundert einen mittelalterlichen Prunkt-Saal vorstellte.
Ein Exemplar der gedruckten Lutherbibel von 1541
Ich habe den Besuch in der Wartburg trotz Coronaeinschränkungen als sehr wohltuend empfunden. Nicht nur wegen der geschichtlichen Bedeutung, sondern auch, weil mir die Burganlage, die handwerklichen Arbeiten der einzelnen Gewerke so gut gefallen. An der Burg finden wir auch heraus, dass nur an Wochenenden und Feiertagen der Shuttlebus fährt. Da der Regenschauer niederging, als wir in der Burg zur Besichtigung waren, spazieren wir auf gleichem Weg – nun mit anderen Aussichten, zu unserem Wohnmobil zurück.
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Bereits seit meiner frühesten Kindheit sehe ich den Feldberg im Taunus aus der Ferne. Je nach Wohnort von immer einer anderen Richtung. Da eine meiner Töchter seit längerem in Oberursel wohnt, wollte ich gerne hinaufwandern. Mit Tochter und Enkelin habe ich mich auf den Weg gemacht.
Abkürzung mit der U-Bahn
Da die Füße meiner Enkelin erst 2 ½ Jahre alt sind, kürzen wir unsere Wanderung mit der U-Bahn ab. Wir fahren bis zur Endhaltestelle Hohemark. Ich habe mir vorgenommen, nicht über den „üblichen“ Wanderweg zum Feldberg zu wandern, sondern erst mit der Markierung „Roter Punkt“ bis zum Sandplacken. Unterwegs würden wir auf die Markierung „Greifvogel“ treffen und ab dem Sandplacken zur Markierung „Fuchs“ wechseln bis zum Gipfel. Meine Tochter hat die Kraxe dabei, um den kleinen Füßen der Enkelin ab und zu eine Pause zu gönnen.
Aufzeichnung der Wanderung in Komoot
Die Wanderung habe ich in Komoot aufgezeichnet.
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Wir gehen von der U-Bahn-Haltestelle in Richtung Taunus-Informationszentrum und zur großen Wandertafel. Leider gibt es bei der Tafel keinen Wegweiser. Da ich mir nicht vorstellen kann, dass der Wanderweg über den Kreisel der verkehrsreichen Straße geführt wird, gehen wir auf gut Glück an der Tafel geradeaus vorbei. Nachdem wir parkende Autos passiert haben, sehen wir einen Fahrradwegweiser Richtung Sandplacken. Wir folgen ihm und gelangen so über eine Brücke über die Hohemarkstraße. Bevor wir in den Wald eintauchen, begrüßt uns eine große Infotafel.
Die Infotafel informiert, wie die keltische Stadt am Taunus früher ausgesehen haben mag
Die Infotafel macht auf den Rundwanderweg Keltenstadt aufmerksam. Im 1. und 2. Jahrhundert v. Chr. war hier die größte europäische Keltenstadt angesiedelt. Sie hatte eine 10 km lange Stadtmauer und bedeckte eine Fläche von 130 ha. Der Rundwanderweg hat eine Länge von 4,3 km bei einem Höhenunterschied von 160 hm. Er ist sehr interessant gestaltet, mit vielen Fragen und Antworten.
Wir finden nach wenigen Metern unsere Markierung und müssen für Radfahrer und Trailrunner öfter zur Seite gehen. Die Enkelin lässt sich in der Kraxe tragen – die Sehperspektive ist hoch oben einfach besser als nur einen knappen Meter über dem Boden. Eine weitere Tafel informiert uns.
Auf dem Keltenrundweg wird auch über die Toten der Kelten informiert
Wir biegen ab auf den in der Landkarte als „Felsenweg/Förster-Eigenbrodt-Weg“ bezeichneten Forstweg. Die Bezeichnung ändert sich später in „Felsenweg/Panoramaweg“. Die Enkelin möchte nun doch aus der Kraxe, um auf Baumstämmen zu balancieren. Kaum fertig, ist sie wieder auf dem Rücken der Mama. Eine Infotafel etwas später erklärt uns, wie die Keltische Siedlung angelegt war. Etwas später ist ein Fernglas im Wald installiert, dahinter einige Pfosten im Wald aufgestellt.
Hunderte Häuser, Hütten und Vorratsspeicher standen vermutlich locker gruppiert innerhalb der Stadtmauer
Die Pfosten zeigen an, wie das Fachwerkskelett des Keltenhauses verankert warBeim Blick (Foto) durch das Fernglas erkennt man, wie die Pfosten im fertigen Haus eingebaut waren
Unbeständiges Wetter
Das Wetter heute ist bedeckt und schwülwarm, am Nachmittag soll es regnen. Beim Bergaufgehen wird uns ziemlich warm und wir halten an, um die dünnen Langarmpullover auszuziehen. Dabei entdecke ich diese ulkige Baumwurzel, die sich perfekt zum Klettern für Enkelkinder eignet.
Die Baumwurzel ist sehr interessant gewachsen
Der Waldweg lässt sich wunderbar laufen, der Wald selbst ist nicht so abwechslungsreich an der Stelle hier, wie in der Pfalz. Aber nun geht unser Weg über eine weite Strecke recht eben weiter und manchmal sogar leicht bergab. Wir entdecken unterschiedliches Moos und die Enkelin steigt aus der Kraxe, um es zu streicheln. Wir finden krabbelnde Käfer, eine Spinne, die im Waldgras schaukelt und einen uralten Baumstumpf, von dem es sich nach dem Hinaufklettern gut herunterspringen lässt. Der Weg geht nun bergauf, und wir folgen unserer Markierung bei einer Weggabelung rechts, auf einen schmaleren Pfad, der vielleicht mal gepflastert war.
Einige dicke, flache Steine auf dem Weg deuten darauf hin, dass er in Vorzeit gepflastert war
Wenig später können wir durch die lichten Fichten hindurch einen Blick zum Feldberg werfen.
Der Feldberg im Hintergrund verbirgt sich im Dunst und hat eine Nebelhaube
Brachflächen durch Borkenkäfer und Trockenheit
Unser Weg mündet in den „Unteren Goldgrubenweg“ und nun geht es sogar Bergab. Da können die kleinen Beinchen rennen. In den Flächen, die vom Borkenkäfer stark heimgesucht wurden, stehen Borkenkäferfallen, die mit Duftaromen arbeiten. Die Brachstellen stehen voll von blühendem Fingerhut, ich kann mich gar nicht satt sehen.
Dort, wo durch Windbruch und Borkenkäferfällungen Lichtungen entstanden sind, besiedelt der Fingerhut sehr schnell die Fläche
Dieser Fingerhut hat eine sehr große, dichte Blütentraube
Das Innere eines Fingerhutkelchs ist individuell gefleckt
Keine Bank zum Rasten
Gerne würden wir mal eine Pause machen, aber eine Rastbank, ein Tisch mit Bank oder eine Wandererhütte ist nirgends vorhanden. Da bin ich von der Pfalz doch mehr „Komfort“ gewohnt. Es wird nun beim Bergab wieder kühl, wir ziehen die Jacken an. Die Enkeltochter kann sich hinsetzen – und zwar wieder in die Kraxe, denn nun geht es wieder bergauf. Wir passieren den Grenzstein Viermärker und treffen kurze Zeit später auf den „Limes-Erlebnispfad“.
Nicht nur über keltische Geschichte, auch über Römische können wir uns bei unserer Wanderung informieren
Wir müssen wieder die Kleidung wechseln, denn es wird wieder zu warm, da es ständig bergauf geht, zum Teil ziemlich steil. Ich bewundere mal wieder einen Stamm und das Wurzelwerk eines Baumes.
Eine wuchernde, bemooste Wurzel, über der sich eine stattliche Buche erhebt
Endlich entdecken wir eine Bank für unsere Mittagspause. Sie ist relativ morsch und steht an einer sehr windigen Stelle. So ziehen wir alle verfügbaren Pullover und Jacken an und ich zippe die Hosenbeine an meine Shorts. Gemütlich ist es nicht, aber wir drei Damen haben Hunger. Die Pause ist recht kurz und wir marschieren flotten Schritts weiter, um wieder warm zu werden. Das Kind ist wieder in der Kraxe und kämpft mit gegen den Mittagschlaf, ein aussichtsloser Kampf.
Selbst am Sandplacken gibt es außer Wirtshäusern und Bushaltestellen keine Bank zum Rasten. Aber die würden wir nun ohnehin nicht mehr benötigen. Der Himmel zieht sich immer mehr zu und der Wind wird kräftiger. Wir wollten eigentlich der Wegmarkierung Fuchs folgen, aber die geht anfänglich entlang der Straße. So folgen wir dem „blauen Kreuz“, das den Europäischen Fernwanderweg 1 markiert, der vom Nordkap nach Sizilien führt. Bald erreichen wir einen Wegweiser, von dem weg wir dem „Fuchs“ folgen können.
Die Wegweiser am Feldberg sind informativ, mit Wanderwegmarkierungen, Kilometerangaben und Hinweisen auf Bushaltestellen. Nun folgen wir dem Fuchs.
Der Weg wird hier zum schönen Wanderpfad, dem wir in Kurven weiter hinauf folgen.
Feldberggipfel
Wir treten aus dem Wald heraus und kommen zur offenen Wiese, nordöstlich des Gipfels. Wie schön, die Türme endlich aus der Nähe zu sehen.
Der Fernmeldeturm markiert den Großen Feldberg im Taunus. Er ist von weithin sichtbar und begleitet mich seit meiner Kindheit
Beinahe könnte man das Foto an die Nordsee verlegen. Ein trüber, windiger Tag, eine weite Wiese vor einem „Leuchtturm“ und einem Sendemasten. Das Kite-Segel würde dann zu einem Surfer gehören, nicht zu einem Kite-Drachen, der im Wind gut aufsteigt. Wir freuen uns auf einen heißen Tee oder Kaffee oder eine heiße Suppe im Lokal am Feldberg, dass meine Tochter von ihren Motorradausflügen kennt. Aber leider ist die Gastronomie geschlossen. Passanten meinen, dass der Pachtvertrag nicht verlängert worden wäre. Ein Kiosk am Spielplatz bietet Kaffee und Kuchen feil, die wir an einer einigermaßen windgeschützten Stelle verspeisen. Das noch müde Kind ist aufgewacht und unleidlich. Es ist so kalt hier oben, denn der eisige Wind hat nichts mit dem lauen Frühsommertag zu tun, mit dem wir in Kurzen Hosen und mit T-Shirt in Oberursel gestartet sind. Selbst der Spielplatz zieht beim Kind nicht und auch nicht das Gipfelkreuz.
Ein interessant gestaltetes Gipfelkreuz markiert den höchsten Punkt im Taunus. Hinter dem Gipfelkreuz ist die Bushaltestelle. Die Busse fahren die U-Bahn-Haltestelle Hohemark in Oberursel an
Wir sind bis auf eine Höhe von 879,5 m gewandert. Sogar ein Gipfelbuch wird beim Gipfelkreuz im Metallkasten vor Witterungseinflüssen geschützt
Zum Glück kommt der Bus wenige Minuten später, mit dem wir warm und bequem ins – hoffentlich warme – Tal zurückfahren können. Uns drei hat diese Wanderung großen Spaß gemacht. Wir haben knapp 10 km zurückgelegt und 620 Höhenmeter. Da viele Wege auf den Feldberg führen, werden wir uns ein anderes Mal einen wetterstabilen sonnigen und warmen Tag aussuchen, um den Feldberggipfel auch zu genießen.
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Schon seit über zehn Jahren gibt es die Trekkingplätze in der Südpfalz. In Deutschlands größtem zusammenhängende Waldgebiet, mit wenigen Ortschaften und großartigen Aussichten. Eine fantastische Sache für eine Trekkingtour in Deutschland oder um Ausrüstung und Kondition für eine große Auslands-Tour zu testen.
Trekking und Corona
In meinem Newsletter April 2020 kündigte ich an, am 4. Mai zur Pfalz-Trekking-Tour zu starten. Mein Neffe hat sein Abitur fast geschafft, alle üblichen Abi-Veranstaltungen fallen aus, er ist wie alle Schüler im Homeschooling. Um sein „Leid“ zu mildern, habe ich ihn zum Pfalz-Trekking eingeladen. Leider kommt die Absage am Abend des 3. Mai per Mail. Wegen Corona bleiben die Trekkingplätze gesperrt. Ich verstehe den Sinn nicht, genauso wenig ich den Sinn verstehe, dass Wohnmobil-Stellplätze gesperrt sind. Wen gefährden wir im Wald beim Wandern oder auf einem Trekkingplatz? Ich halte beim Wandern sowieso Abstand von anderen Wanderern. Auf dem Trekkingplatz würden wir das auch tun. In unserem Wohnmobil sind mein Mann und ich zu zweit zuhause – könnten „stay at home“ praktizieren. Wir kämen mit wenig oder keinen Menschen zusammen, beim Wasser-Ver- und Entsorgen hielten wir Abstand, falls andere Menschen in der Nähe wären und könnten ansonsten die Natur in anderen Gegenden genießen.
Aber bei dieser Krise geht es weniger ums Verstehen von Maßnahmen, sondern um das Befolgen derselben um andere zu schützen. Also halten wir uns an die Regeln.
Am Montag, 4. Mai, wird telefonisch vage Hoffnung gemacht für einen Termin ab 11. Mai. Aber eher wahrscheinlich ist ein Termin ab 18. Mai – allerdings nicht auf den von uns vorgesehenen Trekkingplätzen „Kalmit – Heldenstein – Eußerthal“. So weichen wir auf die Plätze „Heldenstein – Eußerthal – Annweiler“ aus und buchen diese vom 18. bis 21. Mai. Zu meinem eigenen Trost plane ich jeden Abend die eventuell zu wandernden Tagestouren in Komoot vor. Nach der Tour werde ich sie in die tatsächlich gewanderten Routen abändern.
Trekking in der Pfalz
Die Trekkingplätze sind in der Südpfalz 2009 konzipiert worden. Es begann mit sechs Trekkingplätzen zwischen Kalmit im Norden und Burgruine Guttenberg im Süden. Mittlerweile sind weitere Plätze in den nördlichen und westlichen Pfälzerwaldgebieten hinzugekommen. Die Plätze ermöglichen Draußen-Übernachtungen im Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen zwischen April und Oktober. Sie liegen etwas versteckt außerhalb der üblichen Wanderwege und sind mit einigen ebenen Plätzen und einer Feuerstelle ausgestattet. Und einer biologischen Toilette. Daher kommt auch das Verbot der Landesregierung, denn in unserer Republik muss jedes Ding in eine Schublade und Trekkingplätze kommen eben in die Campingplatzschublade, denn ein Holzverschlag im Wald, eine Biotoilette, ist ein „Sanitärraum“. Auch wenn Deine feste Notdurft mit etwas Rindenmulch bedeckt in der Biotoilette kompostiert. Nee, das ist kein Jux, sondern Anwendung von Gesetzestexten und Vorschriften.
Auf den einzelnen Trekkingplätzen stehen nur wenige Übernachtungsplätze zur Verfügung, wobei es egal ist, ob Du im Zelt, im Tarp oder in der Hängematte übernachtest. Damit die Plätze nicht überfüllt werden, buchst Du Deinen Platz über den Tourismusverband Südliche Weinstraße, die Gebühr beträgt 10 € pro Nacht pro Platz. Für jedes Trekkingcamp gibt es einen zuständigen Ehrenamtler, der den Platz in Ordnung hält (was eigentlich die Aufgabe der Besucher ist) und dem man Schäden (z.B. umgestürzte Bäume, Vandalismus) melden kann. Alle Angaben zu den Plätzen erhältst Du nach der Buchung.
Trekking in unmittelbarer Umgebung
Vielen Menschen ist bisher nicht bekannt, dass es in der Pfalz diese Trekkingplätze gibt. Meist zieht es die Trekker nach Skandinavien oder auf die großen Fernwanderwege ohne Übernachtungsmöglichkeiten, wie den GR 20 auf Korsika. Die Landschaft, in der die mittlerweile 15 Pfälzer Plätze liegen, ist jedoch sehr abwechslungsreich und teilweise auch spektakulär. Also, warum in die Ferne schweifen, sieh, das Gute liegt so nah. Das sagte ich mir Anfang April, als unsere Kanada-Wohnmobil-Überführung wegen Corona abgesagt wurde. Mein Trekkingpartner würde mein Neffe sein, denn er hatte mit seinem Vater, meinem Bruder, im letzten Jahr eine Tour in Jontunheimen in Norwegen gemacht. David ist ein begnadeter Musiker, der bereits seit seinem 15. Lebensjahr komponiert. Du kannst seine Norwegentour mit seiner Musik als Film auf Youtube anschauen.
Für den jungen Mann, der in diesem Coronajahr das Abitur geschrieben hat, fallen sämtliche Feierlichkeiten aus und dass ist ungeheuer schade. Unsere gemeinsame Trekkingtour sollte ein kleiner Trost und eine Abwechslung sein. Mit Achselzucken nahm er das neue Datum zur Kenntnis und wir verabredeten uns für den 18. Mai.
Packen für die Tour
Am Montagvormittag holten wir meine Trekkingausrüstung aus dem Keller und breiteten alle Dinge im Wohnzimmer aus. Das Wetter hatte es die letzten zweieinhalb Wochen gut mit uns gemeint. Der Regen hat die Waldbrandgefahr sinken lassen. So werden wir „offenes Feuer“ zumindest mit dem Gaskocher machen dürfen. Ich habe „Fix-Nudel-Gerichte“ gekauft, mit sechs Minuten Kochzeit und Kaffee zum Frühstück ist auch möglich. Die nächsten Tage werden überwiegend freundlich, es kann aber nachts recht kalt werden. Daher entscheiden wir uns für das größere Zelt, das ich als „Notzelt“ in Schottland erstanden hatte. Wir nehmen keine Teller mit, wir verwenden die Töpfe des Topfsets stattdessen. Bald liegen zwei Häufchen wohlüberlegtes Material im Zimmer, die wir in die Rucksäcke packen. Mein Gregory – den ich seit meiner Marmolejo-Expedition in Chile besitze – fasst über 80 l. Die will ich aber nicht voll machen, obwohl er sich gut trägt. Davids benutzt den 20-Jahre alten Discounter-Trekkingrucksack seines Vaters, wie in Norwegen. Als Luxus gönnen wir uns jeden Abend, je eine Dose Äppler (Apfelwein). Die steuert David bei, als Hommage an unser Herkunftsland Hessen.
Start des Pfalztrekkings
Wir lassen uns von Bernhard, meinem Mann, am Spätnachmittag zum Parkplatz Lolosruhe am Ende des Edenkobener Tals bringen. Ich habe zwar die voraussichtichen Routen vorgeplant, aber die dienen nur als Idee. Wir wollen uns treiben lassen, zu- und abgeben, wie uns die Kondition, die Landschaft und unsere Laune es vorgeben. Wir haben uns mit den Bedingungen zur Nutzung der Trekkingplätze vertraut gemacht und uns Wegbeschreibungen ab markanten Punkten ausgedruckt. Den heutigen Platz wollen wir ab dem Forsthaus Heldenstein erwandern.
Auf Komoot habe ich unsere Routen aufgezeichnet. So kannst Du unsere Tour nachwandern. Die genaue Lage der Trekkingplätze darf ich aber nicht verraten, die erhältst Du nach einer Buchung bei Südpfalz-Trekking. Da ich die Touren vorab geplant habe, erscheinen die Touren mit dem Planungsdatum hier im Bericht und auf Komoot. Das ändert an der Wegführung jedoch nichts.
Endlich in den Wald eintauchen, unterwegs sein. Wir folgen der Markierung „Rotes Kreuz“, dem europäischen Fernwanderweg 8 von Irland bis zu den Karpaten. Schon bald sind wir am 1874 errichteten Schänzelturm. Er bietet eine spektakuläre Aussicht über die Landschaft, die wir in den nächsten Tagen durchwandern werden. Wir finden in der Ferne den Asselstein. Wir richten die Wanderkarte an ihm aus und schauen die eventuellen Wandermöglichkeiten auf der Karte an.
Schänzelturm Aussicht
Der Schänzelturm steht auf dem 613,5 m hohen Steigerkopf, am Ende des Edenkobener Tals.
Der Schänzelturm auf dem Steigerkopf und ein Wegweiser mit den Wanderzielen
Wir folgen vom Schänzelturm dem roten Kreuz nach Westen bis zu den „Heldensteinen“. So oft war ich schon am Schänzelturm, aber die Gedenksteine habe ich noch nicht besucht, sondern bin immer nach Süden, zum Benderplatz, weiter gewandert.
Heldensteine am Steigerkopf
Ein kurzer Rückblick in die Historie. Deutschland bestand bis 1872 aus 37 verschiedenen Herrschaftsgebieten, die sich manchmal in „Bünden“ zusammenschlossen. Nach der französischen Revolution (1789) griff der Freiheitsgedanke auch auf die Pfalz über. Bereits 1793 gründete sich für vier Monate die Mainzer Republik, als erstes bürgerlich-demokratisches Staatswesen auf deutschem Boden. Zwischen 1792 und 1797 führten Frankreich und eine Koalition verschiedener Staaten, hauptsächlich Preußen und Österreich und kleinere deutsche Staaten einen Krieg. Hauptsächlich ging es den Gegnern Frankreichs um die Wiedereinsetzung der französischen Monarchie und das Unterbinden der Verbreitung der revolutionären Ideen der französischen Revolution. 1794 wurde am Steigerkopf eine große Schlacht geschlagen. Zur damaligen Kriegsführung gehörten Schanzen zur Verteidigung und für den Angriff zu errichten. Im Sommer 1794 bauten 4.500 preußische Soldaten Schanzen gegen die anmarschierenden 7.000 Franzosen. Die Preußen wurden von General Pfau befehligt, der am 13. Juli 1794 unterhalb des heutigen Schänzelturm fiel. Das Territorium fiel kurzzeitig an die Franzosen.
Der Gedenkstein für General Pfau wurde von seinem Freund und Mitstreiter General Feldmarschall Graf von Wurmser 1796 errichtet
Ein weiterer Kampf fand im Winter 1794 statt. Die österreichische Armee besiegte die Franzosen und erreichte einen kurzzeitigen Waffenstillstand.
Gedenkstein für die österreichische Armee
Bis die Pfalz 1798 endgültig an Frankreich angebunden wurde, ging die Herrschaft über die Pfalz in zahlreichen kriegerischen Auseinandersetzungen siebenmal hin und her. Bis 1815 war die Pfalz Französisch. Die Bevölkerung hatte alle bürgerlichen Rechte und Pflichten, die die Revolution in Frankreich errungen hatte. Unter anderem den Code Civil, ein bürgerliches Gesetzbuch, das im Übrigen der Ideengeber unseres BGB geworden ist. Weiter in die Geschichte eintauchen, das ginge für unsere Wanderung (und diesen Blogbeitrag) zu weit.
Bei der Wanderung kannst Du bei genauem Hinschauen die Schanzen heute noch in der Landschaft entdecken. Unterhalb des Schänzelturms, etwa auf halber Strecke zum Forsthaus Heldenstein, sind Gedenksteine für General von Pfau und die Kämpfer der österreichischen Armee aufgestellt. Der Schwedenstein, der ebenfalls auf diesem Plateau steht, erinnert an den Dreißigjährigen Krieg. Truppen von Schweden und des Herzogs von Sachsen-Weimar, kämpften auf französischer Seite gegen Truppen des Deutschen Kaisers und Bayerns. Wir entdecken noch weitere Rittersteine, die der Pfälzer-Wald-Verein zu historischen Ereignissen an bedeutsamen Stellen errichtet hat.
Tief in die Erklärungen über die vielfältige pfälzische Geschichte und in der Beantwortung von Davids Fragen versunken, wandern wir weiter bergab zum Forsthaus Heldenstein. Ich habe im Hinterkopf, dass der Trekkingplatz im Südwesten des Forsthauses liegt. Unsere Geschichtsstunde unterbrechend lesen wir die Wegbeschreibung, die wir erhalten haben. Diese spricht vom Wanderweg Nr. 6. So suchen wir ein wenig herum, bis wir herausfinden, dass wir wieder hinauf müssen, fast in der Richtung, die wir gekommen sind. Bald haben wir über den Wanderweg 6 die Heldensteine wieder erreicht. Wir lachen sehr über dieses Missgeschick.und wandern zum Trekkingplatz weiter. Wir verbuchen es unter Erfahrung gemacht und eine wunderschöne Eingehtour am heutigen Spätnachmittag. Wir erreichen den Platz, der malerisch unter hohen Bäumen liegt.
Der Trekkingplatz Heldenstein, links die Biotoilette
Die Feuerstelle bildet auf einer ebenen Fläche den Mittelpunkt; hohe Steine und Baumstämme umgeben sie. Das Toilettenhäuschen liegt abseits etwas links, in der Innentür die Bedienungsanleitung. Eine Beschreibung zur Nutzung des Trekkingplatzes ist an einen Baum genagelt und unter den Bäumen finden wir einen weichen, ebenen Platz für unser Zelt. Nach dem Aufbau richten wir es mit unseren Matten und Schlafsäcken ein. Die Nahrungsmittel aus den Rucksäcken packen wir größtenteils in den Ortliebsack, nur unser Abendessen kommt ins Zelt.
Unsere Rucksäcke sind in der Plane verpackt, der Nahrungsmittelbeutel wartet auf die Reste unseres Abendessens
Der Trekkingplatz liegt am Westhang eines Berges und wir finden einen Baumstamm auf einer Lichtung in der Nähe, auf der wir unseren Sundowner, einen Apfelwein aus dem Odenwald, genießen.
Sundowner am Trekkingplatz Heldenstein
Die Sonne senkt sich in schönen warmen Farben zwischen Bäumen hinter einen Berg und schön wird es merklich kühler. Wir machen kein Feuer an der Feuerstelle. Der Pfälzer Wald ist sehr trocken durch die wenigen Niederschläge 2018 und 2019. Das Jahr 2020 war bisher auch nicht so regenreich und ohne Schneeauflage im Winter, der Waldboden ist ungeheuer trocken. Mir ist die Waldbrandgefahr bei einem Lagerfeuer zu hoch.
Wir essen im Zelt, warm und Insektenfrei zu Abend. Unser restliches Brot kommt danach noch in den Essensack und wir werfen etwas vom Zelt entfernt den Karabiner mit dem Ende unserer Reepschnur über eine Astgabel. Der Karabiner wird in die Ösen des Ortliebsacks eingehakt, der Sack nach oben gezogen und die Schnur an den Stamm geknotet. Das ist nicht sehr gastfreundlich den Wildschweinen und anderen Wildtieren gegenüber, aber Menschessen ist sowieso kein geeignetes Tierfutter. Ich liege mit Beginn der Dunkelheit in meinem Schlafsack, David bleibt noch draußen und telefoniert. Die erste Nacht im Zelt ist ungewohnt, aber ich genieße sie.
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Am Morgen genieße ich die Ruhe im Wald. Vögel zwitschern um mich herum, ansonsten ist nur Stille. Ich suche mir mit unserem Wassersack einen entfernten Platz und wasche mich mit einem Waschlappen. Ich spaziere über den Platz und studiere die Anleitung der Biotoilette, die quasi wie ein Kompost im Garten funktioniert.
Trekkingplatz Heldenstein Morgenstimmung
Ein Wind kommt auf, der mich ins Zelt zum Anziehen treibt. Ich wecke meinen Wanderkameraden und wir packen ein, fürs Frühstück suchen wir uns einen gemütlicheren Platz.
Wir hinterlassen nur leichte Druckspuren und sonst nichts
Wir wandern den uns bereits bekannten Weg zum Forsthaus Heldenstein und folgen von dort der Markierung rotes Kreuz Richtung Kirschbaumhütte. Der schmale Pfad ist wunderbar zu gehen, teils sandig, teils mit kleinen Steinen und Wurzeln durchsetzt. Die Stille ist überwältigend, nur unsere Schritte und das Stockgeklapper machen außer den Vögeln Geräusche. Bald biegen wir nach Süden ab und folgen der Markierung „grün-blauer Balken“. Eine Rastbank mit Tisch am Sandplatz wird unser Frühstücksplatz. Wir stellen den Gaskocher auf den Tisch, füllen Wasser in den größten Topf und das Milchpulver hinzu. David schnippelt den Apfel für unser Müsli, ich bereite meinen Kaffee vor. Ich rühre die Milchsuppe immer wieder um, und als sie kocht, fülle ich zuerst mein Kaffeetöpfchen auf und den Topfdeckel, der meine Müslischale ist, den Topf mit dem Milchsuppenrest bekommt David. Die Suppe füllen wir mit Müsli, Studentenfutter und den Apfelstückchen auf und genießen das leckere, warme Frühstück.
Frühstücksvorbereitung – noch sind Wetter und Kaffeewasser kalt
Leider ist das Milchpulver im Topf etwas angebrannt. So kochen wir nach dem Frühstück noch etwas Wasser auf und lösen mit dem Kochlöffel die Schicht und mit dem Spülschwamm den Rest. Wir lernen: das Milchpulver erst nach dem Siedepunkt in das Wasser einrühren! Wir packen alles zusammen und wandern weiter nach Süden bis zu einer Kreuzung. Ein Kunstwerk an einem gefällten Baum lässt und staunen.
Die Baumpilze bilden eine richtige Siedlung an der Schnittkante des Baumstamms – Baumpilzkunst nenne ich das
Ein Schild zeigt nach Westen zur Böchinger Hütte und wir folgen dem roten Punkt.
Wir folgen dem Wegweiser zur Böchinger Hütte
Den Weg bin ich letztes Jahr beim Hüttenhopping von Ramberg kommend bereits gewandert. Er ist ab der Kreuzung erst breiter Forstweg und schwenkt mit einem Haken nach rechts, auf schmalem Pfad steil hinab. Einsam liegt die Böchinger Hütte in einem Wiesengrund. Ein fantasievoll gestalteter Spielplatz liegt rechts, Tische und Bänke verteilen sich um die Hütte und links davon. Sie ist an Sonn- und Feiertagen bewirtschaftet – hoffentlich bald wieder. Zwar darf die Gastronomie bereits wieder öffnen, aber nur mit Bewirtung am Tisch. Die Pfälzerwaldhütten, die sehr oft ehrenamtlich von den Mitgliedern der Ortsgruppen des jeweiligen Pfälzerwaldhütten bewirtschaftet werden, sind von alters her als Thekenverkauf organisiert. Und das ist derzeit noch nicht erlaubt!
Die Böchingerhütte liegt malerisch und bietet vielen Gästen Platz
Wir folgen dem roten Punkt das Pottaschtal hinab. Wir stoßen auf den Katzenbach.
Ich klettere die steile Böschung hinab und fülle unsere Wasserflaschen auf
Wir lassen uns von einem Hinweis zur „Friedel-Jung-Aussicht“ bergauf locken. Der Weg ist lange, bietet aber Abwechslung. Ein dicker blauer Käfer kreuzt unseren Weg, den wir einige Zeit beobachten.
Ein blauer Käfer auf Nahrungssuche
Faszinierend sind auch die Bäume, die sich auf Felsbrocken links von uns festklammern. Die Wurzeln ziehen sich teils einige Meter oberirdisch zur Seite oder nach unten, bevor sie im Erdreich fest wurzeln.
Mich faszinieren die Wurzelgebilde der Bäume in den Felsen am Wegesrand
Nach beinahe 200 Höhenmetern stoßen wir auf eine schön angelegte Terrasse mit Bänken und Tisch.
Der Friedel Jung Platz wurde 2006 angelegt
David wird in seinem durchgeschwitzten Baumwollshirts kalt und er wechselt die Kleidung. Ich laufe seit Jahren in Merinoshirts, Devold oder Eisbreaker, bei mir ist alles warm, trocken und okay. Von der Aussicht bin ich ein wenig enttäuscht. Das Wort „Aussicht“ signalisiert meinem Hirn die Erwartungshaltung „Weitblick“ und der ist hier nur zu einem Berggipfel gegeben.
Welcher Berg im Hintergrund steht, sagt uns unsere Karte leider nicht
Nach einem Blick in die Karte entscheiden wir, weiter hinauf zum Schwörstein zu wandern. Auch hier erwarte ich einen Aussichtspunkt, aber wieder kommt es anders.
Der flache Felsen an der Wegkreuzung heißt Schwörstein. Vermutlich ein früherer Versammlungsplatz mit politischer Bedeutung
Hier haben wir endlich mobilen Empfang und David nutzt die Pause an der höchsten Stelle zum Telefonieren. An dieser Wegkreuzung erreichen wir wieder die Markierung „Blau-grüner Balken“, der wir nun nach Südsüdwest folgen. Kurz danach passieren wir eine Stelle, an der der Wind im unten verzweigten Talschluss wohl keinen Ausweg fand und in seiner Wucht mehrere starke Buchen abdrehte.
Welche Kraft der Wind hat, wird uns bei der abgebrochenen Buche wieder mal bewusst gemacht
Wir erfreuen uns am immer unterschiedlichen Wald, dem abwechslungsreichen Baumbestand, der manchmal skurrilen Gewächsen Raum gibt.
Die Buchen wachsen verschlungen – um stärker zu sein gegen den Wind, der hier auch schon durchgefegt ist?
Wir sind so in das Schauen vertieft auf Kleinigkeiten und Besonderheiten, dass wir einen Abzweig verpassen. Als das Sanatorium Eußerthal vor uns auftaucht, fällt mir das auf, aber ich weiß ja, dass wir über den Weinsteig auch nach Eußerthal kommen. Ein interessantes Kunstwerk tröstet uns über den Verhauer hinweg.
Kunstwerk oder Statik-Übung?
Wir suchen eine Rastbank für unsere Spätnachmittagsvesper, finden eine aber nur direkt oberhalb der Häuser von Eußerthal. Nach Brot, Käse, Wurst, Paprika und Kohlrabi legen wir unsere Rucksäcke hinter einen Baum und gehen über eine steile betonierte Rampe hinab zur Hauptstraße. Das Grundstück rechts der Rampe beherbergt einen Hund, der sich gar nicht einkriegt und furchtbar laut bellt. Die Hausbewohner stört das nur wenig, nach einem „Sei doch still“ Kommando, auf das der Hund nicht hört, passiert von Hundebesitzerseite nichts mehr.
Wir spazieren an der evangelischen Kirche vorbei und biegen rechts ab, am Klostergarten vorbei zur Kirche. Ich mag diese Kirche sehr. Für mich ist sie ein magischer Ort zur Besinnung, zum Lauschen und zum Lernen. Leider ist die Orgel abgeschlossen. Ich hätte gerne ein Privatkonzert genossen, denn David ist seit letztem Jahr ausgebildeter Organist.
Die Klosterkirche Eußerthal, eine Glaubens- und Informationsstätte
Auf anderem Weg wandern wir zurück zu den Rucksäcken, der Hund kann uns immer noch nicht leiden, und nochmal am Hund vorbei zur Hauptstraße, der wir nach rechts folgen. Leider hat der Birkenthaler Hof am Dienstag Ruhetag, sonst müssten wir heute Abend nicht selbst kochen. Bevor wir nach rechts zum Trekkingplatz abbiegen, füllen wir am Bach noch unseren Wassersack.
Ein Autofahrer rät uns davon ab, das eingefüllte Wasser als Trinkwasser zu nutzen – oberhalb wäre die Forellenzucht und der Sportplatz – also gießen wir es wieder aus
Nun wollen wir keinen Umweg mehr zu einer Quelle laufen und hoffen, mit dem Wasser in den Flaschen und unserm Apfelwein bis zum Frühstück durchzuhalten.
Wir folgen einem kleinen Schild „Trekkingcamp“ einigen Serpentinen hinauf und kommen nach 200 Höhenmetern an mächtigen Felsen heraus, die wir umwandern.
Der Baum ist faszinierend gewachsen
Ich bin ziemlich erschöpft – ich merke, dass mir Training fehlt – und so wandere ich langsamer hinter David her. Nach weiteren Felsumgehungen erreichen wir ein Felsplateau. Am liebsten würde ich da Zelten, aber da müssten wir uns über Nacht anseilen und die Gerätschaft dafür habe ich nicht mit. So geht es noch ein wenig bergauf, bis wir am heutigen Ziel sind, nach 21,4 km, 820 Höhenmetern bergab und 580 Höhenmetern bergauf.
Rundumblick Trekkingplatz Eußerthal
Wir stellen auf einem Stein der Feuerstelle unseren Kocher auf, ein Päckchen „Fix-Gericht“ wird heute Abend reichen, ich bin einfach nur müde und nicht hungrig.
Frau ohne Kopf bedeutet nicht, dass ich kopflos bin – ich habe nur vergessen, dass ich im Vordergrund höher sein werde als David im Hintergrund
Nach meinem Telefonat sinke ich in meinen Schlafsack, nachdem ich meine Therm-a-Rest Matte nochmal fest nachgeblasen habe. Ich wache nachts immer wieder auf, weil die Matte nicht weich, sondern knochenhart ist – also lasse ich ein wenig Luft raus – und weil wir mit dem Fußende bergab stehen. Mein Schlafsack rutscht auf der Matte sehr gut und ich somit immer wieder ins Fußende des Zeltes. Ich robbe mich wie eine Raupe hinauf und das Rutschspiel beginnt von vorne.
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Gegen fünf Uhr in der Früh kommt von Osten ein starker Wind auf, der am Zelt rüttelt. Ich schlafe nochmal ein und spaziere nach sieben Uhr mit meinem Waschlappen zum Regenfass am Toilettenhäuschen. Zwar ist das Regenwasser für das Löschen des Lagerfeuers gedacht, aber ich nutze einige Tropfen auf meinem Waschlappen für meine Morgentoilette. Wieder am Zelt ziehe ich mich schnell an und über ein Devold-Hoodie noch die Windstopperjacke und meine Regenjacke. Der Wind ist ungeheuer ungemütlich. So wecke ich David und beginne zu packen, während er sich anzieht. Nein, Frühstück gibt es hier keines, zu kalt, zu ungemütlich und wir haben kein Wasser mehr.
Wieder sieht keiner, dass wir überhaupt da waren
Wir folgen dem Forstweg und sind bald schon aus dem Wind und es wird gemütlicher. Da wir den kleinen Pfad zum Neubrunnen nicht finden, laufen wir an der Taubensuhlstraße hinauf. Den Abzweig nach links zur Siebeldinger Hütte nehmen wir nicht, da wir uns nun den Tröpfelbrunnen auf der Karte ausgesucht haben, um zu Wasser zu kommen. So wandern wir die Taubensuhlstraße noch drei Kehren hinauf und erfreuen uns an dem sanften Geplätscher, das der Brunnen macht.
Der Tröpfelbrunnen füllt langsam, aber stetig die Wasserflaschen und den Wassersack
Erst die Wasserflaschen, dann den Wassersack und nochmal die Wasserflaschen, die fast schon wieder leergetrunken sind. Es dauert lange, aber wir habe es ja nicht eilig und ich habe mittlerweile auch schon zwei Schichten ausgezogen und im Rucksack verstaut.
Beinahe gegenüber des Tröpfelbrunnens geht ein schmaler Pfad, mit Markierung roter Punkt, hinab zur Siebeldinger Hütte, dem wir mit gluckerndem Wassersack folgen.
Die Markierung roter Punkt führt auf schmalem Pfad steil hinab zur Siebeldinger Hütte
Wieder liegt ein wunderschöner, gesunder, starker Baum über dem Weg, umgeblasen vom Wind. Ich animiere David zu einem gestellten Foto, bevor wir das Hindernis über- äh, unterwinden.
David hört (noch) auf mich und macht den Quatsch über die Buche klettern zu sollen für das Foto mitDrunter durch geht es doch einfacher
Auch diese Hütte haben wir für uns, da aber hier wieder der Wind bläst, ziehen wir uns in die Laube vor dem Eingang zurück. Ich stelle den Kocher mit Wasser auf und decke den Tisch. David ist derzeit inspizierend unterwegs und findet eine Kerze mit Adventsaufdruck, die wir uns zum Frühstück entzünden.
Die Siebeldinger Hütte liegt malerisch, am Morgen jedoch noch schattig
Wasserrauschen lockt mich unter dem Dach hervor und ich entdecke die Quelle an der Hütte – na, da wäre der Wassersack ja ruckzuck voll gewesen!
Ein dicker Strahl kommt aus dem Drachenkopf aus der Quelle an der Siebeldinger Hütte
Wir genießen unser Frühstück, Müsli, Apfelstücke, Studentenfutter und Milch aus Milchpulver, dazu einen Kaffee.
David hat für unser Frühstück ein Kerzchen gefunden und angezündet
Wir sparen danach nicht mit Spülwasser. Selbst der Tisch glänzt sauber, als wir ihn verlassen, denn den Lindenblütenstaub haben wir auch abgewischt. Unseren Müll transportieren wir in einem Müllsack an meinem Rucksack. Der füllt sich auch unterwegs immer mit Unrat, der im Wald nichts zu suchen hat und den wir auch mitnehmen. Von der Hütte könnten wir weiter bergauf, auf dem roten Punkt spazieren und auf der anderen Seite am Bach nach Süden laufen. Wir entschließen uns, auf dem gelben Weg zu bleiben und laufen daher im Schatten, begleitet vom Wind, der das Tal hinunterfegt. Eine Baumbrücke bietet sich nicht wirklich zur Überquerung der „Schlucht“ an.
Ich wage den Sprung zur Baumbrücke auf die Sonnenseite des Eußerbaches nicht
Unten im Tal kommen die Wege wieder zusammen und wir schauen uns unsere weiteren Möglichkeiten auf der Karte an. Wir wollen den roten Punkt weiter verfolgen, denn wir wollen am Aussichtpunkt Almersberg Mittagspause machen. Leider lassen wir uns schon wieder ablenken, denn wir erkunden noch eine malerische Hütte.
Die Dörrenthalhütte steht am Eingang zum Meisenthal in das wir nun wandern
Das wäre auch ein schöner Übernachtungsplatz, aber leider ist abgeschlossen. Wir entdecken das Schild Meisenthal und nehmen den Weg bergauf. Irgendwann, als der Weg eine Serpentine nach links macht, überprüfen wir Weg und Wanderkarte und stellen fest, dass wir schon wieder anders gehen, als wir uns vorgenommen haben. So nehmen wir klar wahrnehmbare, aber nicht in der Karte eingezeichnete Wege weiter hinauf, bis wir wieder den Weg mit dem roten Punkt erreichen. Auf schmalem Pfad geht es weiter bergauf.
Der Weg ist wunderschön und abwechslungsreich, gleich wird David in die jungen Buchen eintauchen
Dann folgt wieder ein Abschnitt mit vom Sturm gefällten Bäumen.
Immer wieder liegen uns Bäume im Weg und fordern sportliche Kletterübungen
Die Förster bemühen sich um die Wiederaufforstung. Der obere Teil des Berges ist sogar eingezäunt, um den jungen Bäumchen zu ermöglichen, ohne Wildverbiss zu wachsen.
David geht durch das Gatter der Aufforstungsfläche am Almersberg
Wir passieren einen Felsen, der trotz der porösen Unterstruktur noch aufeinandersteht.
Die verschiedenen Schichten des Buntsandsteins halten irgendwie aufeinander, auch wenn die Erosion unterschiedlich voranschreitet
Noch ein wenig Kraxelei und wir erreichen das Plateau des Almersberges.
Die Hochebene vor dem Rastplatz am Almersberg
Diesmal passe ich auf und entdecke den unscheinbaren Pfad, der zu einem der schönsten Aussichtplätze führt, die ich in der Pfalz bisher gesehen habe.
Unser Kocher steht auf einem Felsen neben einem Regenwassertümpelchen
Wir bauen unseren Kocher auf einer Felsplatte auf, gleich nebenan ist ein kleiner Regenwassertümpel. Ich bleibe beim Topf hocken und bewache und rühre unser Essen.
Die Outdoorküche an einem besonderen Platz
Zwei Päckchen Tütenessen passen gleichzeitig in den Topf, wir setzen gleich noch unser kleines Töpfchen mit Wasser auf, entweder zum Spülen oder für eine dritte Tüte.
Welch schöneren Platz könnte es für das Mittagessen geben? Der Blick reicht tief in das Wasgau
Da ein junger Mensch mehr Hunger hat als ich, überlasse ich den 2. Gang beinahe vollständig David und genieße als Nachtisch die Aussicht.
Aussicht vom Rastplatz Almersberg
Ich strecke mich auf dem Felsen aus, um ein wenig zu ruhen, denn so schnell wollen wir hier nicht wieder weg.
Der letzte Blick vor dem Mittagsschläfchen verleitet zum Träumen
Erst nach vier Uhr trennen wir uns von diesem schönen Platz und wandern auf dem roten Punkt bis Rinnthal. Wir kommen dabei der B 48 immer näher und somit dem Verkehrslärm. Eine gute Einstimmmung, denn die B 48 mündet im Tal in die B 10. Unter der Brücke mündet auch der Weilerbach in die Queich, allerdings ist das Bachplätschern wegen dem Verkehrslärm nicht zu hören.
Der Weilbach schlängelt sich durch Laubwald zur Queichmündung
Der Weg nach und durch Rinnthal ist nicht sehr attraktiv und die Wegmarkierung sehr verwirrend. Ich gehe nach Gefühl und dabei kürzen wir diesmal ab. Vor dem Bahnhof gehen wir über die Gleise und steigen bergauf. Hier finden wir die Markierung roter Punkt auch wieder. Nach einigen Serpentinen gelangen wir wieder zu einem interessanten Felsgebilde. Davor steht ein Wegweiser, der uns am Hang entlang Richtung Westen und mit Markierung Blau-grüner Balken nach Wernersberg leitet. Nun beginnt eine langwierige Kletterei über Baumstämme.
Der Weg ist zwar ausgeschildert, aber wohl seit dem letzten Windbruch noch nicht wieder geräumt
Immer der, der wartet, dass der Vordermann das Hindernis überwindet, findet bei der Betrachtung eine einfachere Lösung und wir müssen wieder viel lachen. Durch dichten Ginsterbewuchs führt und der Weg endlich bergab auf eine offene Fläche mit einem Forstweg. Der ganze Nordhang des Talschlusses ist von Ginster überwuchert, einmalig diese Farbintensität.
Im Kahlschlag hat sich der Ginster ausgebreitet
Geblendet von dieser Schönheit leisten wir uns noch einen weiteren kurzen Umweg, bevor wir an der Straße zwischen Sarnstall und Lug aus dem Wald herauskommen. Wir müssen nun 100 m rechts auf der Straße wandern und dann links auf einer Brücke über einen Graben und durch ein Wiesengelände zum Rimbach.
Brücke über den Straßengraben, geradeaus verläuft der Wanderweg?
Ein Weg war hier mal, aber begangen wurde der schon lange nicht mehr. Am Rimbach zeugt eine sehr marode Brücke davon, dass der Weg wohl nicht instandgehalten wird.
Wackelige Angelegenheit
Im weichen Untergrund am Bach sehen wir Rehspuren, denen wir hinaus zur Wiese folgen und eine Böschung hinauf laufen, um auf einen gangbaren Weg zu kommen. Hier müssen wir laut Landkarte nach links und in einem großen Bogen letztendlich nach rechts zum Trekkingplatz.
Im Wald ist es mittlerweile schon schattig und kühl, die Wiese neben uns ist noch von der Sonne bestrahlt. Wir entschließen und bereits hier, unser Abendessen auf der Wiese in der Abendsonne einzunehmen. Nach einigen hundert Metern macht der Forstweg einen Linksknick und wir haben einige flache Wiesenstücke im Wald links von uns. Es wäre schön, wenn ein Trekkingplatz mal einen Wiesenuntergrund hätte, sage ich gerade zu David, als er das charakteristische Toilettenhäuschen der Trekkingplätze hinter einem Busch entdeckt. Na super! Angekommen. Da es von Stechmücken nur so wimmelt, wollen wir erst das Zelt aufschlagen und einrichten. Die meisten für Zelte vorgesehenen ebenen Plätze werden gerade von Brombeerranken für die Natur zurückerobert. Allerdings vertragen sich die Stacheln der Brombeeren nicht mit meiner Matte, die ist bei Berührung beleidigt und wird platt. So suchen wir lange nach einem brombeerfreien Platz. Dann schlagen wir das Zelt direkt neben dem Forstweg auf, begleitet von Autolärm von der Straße. Idyllisch finden wir das beide nicht.
Rundblick über den Trekkingplatz Wernersberg
Mit unserem Fressbeutel gehen wir zurück zur Wiese und setzen uns auf den unteren Teil eines Hochsitzes, der einen Nottisch bietet, durch ein schmales Brett, das ihn unten quer stabilisiert. Während David Brot schneidet, melde ich mich per Telefon bei Bernhard. Ich möchte am Vatertag nicht mehr weit wandern, die Pfalz wird voll von Ausflüglern sein, so bestelle ich ihn an die Kirche von Wernersberg.
„Wenn ihr morgen nicht weit laufen wollt, warum wollt ihr dann noch dort schlafen?“ fragt er.
Ich habe den Lautsprecher an und schaue auf David, der zurückschaut.
„Ja, ich weiß nicht, wir haben es uns vorgenommen?!“ versuche ich zu antworten, allerdings wohl nicht sehr überzeugend.
„Ich habe hier Bier für euch kalt liegen!“ tönt es aus dem Lautsprecher „Ich könnte euch in einer halben Stunde abholen.“
Bei „Bier kalt“ ist David um mindestens 20 cm gewachsen und er schaut mich bittend an.
„Halbe Stunde wird knapp. Wir müssen zurück zum Platz, Zelt abbauen, alles verstauen und wieder zurück an die Straße. Das wird hektisch!“ Ich schaue beim Sprechen David an. Er nickt und meint: „Kriegen wir hin“.
„Eine Dreiviertelstunde ist realistisch, also um halb neun.“
Ein sonniger Platz mit Sitzmöglichkeit zum Abendessen
Ich erkläre die Stelle, an der er oder wir wartenden können und dann wird es plötzlich wirklich hektisch. Im Laufschritt geht es zurück und ein geordneter Rückzug beginnt. Wir hüpfen vom Wald quer über die Wiese zum Rimbach und David nutzt noch die Gelegenheit, Wiesenblumen für sein Mädchen zu pflücken, dass er morgen wieder sehen wird. Die Wiese ist ein Stoppelacker, ich vermute, vor noch nicht allzu langer Zeit gerodet und noch nicht ganz urbar gemacht, so viele Löcher und Stolperfallen wie diese Wiese hat. Wir gehen vorsichtig über die „Knacksbrücke“ und sausen zur Straße. Erster!
Gegen 21 Uhr sind wir zuhause und nach einer Dusche mit einem kalten Bier auf dem Sofa. Als Dankeschön und Erinnerung für David habe ich uns vor der Tour T-Shirts bestellt, die wir nun stolz tragen.
Als Belohnung für eine schöne Tour habe ich uns T-Shirts bestellt
Wir haben bewiesen, dass social distancing im Wald gar kein Problem ist! Wir sind insgesamt sechs Personen in den drei Tagen begegnet, weil wir uns auch oft abseits der vielbelaufenen Wege gehalten haben.
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Generell ist es großartig, dass es die Möglichkeit für Zeltübernachtungen im deutschen Wald offiziell gibt. Ich hätte allerdings keinen der Plätze bei einer „frei gegangenen“ Trekkingtour gewählt, weil alle weit weg von Wasser oder Quellen sind. Es kann allerdings sein, dass somit Verunreinigungen der Bäche vorgebeugt werden soll. Eventuell würden Menschen sonst Wäsche, Geschirr oder sich selbst am Bach direkt mit Seife waschen, statt abseits vom Bach. Die Lage der Trekkingplätze Heldenstein und Eußerthal, mit Ausrichtung nach Westen finde ich sehr gelungen. Der Platz in Wernersberg ist leider zu brombeerig und zu laut durch die naheliegende Straße. Alle Plätze bieten keine Aussicht, was ich auch schade finde.
Üblicherweise hätten wir sicherlich in den Dörfern auch Mittag- oder Abendessen können, aber leider hatte Coronabedingt noch alles zu. Die von uns passierten Hütten sind nur an Sonn- und Feiertagen offen, das Forsthaus Heldenstein zusätzlich am Mittwochnachmittag und Samstag. Wer wenig Nahrung mitschleppen möchte, sollte seine Tour an die Hütten-Öffnungszeiten anpassen.
Aber ich jammere auf hohem Niveau! Es hat uns Spaß gemacht in unserem schönen Wandergebiet mal anders als bei einer Tagestour unterwegs zu sein. Die verschiedenen Stimmungen zu den verschiedenen Tageszeiten zu erleben und die Temperaturschwankungen von Nacht zu Tag zu Nacht hautnah wahrzunehmen.
Wenn du Tipps für Trekking-Touren, die Ausrüstung oder den Rucksack brauchst, schaue auf meine Outdoor-Tipps unter Praktisches. Dort habe ich kostenlos Tipps, Downloads und Packlisten für Dich bereit gestellt.
Diese Infos habe ich in Videos vertieft und veranschaulicht. Diese findest Du auf meinem YouTube Kanal.
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Ein kleiner, aber feiner Zoo liegt nahe des Stadtzentrums in Landau. Immer wieder ein Genuss, den Spaß der Kinder zu sehen, die staunenden Gesichter und fragenden Augen. Kindgerechte Erklärungen mit zu lösenden Rätseln und die sich daraus entwickelnden Gespräche sind auch für Erwachsene lehrreich.
Der Zoo in Landau
Wenn eines der Enkelkinder zu Besuch ist, machen wir gerne Besuche in Tierparks, Wildtiergehegen und Zoos. Sehr gerne gehen wir in den Zoo in Landau. Er ist recht stadtmittig gelegen und in einen Teil der ehemaligen Festungsanlage integriert. Rechts des Eingangs können die Kamele auf der Weide von der Straße aus bereits beobachtet werden. Der Zoo ist flächenmäßig klein, mit einer Auswahl von Tieren von allen Kontinenten. Für größere Kinder, die mit der Weltkugel schon etwas anfangen können, ist das besonders spannend. Die Dreikäsehochs kennen viele der Tiere aus Bilderbüchern und sind erstaunt, dass diese sich nun bewegen, Geräusche machen und manchmal sogar komisch riechen.
Corona
Während des Lockdowns der Coronakrise war der Zoo gesperrt, mittlerweile hat er mit Verhaltensregeln zu Abstand und Hygiene wieder geöffnet. Wichtig für den Zoo, der das Tierfutter und die Tierpflege aus seinen Einnahmen zahlen muss. Ich hatte auch den Eindruck, dass manchen Tiere das Bestaunen der Menschen gefehlt hat. Und die kleinen und großen Menschen sind froh, wieder raus zu dürfen, sich zu bewegen und dabei etwas zu erleben.
Genaue Verhaltensregeln für Besucher
Leider fällt das pädagogische Programm wegen Corona aus, das Affenhaus ist gesperrt, der Streichelzoo ist zu und die Tiere dürfen nicht gefüttert werden. Und bei den Tigern ist derzeit Baustelle – wie schade. Aber das wird sich in kleinen Schritten auch wieder normalisieren.
Rundgang
Wir spazieren zum ersten Gehege mit den Wollschweinen – bitte sehe mir nach, dass ich die genauen Namen der Tiere nicht aufführe, obwohl Name, Herkunftsland und einiges mehr an allen Gehegen angebracht ist. Doch die zweieinhalbjährige Enkelin ist noch zu wuselig, da kann die Oma nicht minutenlang vor einem Schild stehen…
Ein Zweig zum Spielen und Essen
Gleich nebenan sitzt der Pfau auf einem Holzgeländer, lässt sich aber von uns nicht animieren, ein Rad zu schlagen.
Ich liebe das Blau des Pfaus
Bei fast allen Gehegen sind für Kinder – oder eher für den Schutz der Tiere – Felsbrocken aufgehäuft, auf denen die Kinder hochklettern können. So haben alle eine gute Sicht, z.B. auf das Afrika Gehege. Zebras, Gnus und Erdmännchen wohnen in einer Wohngemeinschaft. Mir geht das Herz auf, denn ich rieche förmlich die Luft Afrikas, die so völlig andere Düfte beinhaltet. Wie gerne wäre ich mal wieder dort.
Klettern und Tiere gucken – doppelt spannend
Gemeinsam schmeckts besser, die Gnus essen an einem Zweig
Na, was ist auf dieser Seite los?
Gegenüber von Afrika ist Australien – fast wie auf der realen Erde, da liegt Afrika auf der gegenüberliegenden Südhälfte der Erdkugel. Die Wallabys haben nach den langen Zooferien noch Mühe, zeitig aufzustehen um für die Kinder „action“ zu machen. Gerade, als ich meinen eigenen Australienfilm in meinem Kopfkino anschalten möchte, muss ich aber schon wieder weiter. Über uns klappert das Storchenpaar um die Wette.
Uff, da sind schon Kinder! Okay, aufstehen und putzen, gääähn
Denn natürlich wohnen einheimische Tiere auch im Zoo. Das Storchenpaar hat den Storchenbaum mit Nest bezogen und ist bereits am Brüten. Ein Kastanienbaum, der seine weißen „Kerzen“ aufgesteckt hat, beherbergt eine Kolonie Graureiher mit Nestern. Die Nester sind so versteckt, dass ich leider kein brauchbares Foto machen konnte.
Familie Storch hat ihre Kinderstube eingerichtet
Der Streichelzoo ist normalerweise die Attraktion für die Kinder, die in den meisten Fällen nicht mit Tieren aufwachsen. Die Kinder dürfen über eine hohe Treppe ins Gehege klettern und die Ziegen und Hasen füttern. Die Ziegen haben sich heute beleidigt hinter den Schuppen zurückgezogen. Man hört nur das frustrierte Meckern, weil es aus den Kinderhänden nichts zu fressen gibt, und sie die Kinder nicht beschnuppern und umschubsen dürfen. Die Hasen haben frisches Gemüse zum Frühstück von den Wärtern erhalten und sind derzeit an keiner Blick-Kontaktaufnahme interessiert.
Der Hase gehört zum Streichelzoo – der leider nicht geöffnet ist
Ein schauerliches Muh brüllt über den Platz, wir machen uns auf die Suche nach dem Stimmenbesitzer. Ein Rind mit besonders massiven Hörnern wollte mal mitteilen, dass es sich auch über Besucher freut. Aber die Rinder sind für die Enkelin heute nicht so interessant. Gestern war sie beim Milchholen beim Bauern im Kuhstall, da war für die Kleine scheinbar mehr geboten.
Die Hörner der Tiere sind gigantisch
Wir kommen am Aufsteller mit der Anatomie der Elwedritsche vorbei. Der Keramikkünstler Walter Rupp hat sich die Mühe gemacht, eine Elwedritsche zu skizzieren. Auch die Elwedritsche ist ein einheimisches Tier, dass immer dort lebt, wo auch Pfälzer leben. Das ist amtlich erwiesen, denn bei den Auswandererwellen im 18. und 19. Jahrhundert sind diese Wesen mit nach Amerika ausgewandert und bevölkern einige – hauptsächlich von Pfälzern besiedelte – Bundestaaten. Die Pfälzer Zeitung, die bis 1914 in Pennsylvania erscheinen durfte, turg sogar den Namen „S´Elwedritsch“.
Selten kann einer Elwedritsche so genau auf die Anatomie geschaut werden. Rechte am Bild: Walter Rupp (www.keramik-elwedritsche.de)
Im Landauer Zoo leben auch einige Raubkatzen, Tiger und Geparde. Die Geparde sind jedoch sehr scheu und genießen lieber die Sonne, als im Gehege herumzuspazieren. Der Vollständigkeit halber – obwohl wir heute nicht zum weitläufigen Tigergehege kommen – zeige ich ein Bild eines Tigers vom letzten Zoobesuch in Landau.
Ein schöner Rücken, kann auch entzückenDas Tigerbild habe ich beim Besuch im Mai 2019 aufgenommen
Der Kiosk und der Grill sind geöffnet, mit Abstandsregel könnten wir uns hier mit Speisen und Getränken versorgen. Wir haben ein kleines Picknick mit, das wir auf einer Bank sitzend verzehren.
Gesättigt betrachten wir die Pinguine, die ihrerseits noch auf die Fütterung warten und ein Schwätzchen halten, bevor die Wärterin kommt. Der Graureiher weiß genau, dass für ihn etwas abfallen wird. Während der Wartezeit beobachtet er den sportlichen Schwimmer unter den Pinguinen.
Na, wann kommt endlich Frühstück?
In Gehegen und Folieren sind Vögel von den unterschiedlichsten Kontinenten untergebracht, die mit ihren Rufen, Trillern, Flötentönen und ungewöhnlichen Geräuschen die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, aber für unsere Kleine anscheinend zu langweilig sind, um stehen zu bleiben. Da die Schildkröte nur langweiligen Salat frisst, ist sie auch kein Grund, mal anzuhalten. Das gerade erst von der Enkelin neu entdeckte Rennen als Fortbewegung, muss geübt und ausgelebt werden. Ich werde wohl zukünftig schneller werden müssen.
Hmmm, lecker! Pfälzer Salat!
Durch die vielen Eindrücke, das Klettern, Staunen und Rennen wird das Enkelkind leider schneller müde als erwartet. Selbst die Affen, die wie wild in ihrem Areal herumklettern und weite Sprünge machen, können die Müdigkeit nicht vertreiben.
Zuerst Sport, Leute, dann gibt es Frühstück!
Alles in seinem Maß und mit seiner Zeit. Ich bin gespannt, wenn wir mit ihr in einigen Monaten wiederkommen, welche Erlebnisse wir dann haben werden. Mit den Kinderaugen nehmen wir Erwachsenen die Welt doch nochmal ganz anders war. Gut, dass die Kleine am Affengehege plötzlich schlapp wird, denn dort ist der derzeit einzige Ausgang des Zoos.
Wir hatten viel Spaß mit unserer Enkeltochter. Und mit den Tieren, die uns so interessiert betrachtet haben, wie wir sie.
Kurzfilm Zoo Landau
Einige Einrücke habe ich auch in einem Film zusammengestellt.
Besuch im Zoo
Wer in der Umgebung wohnt oder hier in der Pfalz Urlaub macht, dem ist der Landauer Zoo herzlich empfohlen! Er liegt Zentrumsnah in einem Teil der ehemaligen Festungsanlage und ist über 110 Jahre alt. Er ist mittlerweile nicht nur eine Freizeit- und Erholungseinrichtung, sondern der Zoo Landau engagiert sich auf den Gebieten des Artenschutzes, der Umweltbildung und der Forschung.
Tiere von allen Kontinenten sind zu entdecken und für größere Kinder gibt es in normalen Zeiten ein pädagogisches Programm. Leider sind aufgrund der Corona-Regeln einige Attraktionen nicht erlebbar, z.B. der Streichelzoo und das Affenhaus und bei den Tigern wird gerade umgebaut.
Ein Ausflug wäre ohne Picknick ja kein richtiger Ausflug und so sind Kiosk und Grill geöffnet oder man verzehrt mitgebrachte Speisen.
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Ein sonniger Tag ist besonders gut für einen Stadtbesuch. Gerade Tarragona, mit direkter Meerlage und uraltem Flair, ist an einem warmen Frühlingstag ein Genuss. Viele römischen Ruinen und modernes Stadtleben sind homogen vereint. Leider nahmen wir das aufziehende Unwetter in den schmalen Gassen nicht wahr.
Wohnmobilparkplatz in Tarragona
Mit der Satelliteneinstellung der Navigation sah es ganz
leicht aus, einen Parkplatz für unseren Tagesausflug mit Wohnmobil in Tarragona
zu finden. Die Realität holt uns schnell ein und wir fahren durch enge Gassen
bis zum Hafen. Beim Wenden sehen wir in der Ferne einige Wohnmobile stehen und
steuern darauf zu. In der Passeig Marítim de Rafael de Casanova ist ein
öffentlicher und kostenloser Parkplatz
GPS
41°06’50.9″N 1°15’59.8″E oder
N 41.114150, E 1.266600
Wir haben einen stadtnahen Parkplatz gefundenUnterhalb des Parkplatzes führt eine Straße mit Unterführung zur Stadt
Unseren kleinen Stadtrundgang habe ich für Dich in Komoot aufgezeichnet.
Wir laufen am Strand entlang, an einer überdachten,
gesperrten Fußgängerbrücke vorbei. Auch hier, am Ende der Passeig Marítim de
Rafael de Casanova wäre Platz für Wohnmobile.
Unter dieser Brücke sind die Parkplätze für Wohnmobile hoch genug
Am Ende der Brücke laufen wir rechts die Straße hinauf, die
unter der Bahnlinie hindurchführt und gehen zwischen Bahnlinie und Häusern mit
schönem Blick auf das Mittelmeer weiter. Die Sonne scheint, es ist warm und wir
haben die Jacken im Wohnmobil gelassen. Endlich Frühling, endlich Kurzarmshirts
und Sonne auf der Haut. Unser Fußweg endet direkt vor dem Amphitheater und geht
in die Treppe über, die zum Park des Amphitheaters führt.
Tarragona Amphitheater
Mit Spielgeräten, Spazierwegen und Grünanlagen lädt der Park zum Verweilen ein. Eine Infotafel klärt uns über die Anlage auf. Der Park bezieht sich in seiner Gestaltung auf die Anlage des Amphitheaters. Die Grünanlage ist in elliptische Zonen unterteilt, die sich wie konzentrische Wellen vom Theater entfernen.
Pflanzen, die in der Römerzeit wuchsen, finden sich in den
Beeten wieder. Tafeln an den Beeten erklären, wie die Römer die Pflanzen
nutzten. Zum Beispiel früchtetragende Bäume, duftende Pflanzen, Wein und
kulinarische und gesundheitliche Kräuter. Andere Zonen erklären Religion und
den Umgang mit Toten im Römischen Reich.
Im unteren Park ist der Zugang zum Amphitheater, das im 2. Jahrhundert erbaut wurde. Der Eintritt ist frei, die Tribüne und die Arena dürfen allerdings nicht betreten werden. Die Öffnungszeiten entnimm bitte der aktuellen Website Tarragonas. Hier kannst Du auch einen Audioführer über das Amphitheater anhören.
Den oberen Zuschauern bot sich nicht nur Sicht auf das Geschehen in der Arena, sondern auch ein fantastischer Blick aufs Meer
Das Oval misst 109,5 x 86,5 Meter und bot bis zu 14.000
Menschen Platz. In Amphitheatern fanden Gladiatoren- und Raubtierkämpfe und
öffentliche Hinrichtungen statt. Bischof Fructuós und seine Diokonate Auguri
und Eulogi wurden im Jahr 259 bei lebendigem Leib verbrannt.
Die Bühne ist nur noch rudimentär zu erkennen
Bereits Anfang des 6. Jahrhunderts wurde auf einigen
Grundmauern des Theaters eine christliche Kirche, eine westgotische Basilika,
erbaut. Anfang des 12. Jahrhunderts, nach der Vertreibung der Mauren, wurde
eine neue, romanische, Kirche auf den Grundmauern der alten Kirche errichtet.
Sie ist 1154 erstmal als Kirche Santa Maria der Wunder urkundlich erwähnt.
Auch von der Kirche Heilige Maria der Wunder sind nur noch Ruinen übrig
Wir spazieren über die Kreuzung Richtung Stadt und ich frage mich, was sich in den hohen Mauern verbergen könnte? Schon gleich naht die Auflösung! Deutsche Schulklassen auf Studienreise stehen mit den ermahnenden Lehrern vor dem ehemaligen Zirkus. Wir schleichen uns vorbei und haben noch etwas Ruhe bei der Besichtigung.
Die beiden steinernen Gebäude sind Teile der ehemaligen römischen Wagenrennbahn
Im Jahr 70 unserer Zeitrechnung wollte der neue Kaiser
Vespasian seine Macht in der spanischen Provinz demonstrieren. Die römische
Stadt sollte die Anlage der üblichen römischen Städte bekommen. Große Plätze
und Freizeiteinrichtungen, die zum römischen Leben dazu gehörten. Teile der
Plätze und Verbindungstreppen werden heute noch genutzt. Der monumentalste
römische Zirkus außerhalb Roms, in dem Wagen- und Pferderennen stattfanden,
wurde auf zwei Terrassen erbaut. Oberirdisch ist vom Zirkus heute nicht mehr
viel erhalten.
Dieser Gang ist beinahe 2000 Jahre alt – ehrfürchtig erforschen wir die ober- und unterirdische Anlage der Wagenrennbahn
Unterirdisch bekommen wir einen faszinierenden Eindruck von der monumentalen Anlage. Pferde- und Pferdewagenrennen benötigen einiges an Platz. Im sogenannten Provinzforum, mit einer Länge von 325 Metern und einer Breite von 115 Meter, fanden 30.000 Zuschauer Platz. Die Anlage war sehr praktisch durchdacht, um einen effizienten Ablauf der Rennen zu gewährleisten. Das fiel mir besonders bei den „Pferdeboxen“ auf. Die Bauzeit hat nur etwa 15 Jahre gedauert. Wie wieviel Sklaven hier ihr Leben ließen? Andererseits sind die noch intakten Gebäudeteile bereits 2000 Jahre alt, auf den unterirdischen Gängen lastet seit 2000 Jahren Gewicht und heute das Gewicht der modernen mehrstöckigen Häuser! Ich bewundere die konstruktive Bauweise und die Statik der Römer.
Vom Gang weg gingen einzelne Pferdeställe. Von außen waren diese mit Heu zu versorgen, den Schacht kannst Du im Bild hinten erahnenEiner der unterirdischer Gänge der römischen Wagenrennbahn zieht sich 93 m weit unter die im 19. Jahrhundert erbauten Gebäude der heutigen, modernen Stadt
Bei den Wagenrennen traten zwei oder vier Pferderennwagen gegeneinander an. Das Spektakel war für die Besucher kostenlos und wurde von römischen Reichen gesponsort. Diese unterstützten auch die Rennmannschaften. Sehr viel anders als heute die Formel 1 war ein Wagenrennen damals vermutlich nicht organisiert. Es war ebenso laut, es stank auf andere Art und Weise, es war auch Feinstaub in der Luft und die Leute hatten ebenso wie heute riesigen Spaß, ihren favorisierten Teams zuzujubeln. Auch zum Zirkus kannst du auf der Tarragonaseite Informationen finden.
Die Ruinen sind heute Teil der Stadt, die neuen Häuser stehen auf den unterirdischen Gängen.Die Kathedrale liegt auf dem höchsten Hügel der Stadt
Wir biegen nach dem Zirkus das erste Gässchen rechts ab, gehen links und finden uns nach der nächsten Kreuzung in der Carrer Major, der Hauptstraße wieder. Gleich rechts ist die Tourist-Information, wie praktisch. Wir erhalten einen Stadtplan mit Informationen auf Deutsch. Der nette junge Mann kreist die wichtigsten Sehenswürdigkeiten ein – davon haben wir schon zwei erkundet – und informiert uns sogar über Öffnungszeiten. Dass wir an unserm Tarragonatag ja nichts verpassen, gell!. Herzlichen Dank!
Die Tourist-Info ist in der Carrer Major, der Hauptstraße, die direkt zur Kathedrale führt
Wir spazieren auf den Platz „Plaça de Santiago Rossinyol“ von dem es in breiten Stufen zum
Vorplatz der Kathedrale weitergeht. Einige der Altstadthäuser am Platz sind mit
Arkaden versehen, was mich an Meran oder Salzburg erinnert.
Unterhalb der Treppe zur Kathedrale sind Altstadthäuser mit Arkaden versehen, unter denen früher Marktstände vor Regen geschützt wurden
Die Treppe hinauf ist gleich links ein wunderschönes Café,
das Café Sha. Die Sonne scheint auf den Außenbereich, ein Geiger im
Eingangsportal der Kathedrale spielt schöne Musik – der richtige Platz, um die
Seele baumeln zu lassen.
Vor der Kathedralentreppe genießen wir die Sonne und einen KaffeeAber auch bei Regenwetter ließe es sich im Café Sha aushalten, so liebevoll, wie es gestaltet ist
Wir entschließen uns, die Kathedrale und das Klostergelände nur zu umrunden. Das liegt nur am endlich schönen Wetter und nicht am Eintritt, der erhoben wird. Das Eingangsportal ist sehr beeindruckend und ich entdecke noch eine wunderschöne Steinmetzarbeit neben der Pforte.
Das Eingangsportal ist ungeheuer mächtig. Heiligenfiguren ziehen sich auf einer Balustrade von der Innenpforte um die PortaleckeIn der wundervollen Steinmetzarbeit rechts des Kathedraleneingangs sind biblische Jesusszenen festgehalten
Die Runde um Kathedrale und Kloster bringt uns zu den Resten
der Stadtmauer, die heute in einige Häuser integriert ist. Eine Ecke entzückt
mich sehr, weil sie so liebevoll harmonisch für diese Stelle gestaltet ist.
Wer aufmerksam spaziert, kann sich an solchen wunderschönen Ecken erfreuen
Wenig später treten wir kurz aus der Stadtmauer, um das
Portal Roser zu betrachten.
Auch das Eingangstor “Roser“ in die von Römern erbaute Stadtmauer ist mit einer Erklärungstafel versehen
Wir spazieren am Maqueta de Tàrraco vorbei und schauen kurz hinein. Im Maßstab 1:500 haben fleißige Hände die römische Stadt im 2. Jahrhundert nachgebaut. Auch das Aquädukt, mit dem die Stadt mit Wasser versorgt wurde. Mir fällt auf, dass die heutige Altstadt um die Kathedrale rund um die ehemalige römische Tempelanlage erbaut wurde. Bei den Römern war das ein eher freier Platz. Die alte römische Stadt wurde hingegen von den nachfolgenden Stadtplanungen nicht für den Stadtneubau genutzt. Aber wahrscheinlich als Steinbruch.
Uns zieht es nun in die modernere Zeit. Vor allem wollen wir heute in der Markthalle Mittagspause machen. Wir spazieren bergab bis zur Rambla Nova, der Prachtstraße und Einkaufsmeile Tarragonas. Heute ist hier außerdem Flohmarkt – gut, dass wir im Wohnmobil keinen Mitnehmeplatz haben!
Flohmarktstände sind in der Rambla Nova aufgebaut
In jeder spanischen Stadt gibt es einen überdachten zentralen Markt. Meist eine wunderschöne Halle. Hier in Tarragona ist es nicht anders. Der Hauptmarkt, der Mercado Central wurde ab 1915 von Josep M. Pujol im Stil Moderne erbaut. Wir treten ein und schwelgen, genießen und kaufen für die nächsten Tage regional ein.
Der Zentrale Markt in Tarragona hat im oberen Teil Marktgeschehen und im Keller einen SupermarktIm Jugendstilgebäude des zentralen Marktes ist noch wenig los
Als wir aus dem Marktgebäude wieder herauskommen überwiegen dunkle Wolken am Himmel und es hat merklich abgekühlt. Gut, dass ich ein dünnes Pulloverchen in meiner Umhängetasche habe. So eilen wir am Fòrum Local romà vorbei, dass sowieso geschlossen hat und wenden uns wieder zur Rambla Nova.
Leider ist die Ausgrabungsstätte geschlossen, aber einige Säulen und Gebäudereste der alten römischen Stadt sind durch den Zaun zu sehen
Auf unserer Todo Liste steht nur noch der Balcó del
Mediterrani. Kurz bevor wir den Aussichtspunkt erreichen, entdecke ich das
moderne Theater Tarragonas. Es ist geschmackvoll eingepasst.
Auch die heutigen Tarragoner suchen Freizeitzerstreuung. Das Theater der Stadt ist einer moderner Bau zwischen zwei Altstadthäusern
Auf dem Balcó del Mediterrani pfeift ein kalter Wind, es hat
mindestens um 10 ° gegenüber dem Vormittag abgekühlt. Wir genießen einen kurzen
Blick zum Hafen und entdecken unser Wohnmobil auf seinem Parkplatz.
Der Balcó del Mediterrani ist ein Aussichtspunkt in Tarragona. Rechts liegt der Bahnhof und der Hafen Vom Balcó del Mediterrani aus können wir sogar bis zum Wohnmobil schauen
Wir spazieren nun von oben kommend durch den Park des Amphitheaters, mit schönem Blick auf den Strand der Wunder, den Badestrand Tarragonas. Kurz vor einem Regenschutt erreichen wir unser Daheim und sind froh über die Wärme, die es nach der Sonneneinstrahlung des Vormittags für uns vorhält.
Ich bin mir sicher, dass ich nach Tarragona wiederkommen werde, um weitere Schönheiten dieser alten Stadt mit geballter Geschichte zu entdecken. Auch in Tarragona ist mir aufgefallen, dass die Stadt ungeheuer barrierefrei gestaltet ist. Überall Rampen, Aufzüge und ebene Platten im Straßenpflaster. Wenn Du Lust hast, ein wenig auf Stöbertour in der Stadt zu gehen, die Website Tarragonas bietet Dir die Möglichkeit.
Du bist mit dem Wohnmobil unterwegs. Dann ist der WoMo-Reiseführer Ost-Spanien genau der richtige Begleiter für Dich. In meinen Empfehlungen erfährst Du mehr oder Du bestellst ihn hier.
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Salzburg ist zu jeder Jahreszeit schön. In der Adventszeit ist ein Bummel über die verschiedenen Weihnachtsmärkte ein besonderes Erlebnis. Die geschmückte Alt- und Neustadt, schön dekorierte Geschäfte, begleitende Musikveranstaltungen und die Landschaft um die Stadt laden zum Verweilen und Genießen ein.
Ich kenne Salzburg seit zehn Jahren zu allen Jahreszeiten.
Das Heimweh von Bernhard, meinem Mann, der in Salzburg aufgewachsen ist, spült
uns immer wieder in die wunderschöne Stadt. Eine besondere Zeit für einen
Salzburgbesuch ist die Adventszeit. Die Stadt ist festlich geschmückt und es
gibt viele verschiedene Weihnachtsmärkte, die fußläufig beieinander liegen.
Spaziergänge an der Salzach, mit Glück mit etwas Neuschnee, runden unser
Adventsprogramm ab.
Das Silberband der Salzach – rechts oben die Festung unten die Altstadtkirchen
Wir reisen gerne Anfang der Woche an, dann haben Hotels, Hostels und Pensionen freiere Kapazitäten. Der Wohnmobilstellplatz in Salzburg, mit perfekter ÖPNV-Anbindung in die Stadt, ist ebenfalls sehr zu empfehlen. In Salzburg, mit seinen vielen traditionsreichen Kaffeehäusern und auch neuen alternativen Cafés ist es ratsam, eine Übernachtungsmöglichkeit ohne Frühstück zu buchen. Sie schaffen es sonst nicht, einige der Café zu besuchen, die das Salzburger Leben einfach ausmachen. Gerne bleiben wir bis Donnerstag, denn da ist der Schrannelmarkt, in dem wir uns mit Salzburger Spezialitäten für zuhause eindecken.
Anreise nach Salzburg
Die Anreise ist problemlos mit dem Zug möglich. Salzburg zu entdecken ist zu Fuß und mit dem Öffentlichen Personennahverkehr wunderbar möglich. Die innerstädtischen Busverbindungen funktionieren seit langem Klimafreundlich mit O-Bussen. Über Oberleitungen werden die Fahrzeuge mit Strom versorgt und angetrieben. Die Tarife und Tickets für die Busse bekommst Du in jeder Trafik, so heißen die Kioske in Österreich. Oder du nutzt die SalzburgCard. Sie ist für 24, 48 oder 72 Stunden erhältlich und bietet einmaligen Gratis-Eintritt in alle Sehenswürdigkeiten und Museen, freie Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln (ausgenommen S-Bahn!), attraktive Ermäßigungen bei kulturellen Veranstaltungen und Konzerten, zusätzliche Vergünstigungen bei vielen Ausflugszielen und teilweise Schnellzugang ohne Anstellen an der Kasse. Die Salzburgcard ist auch online buchbar.
Wir fahren mit unserem Bus bis zum Hanuschplatz, einem
Knotenpunkt verschiedener Buslinien. Wir queren die Straße und finden zuerst
den Bäcker Peter Pföss mit einem wunderschön geschmückten Schaufenster zur
Weihnachtszeit.
Die Weihnachtsbäckerei Peter Pföss in der Nähe des Sternbräu – auch im Sommer lockt leckeres Gebäck
Sternadvent
Gleich rechts von der Bäckerei Peter Pföss geht es zum Sternbräu mit seinen Arkaden. Das Sternbräu wurde 2013 und 2014 für 25 Millionen Euro aufwändig saniert und bietet 1.400 Gästen einen Platz. Trotzdem vieles neu gestaltet wurde, ist der alte österreichische Gasthausflair in einigen Bereichen erhalten worden. Teile der 1542 n. Chr. erstmals erwähnten Sternbräu-Gasträume standen unter Denkmalschutz und bei den Renovierungen sind sogar Teile der Stadtmauer zum Vorschein gekommen. Neue moderne Gaststuben sind hinzugekommen. So kann jeder Gast im Ambiente seines Geschmacks speisen, ein Vorreservierung zu Stoßzeiten empfehle ich sehr. In den neuen Arkaden des Sternbräus und im Biergarten ist ein wunderschöner Weihnachtsmarkt.
Der Eingang in den Weihnachtsmarkt der Sternarkaden
Handwerker, Landwirte, Imker und Kunsthandwerker bestücken
diesen Markt und bieten viele regionale Spezialitäten an.
Heiße Maroni sind in der Winterzeit in Salzburg allgegenwärtig Der Weihnachtsbaum der Sternarkaden Der Innenhof des Sternbräu – im Sommer der Biergarten – ist mit goldenen Engelsflügeln geschmückt
Wir verlassen den Weihnachtsmarkt durch das Durchhaus
Richtung Getreidegasse. Einige Straßen der Altstadt sind sehr lang und haben
keine Querstraßen. Damit Fußgänger auf kurzem Weg zur Parallelstraße gelangen
können, wurden fast alle Häuser in diesen Bereichen als sogenannte Durchhäuser
gebaut, mit einem ebenerdigen Durchgang durch das Gebäude zur Parallelstraße. Die
Getreidegasse ist festlich mit Lichtern geschmückt und ein Blick nach oben
lohnt in dieser bekanntesten Einkaufsstraße Salzburgs immer. Die Schilder der
Geschäfte dürfen keine Leuchtreklame haben und müssen im alten Stil gehalten
sein. Die Fassaden der wuchtigen Bauten sind außerdem sehenswert. Oben auf dem
Mönchsberg thront das Naturfreundehaus.
Der Weihnachtslichterschmuck der Getreidegasse scheint unspektakulär
Die Bosna
Unser Weg am Vormittag führt immer über das Bosnastandl. Die
Bosna ist eine Delikatesse, die zu jedem Salzburgbesuch dazugehört. Der Bulgare
Zanko Todoroff servierte 1949 im Mühlnerbräu die Bratwurst nach seinem
Geheimrezept. Wegen ihres besonderen Geschmacks wurde sie schnell stadtbekannt.
1950 eröffnete Todoroff den heutigen Balkangrill im Durchhaus der Getreidegasse
33. Die Eingangstür zum Grill ist gleichzeitig die Speisenausgabe. Der
Arbeitsplatz der Grillmeisterinnen hat nur circa drei Quadratmeter Fläche und
hat sich – außer bei den Preisen – in all den Jahren wenig verändert. Der Name
der Wurst leitet sich vom bulgarische Wort für Jause „Bosa“ ab, das vom ersten
Werbe-Plakatmaler kurzerhand in Bosna umgewandelt wurde. Heute betreibt die
Fleischerei Walter, die die Würste selbst herstellt, den Bosnagrill.
Der Bosnagrill im Durchhaus beim Dantendorfer in der Getreidegasse 33
Was, liebe Leserin, lieber Leser, unterscheidet eine übliche Bratwurst von einer Bosna? Erstens die Gewürze in der Wurst und zweitens die Gewürzmischung auf der Wurst. Ich empfehle die Nummer zwei, die Ursprüngliche, die Originale. Zwei Würsteln kommen in das lange, getoastete Brotweck. Eine Zwiebel-Senf-Petersilienmischung und das spezielle Curry werden hinzugefügt. In ein Papier gewickelt in Empfang nehmen, kurz die Hitze wegpusten, abbeisen und der Aufstieg ins kulinarische Bosnaparadies beginnt.
Die Bosna, eine Delikatesse, die zu jedem Salzburgbesuch dazugehört
Die Durchhäuser
Kauend spazieren wir den Durchgang weiter und kommen in der Herbert-von-Karajan-Straße, fast beim Universitätsplatz heraus und wenden uns nach links. Wir wollen heute einige Durchhäuser zwischen Getreidegasse und Universitätsplatz durchstreifen und uns an der weihnachtlichen Dekoration erfreuen. In den Gängen, die an manchen Stellen breite Passagen sind, sind kleine Manufakturen, Geschäfte und Lokale. Eine der Gänge sind komplett überbaut, andere wieder münden in Innenhöfen.
Die Durchhäuser verbinden die Getreidegasse mit dem Universitätsplatz und sind weihnachtlich dekoriert Ungewöhnliche Weihnachtsdekoration in der Herbert-von Karajan-Straße Manche Durchhäuser haben auch Innenhöfe Salzburger Nockerln – Angebot im Durchhaus – die Kuh dient als Stehtisch
Universitätsplatz
Wir unterbrechen unseren Streifzug am Universitätsplatz, denn die Marktstände dort sind immer gut sortiert und bieten die unterschiedlichsten österreichischen Spezialitäten. Der Markt auf dem Universitätsplatz hat werktäglich bis gegen 14 Uhr geöffnet
Obst soweit das Auge reicht und farblich wunderschön arrangiert. Die Gemüseauswahl lässt keine Wünsche offen
Wir wollen uns kurz vor der Mittagszeit mit einem Getränk erfrischen und steigen hinab in den Gewölbekeller von Mozarts Geburtshaus, in die Hagenauerstuben am Universitätsplatz. Hier hat mein Mann Bernhard einige Jugendzeit verbracht und die Einkehr dort am Vormittag gehört für uns zum Salzburgbesuch.
Üppiger Weihnachtsschmuck im Hagenbucher – mit einem dezenten Hinweis, als was sich Salzburger empfinden Der komplette Gewölbekeller ist mit Weihnachtsschmuck dekoriert
Die Rückseite von Mozarts Geburtshaus schaut zum Universitätsplatz. Ob Mozarts Mutter damals schon den Markt direkt vor der rückwärtigen Haustür hatte und der Vater die Hagenauerstuben besuchte?
Vor der Rückseite von Mozarts Geburtshaus am Universitätsplatz ist der werktägliche Markt aufgebaut
Wir wenden uns am Würstlstand in den Durchgang zum Alten
Markt hin. Mein Blick fällt dabei in die Wiener-Philharmoniker-Gasse,
die Du bei einem Stadtspaziergang sowieso nicht außer Acht lassen solltest.
Das Cafe Herr Leopold in der Wiener-Philharmoniker-Gasse 1, mit kuschliger Außenbestuhlung
Café Tomaselli und Café Fürst
Durch die Churfürstenstraße spazieren wir heute am Café Tomaselli vorbei. In echtem österreichischen Kaffeehausambiente sitzt man dort zusammen, liest die Zeitung oder führt tiefsinnige Gespräche. Die Bedienung kommt mit einem riesigen Tablet mit der Kuchenauswahl an den Tisch, und da ist jedes Stück schöner anzuschauen als das nächste.
Das es im wahren Österreich wirklich oft so zugeht, konnte ich in Wien erfahren. Bei unserem Frühstück in einem Wiener Kaffeehaus, marschierte Bundeskanzler Kurz ohne große Entourage mit drei Besuchern herein und setzte sich zum Kaffee und Gespräch an den Nachbartisch.
Das traditionsreiche Café Tomaselli hat echtes österreichisches Kaffeehausambiente Ein Blick auf einen Teil des Kuchenangebots des Café Tomaselli
Uns reizt der Kuchen nach der leckeren Bosna noch nicht und wir spazieren weiter zum Café Fürst. Dort kaufen wir Mozartkugeln für unsere Nachbarn, die sich um unsere Post kümmern. Bereits im Jahre 1890 kreierte der Salzburger Konditor Paul Fürst die heute weltbekannte Salzburger Mozartkugel. Seine feine Schöpfung aus Marzipan mit Pistazien, umhüllt von Nougat und dunkler Schokolade wurde rasch zur berühmtesten Praline der Stadt und Weltbekannt. Bei einer Pariser Ausstellung wurde er 1905 mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Natürlich gibt es beim Fürst auch leckere Kuchen, Frühstück und Lunch in österreichischer Kaffeehauskultur und im Sommer ein besonders leckeres Eis.
Der Eingang zu Café und Konditorei Fürst in der es die Originalen Mozartkugeln gibt
Christkindlmarkt Salzburg
Rechts am Café Fürst vorbei sind wir schon gleich auf dem Residenzplatz, beim größten Salzburger Weihnachtsmarkt, der natürlich Christkindlmarkt heißt. Hier wird ein buntes Gemisch von Waren angeboten, teils echte österreichische Handwerkskunst, teils made in China oder sonst wo. Kulinarisch geht es ebenso inländisch wie international zu. Bei diesem Eingang zum Christkindlmarkt beginnt eine Krippenausstellung, die sich nach links hin weiterzieht. Welch filigrane Handarbeit in den Krippen steckt!
Plakat Salzburger Christkindlmarkt Auf dem Residenzplatz vor dem Salzburger Dom beginnt der innerstädtische Christkindlmarkt Eine Krippenausstellung bereichert den Christkindlmarkt in Salzburg
Wir spazieren weiter über den Domplatz, auf dem im Sommer immer der „Jedermann“ aufgeführt wird und kommen auf den Kapitelplatz, auf dem der Mann auf der goldenen Kugel steht. Er gehört zum Gesamtkunstwerk Sphaera des Künstlers Stephan Balkenhol. Der Mann auf der goldenen Kugel ist das auffälligere Stück, auf einem markanten Platz. Das Gegenstück, die Frau im Fels, ist eher klein und unscheinbar. Sie steht in einer Felsnische des Mönchsbergs im Toscaninihof.
Blick über den Mann auf der goldenen Kugel zur Festung Salzburg
Sankt Peter
Wir biegen nach rechts ab zum Stift St. Peter. Auch das gehört immer zu unserem Salzburgrundgang, denn in St. Peter gibt es noch einige, mir liebe, „altertümliche“ Dinge. Erstens die Bäckerei des Stifts, die unglaublich gute Brote und Hefegebäcke herstellt. Zweitens die Wassermühle, die heute noch von den Petersbäckern dazu genutzt wird, die Kornmühle anzutreiben. Und drittens der Friedhof St. Peter, der innerlichen Frieden stiftet. Wir lauschen kurz dem Klappern der Mühle und steigen hinab in die Backstube mit Verkaufsraum. Als wir wieder ans Tageslicht kommen, kauen wir ein backwarmes Rosinenbrötchen. Es ist so schade, dass Geruch und Geschmack immer noch nicht über das Internet transportiert werden können. So musst Du selbst nach Salzburg fahren, um den typischen Bäckereigeruch des Petersbäckers und den weichen, flaumigen Geschmack der Rosinenbrötchen zu genießen.
Die Wassermühle wird heute noch zum Kornmahlen in St. Peter genutzt Vor dem Mühlrad geht es links hinunter zur Bäckerei St. Peter Schade, dass ich Duft und Geschmack nicht fotografieren kann – Brot und Süßgebäck sind unglaublich lecker Der Eingang zum Friedhof St. Peter vom Mühlrad und der Bäckerei aus
Wir spazieren gemütlich durch den Friedhof von St. Peter,
der sich eng an den Mönchsberg schmiegt. Hoch in den Felsen sind einige
Katakomben eingemeißelt, die ursprünglich als Einsiedeleien dienten, später
aber auch als Grabstätten. Viele berühmte Menschen sind auf diesem Friedhof
begraben. Aber auch die Marterl, die Grabinschriften, der anderen Gräber
verdienen Deine Beachtung.
Die typischen Grabstellen im Friedhof St. Peter sind mit eisernen Marterln geschmücktKatakomben im Fels des St. Peters Friedhof in Salzburg
Nach der Stille des Friedhofs wenden wir uns am anderen Ende nach rechts, zum Peterskeller. Bereits seit 803 n. Chr. werden hier Gäste kulinarisch verwöhnt. Wir besuchen ihn üblicherweise nur in der Adventszeit, denn im Gewölbe im Hof ist eine wunderschöne holzgeschnitzte Krippe aufgebaut. Die Preise für den Glühwein sind „Salzburgnormal“ und nicht so übertrieben hoch, wie die sonstigen Preise des Peterskeller. Im letzten Sommer hat mich Bernhard am Spätnachmittag mal zu einem Achtel (Wein) dort hingeführt. Im romantischen Ambiente des Innenhof ist es wesentlich kühler als im Rest der Stadt. Für uns, die wir in der Pfalz wohnen, ist ein Achtel, also 125 ml, Wein, eher eine Weinprobe, die der Winzer kostenlos ausschenkt. Der Pfälzer würde gehässig sogar Schluckimpfung zu dieser Menge sagen. Der Ober beriet Bernhard zu den Ausschankweinen, ohne dass wir eine Karte sahen. Für die zwei österreichischen Achtel, die unseren Geschmack eher nicht trafen, bezahlte er fast 30 €! Er war fassungslos, denn das waren die Weine nicht wert – vermutlich war der Name Peterskeller eingepreist! Der Glühwein im Peterskeller hat normalen „Salzburgpreis“, schmeckt sehr lecker und die Sitzgelegenheit ist gar zu kuschelig.
Den Peterskeller gibt es seit 803Warme Sitzgelegenheiten im Innenhof des Peterskellers, direkt neben dem Glühweinstand Die menschengroßen Figuren sind eine HolzschnitzarbeitDer Ein- und Ausgang des Pelterskelers ist weihnachtlich dekoriert
Kirchen in Salzburg
Wir spazieren durch den festlich geschmückten Torausgang des Peterskellers und gehen geradeaus zur Franziskanergasse, wo wir uns nach links wenden. Ja, auch hier steht wieder eine Kirche, die Franziskanerkirche. In Salzburg gibt es rund 50 Kirchen, das ist eine Kirchendichte wie in Rom! Die vielen Kirchen sind der Geschichte der Stadt geschuldet, die eine große Anzahl bauwütige Fürstbischöfe hatte. Du erinnerst dich an den „Skandal“ 2013 in Limburg an der Lahn, mit den Bauausgaben des Bischofs Tebarz van Elst? Seit diesem Skandal wird Limburg von Städtetouristen überrollt. In den Luxuswohnräumen des Bischofs eröffnete die Diozöse 2019 ein Museum. Ich will keine Lanze für van Elst brechen, aber er hat nichts anderes getan als viele Erz- und Fürstbischöfe in Salzburg über mehrere Jahrhunderte. Groß und protzig bauen, meist für den privaten Gebrauch. Schloss Mirabell zum Beispiel wurde 1606 für die Konkubine, bzw. heimliche Ehefrau des Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau, erbaut, mit der er 15 Kinder hatte. Diese Bauwut wird in Salzburg seit den 1950er Jahren gut vermarktet.
Die heutige Beliebtheit der Stadt, der Flair, das, ich nenne es mal Gesamtkunstwerk Salzburg, ist nur der Bauwut der Salzburger Erz- und Fürstbischöfe zu verdanken. Auch wenn frühere Generationen von Gläubigen dafür sicherlich finanziell ausgeblutet wurden. Die heutige Generation hat wirtschaftliche Vorteile, da der Tourismus etliche Arbeitsplätze schafft. Leider hat die Beliebtheit der Stadt aber auch dahin geführt, dass die Immobilienpreise in einer Höhe sind, die sich normale Verdiener nicht mehr leisten können. Der größte Grundstücksanteil der Salzburger Altstadt gehört heute noch der katholischen Kirche.
Geheime Specerey
Wir biegen an der Franziskuskirche nach rechts ab, in die Siegmund-Haffner-Gasse. An der Kirchentür sind keine Thesen, aber die Konzerte in der Adventszeit angeschlagen. Falls Du ein Mensch bist, der sich treiben lässt, dann lohnt es sich, die Plakate zu lesen, denn oft genug finden am helllichten Tag kulturelle Veranstaltungen statt, die spontan besucht werden können. Wir steuern auf die „Geheime Specerey“ zu, in der wir unsere Abschlussrast machen wollen. Im vorderen Teil des Lokals sind nur wenige Tische, hier sitzt Du auf Barhockern oder stehts mit Deinen Freunden im Gespräch. Im hinteren Teil ist mittlerweile Restaurantbestuhlung. Die Weinauswahl ist unglaublich groß, dazu einige kleine Köstlichkeiten zum Schmausen, nette Gespräche, so schön kann das Leben sein. Wir haben Glück, wir erwischen eine Zeit, in der nicht viel los ist und können auf Barhockern vor einem Regal mit Köstlichkeiten Platz nehmen. Du möchtest die Toilette aufsuchen? Das kannst du hier wortwörtlich. Hinab in den Gewölbekeller, durchs Weinlager hindurch findest du sie.
Ein Geheimtipp ist die „Geheime Specerey“ nicht mehr unbedingt Kleinigkeiten passend zum Gas Wein sind im Angebot Direkt beim Tisch kann man das Angebot in Augenschein nehmen Die Toilette ist hinter dem Weinlager versteckt
Mozarts Geburtshaus
Auf dem Rückweg zum Hanuschplatz passieren wir die Vorderseite
von Mozarts Geburtshaus in der Getreidegasse. Davor sind immer Trauben von Menschen,
die mit Stadtführerinnen und Stadtführern unterwegs sind. Eine Besonderheit Salzburgs
ist, dass es Nahversorger in der Innenstadt gibt. In Mozarts Geburtshaus zum
Beispiel ist ein „Spar“ im Erdgeschoss.
Die Ansicht von Mozarts Geburtshaus aus der Getreidegasse
Wir wenden uns am Geburtshaus nach rechts und laufen Richtung Staatsbrücke. Der letzte Laden vor dem Durchhaus links ist das Käslöchl. Ein putziger kleiner Käseladen, der seit Urzeiten dort ist. Er hat nur eine Breite von etwa 3 m. Die Eingangstür steht offen, im Hintergrund ist die Käsetheke in einem Gewölbekeller zu erkennen. Wer Salzburg besucht, sollte sich die Zeit nehmen, alle Gassen und Gässchen zu durchschreiten. Überall kannst Du kleine, aber feine Läden entdecken, die kulinarisches, kunsthandwerkliches oder ungewöhnliches bieten.
Das Käslöchl ist ein kleiner traditioneller Käseladen im Durchhaus von der Getreidegasse zur Staatsbrücke
Spaziergang an der Salzach
Die Staatsbrücke verbindet die Altstadt mit der Neustadt
Wir haben genug vom städtischen Treiben, queren die Straße
und laufen auf der linken Seite über die Staatsbrücke. Am Ende biegen wir
rechts ab und spazieren auf dem Fußweg an der Salzach entlang. Nach etwa 100 m liegt
rechts oberhalb das Café Bazar, eines der traditionellen Kaffeehäuser in
Salzburg. In den 1880ern gegründet, war es lange Zeit ein Künstlertreffpunkt.
Wir passieren den Markartsteg, der mittlerweile als „Liebessteg“ von denen gefeiert
wird, die meinen, ihre Liebe öffentlich mit einem Vorhängeschloss zu
präsentieren. Wie viele schöne, neue und historische Brückenbauwerke
mittlerweile durch die rostigen Dinger weltweit verschandelt sind, ist
unfassbar. Mal vom Umweltgedanke abgesehen, weil wertvolle Rohstoffe so
blödsinnig verbraucht werden, werden auch die unter den Brücken liegenden
Flüsse mit dem Metall belastet, weil die Schlüssel feierlich dem Wasser
übergeben werden. Wenn wenigstens die Paare, die sich trennen, ihr Schloss
wieder abzwicken würden!
Der Markartsteg über die Salzach. Oben auf dem Mönchsberg thront das Museum der Moderne
Wir marschieren weiter, genießen die Sonne, die Ruhe und die
schönen Gebäude rechts und links der Salzach. Vom Müllnersteg aus kann man
hinten rechts die Wallfahrtskapelle oben auf dem Plainberg sehen. Die Wanderung
hinauf ist lohnenswert, aber heute für uns nicht mehr.
Vom Müllner Steg aus blickt man über die Elisabeth Vorstadt zur Wallfahrtskirche Maria Plein
Wir gehen über die Brücke zur Mönchsbergseite, spazieren Flussabwärts mit Blick auf die Altstadt und Festung zurück zum Hanuschplatz.
Das Silberband der Salzach – rechts oben die Festung unten die Altstadtkirchen
Hellbrunner Adventszauber
Hellbrunner Adventszauber sogar mit Schnee auf dem Adventskranz
Um uns für den Adventszauber in Schloss Hellbrunn zu stärken, frühstücken wir im Café 220° in der Chiemseegasse. In diesem Rösthaus und Café kommen Kaffeekenner auf ihre Kosten. Die umfängliche Kaffeekarte ist beinahe ein Lehrbuch über Kaffeeanbau. Leckere Tees, Frühstück traditionell, international, vegetarisch und vegan wird dort ansprechend serviert.
Das Rösthaus und Café 220° in der Chiemseegasse lohnt unbedingt einen Besuch
Auf unserem Weg zur Bushaltestelle passieren wir in der Getreidegasse 3 die Konditorei und Confiserie Schatz. Das Schaufenster ist mit einer aus Zuckerwerk gestalteten Stille-Nacht-Kapelle geschmückt. Oberndorf liegt Salzachaufwärts nur etwa 20 km von Salzburg entfernt. Hier textete 1816 Joseph Mohr, Hilfspriester der Schiffergemeinde, die Worte des Liedes. Erst zwei Jahre später, am Nachmittag des 24. Dezember 1818 übergab er den Text seinem mittlerweile zum Freund gewordenen Aushilfsorganist Franz Xaver Gruber, von Hauptberuf Lehrer. Dieser vertonte den Text sogleich. Am Abend nach der Christmette trugen die beiden Männer die Komposition der Gemeinde vor, zweistimmig und von der Gitarre begleitet. Das Lied ist das weltweit bekannteste an Weihnachten gesungene Lied. Zur Erinnerung an die beiden Männer wurde die „Stille-Nacht-Kapelle“ in Oberndorf errichtet.
Die Stille-Nacht-Kapelle in Oberndorf aus Zuckerwerk schmückt die Auslage der Confiserie Schatz
Mit dem Bus fahren wir hinaus in den Süden der Stadt. Auch Schloss Hellbrunn wurde im Auftrag eines Fürsterzbischofs, Markus Sittikus von Hohenems, in den Jahren 1613–1615 erbaut. Es ist ein Schloss in italienischer Art und diente nur der Erholung und dem Vergnügen des Fürsterzbischofs, seiner Gäste und Konkubinen. Seine Wasserspiele sind die weltweit am besten erhaltenen der Spätrenaissance. Zahlreiche Wasserscherze, verschiedene beweglichen Figuren und Grotten beeindrucken die Besucher. Aber nur im Sommer, denn im Winter ist es für Wasserspiele zu kalt. Für uns präsentiert sich Hellbrunn heute leicht verschneit, bei der Busfahrt sehen die Stadt und die wunderschöne Landschaft drumherum verzaubert aus. Wir spazieren zuerst in den Schlosspark, denn der Budenzauber lockt uns noch nicht so sehr. Am Weiher im Park ist der Friedensengel im Wasser aufgebaut. Der Engel als Lichtskulptur im Nebelkleid ist zu Weihnachten ein Symbol für Liebe, Frieden, Brauchtum und Kultur. Auf mich wirkt der Engel am Vormittag bereits sehr imposant. Die aus verzinktem und lackierten Stahl gebaute Skulptur ist mit 55 Wasserdampfdüsen ausgestattet, die den Engel als Nebel umhüllen. Viele Künstler haben daran mitgearbeitet, die Projektleitung hatte Markus Anders. Im Lichterschein am Abend wird der Engel sicherlich zauberhaft erscheinen.
Im Schlosspark steht der Hellbrunner Weihnachtsengel
Während des Adventszaubers, von Montag bis Donnerstag, ist der Besuch des Salzburger Tiergartens kostenlos. Auch in diesem Tiergarten werden einige aussterbende Tierarten erhalten und gezüchtet. Einheimische Tierarten, wie Gämsen und Steinböcke finden am Berghang ideales Gelände.
Am Eingang zum Schloss empfängt uns ein aus Weitenruten
gebautes Rentierkarrengespann, in dem der Weihnachtsmann bereits für Heiligabend
übt.
Der Weihnachtsmann im Schlosspark Hellbrunn übt mit einem Karren und Zweige-Rentieren
Die Wege zum Schloss, dass Gelände und das Schloss selbst
sind weihnachtlich geschmückt. Die Buden des Adventszaubers bieten wieder
wunderschöne Kleinigkeiten, Tand, heimische Spezialitäten und viel
kunsthandwerkliche Dinge. Das Begleitprogramm ist eher auf das Wochenende fokussiert.
Weihnachtsbaumwald vor dem Schloss Hellbrunn In den Buden beim Adventszauber wird Kunsthandwerk, Tand und Kulinarisches geboten Spiralkartoffeln sind einfach mal was anderes als Pommes – hmmmm
Eine Tradition des Salzburger Landes sind die Krampusse oder Perchten. Diese Tradition stammt noch aus vorchristlicher Zeit. Während der Inquisition wurde der Bauch unter Todesstrafe verboten, da Hexen und Teufel verfolgt wurden. In den unzugänglichen Bergtälern überlebte der Brauch. Mitte des 17. Jahrhunderts begannen am Abend des 5. Dezember Einkehrbräuche, die von Schreckgestalten begleitet wurden. Brave Kinder wurden vom Nikolaus belohnt, unartige vom Krampus bestraft. Heute noch gibt es in vielen Orten Krampusumzüge, bei denen die Gestalten Lärm mit den umgehängten Glocken machen. Auf dem Schlossgelände sind diese Schreckgestalten in einer Freiluftausstellung zu sehen. Die Krampusgemeinschaft des naheliegenden Ortes Anif, sorgen für den Gruselfaktor und leihen ihre Kostüme für die Ausstellung her. Am 21. Dezember findet der Rauchnachtslauf zur Wintersonnenwende statt, das ist ein Brauchtumsspektakel mit Perchtengruppen der Umgebung.
Traditionelle Krampusse aus Anif sind in einer Ausstellung vor dem Schloss zu sehen Der Krampusbrauch wird für die Touristen erklärt
An die Krampusausstellung schließt sich das Wichteldorf an. Im
Wichteldorf können Kinder in die Häuschen klettern und an manchen Tagen werden
dort Märchen erzählt oder gebastelt. In kleinen Gehegen nebenbei sind einige
Tiere ausgestellt, die die meisten Kinder wohl nur aus dem Bilderbuch kennen.
Die Gehege gewähren den Tieren größtmöglichen Abstand und sind nicht als
Streichelzoo gedacht. Ein Bähnchen für die ganz Kleinen lädt ein zur
winterlichen Rundfahrt. Die Anifer Pfadfinder haben einen Unterstand errichtet,
der die Lagerfeuer vor Schnee und Regen schützt. Am Lagerfeuer können Würstchen
oder Marshmallows gegrillt werden, die Sitzgelegenheiten sind mit Schaffellen
bedeckt. Kinderpunsch und Erwachsenen-Glühgetränke werden ebenfalls
ausgeschenkt. Welches Kind möchte nicht in dem Thronsessel Platz nehmen?
Das Wichteldorf ist der Anziehungspunkt für Kinder beim Adventszauber im Schloss Hellbrunn
Schrannenmarkt
Unser Frühstück fällt donnerstags in Salzburg immer sehr
klein aus. Das ist dem Schrannenmarkt in der Neustadt geschuldet. Rund um die
Kirche St. Andräe, die gegenüber des Schloss Mirabell liegt, findet dieser
Markt statt. Typisch österreichische Spezialitäten, Speisen oder Zutaten zu Speisen,
die wir Deutschen so nicht kennen, werden dort angeboten. Ich schätze die österreichische
Küche seit vielen Jahren, aber so richtig kennen gelernt habe ich sie erst mit
Bernhard und auf dem Schrannenmarkt. Landwirte aus der Region bieten ihre Waren
feil. Ebenso Manufakturen, die die Lebensmittel weiterverarbeiten oder
Hausfraueninitiativen, wie jetzt zur Adventszeit die Keksbäckerinnen. Und
überall kann man probieren, soo lecker!
Donnerstags ist der Schrannenmarkt vor um die Kirche St. Andräe, ein Würstlstand darf nicht fehlen Die Hofkäserei St. Wolfgang hat den kleinsten Stand am Schrannenmarkt Typische österreichische Suppenbeilagen sind Kaspressknödel und Leberknödel Typisch am Schrannenmarkt ist die Vielfalt der einzelnen Verkaufsstände Obst und Gemüse sind farblich kunstvoll arrangiert und herrlich frisch Grünkohl oder Weißkohl isthier die Frage Hausgemachte Kekse aus dem Hausruckviertel
Das schönste am Schrannenmarkt ist aber das Fachsimpeln mit den Händlern und der österreichische Schmäh, der Witz, die Freude am Debattieren, am Wortgefecht. Diese Art der Unterhaltung zwischen Kunde und Verkäufer ist mir in Deutschland nicht bekannt und ich finde sie herzerfrischend.
Satt, glücklich und erschöpft, die Rucksäcke voll mit
Spezialitäten, spazieren wir über die Straße zum Weihnachtsmarkt am
Mirabellplatz und schauen uns dort noch die Buden an.
Weihnachtsmarkt am Mirabellplatz
Durch den herrlichen Schlosspark wandern wir hinaus zum Landestheater und wenden uns am Hotel Sacher vorbei wieder zur Salzach. Da es sehr kalt ist, können die Nahrungsmittel in unserem Gepäck nicht verderben und wir laufen die Salzach flussaufwärts, Richtung Mozartsteg. Dort wechseln wir die Flussseite und steigen diesmal am Justizgebäude in den Bus und machen uns mit unseren Schätzen auf den Heimweg in die Pfalz.
Der Mozartsteg mit Kapuzinerkloster im Hintergrund auf dem Kapuzinerberg
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Lange schon lag mir meine 7-jährige Tochter in den Ohren, sie bei einer Motorradtour mitzunehmen. Die vier schulfreien Tage über Christi-Himmelfahrt nutzten wir, um die nähere Heimat zu erkunden. Bei einer vier Flüsse Runde, Nagold, Gutach, Wolfach und Neckar, hatten wir viele spannende Erlebnisse.
„Ich würde heute Nacht lieber in der Jugendherberge schlafen.” – „Warum?“ – „Wir sind heute schon mal nass geworden und es sind wieder Regenwolken über uns. Wenn wir auf den Campingplatz gehen, müssen wir morgen bestimmt ein feuchtes Zelt einpacken.“ – „Wir müssen aber im Zelt schlafen, sonst ist es keine richtige Motorradtour. Und so einen Regen kann man doch mal aushalten, oder?“ Nach diesen Worten meiner 7-jährigen Tochter Lotti schimpfe ich mich in Gedanken „Weichei! Weichei!!“ Recht hat sie ja. Also fahren wir an der schön gelegenen Jugendherberge Dillweisenstein vorbei und steuern den Campingplatz in Bad Liebenzell an. Eigentlich sind wir ja im strahlenden Sonnenschein in Mannheim losgefahren, aber schon kurz nach Brühl erwischte uns die erste dicke Wolke. Aber dieser Mai 1999 ist sowieso eher ein April, denn schon im Vogelpark in Oberhausen traute sich die Sonne wieder hervor. Die Störche dort haben vier Küken und einer der freiwilligen Helfer lässt uns sogar auf eine Leiter steigen, um die flaumigen Tierchen besser zu sehen.
Vogelpark Oberhausen
Die vier Storchenküken im Nest
Ein Pfau, dem das Getue um die Klapperstörche nicht gefällt, balzt sodann sehr beeindruckend vor uns zwei Damen herum. Aber wir wollen weiter, das Barockschloss in Bruchsal lockt uns noch mehr. Dieses Hauptwerk des deutschen Barock wurde als Residenz des Fürstbischofs Damian Hugo von Schönborn erbaut mit einem einzigartigen zentralen Treppenhaus von Balthasar Neumann. Wir gönnen uns und unserer altgedienten Honda CB 450 S zuerst die rückwärtige Schlossansicht vom Schlosspark aus, bevor wir im Schlosscafé einen großen Eisbecher mit besonderer Aussicht verputzen.
Mit Selbstauslöser machen wir ein Foto im Garten von Schloss Bruchsal
Nagold
Durch blühende Rapsfelder fahren wir über Bretten nach Pforzheim, queren die Enz um dann entlang der Nagold bis fast zu ihrer Quelle zu gelangen. Für heute müssen wir allerdings erst mal einen Schlafplatz haben. Auf dem Campingplatz in Bad Liebenzell werden wir sehr herzlich aufgenommen. Der Platzwart sucht mit uns den weichsten Wiesenplatz. Auf den regnet es heute Nacht garantiert nicht, verspricht er. Es nieselt auch nur solange, bis das Außenzelt steht! In der Küche kochen wir uns einen Aufwärmtee und machen es uns an einem Tisch zum Abendessen gemütlich. Lotti gewinnt die erste Runde des „Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Turniers“ haushoch. Mit einer Geschichte der Kinder von Bullerbü als Vorbereitung auf unsere schwedische Sommerreise schlafen wir gut ein.
Na, gibt es woanders nicht noch einen weicheren Wiesenplatz?
Eigentlich hatten wir auf dem uns bekannten Minigolfplatz in Hirsau ein Spielchen wagen wollen, aber so kurz nach der Abfahrt will ich keine lange Pause machen. Lotti darf also nur auf dem angrenzenden Spielplatz rutschen, klettern und „Motorrad fahren“, bevor wir uns zum Nagoldstausee begeben.
Lotti darf auf dem Spielplatz Hirsau selbst Moped fahren, äh schaukeln
Bei Kentheim entdecken wir die
Holzbrücke über die Nagold, die nutzen wir gleich für ein Selbstauslöserfoto.
Eigentlich ist die Nagoldbrücke bei Kentheim für Fussgänger und Radfahrer, aber für ein Foto mit uns wird sie hoffentlich halten!
Kurz hinter Ebhausen lädt uns
linkerhand eine tolle Wiese zur Mittagsrast ein. Sogar die Sonne gesellt sich
nun zu uns. Hinter Altensteig wird die Straße dann sehr idyllisch, schmal durch
Wälder führend, bunte Blumen als Wegbegrenzung, einfach herrlich.
„Guck mal Mama, die surfen!“ Tatsächlich, bunte Segel leuchten auf dem Wasser des Nagoldstausees. Wir schauen eine Weile zu, bevor wir über Erzgrube und Obermusbach nach Freudenstadt weiterfahren. Dort folgen wir der B 28 nur kurz und biegen dann ins Wolfstal ab.
Wolfach
Ab Bad Rippoldsau folgen wir wieder einem Flüsschen, der Wolfach. Lotti hinter mir findet gar nicht genug Ausdrücke, um mir die Schönheit dieses Tals zu beschreiben. Nachdem ich wegen einer rasenden Bochumer Motorrad-Gruppe, die mich in Etappen überholt, zweimal gefährlich bremsen musste, halten wir an, um die Kilometerfresser vorbeizulassen. „Sehen die überhaupt die schönen bunten Blumen, Mama?“ fragt meine Süße mich über die Gegensprechanlage. – „Ich habe keine Ahnung, ich glaube eher nicht. Die sehen ja nicht mal entgegenkommende Autos!“ erwidere ich genervt. Als wir uns weitertrauen entdecken wir Wildwasserpaddler und halten wieder, um sie um eine enge Kurve gleiten zu sehen.
Lotti hat die Wildwasserpaddler auf der Wolfach entdeckt
Vogtsbauernhof
Kurz nach Wolfach leiten uns Hinweisschilder zum Vogtsbauernhof, einem Freilichtmuseum, das auf unserem Besichtigungsplan steht. Alte Schwarzwaldhöfe, wurden an anderen Stellen abgebaut, um hier restauriert in altem Glanz zu erstrahlen. Diese Höfe sind sehr beeindruckend. Die Einrichtungen in den einzelnen Höfen sind nach Themen geordnet, hier mal Kleidung, da Korbflechterei, Holzschnitzerei oder Weberei. Durch die anschaulichen Erklärungen und alten Fotos ist für Lotti und mich nachvollziehbar, wie die Leute früher gelebt haben. Die Riesendachstühle sind heutzutage bestimmt ein El Dorado für Zimmerleute. Schon allein das Zusammenfügen der Scheunentore nur mit Holznägeln, ohne irgendein Metallstück ist beachtlich.
Lotti sitzt müde von den Tageseindrücken vor einem Wollkorb Schafstall des Vogtsbauernhofmuseums
Müde vom Schauen fahren wir zurück Richtung Wolfach, denn dort war ein Campingplatz ausgeschildert. Durch die Erlebnisse des Freilichtmuseums geprägt, ergötzen wir uns an den tollen Häusern und Gärten in Kirnbach und sind am Ortsende, ohne den Campingplatz gesehen zu haben. „Lotti, war der woanders?“ frage ich ratlos. Lotti ist nämlich zuständig für das Auffinden der blauen, mit Wohnwagen und Zelt versehenen, Schilder und das Hinlotsen auf den Platz. „Nee, da stand Kirnbach“ kommt die ebenso ratlose Antwort zurück. Ich kehre um und auf dem Rückweg stellen wir fest, dass wir vor lauter Gucken am Campingplatz zur Mühle, der sich steil einen Hang heraufzieht, vorbeigefahren sind.
Nasses Wetter, nasses Zelt, aber drinnen ist es gemütlich und trocken!
Nach dem Spagettimahl gibt es für mich ein erfrischendes Weizenbier zum „Mensch-Ärgere-Dich-Nicht“ Spiel. Die Regentropfen wiegen uns heute in den Schlaf und wecken uns am Morgen auch wieder. So kuscheln und dösen wir noch etwas, bevor wir uns entschließen, doch ein nasses Zelt einzupacken. „Schau, die Hasen kochen auch Kaffee!“, ruft Lotti. Aus den Wäldern steigen nach dem vielen Regen Wolkenfetzen hoch, die wie Kochfeuer aussehen.
1. Größte Kuckucksuhr in Schonach
Die Fahrt zur größten Kuckucksuhr der Welt in Schonach gestaltet sich verwirrend, denn wir sind auf so viele „größte“ Kuckucksuhren, die sich auf dem Weg dorthin aneinanderreihen, nicht gefasst. Am Ziel stellen wir dann fest, dass die Schonacher Uhr die 1. Weltgrößte war. Wir erreichen sie um kurz vor 12.00 Uhr. Gespannt auf den Kuckuck verharren wir im Nieselregen und werden mit 12 sonoren Kuckucks des ehrwürdig aussehenden Vogels belohnt.
Kurz nach zwölf posiert Lotti vor der 1. Weltgrößten Kuckucksuhr in Schonach, noch ganz beeindruckt von dem Kuckuck, der 12 mal Kuckuck rufen musste
Quellstein des Neckar
Den Wasserfall in Titisee lassen wir ausfallen, da wir schon gut mit Wasser von oben eingedeckt sind. Wir machen uns auf dem schnellsten Weg, über die B 33, an Villingen vorbei nach Schwenningen. Dort finden wir nach kurzer Suche im Stadtpark Möglingshöhe einen Spielplatz und nahebei den Quellstein des Neckar.
Hier nun ist der Anfang unserer Neckartour – der Quellstein des Neckar
Von der Quelle bis zur Mündung in den Rhein bei Mannheim ist der Neckar der eigentliche Grund für unsere Reise. Aber zuerst versteckt er sich unter den Straßen von Schwenningen, erst als wir nach dem Luftfahrtmuseum nach Deißlingen abbiegen, sehen wir ihn zum ersten Mal in seinem Bett. Wir fahren das, in der Landkarte gelb eingezeichnete, Sträßchen über Lauffen nach Rottweil, wo wir in schöner Atmosphäre Rast machen.
Der Stadtbrunnen in Rottweil vor einem prächtigen Bürgerhaus
„Mama, du wolltest doch auf die Straße 14, nicht auf die 27!“ sagt mein aufmerksames Kind kurz hinter den Rottweil-Serpentinen zu mir. Ich halte und studiere die Landkarte. Tja, da habe ich mich von dem Hinweis Tübingen an der Nase herumführen lassen. Der Weg über Dietingen und Irslingen nach Talhausen an den Neckar zurück ist jedoch sehr viel beschaulicher als die B 27 oberhalb Rottweils.
So ein schöner Brunnen in Irslingen, wohl der Faßnet gewidmet
Burgruine Ahlbeck und Mammutbäume
In Sulz wollen wir die Burgruine Albeck besichtigen und im Naturschutzgebiet Eichwald die mehr als 100jährigen über 40 m hohen Mammutbäume. Wir folgen erst dem Waldlehrpfad der uns zur, im Sonnenschein liegenden Burg, führt. Derzeit ist ein Ruinenverein mit der Restauration befasst, um der Nachwelt die Ruine zu erhalten.
Jungfer Lotti auf Burg Albeck, Sulz
Über einen Kilometer soll es noch bis zu den Mammutbäumen sein, wir haben jetzt schon keine Lust mehr auf die Helme und Tankrucksackschlepperei. „Sie können ihre Sachen ruhig in unser Auto legen, da kommt nichts weg“, bietet uns der freundliche Helfer des Vereins an. Er beschreibt uns auch die Stämme der Mammutbäume als von 4-5 Männern kaum zu umfassen. Na prima! Wir folgen dem beschilderten Weg, aber kaum sind wir im Wald fängt es an zu schütten. Einige Zeit folgen wir noch dem aufgeweichten Weg mehr rutschend als wandernd, bevor wir in einer Fichtenschonung Schutz vor der ausgebrochenen Sintflut suchen. Unsere Halstücher tragen wir längst als Kopftücher. Wir sind froh, dass uns niemand sieht, denn sonst wäre die Mär der neuen Waldhexen im Eichwald geboren. Als der Regen nachlässt folgen wir noch zwei Kurven und kehren dann um, denn die Mammutbäume sind nirgends zu entdecken. Lotti hat Fussweh in ihren Motorradstiefeln und meine, erst 20 Jahre alten Stiefel, lassen doch tatsächlich Wasser durch. So ist der Rückmarsch recht beschwerlich. Auf der Karte am Wanderparkplatz stellen wir fest, dass uns drei Kurven oder maximal 200 m von den Mammutbäumen getrennt haben. Sehr schade!
Wasserschloss Glatt
Wir queren in Sulz die B 14 und fahren auf einem schmalen kurvigen Sträßchen nach Glatt zu einem sehr schönen, malerischen Wasserschlösschen. „Ich dachte, das ist im Wasser,“ sagt Lotti zu mir. – „Ist es doch auch.“ – „Nein, ich dachte richtig im Wasser. Ich dachte der Nöck wohnt da im Schloss unter Wasser!“ Jetzt erst verstehe ich Lottis Befürchtungen, das Wasserschloss zu besuchen. Sie hat ein Kinderbuch vom schwarzen Nöck, der im Teich wohnt und ein junges Menschenmädchen zur Hochzeit zu sich in Wasser lockt.
Lotti sitzt auf der Mauer vor dem Wasserschloss in Glatt
„Da geht’s links ab zum Campingplatz Horb, Mama!“ kommt die Anweisung von hinten. – „Wollen wir hier in Horb schon bleiben?“ Schon ist gut, immerhin ist es bald sieben Uhr. Als wir glauben, dass mit den blauen Campingschildern Schabernack getrieben wurde, entdecken wir weit außerhalb Horbs endlich den Zeltplatz, absolut ruhig gelegen inmitten des Nichts. Zum Abendessen gibt es Reiseintopf und die Fortsetzung unseres Turniers. Warum gewinnt meistens Lotti?
Unsere Campingküche versorgt uns großartig
Morgens
werden wir von der Sonne geweckt, wenn dass kein gutes Zeichen ist! Wir folgen
dem Neckar auf kleinen Sträßchen über Mühlen und Börstingen und fahren zur Burg
Weitenau hinauf. Die entpuppt sich als Nobelhotel und Restaurant, die unterhalb
am Neckar einen eigenen Golfplatz unterhält. So schauen wir nur das schöne
Gebäude von außen an.
Wie schön die Burg Weitenau oberhalb des Neckars liegt
Schwäbische Weinstraße
Ab Rottenburg
begleiten uns Weinberge am Neckar, die Schwäbische Weinstraße beginnt
allerdings erst wesentlich später. Wir verweilen in Tübingen nicht, obwohl uns
das Spielzeugmuseum reizt, denn wir haben Anderes vor. Das Ballungsgebiet bis
Stuttgart befahren wir auf Bundesstraßen, bleiben aber dem Neckar treu. Kurz
vor Pliezhausen entdeckt Lotti „Zeltbäume“, Bäume von Kletterpflanzen
überwuchert, die um den Stamm herum sehr geräumig sind. „Da muss man gar kein
Zelt aufbauen, wenn man hier schlafen will.“ Manchmal wäre das tatsächlich
schön, obwohl wir zwei schon ein eingespieltes Team sind. Das Außenzelt bauen
wir zusammen auf, ich lade das restliche Gepäck ab, während Lotti das Innenzelt
aufbaut und mit mir einrichtet, binnen 20 Minuten sind wir mit Aufbau und Einzug
fertig.
Lotti würde hier am Liebsten übernachten
Urmensch Museum Steinheim
Ab Bad Cannstatt fahren wir wieder „gelbe“ Sträßchen und verlassen kurz hinter Marbach den Neckar, um bis Steinheim der Murr zu folgen. Dort ist direkt hinter dem Rathaus das „Urmensch-Museum“ unser Ziel. In den Kiesablagerungen der Pleidelsheimer Senke wurden eine Vielzahl von Gebiss- und Skelettresten gefunden. Nicht nur das eines Waldelefanten, sondern auch der Schädel eines Urmenschen. Die Ausstellung ist sehr anschaulich, sogar mit einer Ton-Bild-Schau ausgestattet.
So ganz geheuer ist Lotti das Skelett des Waldelefanten nicht
Nach so viel Bildung erholen wir uns auf einer Wiese vor Benningen mit einer Brotzeit. Dann ist Frisbee spielen angesagt. Weiter folgen wir der Schwäbischen Weinstraße, entlang der beeindruckenden Felsengärten von Mundelsheim und Hessigheim. In Besigheim verführt uns die Sonne in eine Eisdiele. Wir gönnen uns zwei große Eisbecher und während der anschließenden Stadtbesichtigung können wir die Helme in der Eisdiele „unterstellen“. Das römische Museum in Walheim müssen wir zu meinem Bedauern auslassen, da es schon geschlossen hat. „Über die Römer weiß ich doch schon alles aus den Asterix-Filmen“, tröstet mich Lotti. Direkt neben einem Hühnerpferch werden die „Einmalübernachter“ auf dem Zeltplatz in Neckarsulm untergebracht. Lotti entdeckt gleich, dass die Hühner keine Kinder bekommen können, denn sie haben keinen Gockel. Leider legen sie uns auch kein Frühstücksei.
Lotti füttert die Hühner mit frischem Gras
Zweiradmuseum Neckarsulm
Wieder lockt uns die Sonne morgens aus den Federn. Sprichwörtlich, denn bei meinem Schlafsack ist eine Naht geplatzt. Für heute steht das Zweiradmuseum hier in Neckarsulm auf dem Programm. Die Straße dorthin ist gesperrt. Wir lassen uns davon nicht beeindrucken und parken direkt vor dem Eingang. Auch für nicht Technikversierte ist die Ausstellung sehr interessant gemacht. Im Erdgeschoß kann ich Lotti auf einem Hochrad ablichten, zu unserem Bedauern ist das bei den Motorrädern nicht möglich. In der Sonderausstellung „Roller“ finden wir unser Idealgefährt, einen Roller mit Anhänger. Beim Weiterschauen ein Weltumrundermotorrad mit Beiwagen. Das wäre, im Gegensatz zu einer Goldwing, für mich vom Gewicht her auch zu bewältigen. Aber wir wollen mal mit unserem Moped zufrieden sein. Weil wir das Gepäck um Lotti herum bauen, sitzt sie sicher wie in einem Sessel.
Das Motorrad wäre für Motorradtouren mit Kind auch nicht schlecht
Als ich mir andächtig ein Video der Rallye Paris – Dakar anschaue, fragt mich ein Besucher, ob ich auch mit der Rallye gekommen bin. Ich bestätige, dass auch Frauen auf dem Motorrad an der Rallye teilgenommen haben, ich jedoch leider nicht dazu zähle. Er lacht. „Ich meine die Rallye heute, vom Technikmuseum Sinsheim nach Neckarsulm.“ Tatsächlich, als wir aus dem Museum kommen, steht der Parkplatz voll mit alten Motorrädern, unser erst 10jähriger Youngster unschön mittendrin. Auf der gesperrten Straße parken die Oldtimer-Autos. Jetzt haben wir doch noch die Gelegenheit, die 7-jährige Lotti auf einer 70-jährigen NSU abzulichten. „Mein Opa ist aber vier Jahre älter“, klärt Lotti den Besitzer auf.
Lotti darf eine NSU 501 T von 1929 besteigen
Das Besucherbergwerk in Bad Friedrichshall, in dem auch eine Saurierausstellung untergebracht ist, muss aus Zeitgründen für heute unterbleiben. Wir touren weiter nach Bad Wimpfen, einem weiteren mittelalterlichen Städtchen auf dieser Neckartour. Dort findet heute das 5. Drehleierfestival statt. So ein Glück. Überall in den mittelalterlichen Gassen sind Drehorgelspieler aus aller Welt in historischen Kostümen unterwegs.
Haben wir ein Glück, so viele Drehleierspieler auf einem Fleck
Burg Guttenberg
Ab Bad Wimpfen folgen wir der „Burgenstraße“ bis zur aus dem 12. Jahrhundert stammenden, unzerstörten Burg Guttenberg, die zwei Attraktionen bietet. Einmal im Burgmuseum Geschichten vom „Leben auf der Ritterburg“ und zum Zweiten ist dort die Deutsche Greifenwarte von Claus Fentzloff untergebracht. Wegen der haben wir Neckarmühlbach angesteuert. Wir kommen gerade recht zur Flugschau um 15.00 Uhr. Anschaulich wird das Leben der Uhus, Adler und Geier vorgeführt und erklärt, denn die Greifenwarte züchtet seit vielen Jahren Greifvögel um sie an ursprünglichen Standorten wieder auszuwildern. Beim Rundgang lernen wir viel über diese Vögel, aber auch über die Zerstörung ihrer Lebensräume und direkte Verfolgung von Menschen.
Auf Burg Guttenberg erwarten und zwei Attraktionen
Heidelberg
Wegen der fortgeschritten Zeit
müssen wir ohne weiteren Stopp der Burgenstraße nach Heidelberg folgen und
halten dort nur für das obligatorische Foto vom Schloss.
In der Abendsonne beleuchtet das Heidelberger Schloss über dem Neckar
Mit der Fähre setzen wir von
Neckarhausen nach Ladenburg über. Dort findet endlich das versprochene
Minigolfspiel statt.
Schnell ein Foto und dann mit dem Motorrad auf die Fähre in Ladenburg
Neckarmündung
Nun ist der Neckar bald am
Ziel, über Ilvesheim, Feudenheim nach Mannheim-Neckarstadt begleiten wir ihn
auf seinen letzten Kilometern und nach der Hebebrücke im Industriehafen folgen
wir einem Anliegersträßchen zur Gaststätte Orderstation, um dort die Mündung
des Neckar in den Rhein, bei einem herrlichen Sonnenuntergang, zu passieren.
Die Neckarmündung ist sehr versteckt – gegenüber liegen die Industrieanlagen der BASF
Die vier schulfreien Tage
waren für diese schöne Tour eigentlich zu kurz, eine Ferienwoche hätten wir
einplanen müssen, um mehr von dieser geschichtsträchtigen Gegend zu sehen.
Du möchtest mit Deinem Kind auch Motorradtouren machen? Tipps zu Ausführung und Durchführung findest Du hier und als Download.
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Blühendes Leben – das Motto der Bundesgartenschau in Heilbronn hat vielfältige Bedeutung. Gartenschaubesucher spüren die unterschiedlichen Facetten überall. Es bedeutet Eintauchen in die: Region, Zukunftsthemen, Gartenwelten, Wasserspiele, Blüten, kulinarische Erlebnisse, Spaß und Spiel und abwechslungsreiche Veranstaltungen.
Die große Anfangsjulihitze ist vorbei ich möchte nach Heilbronn zur Bundesgartenschau. Wir reisen mit unserem Wohnmobil und den Fahrrädern. Der Wohnmobil-Stellplatz liegt idyllisch am Park „Wertwiesen“ in der Nähe des Freibades und Alt-Neckararms. Übernachtungen ohne Wohnmobil sind in der Jugendherberge direkt auf und im Harbr-Hotel neben dem Buga-Gelände buchbar. Genaue Hinweise findest Du am Ende des Blogartikels.
Konzept der Buga 2019
Heilbronn hat die Kunst verstanden, die klassische Gartenausstellung mit einer innovativen Stadtausstellung zu kombinieren. Auf einer 40 Hektar großen ehemaligen Gewerbebrachfläche sind seit 2013 bereits 22 Wohn- und Geschäftshäuser erbaut worden. Über 700 Menschen bewohnen schon einen Teil der Gebäude. Als 23. Haus ist die neue Jugendherberge am 1. Oktober 2018 auf dem Buga-Gelände eröffnet worden.
Stadt im Werden – Teilansicht
Stadt im Werden – viel Holz wurde verbaut
Im 100. Jubiläumsjahr des Bauhaus hat sich Heilbronn dessen Werten verschrieben. Die PlanerInnen des neuen Quartiers mussten Auflagen erfüllen: hochwertige und funktionale Architektur, soziale Mischung der Bewohnerstruktur und der Mensch im Vordergrund. Gemeinschaftliche Innenhöfe und Dachflächen, ein hoher Mietwohnungsanteil mit günstigen Kaltmieten, teils geförderter Wohnungsbau, über die Hälfte der Häuser in Holzbauweise und ein Haus für die Kindertagesstätte sind Beispiele für die Innovation. Deutschlands derzeit höchstes Holzhochhaus mit über 60 Mietwohnungen wurde hier ebenfalls realisiert.
Höchstes Holzhochhaus mit mehr als 60 Mietwohnungen
Nach der Buga werden 3.500 Menschen auf dem neuen Gelände wohnen und 1.000 ihren Arbeitsplatz haben. Die jetzigen BewohnerInnen können bereits an digitalen Projekten – wie Paketzustellung per selbststeuerndem Elektromobil – teilnehmen. Wohnen und Leben der Zukunft spiegeln sich in den Ausstellungsflächen wider.
Die Stadt im Werden
„Gehen wir halt Blümchen schauen“, mit dieser Motivation folgt mir Bernhard. Unsere Fahrräder parken wir im hinteren Teil des Parkhauses beim Eingang Innenstadt. Da steht sogar ein Reparaturservice zur Verfügung. Bereits beim Unterqueren der Bahnunterführung wurde Bernhard klar, dass es nicht mit Blümchenschauen getan sein wird. Die Zukunft der Stadt „Grün statt Grau“ wird hier veranschaulicht. Eisenrohre sind von außen nach innen kunstvoll verschlungen und mit Löchern versehen. Diese bedampfen die üppig wachsenden Pflanzen mit Wasser. Aus der Sonne kommend wird die Temperatur merklich kühler – Pflanzen, und Feuchtigkeit sind eine wunderbare Kombination, um im städtischen Raum Lebens- und Klimaqualität zu verbessern.
Von Grau zu Grün – Unterführung mal anders
Die Jugendherberge bildet den Abschluss der Stadt im Werden im Südosten. Gleich nebenan, im höchsten Holzhochhaus, wird im Erdgeschoss das Konzept des Hauses erläutert. Idee, Statik, Brandschutz, Umsetzung. Weitergehende Informationen und den Besuch einer Musterwohnung erleben wir digital mittels App und Video, chillig auf dem roten Sofa sitzend.
Die Scharen der morgendlichen Besucher strömen über die 1821 erbaute Wilhelm-Schleuse, die Jugendherberge ist das rötliche Gebäude im Hintergrund..
Einige Badewillige stehen am Schleusenrand… Erst beim zweiten Hinschauen fällt das Kunstwerk als solches auf.
Im „Labyrinth – Material und Technologieinformationen“ prägen nachwachsende Rohstoffe, Upcycling und Green Energy die Ausstellung und geben Einblick in die Zukunft nach dem Petrochemischen Zeitalter. Biofabrikation z.B. bedeutet, nachwachsende Materialen für tragende Bauteile, Möbel, Designelemente und Kleidung zu nutzen. Mich haben die Gummistiefel aus Mais sehr beeindruckt. Mais, der nicht mehr als Lebensmittel verwendet werden kann und recyceltes Leder werden zur Herstellung verwendet. Je nach Licht- und Hitzeeinfall riechen die Stiefel später nicht nach altem Käse, sondern nach Popcorn.
Maisgummistiefel – aus Recyclingleder und Mais
Die Algenschuhe bestehen zu 60% aus Algen, die währen der Algenblüte abgefischt werden, um Binnengewässer zu reinigen. Der Hersteller informiert, dass ein Paar Schuhe in Größe 42 somit 215 Liter sauberes Wasser ins Ökosystem zurückführen.
Innovative Techniken können vom Buga-Besucher bestaunt oder ausprobiert werden. Pflanztöpfchen maschinell einsäen lassen mit Aufdruck der Buga und individuellem Schriftzug? Na, da lasse ich mich nicht bitten. Am Tablet wähle ich mein Pflänzchen und die Beschriftung des Töpfchen und starte das Programm. Durch die Scheiben der Maschine beobachtete ich den Produktionsfortschritt und nehme nach wenigen Augenblicken mein Töpfchen in Empfang.
Digitales Säen am Tablet
Fertig eingesätes Pflanztöpfchen
Im Inklusionscafé Samocca machen wir eine Kaffeepause. Um zu bestellen, füllen wir einen Zettel aus und geben ihn einer Servicekraft mit, so ist Inklusion möglich. In weiteren Ausstellungen schauen wir uns an, wie sich Mobilität in Zukunft verändern wird – nur hoffentlich nicht so…
Simsonwickler – das Kunstwerk weist auf die Zukunft der Mobilität hin
Blick über den Floßhafen zur Stadt im Werden und der Genussmeile
Mit Blick auf den Floßhafen lösen wir uns von der Stadtausstellung.
Inzwischenland mit Inzwischenwald
Blümchen zum Schauen, da hatte Bernhard anfänglich recht, gibt es natürlich auch jede Menge!
Die Bienen freuen sich über das Nektarangebot
Blütenstrukturen
Blütenpracht
Wir streifen durch das Inzwischenland, dass sich wiederum in drei Themenbereiche aufteilt. Im Inzwischenwald sind mannigfaltige Themengärten untergebracht. Viele laden zum Verweilen, Ausprobieren, Staunen und Mitmachen ein. Wir machen eine Pause beim Schachverband und lassen uns auf ein Spiel ein.
Gartenschach
Im Apothekergarten rätsele ich Düfte und Oberflächen den passenden Pflanzen zu. Die Landfrauen bieten jeden Tag andere Angebote, heute kosten wir verschiedene Brotaufstriche auf römischem Brot. Im Kirchengarten spiele ich selbst „Gartenorgel“.
Kirchengartenorgel
Bei der Regionalen Genussmeile essen wir – weil wir nun mal da sind – schwäbisch: Linsen mit Spätzle und Maultaschen auf Salat – sehr lecker!
Linsen mit Spätzle
Maultaschensalat
Immer mal wieder hören wir Musik von Johann Strauß und anderen über das Gelände klingen. Beim Mittagessen am Floßhafen erahnen wir, dass die Musik vom Karlssee kommt.
Blick über den Floßhafen zur Stadt im Werden und der Genussmeile
Zu jeder vollen und halben Stunde finden im Karlssee Wasserspiele zur Musik statt.
Wasserspiele
Ein wunderschöner – je nach Standplatz auch feuchter – Anblick. Wie Balletttänzer wiegen sich die Fontänen im Walzertakt – da zappeln die eigenen Füße und wollen mitmachen.
Wasserspiele mit Musik am Karlssee mit Blick zum Kletterfelsen
Spielmöglichkeiten für junge und Junggebliebene bieten sich überall. Kletterwand, Rutschen, Kletterparks, Wasser, Hängematten laden zum Mitmachen ein. Manchmal schauen wir nur zu, ab und an lassen wir uns gerne und mit Spaß zum Spiel verleiten.
Kletterkugel
Auf den Rasenwällen stehen Bugabunte Sonnenschirme und laden zum darunter Verweilen und ausruhen ein. In den Wellentälern sind Pflanzenbänder in verschiedenen Farben gepflanzt. Libellen schwirren herum und treiben ihr Liebesspiel.
Libellenliebe
Wie eigene, auch sehr kleine Gärten zum Verweilen einladend gestaltet werden können, entdecken wir in allen Buga-Bereichen, und lassen die Seele dort immer wieder baumeln.
Mich beeindrucken die Bionischen Pavillons, die sich Baustrukturen von Tieren zum Vorbild genommen haben. Der Holzpavillon folgt dem Konstruktionsvorbild von Segmentschalen von Seeigeln und der Faserpavillon dem von Faserverbundstrukturen von Käfern. Hört sich sehr kompliziert an, ist aber wunderschön anzuschauen. Ich finde es hochinteressant, wie Wissenschaft heute forscht und sich die Natur zum Vorbild nimmt, um für Menschen Lebensqualität zu schaffen und dabei die Natur und das Klima zu schonen.
Vom Anleger bei der Alten Reederei setzen wir mit dem Schiff über zum „Neuen Ufer“. Dort ist in einem ehemaligen Fabrikgebäude die „Zeitreise Neckar“ beeindruckend und innovativ aufbereitet. Lass dich überraschen, wie der Neckar seit grauer Vorzeit als Verkehrsweg genutzt wurde und Handel möglich machte. Verschiedene Naturschutzinitiativen stellen Naturgärten vor und wir rätseln über viele Fragen im Weltgarten. Unter dem Motto: Made in Heilbronn-Franken präsentieren sich Handwerk und Landwirtschaft. Bernhard verkostet in einem kunstvoll gefertigten Pavillon sehr leckeren Wein. Das Weingut werden wir demnächst besuchen und eine Weinbergwanderung mitmachen. Darüber berichte ich in einem Folgeblog.
Regionenpavillon
Überhaupt ist die Gegend um Heilbronn, die Neckar-Zaber-Region, einen weiteren Ausflug wert – Wandern und Radfahren stehen dann auf dem Programm und eine Übernachtung mal nicht im Wohnmobil. Trage Dich bei meinem Newsletter ein, dann erfährst Du immer von meinen neuesten Blogbeiträgen.
Das Handwerk präsentiert sich witzig, frech, jung, innovativ. Als Hingucker haben Kunstschmiede-Auszubildende Bilder geschaffen, in dem die Gewerke der einzelnen Handwerkszünfte eingearbeitet sind. Sprüche mit interessanten Statements werben bei jungen Leuten für den „goldenen Boden“ des Handwerks. Wer mit Kreativität, natürlicher Wertschöpfung, nachhaltigen Handeln arbeiten und das Klima schützen will, der ist im Handwerk sehr gut aufgehoben.
Handwerksressource Azubis
Wir spazieren zurück zum Karlssee über das Biotop Neckarufer und genießen den Anblick der spielenden und – verbotenerweise – im Karlssee planschenden Kinder am Strandspielplatz. Viele Schulklassen und Kindergartengruppen sind auf dem Gelände unterwegs, forschen, entdecken, spielen und haben jede Menge Spaß. Wir bewundern die begleitenden LehrerInnen und ErzieherInnen, denn diese Rasselbanden, die so ungemein interessiert und aufmerksam die Welt erkunden möchten, zusammenzuhalten, kostet sicherlich viel Kraft.
Strandspielplatz
Die Sommerinsel
Am Ufer des Sees entlang erreichen wir den Kletterfelsen, den Hochseilgarten und die Riesenrutsche, die wir gleich ausprobieren.
Die Betreuung am Kletterfelsen hat die Sektion Heilbronn des Deutschen Alpenvereins übernommen, die ehrenamtliche Helfer für alle Tage der Buga stellen.
Kletterlandschaft
Oben auf dem Wall des Kletterfelsens haben wir einen guten Ausblick über das Buga-Gelände und die Wasserspiele, die wir von hier aus trocken genießen können, allerdings ohne Musik, denn die Lautsprecher sind nur nach Südosten ausgerichtet.
Auf der hochliegenden Promenade stehen Bänke, der Güterverkehr rangiert unterhalb. Dieser spannend gestaltete Wall wird zukünftig die Bewohner der „Stadt im Werden“ vor dem Bahnlärm schützen.
Der Rosengarten ist für mich – wie immer – ein Highlight. Unzählige Düfte steigen mir in die Nase, denn es wurden überwiegend Duftrosen gepflanzt. Augen zu und Nase auf – hier könnte ich Stunden verweilen.
Wir aber wollen weiter zum Fruchtschuppen und landen beim Angebot des Spielmobils. Eine tolle Abwechslung, denn die Aufmerksamkeit wird anders gefordert und das Lachen schafft sich Raum.
Fruchtschuppen
Im ehemaligen Fruchtschuppen sind unter anderem die Blumenausstellungen. Sie werden wöchentlich (!!!!) gewechselt. Wohl dem, der in der Nähe wohnt und eine Dauerkarte hat. Mich beeindrucken die Rosenarrangements und der Gestaltungsausdruck der FloristInnen. Mit immer wieder neuen Themenstellungen wetteifern sie um die Prämierung ihrer Ideen. Nutznießer sind wir BesucherInnen, die sich an den unterschiedlichen Arrangements erfreuen können.
Rosenarrangement
Für uns geht der Buga-Tag damit zu Ende. Leider haben wir nicht alles gesehen und vor allem, nicht alles ausprobieren können. Eine Zwei-Tages-Karte würde sich da schon lohnen!
Hochbeet mal anders – Bild enthält unbezahlte Werbung!
Öffnungszeiten: vom 17.4. bis 6. Oktober 2019, täglich von 9 bis 19.30 Uhr, bei Abendveranstaltungen auf Bühnen auch länger.
Infos zur Buga 2019 in Heilbronn
Öffnungszeiten: vom 17.4. bis 6. Oktober 2019, täglich von 9 bis 19.30 Uhr, bei Abendveranstaltungen auf Bühnen auch länger.
Eintrittspreise: Zwischen 8 und 23 €, je nach Kategorie. Im Eintrittspreis ist die Nutzung des ÖPNV im Tarifgebiet HNV inbegriffen. Es gibt ein Baden-Württemberg-Ticket (gilt zum Teil auch außerhalb von BW), dass für 30 € An- und Rückreise und Tagesticket beinhaltet.
Gastronomie: Die Versorgung mit kulinarischen Angeboten ist exzellent, es gibt 14 Standorte auf dem Buga-Gelände
Barrierefreiheit: Das Buga-Gelände ist barrierefrei gestaltet. Hilfsmittel, vom Leiterwagen bis zum E-Scooter können ausgeliehen werden.
Hilfsmittelverleih
Toiletten, auch Barrierefrei und in Kinderhöhe, sind ausreichend überall auf dem Gelände platziert und haben immer das gleiche Design.
Toiletteninseln auf der Buga sehen immer gleich aus
Anfahrt: Über A 6, Abfahrt Heilbronn-Untereisesheim, der Neckartalstraße folgen bis zum Abzweig Wertwiesenpark, auf die 293 über den Neckar (ab da WoMo-Stellplatz ausgeschildert), über den Altneckararm und die 2. rechts in die Rosenberger Straße abbiegen, 2. Kreuzung rechts in die Neckarhalde abbiegen.
Beschreibung: Der Stellplatz liegt sehr ruhig unter Bäumen und ist kostenlos. Die wenigen Stromanschlüsse, Entsorgung von Toilette und Frischwassertanken kostet Gebühr. Der Wertwiesenpark, mit Toiletten und Kiosk, ist von 7 bis 22 Uhr geöffnet. Die Buga ist in 1,2 km, der Freibadeingang ca. 300 m Entfernung.
Übernachtung auf dem Buga Gelände Auf dem Buga Gelände ist die neue Jugendherberge Heilbronn entstanden. Paula-Fuchs-Allee 3, 74076 Heilbronn, Nähe Europaplatz, Tel: 07131-172961 Die Jugendherberge bietet 180 Betten, darunter auch Barrierefreie zum Preis ab 23,90 € Übernachtung und Frühstück.
Übernachtung beim Buga Gelände Die Harbr Hotelkette bietet u.a. ein Buga-Wochenendfamilienpaket für 224 € an, 2 ÜN/F im Familienzimmer für Erwachsene und Kinder bis 15 Jahre und Tageskarten für die Buga. Doppelzimmer kosten ab 95 €.
Bugalageplan
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Willkommen
Hallo von Anne-Bärbel
Ich bin eine Reisende -fern und nah-, Abenteurerin, Humanistin, Freigeist. Reisepunsch.de bietet die Vielfalt des Reisens in Geschichten, Tipps, Infos, Genuss, und Empfehlungen. Für Dich zum Teilhaben oder vielleicht zum Selbsterleben!?